institutionelle Investoren
Warum es institutionelle Immobilien-Investoren so schwer haben - Seite 2
Es gibt Phasen, da ist es vernünftig, an der Seite zu stehen und gar nicht zu investieren. Der private Anleger kann so handeln. Der Institutionelle nicht. Er steht unter einem doppelten Druck: Dem Druck ständiger hoher Mittelzuflüsse und dem Handlungsdruck, "etwas" zu tun - und zwar auch dann, wenn es die beste Strategie wäre, gar nichts zu tun. Und ganze Abteilungen können ja schließlich nicht drei Jahre lang unterbeschäftigt oder gar ganz untätig herumsitzen. Das geht schon angesichts des deutschen Arbeitsrechtes, das kurzfristigen Personalabbau praktisch unmöglich macht, nicht.
Im schlimmsten Fall wird E. sogar noch wirtschaftlich bestraft, wenn er nichts tut. Das ist dann der Fall, wenn seine Vergütung an ein bestimmtes Volumen gebunden ist, also beispielsweise "Ankaufsgebühren". Es bedarf schon einer sehr altruistischen Gesinnung, bei einer solch verkehrten Anreizstruktur nichts zu tun oder gegen den Strom zu schwimmen. Daher mache ich dem einzelnen Angestellten bei einer Versicherung oder einem Versorgungswerk keinen Vorwurf. Denn die Struktur und die Anreizsysteme sind so, dass sie ein Verhalten begünstigen, über das man eigentlich nur mit dem Kopf schütteln könnte - wenn man nicht berücksichtigte, dass es aus Sicht des Angestellten leider rational ist, sich so zu verhalten.
Die gesetzlichen Regulierungen in der Finanzindustrie bestärken noch zusätzlich das Verhalten der Misserfolgsmeider: Richtlinien wie die AIFM sehen alles nur noch unter Risikovermeidungsaspekten. Geschrieben wurden sie von Beamten, die niemals in ihrem Leben wirtschaftlich erfolgreich investiert haben, und die am liebsten allen Investoren vorschreiben würden, beamtenmäßig zu denken und zu "handeln".
Der erfolgreichste Immobilieninvestor, den ich persönlich kenne, hat es anders gemacht: Christoph Kahl von Jamestown hat in den 90er Jahren, als fast alle Anbieter geschlossener Fonds nach Ostdeutschland gingen, weil sich Produkte mit Steuervorteilen am besten verkaufen ließen, auch den Markt dort angeschaut. Er hat sich dann aber ganz bewusst entschieden, dort nicht mitzumachen. Im Nachhinein hat sich dies als kluge und sehr weitsichtige Entscheidung erwiesen. Er blieb im amerikanischen Markt. Als dort eine extreme Euphorie ausbrach, verkaufte er fast alle Immobilien - und erwirtschaftete auf diesem Weg insgesamt für seine Anleger fast 19 Prozent p.a. Dann legte er einige Jahre keinen Fonds auf, machte also "nichts".