Chancen und Risiken für die Jahresend-Rallye - Seite 4
Im Übrigen wird die EZB ein „Glaubensbekenntnis“ aussprechen: Im Falle von Tapering wird sie unmissverständlich klar machen, dass ihr Rettungsversprechen auch zukünftig gilt. Und dieses Vertrauen wird der EZB auch tatsächlich entgegengebracht. Denn der auf die Gerüchte über Tapering erfolgende Anstieg der Renditen 10-jähriger Staatsanleihen fiel verhalten aus. Renditeerhöhungen wie im Frühjahr 2015, als Gerüchte über ein frühzeitiges, ein „Early Tapering“ der EZB die Runde machten, sind also nicht zu erwarten.
Weitere geldpolitische Spielarten sind ohnehin denkbar. Die EZB könnte Staatsneuverschuldung bereits an der Quelle finanzieren. Der an dieser Stelle gerne gegebene Hinweis, dies sei rechtlich nicht möglich, überzeugt nicht wirklich. Denn das gleichzeitig inflationäre und massive Abrücken der EZB von der Stabilitätspolitik einer Deutschen Bundesbank – das war einmal eine Top-Bedingung für die Einführung der Gemeinschaftswährung Euro – hat bis heute keine juristischen Konsequenzen gehabt.
Ebenso könnte die EZB wie die Schweizer und japanische Notenbank Aktien aufkaufen, um damit Kapitalmarktfinanzierungen der börsennotierten Unternehmen zu erleichtern.
Ängste vor einem Ende der ultralockeren Geldpolitik sind unangebracht. Die EZB weiß selbstverständlich, dass die Rückbesinnung auf eine Geldpolitik mit normal hohen Zinsen und normaler Liquiditätsausstattung zu schweren Verwerfungen an den Finanzmärkten führen würde, die über sprunghaft ansteigende Risikoaversion eine bereits geschwächte Realwirtschaft in die Rezession treiben würde.
Aktuelle Marktlage und Anlegerstimmung – Keine Impulse von der US-Berichtsaison
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Fundamentale Aktienargumente bleiben zunächst Mangelwahre. Mit dem Start der US-Berichtsaison für das zurückliegende III. Quartal 2016 in der nächsten Woche dürfte sich der verhaltene Gewinntrend von Corporate America zum fünften Quartal in Folge fortsetzen. Ein positives Gewinnwachstum in der Finanz- und Baubranche sowie bei Versorgern wird dabei von deutlichen Gewinnrückgängen im Energie-, Automobil-, Transport- und Technologiesektor – den Schwergewichten im S&P 500 Index – überkompensiert. Angesichts von bereits im Vorfeld gesenkten Gewinnerwartungen dürften allerdings „positive“, wenn auch wenig aussagekräftige Überraschungen die Regel sein. Deutlich stärker im Anlegerfokus werden die Ausblicke der Unternehmen für das kommende Jahr stehen. Insbesondere Alcoa könnte als konjunktureller Frühindikator aufschlussreich sein.