Angela Merkel

Hat Merkel wirklich keinen Plan B?

Nehmen wir an, Merkel habe einen Plan B. Dann wäre es in der Tat unklug, diesen jetzt auszubreiten. Aber:

1. Woher sollen wir wissen, ob sie wirklich einen Plan B hat, wenn sie behauptet, sie habe keinen? Das ist nur eine Vermutung. Bei Merkel spricht manches dafür, dass sie sich wirklich so auf "ihren" Weg versteift hat, dass sie tatsächlich keinen "Plan B" hat. Hätte sie nämlich einen "Plan B", dann hätte sie diesen längst kommunizieren und mit der Umsetzung beginnen müssen. Denn "Plan A", der darauf baut, eine "europäische Lösung" unter deutschem Vorzeichen zu finden, ist ja ganz offensichtlich gescheitert. Dass Merkel in der Sendung behauptete, die 28 europäischen Staaten seien sich im Wesentlichen einig, zeigt ein erschreckendes Maß an Realitätsverweigerung. Es ist also keineswegs sicher, dass Merkel wirklich einen "Plan B" hat. Im Gegenteil: Ihre Politik beispielsweise in der "Griechenland-Rettung" spricht eher für das Gegenteil: Sie hält stur auch noch dann an einer Linie fest, wenn eigentlich längst offensichtlich ist, dass diese gescheitert ist. "Alternativlos" ist nicht ohne Grund ein Lieblingswort von Merkel.
   
2. Nehmen wir dagegen jedoch an, Merkel habe wirklich (anders als von ihr selbst behauptet) einen Plan B. Das heißt, sie hätte dann auf die Frage von Anne Will nicht wahrheitsgemäß geantwortet. Aber hätte sie wirklich auf die Frage, ob es einen Plan B gebe, mit "Nein" antworten müssen, auch wenn es einen gibt? Politiker werden so etwas oft gefragt. Und sie wissen, wie sie dann antworten müssen. Beispielsweise so: "Lassen Sie uns jetzt bitte nicht über Plan B, C oder D diskutieren. Ich denke, es kommt jetzt alles darauf an, die von mir skizzierte vernünftige Lösung umzusetzen, und dafür setze ich mich mit aller Kraft sein." So hätte Merkel antworten können. So antworten viele Politiker auf vergleichbare Fragen. Aber sie hat dezidiert und ohne Zögern gesagt, sie habe keinen Plan B.

Wer auf meine Kritik, Merkel operiere ohne Plan B, entgegnet, die Kanzlerin habe in Wahrheit doch einen Geheimplan B, den sie nur nicht öffentlich verraten dürfe, der kann erstens Merkels Gedanken lesen und hält sie zweitens für jemanden, der bewusst vor über sechs Millionen Fernsehzuschauern die Unwahrheit sagt. Ob so etwas dazu beiträgt, das schwer erschütterte Vertrauen vieler Menschen zurückzugewinnen? Immerhin sagen 81 Prozent der Deutschen, sie hätten den Eindruck, Merkels Regierung habe die Kontrolle in der Flüchtlingspolitik verloren.

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