EUR/USD
EZB verbreitet Zuversicht – Ist die Euro-Krise wirklich schon vorbei? - Seite 2
Aber dieses Vertrauen muss sich immer wieder neu verdient und durch Zahlen am Ende bestätigt werden. Denn und da will ich mich eines zugegeben sehr abgedroschenen und etwas weit hergeholten, aber dennoch passenden Zitates bedienen: „Das Kapital der Investoren ist ein scheues Reh.“ Übertragen auf die aktuelle Situation bedeutet dies und das hat uns auch die Vergangenheit gelehrt, das Geld kann schneller wieder aus diesen Ländern abgezogen werden, als es jetzt gerade wieder langsam - ob sicher ist die zweite Frage - wieder hineinfließt. Gerade deshalb würde ich auch unbedingt den weiteren Ausführungen des EZB-Präsidenten eine höhere Aufmerksamkeit schenken, in denen er die „weiter abwärts gerichteten Risiken für den wirtschaftlichen Ausblick der Eurozone“ betonte und warnte, dass eine weiter schleppende Umsetzung der Strukturreformen das Klima länger dämpfen und eine Erholung des Arbeitsmarktes und damit des Konsums verzögern könnten. Denn genau dann, und da bin ich mir sehr sicher, wird das 23-köpfige Gremium nicht mehr einstimmig für stabile Leitzinsen votieren. Der Zeitpunkt einer möglichen Senkung ist allerdings mit dem gestrigen Treffen etwas nach hinten verschoben worden, von der Agenda 2013 gestrichen ist dieser Schritt noch lange nicht.
Der Euro nutzte diesen wieder optimistischeren Grundton der Notenbanker für einen Freudensprung, der auch vollkommen logisch war, denn genau wie ich sind doch viele Euro-Skeptiker auf dem falschen Fuß erwischt worden, was die Einstimmigkeit der Entscheidung im EZB-Rat anging. Wirklich gerechnet mit einer Senkung schon im Januar dagegen hatten wohl die wenigsten. Jetzt bleibt also abzuwarten, ob sich die Märkte weiter durch die ruhige Hand Mario Draghis unter Kontrolle halten lassen und wann sie Bestätigung einer realwirtschaftlichen Stabilisierung einfordern. Denn eines ist auch ganz klar: Ziehen die Zentralbanken, vor allem die Fed und die EZB, wenn auch vorerst nur verbal, aber früher als erwartet die Zügel wieder etwas an, ohne dass sich gleichzeitig eine signifikante Verbesserung der wirtschaftlichen Lage einstellt, könnte die Angst vor einen Stopp der Liquiditätszufuhr den Aktienmärkten vorerst die Grundlage entziehen und damit auch den Euro wieder schwächen. Alles in allem bleibe ich im Gegensatz zur EZB bei meiner Einschätzung aus dem Dezember, die Ruhe in Sachen Euro-Krise ist gefährlich und bietet damit viel Abwärtspotenzial für den Euro.
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