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    Raketenstreit - wer hat welche Interessen? - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 21.03.07 20:04:07 von
    neuester Beitrag 15.04.07 12:22:58 von
    Beiträge: 26
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      schrieb am 21.03.07 20:04:07
      Beitrag Nr. 1 ()
      Nachdem der erste Versuch im Trollgeschnatter unterging, mache ich einen zweiten Anlauf zum Thema Raketenstreit. Warum argumentieren die Europäer mit einem neuen Wettrüsten? Warum macht Putin so einen Alarm? Warum schrillt bei uns alles durcheinander, von Polenz bis Trittin, von Westerwelle bis Steinmeier?
      Folgender Artikel versachlicht den Disput und fördert interessante Dinge zutage.

      Lohnt sich ein Rüstungswettlauf?
      Was Putin androht, glauben nicht einmal seine Militärs – Zur Faktenlage im Streit um die Raketenabwehr Von Josef Joffe



      Ein komplexes System, aber keine Bedrohung für Russland: die amerikanische Raketenabwehr


      „Steinmeier warnt vor Wettrüsten“ titelt die Frankfurter Allgemeine. Fast gleichlautend der Chef der russischen Spezialstreitkräfte Juri Solowjow: „Die Entfaltung des Raketenschutzschildes kann uns in ein neues Wettrüsten verwickeln.“ Aber lesen wir, was der Generaloberst sonst noch zu sagen hat. Die amerikanischen Systeme, die in Tschechien und Polen stationiert werden sollen, würden „die strategische Komponente der Verteidigung Russlands“ nicht besonders beeinträchtigen. „Sie werden unsere ballistischen Interkontinentalraketen wohl kaum treffen können.“

      Beide Mutmaßungen – keine Gefahr für Russland, aber dennoch neues Wettrüsten – wollen nicht zusammenpassen. Wenn mein Schwert nicht am Schild meines Gegners zerbricht, wozu brauche ich dann neue Schlagwaffen? Natürlich hat der Generaloberst Recht mit dem ersten Teil seiner Einlassung. Was die Amerikaner und ihre Nato-Verbündeten in Prag und Warschau anscheinend vorhaben, ist – um im Bild zu bleiben – ein tellergroßes Schildchen, das dem russischen Sturmgeschütz keinesfalls widerstehen, es also nicht entwerten könnte.

      Wie sähe dieses Schildchen aus? Interessanterweise sind die Meinungen dazu sehr viel zahlreicher als die (öffentlichen) Fakten, die wir kennen. Die Rede ist immer nur von einem Radar in Tschechien und von „bis zu zehn Abfanggeschossen, die wir in Polen aufstellen können“, sagt der Chef des US-Abwehrprogramms Henry Oberlin. Was könnten die bewerkstelligen?
      Dazu vorweg ein paar Bemerkungen zum heutigen, größtenteils theoretischen Stand der amerikanischen Abwehrtechnik, die aus drei layers – „Schichten“ – besteht. Die erste „Schicht“ ist pure Zukunftsmusik. Da würde in der Startphase ein luftgestützter Laser den angreifenden Flugkörper mit seinen „Todesstrahlen“ geradezu zerschmelzen. Diese Flugzeuge – die Rede ist von umgebauten Boeing 747s – müssten allerdings in der Nähe des Abschussortes herumlungern. Da dieser auf hoher See (U-Boot-Raketen) oder irgendwo in Sibirien (Interkontinental-Raketen) läge, fallen Polen und Tschechien als Basis schon mal weg.

      Die zweite „Schicht“ bestünde aus Abwehrgeschossen, die hoch im All die einzelnen Sprengköpfe (die haben sich inzwischen vom Träger gelöst) treffen müssen. Das wäre die relativ lange Gleitphase (etwa 20 Minuten) diesseits und jenseits des ballistischen Scheitelpunktes der Flugbahn. Solche Raketen – im Jargon Ground-Based Interceptors genannt – stehen bereits in Alaska und Kalifornien.

      Gemutmaßt wird, dass die auch an Weichsel und Moldau stationiert werden könnten. Strategisch aber ergäbe das keinen Sinn, jedenfalls nicht, wenn so Prag und Warschau geschützt werden sollen. Denn der „Scheitelpunkt“ einer Interkontinentalrakete, die aus dem fernen Sibirien abgefeuert würde, läge zu weit weg für einen dieser Ground-Based Interceptors mit ihren relativ kurzen Reichweiten. Deshalb stehen die Dinger auch in Alaska – irgendwo in der Mitte zwischen den russischen Abschussbasen und ihren präsumtiven Zielen, sagen wir, dem Luftverteidigungshauptquartier in Colorado. Oder in Kalifornien – 4000 Kilometer weg von einem russischen Raketen-U-Boot im Pazifik und 4000 Kilometer weg von irgendwelchen Zielen im Osten der USA. Fazit: Es ist also unwahrscheinlich, dass solche Geschosse vor der deutschen Haustür implantiert würden.

      Bleibt die dritte und letzte Phase: Wenn die Sprengköpfe in der Nähe ihrer Ziele in die Atmosphäre eintauchen. Aber bevor wir deren Flugbahn verfolgen, ein erstes strategisches Resümee: Das russische Angriffspotenzial könnte nur in der ersten Schicht wirklich entwertet werden. Da würde man mit einem „Todesstrahl“ die ganze Rakete treffen, mithin drei bis acht Sprengköpfe vernichten. Schon in der zweiten, der Gleitphase, würde der Ground-Based Interceptor „wahnsinnig“ werden. Da flögen nämlich außer den Sprengköpfen noch allerlei blindgängerische Täuschkörper durch das All, die der Suchkopf des Abfängers nicht von den nuklearen Ladungen unterscheiden könnte.

      Hier, in dieser Phase, sind die Anreize zum Rüstungswettlauf am größten. Die Russen würden immer mehr Geschosse bauen, die Amerikaner immer mehr Abfangraketen. Bloß geschähe dies zum Vorteil des Angreifers. Es ist viel billiger, mehr Sprengköpfe und „Lockvögel“ auf eine Rakete zu schrauben, als für jedes dieser unendlich vielen Ziele zusätzliche Abfangraketen herzustellen. Deshalb wird sich Washington hüten, die Russen in dieser Arena systematisch herauszufordern.

