Falsche Sicherheit
Marktkommentar zum 4. Quartal 2023 - Seite 2
USA wachsen über den Erwartungen
Die USA sind in diesem Jahr die Wachstumslokomotive der Weltwirtschaft. Das Wirtschaftswachstum liegt mit 2,4 Prozent spürbar über den Erwartungen und die Zinserhöhungen der Notenbanken scheinen sich kaum auf die amerikanische Wirtschaft auszuwirken. Das liegt an zwei wesentlichen Einflussfaktoren. Zum einen ist der Konsum, welcher zwei Drittel der amerikanischen Wirtschaftsleistung ausmacht, nach wie vor sehr stark. Gestiegene Aktienkurse sowie nach wie vor hohe Immobilienpreise in Kombination mit einer sehr niedrigen Arbeitslosenquote sorgen für Sicherheit bei den Konsumenten. Zum anderen sorgen exorbitante Staatsausgaben dafür, dass das Wirtschaftswachstum gestützt wird. Die amerikanische Investmentgesellschaft First Trust schätzt das amerikanische Haushaltsdefizit für 2023 auf 1,74 Billionen US-Dollar oder umgerechnet 6,5 Prozent des amerikanischen Bruttoinlandsproduktes.
Inflation noch nicht besiegt
Die Inflationsraten dies- und jenseits des Atlantiks sind nach wie vor viel zu hoch und das Ziel der Preisstabilität für die Zentralbanken folglich noch in weiter Ferne. Zuletzt sind die Inflationsraten in den USA nach einem Wert von drei Prozent im Juni wieder auf 3,7 Prozent gestiegen und auch in der Eurozone lag die Inflation bei 5,2 Prozent nur unwesentlich unter den Vormonatswerten. Ursächlich hierfür waren besonders die gestiegenen Rohstoffpreise. So stiegen beispielsweise Ölpreise wieder auf über 95 US-Dollar je Barrel und verteuerten sich verglichen mit den Juli-Ständen um etwa ein Drittel aufgrund der Antizipation einer Nachfrageverbesserung infolge eines stärker als erwarteten Wirtschaftswachstums.
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Bislang waren Rohstoffe in diesem Jahr für einen Großteil der Disinflation verantwortlich, da sie in Erwartung einer globalen Rezession deutlich gefallen waren. Mit dem Ausbleiben einer Rezession und den verbundenen besseren Wachstumsaussichten wird auch eine stärkere Nachfrage nach Rohstoffen einhergehen. Dies erhöht bei gleichbleibendem Angebot die Preise dieser Rohstoffe und wirkt inflationär. Damit könnten die Zentralbanken gezwungen sein, ihren Zinserhöhungszyklus fortzusetzen. Weiter steigende Zinsen würden das Wirtschaftswachstum erneut belasten und eine Rezession wahrscheinlicher machen. Wir erwarten, dass die Inflationsraten sich in den kommenden Monaten zwischen zwei und vier Prozent sowohl in der Eurozone als auch in den USA einpendeln werden.