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    Politische Korrektheit  1832  0 Kommentare Satire: Ich lerne politische Korrektheit (5)
    SPD will Managergehälter kappen - Seite 2

    12 Mal mehr? 20 Mal mehr?

    Mein PC-Lehrer klärte mich auf: "Du denkst mal wieder viel zuviel nach. Hier geht es um soziale Gerechtigkeit und nicht um Rechenmodelle. Also, da gibt es unterschiedliche Vorstellungen. In der Schweiz initiierten die Jusos eine ‚1:12 Initiative für gerechte Löhne'. Danach sollten die Topeinkommen auf das Zwölffache eines einfachen Arbeiterlohns begrenzt werden. Die Schweizer haben diese Initiative für mehr soziale Gerechtigkeit abgelehnt, was einmal mehr zeigt, wie rückständig die Eidgenossen sind, die ja sogar gegen die Abschaltung von Atomkraftwerken gestimmt haben." Also, das leuchtete mir ein, dass ein so rückständiges Land, in dem sogar das Frauenwahlrecht erst 1971 eingeführt wurde, bestimmt kein Maßstab für soziale Gerechtigkeit sein kann.

    Bei den Jusos in Deutschland fand das 1:12-Modell viel Beifall. Die Linke fordert dagegen in ihrem Wahlprogramm: "Wir wollen verbindliche Obergrenzen für Manager- und Vorstandsgehälter: nicht mehr als das Zwanzigfache des niedrigsten Gehaltes im Unternehmen." Wenn demnach der Postbote bei Daimler 30.000 Euro im Jahr bekommt, dürfte der Vorstandsvorsitzende Zetsche nach den Jusos 360.000 Euro im Jahr bekommen und nach der Linkspartei 600.000 Euro. Triumphierend meinte mein PC-Lehrer: "Also das ist doch so viel Geld, da ist doch ganz klar, dass jeder, der mehr haben will, einfach nur gierig ist." Ich merkte, wie er im Hinterkopf sein eigenes Gehalt mit den 360.000 oder gar 600.000 Euro verglich. "Zetsche hat 2015 9,7 Millionen Euro bekommen, das sind also sicherlich mindestens 9 Millionen mehr, als sozial gerecht wären. Mindestens."

    Der Vergleich mit dem Fußball

    Ich gebe zu, ich tat mich immer noch ein wenig schwer damit. "Wenn man das auf den Fußball überträgt, dann hieße das doch, dass ein Spieler wie Thomas Müller vom FC Bayern laut den Jusos nur noch 360.000 Euro im Jahr und nach der Linken nur noch 600.000 Euro im Jahr verdienen dürfte, denn der Platzwart bekommt ja nur 30.000 Euro im Jahr." Mein PC-Lehrer stimmte zu: "Richtig gerechnet. Es ist doch auch unglaublich, dass Müller 2015 23,6 Millionen Euro verdient hat. Das ist mit einer höheren Leistung wirklich nicht mehr zu rechtfertigen. Ein Zweitligaspieler bekommt 7000 bis 20.000 Euro im Monat, das sind 84.000 bis 240.000 Euro im Jahr. Will mir jemand einreden, dass Müller sich 100 Mal mehr anstrengt wie der beste Zweitligaspieler?" Ich gebe zu, dass meine Zweifel nach diesem Beispiel noch stiegen. "Vielleicht ist das Maß an Anstrengung gar nicht entscheidend, sondern vielleicht werden die Gehälter im Fußball wie bei Unternehmen einfach durch Angebot und Nachfrage am Markt geregelt? Wenn dann ein Spitzenspieler wie Müller statt bisher 23,6 Millionen künftig nur noch das verdienen dürfte, was er jetzt nach dem Komma verdient, würde er dann nicht von Real Madrid oder einem anderen Verein abgeworben? Könnte Bayern dann noch deutscher Meister oder Deutschland Weltmeister werden?" Mein PC-Lehrer raufte die Hände über dem Kopf zusammen: "Da sieht man doch nur, in welchen neoliberalen und nationalistischen Stereotypen du immer denkst. Du wirst noch viele PC-Unterrichtsstunden brauchen. Dass der Markt sozial ungerecht ist, das gehört doch nun heute zu den Binsenweisheiten - und nur neoliberale Ideologen wie ein Herr Lindner von der FDP können das Gegenteil behaupten. Und warum soll denn ausgerechnet Deutschland Weltmeister werden? Wir waren das doch schon so oft. Wäre es nicht viel gerechter, wenn mal ein afrikanisches Land diese Chance hätte? Also das spräche auf jeden Fall dafür, die geplanten Regelungen für die Managergehälter auch im Fußball einzuführen. Damit würde hier endlich Chancengleichheit hergestellt."


    Rainer Zitelmann
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    Dr. Dr. Rainer Zitelmann ist Historiker, Politikwissenschaftler und Soziologe - und zugleich ein erfolgreicher Investor. Er hat zahlreiche Bücher auch zu den Themen Wirtschaft und Finanzen* geschrieben und herausgegeben, viele davon sind in zahlreiche Sprachen übersetzt worden. * Werbelink
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    Verfasst von Rainer Zitelmann
    Politische Korrektheit Satire: Ich lerne politische Korrektheit (5)
    SPD will Managergehälter kappen - Seite 2
    "Ein Gesetz gegen die Gier", so überschreibt das HANDELSBLATT am 10. Januar den Bericht über eine Initiative der SPD, die u.a. ein festgeschriebenes Maximalverhältnis zwischen der Vergütung von Vorständen und dem durchschnittlichen Gehalt ihrer Arbeitnehmer vorsieht.

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