      Nun zur dritten Phase, die theater defense (Abdeckung des Kriegsschauplatzes) oder point defense (Punktverteidigung) genannt wird und höchstens eine Minute lang dauert. Nehmen wir an, dass da 100 russische echte Sprengköpfe heranrauschen. Wie sollen die zehn Abfangraketen, die für Polen ins Auge gefasst werden, mit diesem Schwarm fertigwerden? 100 raketenbeförderte Sprengköpfe wären nicht einmal drei Prozent des russischen Besitzstandes von knapp 4000. General Sokolow hat also Recht: Die strategische Komponente der russischen Vergeltungsmacht würde durch dieses „Schildchen“ nicht entwertet.

      Aber es wird noch interessanter. Moskau gibt vor, in diesem Zehnerpack den Auslöser eines neuen Rüstungswettlaufs zu sehen. Indes: Nach diesem simplen „Aktion-Reaktion-Muster“ funktioniert der „Rüstungswettlauf“ nicht. Es kommt nur selten vor, dass der eine vor-, der andere nachrüstet. Denn die Rüstung folgt einer Dynamik, die eher einseitig von den eigenen Ressourcen und dem eigenen Können bestimmt wird.

      So auch heute. Zehn Jahre lang hat Russland seine militärischen Kräfte verkommen lassen; jetzt, durch Öl und Gas reich geworden, holt es gewaltig auf. Lange bevor Putin auf der Münchner Sicherheitskonferenz im Februar die Raketenabwehr in Osteuropa zu verteufeln begann, hatte Russland schon zwei neue strategische Raketen präsentiert: das U-Boot-Geschoss Bulava und die Interkontinentalrakete Topol-M (SS-27). Ganz neue U-Boote stehen auf dem Programm, und dazu ein Kampfflugzeug der „fünften Generation“. Und selbstverständlich baut auch Russland an Systemen zur Raketenabwehr – vom Radar bis zu den Geschossen. Insgesamt sollen knapp 200 Milliarden Dollar für den Wiederaufbau des russischen Militärs bereitgestellt werden. All dies hat nichts mit Prag und Warschau zu tun, sondern mit dem Wiedererstarken einer einst deklassierten Supermacht.

      Aber lassen wir unseren Blick von der Weichsel und Moldau etwas weiter schweifen. Neben dem deutschen Außenminister hat sich auch der französische Staatspräsident über die amerikanischen Abwehrpläne beschwert, könnten sie doch zu einer Spaltung Europas und einem neuen Kalten Krieg führen. Nur baut gerade Frankreich, genauer: die Firma Thales, an einer Endphasen-Abwehr. Und Deutschland (zum Beispiel die Firma Diehl) arbeitet zusammen mit den USA und Italien an Meads, einem Luftverteidigungssystem, das just auch vereinzelte Raketen aus Mittelost abfangen könnte.

      Mit anderen Worten: Auch die Europäer, welche die amerikanischen Pläne in Osteuropa gemessenen Wortes kritisieren, liegen nicht auf der faulen Haut. Gerade hat Thales auf der Idex, einer Militär-Messe in Abu Dhabi, sein „Global Multishield“ vorgestellt, das in mehreren Schichten feindliche Raketen abfangen soll. Honni soit qui mal y pense, lautet das französische Wort, „schämen möge sich, wer schlecht darüber denkt“. Denn die Zeiten des echten Kalten Krieges, da nur sowjetische Raketen westwärts fliegen konnten, sind längst vorbei.

      Viele Staaten bauen inzwischen an Raketen, die Europa erreichen könnten. Und die, die es können – von Israel bis Frankreich, von Amerika bis Russland – bauen Abwehrwaffen. Deshalb wäre es vernünftig, den „Raketenstreit“, der inzwischen die Große Koalition belastet, etwas faktenreicher zu führen. Was die Amerikaner in Polen und Tschechien vorhaben, ist allein ein innerwestliches Problem, das die Bushisten hätten vermeiden können, wenn sie nicht wieder ihren alten unilateralistischen Reflexen gehorcht hätten. Auch wenn die Russen diese goldene Gelegenheit weidlich ausschlachten, um diplomatische Punkte zu sammeln: Die zwei Hand voll Abfangraketen in Osteuropa können das russische Atompotenzial nicht einmal ankratzen; sie könnten allein gegen iranische Raketen etwas ausrichten. Glauben wir General Solowjow: „Sie werden unsere ballistischen Interkontinentalraketen wohl kaum treffen können.“

      http://www.zeit.de/online/2007/12/Raketenabwehr-Kommentar-Jo…
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      schrieb am 21.03.07 20:36:47
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      schrieb am 21.03.07 21:12:14
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      schrieb am 21.03.07 21:22:26
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      schrieb am 21.03.07 21:36:56
      Beitrag Nr. 5 ()
      Man kanns drehen und wenden wie man will - die einzige NATION die Interresse an Eskalation hat sind die USA. Ohne Kriege oder Feindbilder geht der letzte substanzielle Wirtschaftszweig innerhalb der USA verloren - die Rüstung und Verbreitung von Waffensystemen. Mit allem was sonst noch dranhängt. Logistik, Software, Technik, Forschung usw.

