Währungsturbulenzen
China hat den Kompass verloren - Weitere Yuan-Abwertung zu erwarten
Die chinesische Notenbank hat vor Kurzem erstmals die Währung des Landes aufgeweicht. Wurde zuvor der Fixkurs täglich neu festgelegt, orientiert sich nun das Fixing am Schlusskurs des jeweiligen Vortags. Damit steht der Renminbi stärker im Spannungsfeld der aktuellen Marktentwicklungen. Bis zum Ende des Jahres will das Reich der Mitte seinen Devisenmarkt weiter öffnen und ausländischen Notenbanken den direkten Handel mit der heimischen Währung ermöglichen.
Der Plan dahinter: China will die Aufnahme des Yuan (Renminbi) in Ergänzung zum US-Dollar, Euro, Yen und Pfund in den Währungskorb des Internationalen Währungsfonds (IWF). Das wäre der nächste Schritt zum Aufstieg des Yuan als wichtige Reservewährung.
Mitte August erwischte es die Märkte kalt: Die chinesische Zentralbank hatte den Yuan überraschend in mehreren Schritten um rund drei Prozent abgewertet. Dies schürte Sorgen um die Konjunktur Chinas und setzte die jüngsten Turbulenzen an den Börsen der Welt in Gang. Sorgen, vor einer weiteren weiteren Abwertung des Renminbi erteilte der chinesische Ministerpräsident Li Keqiang im September einer Absage.
Peking kommt an einer stärkeren Yuan-Abwertung nicht vorbei
Wie sehen es die Finanzexperten? Auf eine weitere Abwertung des chinesischen Renminbi setzt der Schweizer Vermögensmanager Felix Zulauf. Er gehe davon aus, dass der Renminbi in den nächsten Monaten weiter fällt, sagte Zulauf der „WirtschaftsWoche“.
Die Begründung folgt auf dem Fuße: China stecke in einer Zahlungsbilanzkrise. Peking könne eine unkontrollierte Abwertung des Renminbi nur verhindern durch den Einsatz seiner Währungsreserven. Durch den Kauf heimischer Währung aber entziehe die People’s Bank of China dem heimischen Kreditmarkt Liquidität, so Zulauf in der „WirtschaftsWoche“. Weil der liquide Teil der chinesischen Währungsreserven in US-Staatsanleihen steckt, verändert sich am Markt für US-Staatsanleihen die Angebots-Nachfrage-Situation grundlegend. Letztlich werde Peking an einer stärkeren Abwertung nicht vorbeikommen, heißt es weiter.
Die Folgen für den Rest der Welt seien gravierend: „China ist der größte Exporteur der Welt. Die Preise für handelbare Güter werden weiter unter Druck kommen. Das sind keine guten Nachrichten für Länder, deren Produkte mit den chinesischen auf dem Weltmarkt konkurrieren“, sagte Zulauf der „WirtschaftsWoche". Die chinesische Regierung mache seit etwa einem Jahr alles falsch: „Eine Regierung, die alles falsch macht, ist eine Regierung, die den Kompass verloren hat.“