checkAd

    Umwelt-Ethik-Zertifikate - ein großer Unsinn !? - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 04.05.02 10:18:44 von
    neuester Beitrag 06.05.02 20:51:38 von
    Beiträge: 3
    ID: 583.392
    Aufrufe heute: 0
    Gesamt: 165
    Aktive User: 0


     Durchsuchen

    Begriffe und/oder Benutzer

     

    Top-Postings

     Ja Nein
      Avatar
      schrieb am 04.05.02 10:18:44
      Beitrag Nr. 1 ()
      Hai Leute,

      ich habe schon immer gefragt, welchen Sinn eigentlich Umweltzertifikate machen. Klar, sie geben dem Investor die Chance, an einem "Aktienkorb" zu partizipieren, sprich der Investor hat eine klare Gewinnmaximierungsabsicht, wenn er in ein solches Zertifikat investiert. Da ich aber unterstelle, dass ein ethisch-moralisch geleiteter Investor nicht nur Gewinnmaximierungsinteressen haben sollte, sondern bei seinen Investments auch von ethisch-moralischen Aspekten geleitet wird, muß man ganz klar feststellen, dass hier eine eindeutige Ambivalenz vorliegt.

      Diese liegt in der Konstruktion der Zertifikate, die als Inhaberschuldverschreibung begeben werden. D.h. der Investor erwirbt nicht die Aktien oder ein Recht auf Lieferung der Aktien, sondern er erwirbt eine Forderung gegenüber dem Emittenten, zu einem Zeitpunkt seiner Wahl (bei open end Zertifikaten) den Kursgegenwert der im Zertifikat vertretenen Aktien ausgezahlt zu bekommen.

      Das bedeutet aber für den Emittenten, dass er nicht verpflichtet ist, die Aktien auch tatsächlich zu erwerben, sondern er wird zur Absicherung seiner Rückzahlungsverpflichtung z.T. Aktien oder andere Finanzinstrumente nach Ertragsgesichtspunkten erwerben, die dann nicht unter den im Zertifikateprospekt genannten Bedingungen (ethisch-umweltbezogen...) ausgewählt werden müssen. Auch wird der Emittent eher Derivate auf die im Korb abgebildeten Aktien erwerben (Optionsscheine, Futures o.ä.) und eine Hedging Strategie fahren, da er hier weniger Kapital einsetzen muß, um seine Inhaberschuld abzusichern.

      Im Ergebnis heißt das, dass den eigentlichen Zielgesellschaften des Zertifikates wenig geholfen ist, denn das Geld der Zertifikateinvestoren fließt z.B. nicht in Kapitalerhöhungen dieser Gesellschaften und stärkt auch nicht deren Kursbasis - im Gegenteil tritt der Effekt ein, dass Investoren ihr Geld in Wirklichkeit in ganz andere Werte stecken.

      Aus diesem Grund bin ich der Auffassung, dass Ethik-Zertifikate, wie z.B. das neue der BNP Paribas alleine dazu dienen, die Emittenten und v.a. die Berater reich zu machen, weil diese unter dem Deckmäntelchen des Umweltschutzes Gelder einsammeln.

      Solche Zertifikate müßten sich m.E. verpflichten, die abgebildeten Aktien auch tatsächlich zu erwerben, aber dann hätte man ja einen Fonds, was ja offensichtlich von den Emittenten nicht beabsichtigt wird. Das beweist auch, dass es den Emittenten bestimmt nicht darum geht, einen Beitrag zu emanzipatorischen Investments zu leisten.

      Meinungen erwünscht.

      Ciao

      Art Bechstein
      Avatar
      schrieb am 06.05.02 20:40:44
      Beitrag Nr. 2 ()
      Die Hand ins Feuer legen würde ich nicht für alle Umwelt-Themenzertifikate (wie z.B. Brennstoffzellen oder Wasser), die auf dem Markt sind.

      Beim (branchengestreuten) "umwelt:ethik24-endlos"-Zertifikat hingegen, das ich mitentwickelt habe, hat BNP Paribas versichert (Tel. Frankfurt 069/7193-3490), dass nahezu das gesamte Volumen auch tatsächlich in die ausgewählten 24 Aktien investiert wird (manche Titel schieden aus technischen Gründen aus, weil man innerhalb der gesetzten Frist an der Börse nicht genügend Material bekäme, ohne den Kurs zu beeinflussen).

      Im Gegensatz zu "konventionellen" Zertifikaten, die mit einem Bruchteil des Volumens (da hat Art Bechstein sicher recht) gehedged werden können, weil es genügend derivative Instrumente z.B. zu breiten Indices gibt, kann man beim uez24-Zertifikat kaum hedgen, sondern muss die Aktien direkt haben, wenn man als Emittent kein zu grosses Verlustrisiko eingehen will.

      Und im Vergleich zu Fonds wie dem Ökovision hat das Endlos-Zertifikat aus der Sicht des Anlegers mehrere Vorteile:
      1) kostenmässig: Ausgabeaufschlag und Managementgebühr sind geringer
      2) inhaltlich: völlige Transparenz des kompletten Portfolios

      Gruss von Wien nach Hamburg, Max Deml
      P.S.: Die uez24-Zeichnungsfrist (zum Preis von 100 Euro)läuft noch bis 15. Mai, in der Woche darauf beginnt der Börsenhandel.
      Avatar
      schrieb am 06.05.02 20:51:38
      Beitrag Nr. 3 ()
      @ Hallo Max D.

      ist mittlerweile Berlin, aber dennoch danke. Dass mit der Liquidität der Einzelwerte ist ein gutes Argument, aber ein Fonds kann ja theoretisch auch Schuldverschreibungen erwerben. Das mit dem "haben versichert, dass" ist mir zu unsicher - da würde ich lieber einen Umwelt-Ethik-Fonds kaufen.

      Beim Hedgen würden mir schon sehr phantasievolle Wege einfallen...trotzdem viel Erfolg. Zumindest tragen die Tertifikate vielleicht dazu bei, dass der Sektor bekannter wird oder der Investmentfokos darauf fällt.

      Grüße

      Art


      Beitrag zu dieser Diskussion schreiben


      Zu dieser Diskussion können keine Beiträge mehr verfasst werden, da der letzte Beitrag vor mehr als zwei Jahren verfasst wurde und die Diskussion daraufhin archiviert wurde.
      Bitte wenden Sie sich an feedback@wallstreet-online.de und erfragen Sie die Reaktivierung der Diskussion oder starten Sie
      hier
      eine neue Diskussion.
      Umwelt-Ethik-Zertifikate - ein großer Unsinn !?