      Irgendwas muss den Ländern die auf Dollarbergen oder Rohstoffen sitzen noch angeboten werden können.:laugh:

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      schrieb am 21.03.07 21:38:41
      Beitrag Nr. 6 ()
      soso, eine ernsthafte Diskussion, faktenorientiert, wird gewünscht :eek:

      eine echte Neuerung im WiPol, dem Hort der Grenzdebilen :laugh:



      so, ganz ernsthaft : ich vermisse zunächst eine seriöse Bedrohungsanalyse - Polen und die Tschechei sollen ja angeblich vor A-Waffen aus "Schurkenstaaten" (in diesem Fall Iran) geschützt werden :rolleyes:

      näher läge es doch - diesem Gedankengang zufolge - den Japanern einen Schutz vor Nordkorea anzubieten
      iss aber nicht....:eek::eek::eek:

      die Vermutung liegt also nahe, dass die angebliche Raketenabwehr in Polen nur ein Vorwand ist, um dort nach und nach Raketenstandorte aufzubauen, die für einen Enthauptungsschlag gegen Moskau geeignet sind.

      wissen wir nicht alle, dass Washington etwas allergisch gegen Raketen, auf Kuba stationiert, ist ? :D

      das Ganze ist zuvörderst eine politische Frage....

      sollen die Amis doch ihr Zeugs aufstellen, wo der Pfeffer wächst - aber nicht unnötige Spannungen in Europa aufbauen :rolleyes::rolleyes::rolleyes:
      Avatar
      schrieb am 21.03.07 22:01:50
      Beitrag Nr. 7 ()
      Also die US-Waffenlobby will über ihre Regierungsmarionetten Waffen verkaufen.


      Die anderen Länder haben als Hauptinteresse den Frieden;)
      Avatar
      schrieb am 21.03.07 22:11:51
      Beitrag Nr. 8 ()
      "Rein defensive Raketen"

      In Washington wundert man sich über die heftige europäische Debatte um die weltraumgestützte Abwehr. "Nicht gegen Russland gerichtet"
      WARNUNGEN VOR EINEM NEUEN WETTRÜSTENWashington. In den ersten Monaten seiner Präsidentschaft - vor dem 11. September 2001, lange vor dem Irak-Krieg, vor Guanta?namo und Abu Ghoreib, vor den Folter-Vorwürfen und CIA-Entführungen - stand George W. Bush vor allem wegen seiner Pläne für eine weltraumgestützte Raketenabwehr in der Kritik. Schon damals gab es Warnungen vor einem neuen Wettrüsten, allerdings klammerten sich die Kritiker auch noch an die naive Hoffnung, dass das Programm vielleicht technisch scheitern würde. Für mehr als fünf Jahre war das Thema dann vom politischen Radarschirm Europas verschwunden; doch jetzt plötzlich eskaliert der Streit um den Raketenschutzschild.

      Beim Besuch des deutschen Außenministers in Washington zu Wochenbeginn stand das Thema offiziell nicht auf der Tagesordnung, doch Frank-Walter Steinmeier hatte schon im Vorfeld dafür gesorgt, dass seine Botschaft bei den amerikanischen Gastgebern ankam. Noch unmittelbar vor der Abreise aus Berlin - und ohne die sonst üblichen diplomatischen Schalldämpfer - warnte er die Amerikaner vor "Alleingängen", vor "Aufrüstung", vor "Spaltpilzen" und "alten Reflexen". Die amerikanische Antwort auf diese Kritik geben Berater des Präsidenten zwar nur anonym, aber in ähnlicher Deutlichkeit zu Protokoll: "Das ist reine Hysterie!"

      Hysterie oder berechtigte Sorge? Bringt die Raketenabwehr mehr Sicherheit oder führt sie zu einem neuen Wettrüsten? Das mag in Europa eine Debatte sein, in den USA spielt das Thema praktisch keine Rolle. Nicht Bush, sondern sein Vorgänger Clinton hat die Pläne für den Raketenschutzschild auf den Weg gebracht, und innenpolitische Kritik daran gab und gibt es kaum. Was der amerikanischen Sicherheit dient, ist gut - das ist die simple Logik, in der sich Regierung und Opposition ausnahmsweise einmal einig sind. Etwas anderes als den Defensivcharakter des Systems, das den Abschuss feindlicher Raketen möglich machen soll, sieht in den USA niemand. Nicht einmal die horrenden Kosten - zehn Milliarden Dollar allein im kommenden Jahr - sind umstritten.

      "Dieses System wird kein neues Wettrüsten auslösen, und es ist auch gar nicht gegen Russland gerichtet", sagt ein Mitarbeiter der Behörde für Raketenabwehr in Washington. Die Stationierung von Abfangraketen in Polen und eines speziellen Radarsystems in Tschechien seien vor allem als Schutzmaßnahmen gegen mögliche Angriffe von "Schurkenstaaten" wie Iran und Nordkorea zu verstehen. Außerdem profitierten auch die Europäer von diesem Schutz. Und Russland sei in zahlreichen Konsultationen immer wieder erklärt worden, dass es sich um reine Defensivmaßnahmen handele.

      Doch auch eine PR-Tour des Behördenchefs, Generalleutnant Henry Obering, durch europäische Hauptstädte in der vergangenen Woche hat an der Skepsis vor allem der Deutschen und Franzosen nichts geändert. Dabei empfindet es die US-Regierung als ärgerlich, dass das Programm in der deutschen Debatte mit Aufrüstung gleichgesetzt wird. "Wir haben die Aufgabe, die USA und unsere Verbündeten zu schützen, und nur dazu dient dieses Programm", sagt Obering. Die Angst vor einem neuen Wettrüsten, sei gerade mit Blick auf Russland unsinnig, weil Russland schon jetzt über hunderte von atomaren Sprengköpfen verfüge, und nur zehn Abfangraketen in Polen stationiert werden sollen. Gegen die russische Atommacht seien diese wenigen Raketen wirkungslos.

