VW-Verstrickung in die Machenschaften der brasilianischen Militärdiktatur - Seite 2
sechs VW-Mitarbeiter aufgrund ihrer politischen Aktivitäten verhaftet
wurden. Nach Aussagen von Zeugen waren es viele mehr. Unter ihnen
sind ein in Hannover aufgewachsener Werkzeugmacher, ein spanischer
Staatsbürger und eine Sekretärin bei Volkswagen Brasilien mit
deutschen Wurzeln.
Volkswagen Brasilien lieferte offenbar eigene Mitarbeiter der
Folter aus
Übereinstimmend berichten mehrere ehemalige Mitarbeiter, dass die
Verhaftungen jeweils am Arbeitsplatz stattgefunden hätten. Nach ihren
Aussagen wurden die Festnahmen vom VW-Werkschutz ermöglicht, der
Sicherheitsabteilung des Konzerns: "Plötzlich spürte ich eine
Maschinenpistole in meinem Rücken, mir wurden Handschellen angelegt",
schildert der ehemalige VW-Werkzeugmacher Lúcio Bellentani seine
Verhaftung.
Die ersten Schläge und Tritte hätten ihm die Polizisten demnach
noch in den Räumen der Personalabteilung von VW versetzt. "Und die
Leute vom VW-Werkschutz schauten zu", erinnert sich der heute
72-Jährige. Der Vorwurf: Er hatte Flugblätter für die Kommunistische
Partei am Arbeitsplatz verteilt. Auf die Verhaftung folgte für ihn,
wie auch für die anderen ehemaligen VW-Mitarbeiter, monatelange
Folterhaft. Bei Befragungen wurden unter anderem Elektroschocks
eingesetzt, außerdem wurden ihm gewaltsam Zähne aus dem Kiefer
gebrochen. Bellentani fordert jetzt von VW, zur Vergangenheit zu
stehen: "Indirekt war VW verantwortlich für zahlreiche Fälle von
Folter und Verfolgung. Man darf solche Dinge nicht unter den Teppich
kehren. Volkswagen sollte die Würde haben, seine Verantwortung für
diese Taten anzuerkennen."
Der VW-Werkschutz als "verlängerter Arm der politischen Polizei"
Volkswagen Brasilien hatte bereits im Jahr 1959 - fünf Jahre vor
dem Putsch der Militärs in Brasilien - einen Werkschutz als Teil der
Personalabteilung gegründet. Die Recherchen von NDR, SWR und
Süddeutscher Zeitung zeigen, dass sich eine Unterabteilung des
Werkschutzes faktisch zum werkseigenen Geheimdienst entwickelte.
Diese Abteilung arbeitete zweigleisig: Zum einen übernahm sie
typische Sicherungsaufgaben wie den Schutz des Werksgeländes. Zum
anderen bespitzelte sie die eigenen Mitarbeiter.
Das zeigen Hunderte so genannter Vorkommnisberichte, erstellt vom
VW-Werkschutz, die in den geheimen Unterlagen der Politischen Polizei
gefunden wurden und von Reportern der drei Medien ausgewertet werden
konnten. "Erhalten von Volkswagen", steht auf den Deckblättern
vermerkt. Die Berichte identifizieren Oppositionelle, berichten von
Streiks und über Streik-Anstifter und zeigen sogar Fotografien von
Mitarbeitern, die auch außerhalb des Werksgeländes gemacht wurden.
Verhaftungen jeweils am Arbeitsplatz stattgefunden hätten. Nach ihren
Aussagen wurden die Festnahmen vom VW-Werkschutz ermöglicht, der
Sicherheitsabteilung des Konzerns: "Plötzlich spürte ich eine
Maschinenpistole in meinem Rücken, mir wurden Handschellen angelegt",
schildert der ehemalige VW-Werkzeugmacher Lúcio Bellentani seine
Verhaftung.
Die ersten Schläge und Tritte hätten ihm die Polizisten demnach
noch in den Räumen der Personalabteilung von VW versetzt. "Und die
Leute vom VW-Werkschutz schauten zu", erinnert sich der heute
72-Jährige. Der Vorwurf: Er hatte Flugblätter für die Kommunistische
Partei am Arbeitsplatz verteilt. Auf die Verhaftung folgte für ihn,
wie auch für die anderen ehemaligen VW-Mitarbeiter, monatelange
Folterhaft. Bei Befragungen wurden unter anderem Elektroschocks
eingesetzt, außerdem wurden ihm gewaltsam Zähne aus dem Kiefer
gebrochen. Bellentani fordert jetzt von VW, zur Vergangenheit zu
stehen: "Indirekt war VW verantwortlich für zahlreiche Fälle von
Folter und Verfolgung. Man darf solche Dinge nicht unter den Teppich
kehren. Volkswagen sollte die Würde haben, seine Verantwortung für
diese Taten anzuerkennen."
Der VW-Werkschutz als "verlängerter Arm der politischen Polizei"
Volkswagen Brasilien hatte bereits im Jahr 1959 - fünf Jahre vor
dem Putsch der Militärs in Brasilien - einen Werkschutz als Teil der
Personalabteilung gegründet. Die Recherchen von NDR, SWR und
Süddeutscher Zeitung zeigen, dass sich eine Unterabteilung des
Werkschutzes faktisch zum werkseigenen Geheimdienst entwickelte.
Diese Abteilung arbeitete zweigleisig: Zum einen übernahm sie
typische Sicherungsaufgaben wie den Schutz des Werksgeländes. Zum
anderen bespitzelte sie die eigenen Mitarbeiter.
Das zeigen Hunderte so genannter Vorkommnisberichte, erstellt vom
VW-Werkschutz, die in den geheimen Unterlagen der Politischen Polizei
gefunden wurden und von Reportern der drei Medien ausgewertet werden
konnten. "Erhalten von Volkswagen", steht auf den Deckblättern
vermerkt. Die Berichte identifizieren Oppositionelle, berichten von
Streiks und über Streik-Anstifter und zeigen sogar Fotografien von
Mitarbeitern, die auch außerhalb des Werksgeländes gemacht wurden.