Vor der nächsten Finanzkrise? - Seite 3
Und tatsächlich: Inzwischen werden diese Titel von einschlägigen Hedgefonds massiv geshortet. Der Zusammenhang ist also eindeutig – da haben gut informierte Investoren den Braten gerochen und bereits gehandelt, als sich alle anderen noch in Sicherheit wiegten.
Die Probleme von SVB und Co. wecken unschöne Erinnerungen an die Finanzkrise, zumal am Sonntag mit der Signature Bank aus New York auch schon die zweite Bank von den Behörden geschlossen wurde. Der Schritt wurde ausdrücklich damit begründet, dass sonst die Stabilität des Finanzsystems gefährdet wäre.
Wie groß ist das Problem eigentlich?
Schauen wir also auf die Dimensionen des Problems. Der Zinsanstieg seit 2022 hat die Bilanzen der Banken kräftig unter Druck gebracht. In den vergangenen Quartalen summierten sich die unrealisierten Verluste aus Wertpapieren (hauptsächlich Anleihen) auf 690 Mrd. Dollar (Stand 30.09.2022). Per Jahresende 2022 ging dieser Wert zwar auf 620 Mrd. Dollar zurück. Liegt aber immer noch weit über den Werten der Vorjahre:
Als Folge davon stieg zwar nicht die Zahl der „Problembanken“ (siehe blaue Kurve im folgenden Chart), aber die Höhe der Vermögenswerte, die im Feuer standen (gelbe Säulen).
Dieser Wert ging zwar im 4. Quartal 2022 wieder zurück, dürfte nun aber wieder nach oben schnellen.
Die Unterschiede zur Finanzkrise
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Es gibt jedoch zwei wichtige Unterschiede zur Finanzkrise von 2008: Erstens sind die Dimensionen erheblich geringer. Damals betrug das Volumen allein der besonders kritischen hypothekenbesicherten Wertpapiere (mortgage-backed securities, MBS) auf Wohnhäuser – je nach Berechnung – zwischen 3.762 bis 4.966 Mrd. Dollar. Davon sind am Ende zwischen 6,3 und 8,0 Prozent ausgefallen.
Überträgt man diese Ausfallrate auf den oben genannten Buchverlust von Dezember 2022 (620 Mrd. Dollar), kommt man auf weniger als 50 Mrd. Dollar tatsächliche Verluste. Selbst das Doppelte davon erscheint tragbar – gemessen an den Summen, die inzwischen bei den verschiedenen Gelegenheiten bewegt werden.
Zweitens sind die Summen, die betroffen sind, Kundengelder und keine Vermögenswerte von Banken, wie es in der Finanzkrise der Fall war. Ein Domino-Effekt im Bankensystem ist daher weniger wahrscheinlich. Natürlich wäre ein Verlust auch für die Kunden fatal. Diese sind überwiegend Unternehmen und könnten dadurch bankrottgehen. Das hätte entsprechende negative Folgen für die Wirtschaft, insbesondere für die betroffenen Beschäftigten.