      Auch den Vorwurf, Europa in die "alten" und "neuen" Verbündeten spalten zu wollen, wie ihn Steinmeier noch einmal wiederholt hat, lässt man in Washington nicht gelten. Die neuen Nato-Partner Polen und Tschechien hätten sich vielmehr aus technischen und geografischen Gründen angeboten - dass sie sich in den konfliktreichen letzten Jahren auch als die verlässlicheren Partner der USA erwiesen haben, sagt man nur hinter vorgehaltener Hand dazu."Dieses System wird kein neues Wettrüsten auslösen""Wir haben die Aufgabe, die USA und unsere Verbündeten zu schützen"


      20.03.2007 Von Markus Günther


      http://www.waz.de/waz/waz.aktuell.volltext.php?kennung=onauf…
      Avatar
      schrieb am 21.03.07 22:15:29
      Beitrag Nr. 9 ()
      Ex-Nato-General kritisiert Steinmeier
      Raketen-Streit geht weiter


      Raketen-Streit geht weiter ©ddp


      (PR-inside.com 20.03.2007 11:33:55) - In der Debatte um das geplante US-Raketenschild hat der frühere
      Vorsitzende des NATO-Militärausschusses, Klaus Naumann, deutschen
      Politikern mangelnde Sachkenntnis vorgeworfen. Die Warnungen
      führender Politiker vor einem neuen Wettrüsten dokumentierten eine
      «nahezu unglaubliche Unkenntnis», sagte Naumann am Dienstag im
      Deutschlandfunk.


      Köln (ddp). In der Debatte um das geplante US-Raketenschild hat der frühere Vorsitzende des NATO-Militärausschusses, Klaus Naumann, deutschen Politikern mangelnde Sachkenntnis vorgeworfen. Die Warnungen führender Politiker vor einem neuen Wettrüsten dokumentierten eine «nahezu unglaubliche Unkenntnis», sagte Naumann am Dienstag im Deutschlandfunk. In der Diskussion blieben wichtige Fakten unerwähnt, welche eine angebliche Bedrohung russischer Sicherheitsinteressen widerlegten, so der Ex-General. Die USA planten die
      Stationierung von lediglich zehn Abwehrraketen, deren Einsatz gegen die mehr als 1000 russischen Atomraketen mit Mehrfachsprengköpfen sinnlos wäre. Zudem verwies Naumann darauf, dass die US-Abfangraketen in Osteuropa stationiert werden sollten. Dies bedeute, dass sie von dort aus im Ernstfall von Russland gegen die USA gerichtete Raketen niemals erreichen könnten, weil diese Raketen in einer Flugbahn über den Nordpol und nicht über Europa ihre Ziele ansteuern würden. Wenn Russland behaupte, dass durch einen Raketenschild in Polen und Tschechien seine Sicherheitsinteressen berührt würden, grenze dies an «eine unverschämte Manipulation der Öffentlichkeit», so Naumann. Er betonte zudem, dass die USA zuvor mit Russland über ihre Raketenpläne gesprochen hätten. Dies sei «zwischen Amerikanern und Russen bilateral vor Putins Rede» auf der Münchner Sicherheitskonferenz geschehen. Es sei daher erstaunlich, dass Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) «unmittelbar nach der Rede» gefordert habe, dass endlich mit Russland gesprochen werden müsse, kritisierte der deutsche frühere NATO-General. (ddp)


      http://www.pr-inside.com/de/raketen-streit-geht-weiter-r7033…
      Avatar
      schrieb am 21.03.07 22:22:56
      Beitrag Nr. 10 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 28.420.426 von Deeskalationsstrateg am 21.03.07 21:38:41... Nordkorea, das bereits mehrfach Raketen über japanisches Territorium gefeuert hat und die Weltöffentlichkeit im Jahr 2005 mit der Behauptung überrascht hat, Atomwaffen zu besitzen. Diese Behauptung wurde nach Atombombentests im Oktober 2006 verifiziert. Aus diesem Grund arbeitet Japan eng mit der Vereinigten Staaten an der Entwicklung eines gemeinsamen Raketenabwehrschilds.
      http://de.wikipedia.org/wiki/Japan#Milit.C3.A4r

      die Vermutung liegt also nahe, dass die angebliche Raketenabwehr in Polen nur ein Vorwand ist, um dort nach und nach Raketenstandorte aufzubauen, die für einen Enthauptungsschlag gegen Moskau geeignet sind.
      :laugh: man oh man :laugh:
      Avatar
      schrieb am 21.03.07 22:25:38
      Beitrag Nr. 11 ()
      Der Naumann ist doch Lobbyist.

      Und da überall in Europa nach Erhöhung der Verteidigungsbudgets geschrien wird (UK will für 30 Mrd !! Atomwaffen updaten):laugh: liege ich mit meiner Vermutung wohl nicht soweit daneben.

      wir scheinen von Feinden umzingelt zu sein wie niemals zuvor.:D
      Wo doch angeblich die EU samt Erweiterung DER Garant für Frieden in Europa ist. :laugh:

      Oder erst nach der Aufrüstung mit US-Material??
      Avatar
      schrieb am 21.03.07 22:31:20
      Beitrag Nr. 12 ()
      7,

      ja, die nordkoreanischen Raketen sind nach ein paar Kilometer ins Meer geplumpst. :laugh:

      Es gibt nichtmal einen Beweis dafür, dass Nordkorea tatsächlich eine A-Bombe getestet hat. Die Wirkung der damaligen Explosion wäre auch mit einer großen Menge TNT zu erzielen gewesen. (ungefähr 1/30el der Hiroshima-Bombe)

      Japan muss auch seine Dollar-Berge loswerden !! Leider bekommen sie nur einen unnötigen Schutzschild als Gegenleistung.:laugh:
      Avatar
      schrieb am 21.03.07 22:33:35
      Beitrag Nr. 13 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 28.421.171 von derdieschnautzelangsamvollhat am 21.03.07 22:25:38Oder erst nach der Aufrüstung mit US-Material??


      das us material ist das beste, weil das einzig erhältliche, und dann kostet es nichts, weil sich die nato nicht daran beteiligt.
      jetzt such weiter nach dem haar in der suppe, oder frag nach bei trittin, der findet die raketenabwehr "verlogen". ob der glaubt, daß die raketen nur attrappen sind?
      Avatar
      schrieb am 21.03.07 22:51:24
      Beitrag Nr. 14 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 28.421.268 von derdieschnautzelangsamvollhat am 21.03.07 22:31:20hach bist du lustig..................

