Notizen zum Aktienmarkt
KOREA, CHINA, ZINSEN, EXIT - Seite 2
Ziel der Chinesen ist, die in den letzten Jahren zurück gegangenen Währungsreserven wieder zu steigern und die Inländer dazu zu zwingen, ihr Geld zuhause für Konsum und Investitionen auszugeben.
Der konsequente Stopp des Kapitalexports ist auch keine gute Nachricht für Anhänger von Kryptowährungen. Die werden jetzt in China konsequent verboten. Deren Boom entstand auch deshalb, weil sich Bitcoin & Co. so gut zur Kapitalflucht aus China eigneten. Ob die Chinesen ihr überzähliges Cash in lokaler Währung jetzt wieder vermehrt in Uhren anlegen – ausgeschlossen ist es nicht. Käufer von Schweizer Luxusgüteraktien sollten sich nicht zu sehr freuen: Wenn die See rauer wird, werden die Windfall-Profits eines schwachen Schweizer Frankens so schnell verschwinden, wie die letzten Strahlen des Sommers. Auch Macao könnte profitieren, wenn die über Jahre funktionierenden Sickergruben für das Bargeld geschlossen sind. Der gestoppte Kapitalexport zeigt sich jedenfalls jetzt schon im steigenden Kurs der chinesischen Währung. Weiteres hierzu, sobald mein Kollege Daniel Flaig aus China zurück ist. Aber Geduld: sein Abflug nach China ist erst nächste Woche.
Zinsen
Die Zinswende war doch schon ausgemachte Sache. Der Anstieg nur noch eine Frage des Umfangs, nicht des ob. Das sieht jetzt plötzlich anders aus. Ein Rückfall der Zinsen ist noch nicht ausgemacht, aber er rückt plötzlich wieder in greifbare Nähe.
Die Börse ist ein Antizipationsmechanismus. Was da auf uns zukommt, Krieg, ausufernde Schulden oder eine Rezession. Wir wissen es auch nicht. Besonders unangenehm wäre sicher ein Wiedereintritt in deflationäre Zustände, von denen seit längerem keiner mehr spricht. Kaufkurse am Aktienmarkt würde eine solche Entwicklung sicher auch produzieren – aber erst, nachdem zum ersten Mal seit Jahren das schon fast als Börsenregel eingestufte „buy the dip“ zum Desaster mutiert ist.
Deflation heißt vereinfacht gesagt: „Ich kaufe nächsten Monat, weil es da billiger ist.“ Geiz ist geil, aber eine derartige Entwicklung ist der Horror aller Kaufleute. Die Zentralbanken sind dann mit ihrem Latein auch am Ende und die Schuldenlast der Staaten wird nicht kleiner, sondern immer schwerer.
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Aber, für heute besser Schluss mit derartigen Horrorvorstellungen. Lassen Sie uns hoffen, dass es sich beim Zinsrückgang um ein temporäres, markttechnisches Phänomen handelt, dass uns schon bald nicht mehr beschäftigen wird.