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     3345  0 Kommentare Die Zins-Geister, die ich rief - Seite 3

    Alle Geldflut hat nichts genutzt, mittlerweile ist die japanische Wirtschaft in Deflation zurückgefallen. Zur Begründung wird auf die niedrigen Energiepreise verwiesen und beteuert, es drohe keine neue Rezession. Das wäre dann die vierte in den zurückliegenden fünf Jahren. Ministerpräsident Abé hat versucht, den Teufelskreis aus Nullzinsen und sinkender Produktivität mit aller Gewalt zu durchbrechen und mittels Geldflut Wohlstand zu schaffen. Ein Bestandteil seines Rezeptes besteht darin, gezielt weiter Schulden zu machen, das Budgetdefizit kommt derweil auf rund 10%, die Schuldenquote auf rund 250% des BIP. Der dritte „Pfeil“ der Abenomics besteht in strukturellen Reformen, z.B. soll die Erwerbsquote von Frauen nehmen, gleichzeitig sollen sie mehr Kinder bekommen.

    Mit dem Ankauf von internationalen Wertpapieren durch die BoJ erreichte man zwar eine starke Abwertung des Yen, jedoch trat der damit beabsichtigte Exportboom nicht im erhofften Umfang ein. Die nach 25 Jahren Schuldenabbau bilanziell solide japanische Industrie kassierte im Export Extraprofite, aber weder Investitionen noch Löhne stiegen in nennenswerter Größenordnung. Dadurch blieb die inländische Nachfrage flach, die privaten Einkommen stagnierten. Die schwache Währung führte zu steigenden Importpreisen, also nahmen die Lebenshaltungskosten zu, nicht aber das Wachstum.

    Die erste Lehre aus Japan: Geldflut schafft keinen Wohlstand. Das Experiment von Abé kann als gescheitert gelten.

    Noch etwas macht uns Japan vor: Die Auswirkungen einer alternden Gesellschaft. Daniel Stelter schätzt, dass die Bevölkerung bis 2060 von 127 auf 87 Millionen absinken wird. Selbst wenn das BIP pro Kopf weiter solide wachsen sollte, wird dadurch das reale Wachstum in den kommenden Jahrzehnten gedrückt. Zum Thema „Demographie und Wachstum“ siehe auch hier! In einer solchen Situation müssten alle Anstrengungen unternommen werden, die Produktivität zu steigern.

    In einem weiteren Punkt ist uns Japan voraus: Die japanische Regierung wird ihre Schulden nicht zurückzahlen können. Die Bank of Japan kauft immer mehr Staatsschulden auf, sie dürfte bald den Großteil ausstehenden Titel besitzen. Wenn sie auf Tilgung verzichtet und die Zinseinnahmen aus den Schuldtiteln an das Finanzministerium zurücküberweist, wäre das Schuldenproblem gelöst. Wie Stelter schreibt, wird diese Möglichkeit zur Lösung der Schuldenkrise seit längerem diskutiert. Die eine Seite sieht dabei nur ein begrenztes Risiko, so lange das nur ein einziges Mal gemacht wird. Da das Geld zudem schon im Umlauf ist, droht von daher auch keine Inflation. Die andere Seite verweist auf das Risiko eines Vertrauensverlustes in das Geldsystem insgesamt. Dann wäre die Konsequenz die völlige Entwertung des Geldes, zumindest Hyperinflation.

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    Klaus Singer
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