      :laugh::laugh::laugh::laugh::laugh::laugh::laugh::laugh::laugh::laugh::laugh::laugh::laugh::laugh::laugh::laugh::laugh::laugh::laugh::laugh::laugh::laugh::laugh::laugh::laugh::laugh::laugh::laugh::laugh::laugh::laugh::laugh::laugh::laugh::laugh::laugh::laugh::laugh::laugh::laugh::laugh::laugh::laugh::laugh::laugh:
      Avatar
      schrieb am 21.03.07 22:54:13
      Beitrag Nr. 15 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 28.421.268 von derdieschnautzelangsamvollhat am 21.03.07 22:31:20ja, die nordkoreanischen Raketen sind nach ein paar Kilometer ins Meer geplumpst.

      Das ist ja so richtig lustig.

      :laugh::laugh::laugh::laugh::laugh::laugh::laugh::laugh::laugh::laugh::laugh:


      Wann ist denn schnauzevolllustig vorbei?

      Ein paar Kilometer mehr oder weniger sollten nicht entscheidend sein.
      Avatar
      schrieb am 22.03.07 11:06:36
      Beitrag Nr. 16 ()
      U.S. missile shield touches raw nerve in Europe
      POSTED: 1445 GMT (2245 HKT), March 21, 2007


      An interceptor missile is launched in June 2006.


      BRUSSELS, Belgium (Reuters) -- The long-cherished American dream of wrapping itself up in a missile defense shield has always had the power to jangle nerves in Europe.
      But few expected the latest outcry after U.S. overtures to Poland and the Czech Republic to host the European arm of its national missile defense system, with some European politicians even warning the move heralds the start of a new Cold War.


      "It seems like 1983 again," former NATO assistant secretary general Norman Ray told a conference this week, recalling the "sulphurous" row in alliance headquarters the day the Reagan administration unveiled its "Star Wars" anti-missile program.
      The fear then was that a United States sheathed in its own protective layer would no longer care about the security of Europe, threatened by a hostile Soviet Union next door.

      If anything, the dispute over the scaled-down successor planned by U.S. President George W. Bush is more complex than that in the 1980s, when at least the West could agree who was the enemy.
      This time, it only really took off when President Vladimir Putin attacked the move as an aggressive act against Russia at a security conference in Munich last month in what observers saw as a deliberate attempt to split his European and U.S. allies.

      Washington insists the eastern European arm of the shield is aimed at pre-empting attacks from Iran and North Korea, and argues it would be technically impossible for its 10 interceptor missiles to be of any use in an encounter with Russia.
      That did not stop German Foreign Minister Frank-Walter Steinmeier accusing the United States of leaving Moscow in the dark on its plans, nor smaller allies such as Luxembourg berating Warsaw and Prague for a lack of European solidarity.

      Stoking the row

      The fall-out is worst in Berlin, where Chancellor Angela Merkel fears the spat could harm her efforts to launch talks on a new partnership between the European Union and Russia, and to win U.S. support for a new global push to tackle climate change.
      Her conservatives accuse their junior Social Democrat (SPD) coalition partners of stoking the row by warning of a new arms race with inflammatory rhetoric echoing the 1970s debate over the deployment of U.S. Pershing nuclear missiles in Europe.
      "The SPD thinks it has found an issue ... with which it can present itself in a populist manner as a peace party," conservative foreign policy specialist Andreas Schockenhoff told the Berliner Zeitung.
      However those SPD critics can point to the real concerns elsewhere in Europe to the U.S. plan, starting in France.

      Paris this week stated it would have nothing to do with any missile shield, preferring to rely on its own nuclear deterrent and diplomacy to contain threats.

      There has been a deafening silence in other countries in Europe. In the Czech Republic, the government is seen having an uphill struggle convincing voters of the shield's merits, with surveys showing a majority are against the plan.
      Yet Washington is adamant it will go ahead and the only decision Europe faces is whether it wants to stay out, or come on board. Each option is fraught with potential difficulties.
      Two-class security
      Washington insists the shield would be compatible with any system NATO allies could develop in the years to come.

      But questions remain over whether those same allies that already miss alliance targets on defense spending could make the multi-billion-euro investment some analysts say will be needed.

      "We are not blessed, unlike others, with unlimited budgets," Samuel Grier, Dean of the NATO Defense College, told an event hosted by the Security and Defense Agenda think-tank in Brussels.
      Others argue it would be relatively cheap for NATO to bolt additional layers of defense onto the U.S. system to assure coverage of the whole of the Europe, with one estimate as low as one billion euros split between the allies over 20 years.

      But that still leaves concerns about who would have the final say about using the shield.

      "Do we use the missiles to protect Paris, Brussels or London? Or do we spare them to protect Washington?" asked Robert Ranquart, deputy director of strategic affairs for the French Defense Ministry.
      Still others say such questions can be resolved and warn the consequences of letting the United States and some allies to go it alone would be worse, even threatening to undermine NATO.

      Noting the U.S. shield as planned would leave a chunk of southeast Europe around Greece and Turkey unprotected, NATO Secretary-General Jaap de Hoop Scheffer has warned it could create a two-class system under which some allies are more secure than others.
      Some analysts go further, wondering if there would be any point to NATO if a U.S.-controlled shield was the first line of defense for most of Europe against a missile attack.

      "This is NATO's job and it has got to get involved. Any such bilateral system would bring NATO's role into question," warned Tim Williams, analyst at British defense think-tank RUSI.
      The United States is preparing to sit the controversy out, recalling that Moscow protested bitterly about NATO's 2004 expansion to the former communist but in the end took no action.
      "We need patience," said one senior U.S. diplomat in Europe. "Russian protests will pass away but they are making some Europeans very nervous."


      http://edition.cnn.com/2007/WORLD/europe/03/21/europe.missil…
      Avatar
      schrieb am 22.03.07 12:23:49
      Beitrag Nr. 17 ()
      jedenfalls hat Steinmeier dazu eine ganz gute Auffassung.

      Eine Spaltung Europas mit der Folge, dass sich ein Teil der Länder eher gegen Russland und gegen Resteuropa, dafür aber mit den Interressen der USA solidarisiert; wäre nicht weiter schlimm, würden diejenigen Länder auch wieder aus der europäischen Gemeinschaft entfernt werden.

