Fiskalklippe
Die Polit-Comedy
Das Wort Fiskalklippe dürfte mittlerweile jedem geläufig sein, der sich auch nur ein klein wenig mit Börse befasst. Es dürfte eines der meistzitierten Wörter in der Marktberichterstattung in den letzten Wochen gewesen sein.
Die USA zeigen gerade mal wieder, dass in ihnen auch in überlebenswichtigen politischen Fragen immer ein Stückchen Hollywood steckt.
Was die Fiskalklippe ist, dürfte daher auch mittlerweile jedem klar sein. Allerdings erschließt sich mir immer noch nicht das Theater, das darum in den USA veranstaltet wird. Liegt es daran, dass das Land, aus dem die ganzen Hollywood-Filme kommen eine grundsätzlich höhere Neigung zur Theatralik hat? Erst hört man, eine Einigung wird schwierig. Dann kommt der Republikanische Oppositionsführer John Boehner und sagt, es sieht gut aus. Später dann ist wieder zu hören, dass es schlecht aussieht, nur damit der US-Präsident Barack Obama kurz darauf wieder die Hoffnungen auf eine Lösung weckt. Doch halt! Es dauert nicht lange, bis wieder das Dementi von Boehner kommt.
Dieses vollkommen alberne Parteiengeplänkel in einer so wichtigen Frage – es dürfte außer Frage stehen, dass die automatischen Belastungen der US-Bürger um geschätzte 600 Milliarden Dollar das vom Konsum abhängige Land schwer treffen dürfte – ist für uns Europäer nur schwer nachvollziehbar. Dabei ist ja auch die Tatsache, dass es die Fiskalklippe überhaupt gibt schon eine direkte Folge der US-Polit-Clown-Show. Schon einmal, im August des vergangenen Jahres, drohte die USA die selbst auferlegte Schuldengrenze zu erreichen. Die Folge wäre eine Zahlungsunfähigkeit des Staates gewesen, da die USA mit Defiziten im Billionen-Dollar-Bereich weit davon entfernt sind, ihr Budget ohne neue Schulden stemmen zu können. Damals gab es dasselbe Polittheater wie jetzt. Republikaner und Demokraten einigten sich buchstäblich erst in allerletzter Minute auf genau den Kompromiss, der jetzt wiederum die USA bedroht.
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Die USA geben dabei kein wirklich souveränes Bild ab. Die Gefahr ist dabei groß, dass die USA ihre Glaubwürdigkeit am Markt verspielen. Schuldengrenzen werden unter größtmöglicher Theatralik einfach weiter nach oben verschoben, jeweils mit dem Spannungsbogen eines Hollywood-Thrillers, der in letzter Sekunde erst ein Happy End schafft. Die USA müssen aufpassen, dass die Anleger nicht irgendwann die Nerven verlieren und die Lust, Jahr für Jahr weitere Billionen in die USA zu pumpen. Dann wird aus dem Thriller ganz schnell ein Drama. Nicht nur in Hollywood … bis dahin werden die Märkte mit den Wasserstandsmeldungen schwanken.