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eröffnet am 18.09.00 16:13:42 von
neuester Beitrag 18.09.00 16:23:13 von
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Nach den Todeslisten nun die erste Pleite am Neuen Markt
Hamburg (AWP 99/dpa) - Der Neue Markt ist schon wieder ins Gerede
gekommen. Die moegliche Pleite des dort notierten Telekom-Unternehmens
Gigabell kratzt weiter am Image des noch jungen Wachstumsmarktes, von
dem viele Anleger nach wie vor die schnelle Mark mit Aktiengeschaeften
erwarten. Schon vor Wochen kursierten so genannte Todeslisten, die
zahlreichen Unternehmen ein baldiges Ende voraussagten. Analysten und
Aktionaersvereinigungen sind sich einig: Weitere Insolvenzverfahren
werden folgen. Entsprechend zurueckhaltend bewerten Experten die
derzeitigen Gewinnchancen mit jungen Internet-, Biotechnologie- und
Computer-Aktien.
<<Gigabell war die erste, aber sicher nicht die letzte Pleite am
Neuen Markt>>, sagt Juergen Kurz, Sprecher der Deutschen
Schutzvereinigung fuer Wertpapierbesitz in Duesseldorf. Gigabell brach
am Montag zeitweise um 63,98 Prozent auf 4,15 Euro ein. Manche
Anleger haetten das Risiko im Boersenfieber der vergangenen zwoelf
Monate unterschaetzt. <<Sie haben gedacht, der Neue Markt sei genauso
sicher wie der DAX nur mit einem vielfachen Gewinn>>, sagt Kurz.
Die Situation fuer Boersenneulinge ist schwierig. <<Man muss sich
schon sehr genau auskennen, um das Risiko abwaegen zu koennen>>, sagt
Oliver Graf Wrangel, Analyst fuer Internet und Software beim Bankhaus
Merck Finck. Zu dieser Einschaetzung kommt auch Peter Orf von der
HypoVereinsbank in Muenchen: <<Der Kleinanleger ist angesichts der ueber
300 Unternehmen am Neuen Markt voellig ueberfordert und der Durchblick
geht verloren.>>
Man muesse sich schon eine klare Strategie zurechtlegen, um sich im
Dschungel der Internet-Unternehmen, die einen Grossteil des Neuen
Marktes ausmachten, noch zurechtzufinden. <<Am besten ist es, sich auf
Qualitaetstitel zu verlassen.>> Viele der Unternehmen haetten vor dem
Gang an den Neuen Markt noch ein bis zwei Finanzierungsrunden
benoetigt, sagt Graf Wrangel.
Um sich vor Verlusten zu schuetzen, sollten Anleger vor allem die
Unternehmensprognosen sehr sorgfaeltig lesen, sagt Reinhild Keitel von
der Schutzgemeinschaft der Klein-Aktionaere. <<Ausserdem ist es
sinnvoll, nicht nur in einen Wert zu investieren.>> Nach Auffassung
von Nord LB-Analyst Alexander Viets sollten besonders die Geschaefts-
und Quartalsberichte genau studiert werden. <<Doch vor falschen
Ad-Hoc-Mitteilungen (Pflichtmitteilungen) kann sich keiner schuetzen>>,
sagt er in Anspielung auf das Augsburger Softwareunternehmen
Infomatec. In diesem Fall ermittelt inzwischen die Staatsanwaltschaft
wegen des Vorwurfs gefaelschter Veroeffentlichungen des Unternehmens.
Auch die fuer den Laien oft unbekannten und schwer verstaendlichen
Produkte junger Internet-Firmen erschweren die Auswahl der Aktien.
<<Die Anleger sind inzwischen nicht mehr so schnell bereit, in
Bereiche zu investieren, die sie nicht kennen>>, sagt Kurz. Selbst fuer
Analysten sei es manchmal schwierig, die Unterschiede zwischen den
einzelnen Unternehmen genau zu erkennen, meint auch Viets.
Leider wuerden die Ad-Hoc-Mitteilungen fuer Werbung missbraucht,
sagt Kurz. <<Inzwischen ist es schon so weit, dass die Einstellung des
Pfoertners gefeiert wird.>> Problematisch sei, dass <<einige wenige mit
den Mitteilungen nicht ganz sauber arbeiten - und die bringen dann
den gesamten Neuen Markt in Verruf>>, sagt Orf.
Hamburg (AWP 99/dpa) - Der Neue Markt ist schon wieder ins Gerede
gekommen. Die moegliche Pleite des dort notierten Telekom-Unternehmens
Gigabell kratzt weiter am Image des noch jungen Wachstumsmarktes, von
dem viele Anleger nach wie vor die schnelle Mark mit Aktiengeschaeften
erwarten. Schon vor Wochen kursierten so genannte Todeslisten, die
zahlreichen Unternehmen ein baldiges Ende voraussagten. Analysten und
Aktionaersvereinigungen sind sich einig: Weitere Insolvenzverfahren
werden folgen. Entsprechend zurueckhaltend bewerten Experten die
derzeitigen Gewinnchancen mit jungen Internet-, Biotechnologie- und
Computer-Aktien.
<<Gigabell war die erste, aber sicher nicht die letzte Pleite am
Neuen Markt>>, sagt Juergen Kurz, Sprecher der Deutschen
Schutzvereinigung fuer Wertpapierbesitz in Duesseldorf. Gigabell brach
am Montag zeitweise um 63,98 Prozent auf 4,15 Euro ein. Manche
Anleger haetten das Risiko im Boersenfieber der vergangenen zwoelf
Monate unterschaetzt. <<Sie haben gedacht, der Neue Markt sei genauso
sicher wie der DAX nur mit einem vielfachen Gewinn>>, sagt Kurz.