      Vornean müssen die Interressen Europas und dessen Bürger stehen, nicht die der USA.
      Wer sich ausserstande sieht das mitzutragen, hat in der EU nichts verloren. Das sollte auch klar ausgesprochen werden.
      Avatar
      schrieb am 22.03.07 13:18:04
      Beitrag Nr. 18 ()
      steinmeiers "haltung" ist offensichtlich irreführung der öffentlichkeit. sein gerede vom wettrüsten wird durch die fakten widerlegt.
      warum linksgrün sich gegen die raketenabwehr zukünftig entwickelter langstreckenraketen ist, und das noch als "europäisches interesse" formuliert ist klar. man will die zukünftige erpressbarkeit und selbstfesselung westlicher außenpolitik. was man in der innenpolitik durch die demographische übernahme vrobereitet, soll nach außen durch möglichst große selbstschwächung vorsich gehen.

      wie peymann neulich schon sagte, das system kapitalismus hat keine zukunft und muß/ wird überwunden werden.

      mit wessen hilfe auch immer.
      Avatar
      schrieb am 22.03.07 13:27:10
      Beitrag Nr. 19 ()
      Heizkessel,

      das Ziel ist Abrüstung, nicht das heraufbeschwören immer neuer Bedrohungen, die de facto noch gar nicht existieren.

      Leider haben gerade die USA kein Interresse daran. Das sich die CDU dem anschliesst zeigt, dass sie längst aufgehört hat eine Volkspartei zu sein.

      Wie auch die SPD; abseits dieser Frage.
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      schrieb am 22.03.07 13:44:46
      Beitrag Nr. 20 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 28.430.085 von derdieschnautzelangsamvollhat am 22.03.07 13:27:10das Ziel ist Abrüstung, nicht das heraufbeschwören immer neuer Bedrohungen, die de facto noch gar nicht existieren

      die sozialistische internationale muß über ausgezeichnete dienste weltweit verfügen, daß ständig behauptet werden kann, es existiere keine bedrohung und auch zukünftig werde keine bedrohung existieren.
      egal zu welchem thema man redet, es findet sich immer die gleiche verantwortungslose willkürliche ignoranz von problem oder gefahren.
      dafür werden andere gefahren hochsterilisiert, wenn es der eigenen deutungshoheit dient. nordkorea, iran? - quatsch mit soße. gentechnik, feinstaub, elektrosmog? - der untergang des abendlandes!

      wenn man dich reden hört, dann bekommt man nur ideologie vorgesetzt, vorgestanzte deutung der realität, und die rollen sind jedesmal bereits vorher vergeben. es geht nicht um erkenntnisgewinn, sondern um bestätigung des weltbildes. das macht es jedesmal so unergiebig zu diskutieren, die sätze von dir, oder anderen kann man im prinzip auch schon selber vorher hinschreiben.
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      schrieb am 22.03.07 14:12:09
      Beitrag Nr. 21 ()
      was wäre eigentlich im umgekehrten fall passiert: russland stioniert eine abwehrsystem mi 10 (1) raketen an seiner westgrenze. hätte herr beck dann auch vor einem neuen wettrüsten gewarnt? hätte die linkspartei dann auch eine aktuelle stunde im bundestag gefordert? und überhaupt, wenn die russen jahrelang nukleartechnologie in den iran liefern sagt kein mensch etwas, bei 10 abwehrraketen bricht aber fast der dritte weltkrieg aus...
      Avatar
      schrieb am 22.03.07 15:27:32
      Beitrag Nr. 22 ()
      ne Heizkessel; Ideologien bekommt man von Deiner Seite vorgesetzt.

      Ich versuche nur mit Fakten geradezurücken.

      für dich iat es also verantwortungslos, wenn wir uns nicht bis an die Zähne bewaffnen. Andererseits regst du dich auf, wenn Länder sich durch unsere Drohgebärden und Aufrüstung genötigt sehen, sich gegen uns GUTE zu schützen.

      Versuch doch mal die Politik der USA/NATO mit den Augen eines Iraners oder Russen zu sehen. Der Drang, allen unser System aufzwingen zu wollen, endet dann so grandios wie zurzeit im Irak.
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      schrieb am 22.03.07 15:40:46
      Beitrag Nr. 23 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 28.433.151 von derdieschnautzelangsamvollhat am 22.03.07 15:27:32der islam ist die religion des friedens heißt es immer so schön von islamvertretern und ihren linken verteidigern.
      wenn der iran "unser" system ablehnt, könnte er doch auch "unsere" raketen- und nuklearsysteme ablehnen, und schon wäre frieden unter der menschheit. diese länder suchen sich aber auch immer die negativen seiten unserer zivilisation raus.
      khomeni hat seine revolution mit hilfe von kassetten der firma phillips gemacht. warum wollen sie unsere waffen, pharmaka, it, high tech, wenn sie den geist ablehnen, der diesen entwicklungen zugrunde liegt.
      statt daß sie sich zur abwechslung mal bürgerrechte, umweltschutz, sozialstandarts, säkularisierung zulegen, wollen sie unsere statussymbole und vernichtungstechnologie. das nennt man wohl negative auslese.
      Avatar
      schrieb am 22.03.07 15:47:45
      Beitrag Nr. 24 ()
      negative Auslese...ja, denn wir Westler selbst sind es, die diesen Ländern UNSERE NEGATIVEN Seiten in allen Facetten offenbaren. Mitsamt unserem einseitigen Verständnis was internationale Rechte und Abkommen betrifft.

