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     2109  0 Kommentare US-Geldpolitik: Das große Zins-Spiel ohne Ball

    Für Sie zusammengefasst
    • US-Notenbank rechnet mit mehr Wachstum und solider Beschäftigung
    • Fed bleibt trotzdem zinsrestriktiv und lässt Leitzins unverändert
    • Zinssenkungsphantasie begrenzt, Inflationsbekämpfung wird schwieriger

    US-Geldpolitik: Das große Zins-Spiel ohne Ball

    Gemäß letzter Sitzung rechnet die US-Notenbank mit mehr Wachstum bei solider Beschäftigung. Um den Inflationsdruck kleinzuhalten, tönt sie ziemlich zinsrestriktiv. Doch warum lässt die Fed ihren aktuellen Leitzins dann unverändert? Steht nicht in jedem Lehrbuch, Preisgefahren vorbeugend zu bekämpfen, um sie später nicht wie Unkraut wuchern zu lassen? Hat die Fed aus ihrem Fehler eines zu späten Beginns des Zinserhöhungszyklus nichts gelernt? Wie passt das alles zusammen?

    Laut Fed-Chef Jerome Powell ist der Zinserhöhungsprozess noch nicht beendet, 2024 solle es nur zwei statt vier Senkungen geben. Und der erste Zinsschritt Richtung Süden werde auch erst spät im Jahr erfolgen. 2025 sei dann mit einer Senkung auf jahresendlich 3,9 Prozent zu rechnen, was absolut aber immer noch nur eine überschaubare Zinssenkungsphantasie wäre. Zins- und Aktienmärkte reagieren wie Kinder, die Angst vor dem Gewitter haben.

    Wie viel Inflationsbekämpfung kann und will die Fed noch durchführen? 

    Mittlerweile liegen die (Leit-)Zinsen bzw. Anleiherenditen in den USA auf real positivem Niveau, also nach Inflation. Damit ist der freie Mittagstisch, sich über Weginflationierung der Verschuldung zu entledigen, nicht mehr verfügbar. Das bremst natürlich das Kreditwachstum, weil der Schuldendienst aus eigener wirtschaftlicher Kraft erwirtschaftet werden muss. Gleichermaßen restriktiv wirkt die inverse US-Zinsstrukturkurve: Der teuren kurzfristigen Mittelaufnahmen der Geschäftsbanken bei der Fed stehen margenarme Kreditausleihungen an Verbraucher und Unternehmen gegenüber. Für eines der „kreditdrogenabhängigsten“ Länder der Welt ist das weder wachstums- noch inflationsfördernd.        

    Und was ist mit den sehr happigen Lohnforderungen der amerikanischen Auto-Gewerkschaften? Könnten sich diese zu einer landesweit massiven Lohn-Preis-Spirale entwickeln, den rückläufigen Inflationstrend wieder umkehren und die Fed zu klaren Zinsrestriktionen zwingen?

    Zunächst, wegen der ordentlichen Finanz- und Gewinnlage kann die Autoindustrie hohe Lohnerhöhungen einigermaßen verkraften. Zudem sollten die Gewerkschaften nicht überreizen. Wenn alle drei großen Autobauer bestreikt werden, sind die Streikkassen nach ungefähr elf Wochen leer. Auch sollte ihnen bewusst sein, dass für die immer größere Produktion batteriebetriebener Autos über 30 Prozent weniger Arbeiter als für klassische Pkw und Lkw mit Verbrennungsmotor benötigt werden, was den aktuellen Facharbeitermangel und entsprechenden Lohndruck relativiert. Zudem wird die Künstliche Intelligenz immer stärker Einzug in die Fabrikhallen finden und Arbeiter ersetzen. Und nicht zuletzt steht mit dem Nachbarland Mexiko ein attraktiver Alternativstandort zur Verfügung. 

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    Robert Halver
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    Robert Halver verfügt über langjährige Erfahrung als Kapitalmarkt- und Börsenkommentator und ist durch regelmäßige Medienauftritte bei Fernsehsendern und Radiostationen, auf Fachveranstaltungen und Anlegermessen sowie Fachpublikationen und als Kolumnist einem breiten Anlegerpublikum bekannt. Seine Markenzeichen, die unterhaltsame, bildhafte Sprache, kommen bei keinem seiner Auftritte zu kurz.

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    Verfasst von Robert Halver

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