Die Situation fuer Boersenneulinge ist schwierig. <<Man muss sich
schon sehr genau auskennen, um das Risiko abwaegen zu koennen>>, sagt
Oliver Graf Wrangel, Analyst fuer Internet und Software beim Bankhaus
Merck Finck. Zu dieser Einschaetzung kommt auch Peter Orf von der
HypoVereinsbank in Muenchen: <<Der Kleinanleger ist angesichts der ueber
300 Unternehmen am Neuen Markt voellig ueberfordert und der Durchblick
geht verloren.>>
Man muesse sich schon eine klare Strategie zurechtlegen, um sich im
Dschungel der Internet-Unternehmen, die einen Grossteil des Neuen
Marktes ausmachten, noch zurechtzufinden. <<Am besten ist es, sich auf
Qualitaetstitel zu verlassen.>> Viele der Unternehmen haetten vor dem
Gang an den Neuen Markt noch ein bis zwei Finanzierungsrunden
benoetigt, sagt Graf Wrangel.
Um sich vor Verlusten zu schuetzen, sollten Anleger vor allem die
Unternehmensprognosen sehr sorgfaeltig lesen, sagt Reinhild Keitel von
der Schutzgemeinschaft der Klein-Aktionaere. <<Ausserdem ist es
sinnvoll, nicht nur in einen Wert zu investieren.>> Nach Auffassung
von Nord LB-Analyst Alexander Viets sollten besonders die Geschaefts-
und Quartalsberichte genau studiert werden. <<Doch vor falschen
Ad-Hoc-Mitteilungen (Pflichtmitteilungen) kann sich keiner schuetzen>>,
sagt er in Anspielung auf das Augsburger Softwareunternehmen
Infomatec. In diesem Fall ermittelt inzwischen die Staatsanwaltschaft
wegen des Vorwurfs gefaelschter Veroeffentlichungen des Unternehmens.
Auch die fuer den Laien oft unbekannten und schwer verstaendlichen
Produkte junger Internet-Firmen erschweren die Auswahl der Aktien.
<<Die Anleger sind inzwischen nicht mehr so schnell bereit, in
Bereiche zu investieren, die sie nicht kennen>>, sagt Kurz. Selbst fuer
Analysten sei es manchmal schwierig, die Unterschiede zwischen den
einzelnen Unternehmen genau zu erkennen, meint auch Viets.
Leider wuerden die Ad-Hoc-Mitteilungen fuer Werbung missbraucht,
sagt Kurz. <<Inzwischen ist es schon so weit, dass die Einstellung des
Pfoertners gefeiert wird.>> Problematisch sei, dass <<einige wenige mit
den Mitteilungen nicht ganz sauber arbeiten - und die bringen dann
den gesamten Neuen Markt in Verruf>>, sagt Orf.
Prior zu Platow: "Frankfurter Community lacht über Platow-Brief"
Vor nicht allzu langer Zeit veröffentlichte der Platow Brief „effektheischend“ eine
„Todesliste“ über einige Neuer-Markt-Werte. Nach Ansicht Priors ist an dieser
Analyse, über die die „Frankfurter Community“ derzeit „herzhaft lacht“ „mehr falsch
als richtig“. „Dr. Robert Platow würde sich im Grabe herumdrehen“ wenn er sehen
würde, dass „für seine Nachfahren Bilanzen offensichtlich Bücher mit sieben
Siegeln sind“. Beispielsweise weist Buch.de für das erste Quartal eine
Cash-Position von 36,45 Mio. DM aus, und nicht nur 5,5 Mio. DM, wie Platow
„fälschlicherweise“ berichtet hat.
Gigabell müsste allerdings inzwischen Pleite sein, da Ende März noch 2,8 Mio.
Euro in der Kasse lagen, die Burn Rate aber 4 Mio. Euro betrug. Damit stünde es
um den Service-Provider schlimmer als von Platow angegeben. Da aber
IT-Spezialisten, wie sie bei Gigabell reichlich vorhanden sind, auf dem Markt
derzeit mit bis zu zwei Millionen DM gehandelt werden, sollte eine Pleite am
Neuen Markt „die Ausnahme bleiben“.
Vor nicht allzu langer Zeit veröffentlichte der Platow Brief „effektheischend“ eine
„Todesliste“ über einige Neuer-Markt-Werte. Nach Ansicht Priors ist an dieser
Analyse, über die die „Frankfurter Community“ derzeit „herzhaft lacht“ „mehr falsch
als richtig“. „Dr. Robert Platow würde sich im Grabe herumdrehen“ wenn er sehen
würde, dass „für seine Nachfahren Bilanzen offensichtlich Bücher mit sieben
Siegeln sind“. Beispielsweise weist Buch.de für das erste Quartal eine
Cash-Position von 36,45 Mio. DM aus, und nicht nur 5,5 Mio. DM, wie Platow
„fälschlicherweise“ berichtet hat.
Gigabell müsste allerdings inzwischen Pleite sein, da Ende März noch 2,8 Mio.
Euro in der Kasse lagen, die Burn Rate aber 4 Mio. Euro betrug. Damit stünde es
um den Service-Provider schlimmer als von Platow angegeben. Da aber
IT-Spezialisten, wie sie bei Gigabell reichlich vorhanden sind, auf dem Markt
derzeit mit bis zu zwei Millionen DM gehandelt werden, sollte eine Pleite am
Neuen Markt „die Ausnahme bleiben“.
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