      WIR haben anderen Völkern gegenüber ein riesiges GLAUBWÜRDIGKEITSPROBLEM. Und wir tun verdammt wenig um dem entgegenzuwirken.
      Avatar
      schrieb am 22.03.07 15:56:07
      Beitrag Nr. 25 ()
      Antwort auf Beitrag Nr.: 28.433.701 von derdieschnautzelangsamvollhat am 22.03.07 15:47:45aha, du meinst, wenn powell nicht so einen blödsinn in der un erzählt hätte, würde es in islamischen ländern mehr mitte-links regierungen geben, die leute würde reihenhäuser bauen und auf foltergefängisse, religiös motivierte morde verzichten?
      der sehnliche wunsch möglichst überall die sharia einzuführen ist also eine art trotzreaktion, weil unser art zu leben ambivalent ist?
      ich denke das glaubwürdigkeitsproblem haben wir eher mit uns selber, bzw. die linke setzt das system permanent in einen verdacht, und unter rechtfertigungsdruck. durch dauerberieselung entsteht eine schleichende delegitimation und die erwartung, daß das system krank macht, die umwelt zerstört usw. also muß es überwunden werden, und peymann fängt damit bei der jobvergabe an.
      Avatar
      schrieb am 15.04.07 12:22:58
      Beitrag Nr. 26 ()
      Warum Europa eine Raketenabwehr braucht

      Selbst wenn es heute noch keine akute Bedrohung gibt, muss man umgehend mit der Entwicklung eines Schutzsystems beginnen, findet der außenpolitische Sprecher der Unionsfraktion. Auf WELT ONLINE erklärt er, welche Staaten uns gefährlich werden könnten, um warum jetzt die Nato handeln muss.


      Für den Ernstfall: Ein Raketenabwehrtest der USA und Israels in der Negev-Wüste

      Europa vernachlässigt seit langem die neuen strategischen Bedrohungen, die von der Proliferation von unbemannten militärischen Flugkörpern ausgehen. Japan dagegen modernisiert gerade seine Raketenabwehr um Tokio. 1998 hatte Nordkorea eine mehrstufige Rakete über japanischem Territorium getestet, Teile gingen in der Tokio Bucht nieder. Dieses löste in Japan einen Schock aus und führte zur Beteiligung Japans am amerikanischen Raketenabwehrprogramm. Zusätzlich zu bodengestützten Abwehranlagen hat Japan auf See bereits fünf Flugkörperzerstörer im Einsatz.

      Neben Nordkorea verfügen heute mehr als 20 Staaten über ballistische Raketen überwiegend kurzer bis mittlerer Reichweite und mit deutlichem Trend zur Reichweitenvergrößerung.

      Die internationale Gemeinschaft befasst sich seit einigen Jahren intensiv mit dem iranischen Nuklearprogramm. Deutschland hat eine aktive Rolle innerhalb der internationalen Gemeinschaft übernommen, den Iran von seinen Nuklearplänen abzubringen. Zu einer direkten Bedrohung würde ein nuklear bewaffneter Iran für uns aber vor allem durch die von Teheran parallel entwickelte Trägertechnologie. Der Iran investiert massiv in die Entwicklung weitreichender Raketen. In 5 bis 10 Jahren könnte er in der Lage sein, selbst Mittelstreckenraketen mit einer Reichweite von 3000 km herzustellen - München ist 2760 km vom Iran entfernt.

      Der Iran strebt nach regionaler Vormachtstellung

      Damit geht für Deutschland zwar aktuell noch keine unmittelbare Bedrohung durch ballistische Flugkörper des Iran aus, allerdings kann Teheran mit einer bereits 2004 getesteten gestreckten Variante der auf der Basis der nordkoreanischen No Dong hergestellten Shahab III-Rakete schon heute Ankara und Istanbul im NATO-Partnerland Türkei und das EU-Partnerland Zypern erreichen.

      Deutschland, Europa und die Nato müssen endlich eine gemeinsame und fundierte Bedrohungsanalyse formulieren, dringend ihre Bedrohungsperzeption den Realitäten anpassen und über einen Raketenabwehrschirm befinden. Dass der Iran nach Ansicht der internationalen Atomenergiebehörde erst in zwei, vier oder sechs Jahren in der Lage sein wird, eine Atombombe zu bauen, ist wahrlich kein Grund zur Entwarnung: Unter Berücksichtigung der Entwicklungszeiten von bis zu 10 Jahren für ein Raketenabwehrsystem müssten wir eigentlich schon heute mit ersten Maßnahmen zu seinem Aufbau beginnen. Gegner eines solchen Abwehrsystems führen ins Feld, dass der Iran kein Interesse habe, Europa zu bedrohen.


      Will den Einfluss des Westens verringern: Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad

      Doch strebt der Iran nach der regionalen Vormachtstellung. Daher entspricht es sehr wohl seinem Kalkül, den Einfluss des Westens und insbesondere der USA im Nahen Osten zurückzudrängen und deren Stellung als Garantiemacht für Israel zu untergraben. Diesem Ziel dient auch die Möglichkeit, einen Keil zwischen den USA und Europa treiben zu können, indem der Iran Europa im Falle eines amerikanischen oder europäischen Engagements im Nahen Osten mit Nuklearwaffen bedroht.

      Europa könnte in Geiselhaft genommen werden wie Ende März 15 britische Marinesoldaten. Die iranische Unterstützung von Hisbollah und Hamas, die Leugnung des Holocaust, die wiederholten Drohgebärden des Mullahregimes gegenüber Israel, die iranischen Atom- und Raketenprogramme und der fortgesetzte Bruch des internationalen Rechts müssen endlich auch in Deutschland im Zusammenhang bewertet werden. Gegner einer aktiven Sicherheitsvorsorge verweisen auf die massive Kritik, die der russische Präsident Putin auf der Münchener Sicherheitskonferenz an den amerikanischen Raketenabwehrplänen in Europa geübt hat, die in seinen Worten „unvermeidlich zu einem Wettrüsten“ führen. Sofort tauchte auch in der deutschen Debatte das Gespenst einer neuen Rüstungsspirale auf, wobei völlig außer Betracht gelassen wurde, dass es sich um ein rein defensives System ohne eigene Sprengköpfe handelt, das mit nur 10 Abfangraketen auch gar nicht in der Lage wäre, die derzeit 3.300 einsatzfähigen nuklearen Gefechtsköpfe Russlands, für die strategische Trägermittel vorgesehen sind, zu neutralisieren.

