Fokus auf 3 Kernbereiche
SAP zieht sich aus dem CRM-Wettbewerb mit Salesforce zurück
SAP CEO Christian Klein versteht, dass ausufernde Kosten in konjunkturell anspruchsvollen Zeiten nicht toleriert werden und rückt 3 Bereiche in den Fokus von SAP: Energiewende, Lieferkettenengpässe und ESG-Kriterien.
Letzte Woche hat Deutschlands größer Softwarekonzern SAP Q-Zahlen vorgelegt, die im Rahmen der Erwartungen liegen: 12% Umsatzwachstum auf 8,44 Mrd. Euro und 17% Gewinnwachstum auf 1,71 Mrd. Euro.
Der Cloud-Umsatz ist um 30% auf 1,71 Mrd. Euro gewachsen. Für das Jahr 2023 prognostiziert SAP einen Gewinn von 8,8 - 9,1 Mrd. Euro, etwas mehr als von Analysten erwartet. Die Aktie war in den
vergangenen drei Monaten um 30% angesprungen und gab nach den Zahlen etwas ab.
3.000 Stellen möchte SAP weltweit streichen, das sind etwa 2,7% des Personals. CFO Luka Mucic erwartet davon Einsparungen in Höhe von 300 - 350 Mio. Euro. Ich gehe in unserer aktuellen
Heibel-Ticker Ausgabe auf die Stellenstreichungen der IT-Branche gesondert ein.
Die eigentlich interessanten Themen befanden sich jedoch im Kleingedruckten. CEO Christian Klein möchte SAP auf das Kerngeschäft fokussieren. Qualtrics wurde 2018 vom damaligen CEO Bill McDermott
gekauft, um die Online-Datenanalyse in die SAP-Produkte einzubinden. Es war der Versuch, dem erfolgreichen Wettbewerber Salesforce etwas entgegen zu setzen.
Während SAP ursprünglich in der Finanzbuchhaltung zu Hause war und seine Expertise auf die Beschaffungslogistik ausweiten konnte, punktete Salesforce beim Vertrieb und dem Kundenmanagement.
SAP-Software wird daher als ERP (Enterprise Resource Planning) bezeichnet, während Salesforce CRM (Customer Relationship Management) anbietet.
Trennung von Qualtrics
Wer von Ihnen in einem großen Konzern arbeitet, weiß, dass der Vertrieb stets eine besondere Machtposition innehat, weil der Kontakt zum Kunden stets zu den wichtigsten Werten eines Unternehmens gehört. So müht sich SAP seit Jahrzehnten ab, insbesondere den CRM-Teil seines Softwarepakets zu verbessern.
Doch CEO Klein hat mit diesem Ziel nun gebrochen. Qualtrics als Köder für Vertriebsmannschaften wird abgestoßen. Online-Marktforschungsdaten sind laut CEO Klein auch in die SAP-Software
integrierbar, wenn Qualtrics nur noch Partner und nicht mehr Tochter ist. Das heißt aber auch, dass Qualtrics seine Daten künftig auch Wettbewerbern, vielleicht sogar Salesforce, zur Verfügung
stellen kann.
Außerdem würden die Stellenstreichungen insbesondere im Bereich der CRM-Software vorgenommen, da man dort nicht Marktführer sei. Das Unternehmen konzentriere sich auf seine Kernprodukte, mit denen
man Marktführer sei und weltweit weiter Marktanteile hinzugewinne, so CEO Klein.
SAP hält noch 70% an Qualtrics. Beim aktuellen Kurs würde SAP die für 8 Mrd. USD übernommene Qualtrics zu etwas mehr als 8 Mrd. USD an den Markt bringen. Obwohl Qualtrics seinen Kundenstamm unter
dem Dach von SAP in den vergangenen vier Jahren verdreifachen konnte, wird das Unternehmen nun Plusminus Null verkauft. Die Aktie von Qualtrics sprang letzten Donnerstag um 30% an. Daran ist
ablesbar, dass SAP wohl eher eine Last für das Unternehmen darstellte.