      Die russische Führung beschädigt sich selbst

      Dabei wird unterschlagen, dass Russland sowohl bilateral von den USA als auch im NATO-Russlandrat über die amerikanischen Raketenabwehrpläne informiert wurde. Es erinnert an die Geschichte vom Wolf und den sieben Geißlein, wenn der russische Außenminister Lawrow in einem Meinungsartikel in einer deutschen Tageszeitung scheinheilig fragt, ob Europa denn konsultiert worden sei, der russische Generalstabschef und der Kommandeur der Raketentruppen aber nicht nur damit drohen, die Raketenabwehrstellungen in Polen und Tschechien zu „Zielen der Strategischen Raketentruppen“ der russischen Streitkräfte zu machen, sondern auch, Moskau könne aus dem INF-Vertrag zur vollständigen Abrüstung nuklearer Mittelstreckenwaffen aussteigen.

      In dieses Bild passt auch, dass der russische VN-Botschafter Tschurkin Ende März den Appell Großbritanniens, der VN-Sicherheitsrat möge vom Iran die unverzügliche Freilassung der Briten fordern, abgelehnt hat. Dabei hatte der russische Präsident Putin in seiner Münchener Rede davon gesprochen, allein die Vereinten Nationen könnten in internationalen Konflikten einen militärischen Einsatz legitimieren. Die britischen Soldaten waren mit einem Mandat der Vereinten Nationen in irakischen Gewässern unterwegs. Es schadet außerdem der Glaubwürdigkeit russischer Außenpolitik, wenn es den Iran mit Boden-Luft-Raketen beliefert und Putin das damit begründet, der Iran dürfe sich nicht isoliert fühlen. Dabei ist es Voraussetzung für den Erfolg der Sanktionen der Vereinten Nationen, dass der Iran seine Selbstisolation von der Weltgemeinschaft zu spüren bekommt, wenn er nicht endlich bereit ist, sich an die verbindlichen Resolutionen des Sicherheitsrats zu halten. Offensichtlich sieht Russland angesichts der desaströsen Lage im Irak und des heraufziehenden US-Wahlkampfes die Chance, seinen Einfluss im Nahen und Mittleren Osten auf Kosten der USA auszubauen. Auch ein Konflikt innerhalb der Europäischen Union bzw. zwischen Europa und den USA über die erforderliche Sicherheitsvorsorge mag manchem in Russland gerade recht kommen.


      Kritisiert die US-amerikanischen Pläne zur Raketenabwehr: Russlands Präsident Wladimir Putin

      Doch darf in Moskau nicht am alten Nullsummenspiel des Kalten Krieges festgehalten werden. Ein nuklear bewaffneter Iran bedeutete nämlich auch für Russland eine erhebliche Gefahr. Dazu bedarf es keiner unmittelbaren Bedrohung. Doch könnte das Mullahregime neues Selbstbewusstsein schöpfen, das auch zu schwerwiegenden Konflikten mit Russland führen kann. Schließlich ist Moskau in der jüngeren Vergangenheit schon mehrfach von Teheran vor der Weltöffentlichkeit düpiert worden.

      Russland sollte also erkennen, dass es in seinem eigenen Interesse liegt, Europa als gemeinsamen Sicherheitsraum zu betrachten, und sollte daher Angebote der Zusammenarbeit, die es von amerikanischer wie von europäischer Seite gibt, ernsthafter als in der Vergangenheit prüfen. Europa hat grundsätzlich ein großes Interesse an einer stärkeren sicherheitspolitischen Einbindung Russlands.

      In diesem Zusammenhang ist der Aufbau von Teilen einer umfassenden, global konzipierten amerikanischen Raketenabwehr gegen neue potentielle Bedrohungen in Kombination mit Anstrengungen der Nato in und für Europa im deutschen und europäischen sowie die Einbeziehung Russlands nicht nur in seinem eigenen, sondern auch im europäischen und amerikanischen Interesse. Dies müsste umso mehr gelten, wenn vermieden werden soll, dass militärische Mittel gegen nuklear bewaffnete und mit weitreichenden Raketen ausgestattete „Problemstaaten“ eingesetzt werden, oder gegen solche, die danach streben.

      Die Nato ist der richtige Ort für ein gemeinsames Konzept

      Es passt nicht zusammen, wenn gerade die Gegner eines Raketenabwehrschildes den Vereinigten Staaten einerseits militärischen Interventionismus vorwerfen, andererseits aber den Aufbau von Alternativen zu militärischem Eingreifen verhindern wollen. Schließlich dient die Glaubwürdigkeit des amerikanischen Nuklearschirmes der Vermeidung eigener militärischer Nuklearprogramme der Verbündeten und solcher Staaten, für die die USA Sicherheitsgarantien übernommen haben – auch und gerade im Nahen und Mittleren Osten. Diese Sicherheitsgarantien haben in der Vergangenheit nukleare Rüstungsprogramme verhindert. Dem dient auch das US-Raketenabwehrprogramm. Damit befördert es nicht einen nuklearen Rüstungswettlauf, sondern will ihn verhindern.

      Für die Einbettung des US-Raketenabwehrsystems in ein Konzept europäischer Sicherheit ist die Nato der richtige Ort. Im Nato-Russland Rat sollte weiter über die Einbindung Russlands und seine Beteiligung gesprochen werden. Der Euro-Atlantische Partnerschaftsrat bezieht auch die Mitglieder der EU ein, die nicht Mitglied der Nato sind. Eine Entscheidungsfindung in der EU ist dagegen nicht sinnvoll, weil wiederum die USA und Norwegen nicht mit am Tisch säßen. Eine solche Behandlung in der Nato liegt auch im wohlverstandenen Interesse Polens. Das Projekt ist nicht geeignet, um außerhalb der Nato eine besondere Beziehung zu den USA zu begründen. Das würde nur die Fliehkräfte in EU und Nato verstärken und käme solchen russischen Absichten entgegen, die die Nato schwächen und USA und Europa voneinander entfremden wollen.

      http://www.welt.de/politik/article809650/Warum_Europa__eine_…


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