adidas: Auf der Straße der Sieger - 500 Beiträge pro Seite
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Als Deutschlands neuer 400-Meter- Star Ingo Schultz am Donnerstagabend in 45,14 Sekunden zum Europameister-Titel sprintete, fieberten nicht nur die Leichtathletikfans mit. Auch in der Konzernzentrale von Adidas-Salomon im nordbayerischen Herzogenaurach wurde das Rennen aufmerksam verfolgt. Schließlich ist Schultz einer der wenigen deutschen Stars in der Leichtathletik-Szene - und flitzt dazu noch in Adidas-Ausrüstung über die Tartanbahn.Der Sieg des 2,01-Meter-Hünen hat für Adidas noch einen anderen interessanten Aspekt: Mit ihm haben sie einen Mann unter Vertrag, der in der Domäne des Erzrivalen Nike startet. Der US-Konzern ist weltweit mit Abstand die Nummer 1, beherrscht den Leichtathletik-Sektor, ist in den USA mit 35 Prozent Anteil klarer Marktführer und möchte jetzt auch im Fußballgeschäft an die Spitze. Adidas wiederum liegt in Europa mit großem Abstand vorn, hat im Wachstumsmarkt Fußball einen Anteil von rund 33 Prozent - und sehr ehrgeizige Ziele: "Wir wollen weltweit wieder die Nummer 1 werden", wurde 2001 als Marschroute vorgegeben.
Bis dahin ist es allerdings noch ein weiter Weg, der ohne Akquisitionen nicht zu schaffen ist. Denn gemessen am Umsatz hinken die Franken den US-Boys noch deutlich hinterher. Während Adidas 2001 auf 6,1 Milliarden Euro Umsatz kam, fuhr das Nike-Team um Firmengründer Phil Knight elf Milliarden Euro ein. Doch jüngst hat Adidas den Abstand verkürzt. Der Wettstreit dürfte sich weiter verschärfen. Denn die Quartalszahlen, die Adidas-Salomon vergangenen Mittwoch präsentierte, übertrafen die Erwartungen der Analysten in allen wichtigen Bereichen, zum Teil sogar sehr deutlich. Statt des prognostizierten Gewinnrückgangs stieg das Ergebnis leicht an. Und der für künftige Umsätze sehr wichtige Auftragseingang legte deutlich stärker zu als erwartet. "Unsere Ziele für 2002 werden wir auf jeden Fall schaffen", sagt Konzern-Chef Herbert Hainer.
Vor allem in den Schlüsselmärkten USA und Asien wurden zum Teil kräftige Zuwachsraten verzeichnet. "Das sind sehr gute Ergebnisse, und sie sollten zu einer guten Performance des Aktienkurses führen", beurteilt Merrill-Lynch-Analyst Oscar Marcos die Zahlen. Selbst das starke - und lange Zeit kritisierte - Engagement bei der Fußball-WM in Korea und Japan, wo die Herzogenauracher rund 40 Millionen Euro in Werbung und Sponsoring pumpten, scheint sich auszuzahlen.Seit Vorlage der Quartalsbilanz ist jegliche Kritik verstummt. Einer der Gründe: Adidas-Produkte erleben in Asien derzeit vor allem durch das unerwartet gute Spiel der japanischen Kicker einen Boom. Der Umsatz legte um 26 Prozent zu. "Die Fußball-WM hat zu einem starken Wachstum in Asien geführt, das sieht richtig spektakulär aus", meint Merrill-Lynch-Experte Marcos. Adidas-Chef Hainer scheint damit seinem Ziel, bis 2005 den Marktanteil in Japan von derzeit zwölf auf über 20 Prozent zu steigern, ein beträchtliches Stück näher gekommen zu sein. Die guten Quartalszahlen haben noch einen anderen Hintergrund. Zwei Jahre lang feilte Adidas daran, im weltweit wichtigsten Markt Nordamerika sein ramponiertes Image aufzupolieren. So forcierte der Konzern im umsatzstarken Sportschuhbereich das Angebot gut designter, hochwertiger und damit auch margenstärkerer Schuhe. Der Erfolg scheint sich nun einzustellen. Nachdem der Marktanteil 2001 auf 11,3 Prozent schrumpfte, legte der Umsatz im zweiten Quartal 2002 um acht Prozent zu.
Adidas-Salomon setzt hauptsächlich auf Basketball. 2001 war dort bereits ein Umsatzplus von 37 Prozent erzielt worden, im ersten Halbjahr dieses Jahres lag das Wachstum bei über 50 Prozent. Trotzdem tun sich die Deutschen auf dem wichtigen US-Markt schwer. Das Ziel, in Übersee einen Marktanteil von 20 Prozent zu erreichen, wurde vergangene Woche etwas zähneknirschend auf die Jahre 2004/2005 verschoben. Und auch in anderen Bereichen hat Adidas noch Baustellen. Aus den Zeiten seiner glücklosen Vorgänger schleppt Vorstands-Boss Hainer noch etliche Altlasten mit sich herum, zum Beispiel in puncto Schuldenstand. Noch immer belasten Verbindlichkeiten von rund 1,8 Milliarden Euro die Bilanz.
Für Schlagzeilen hat zudem gesorgt, dass kürzlich die Zusammenarbeit mit US-Basketball-Star Kobe Bryant sowie mit Rad-Profi Jan Ullrich beendet wurde. Bei Dopingsünder Ullrich verwies Adidas darauf, dass der Konzern nur "saubere" Sportler unterstütze. Bei Bryant waren es offiziell "unterschiedliche Auffassungen" über die Vermarktungsstrategie. Das dürfte allerdings nur die halbe Wahrheit sein. Anders als Tracy McGrady, den Adidas neu unter Vertrag genommen hat, gilt Bryant unter den Straßenkids nicht als Superstar.Es gibt aber noch einen weiteren Effekt aus der aufgekündigten Zusammenarbeit mit Bryant: Der Konzern spart sich viel Geld, das er in neue Talente stecken kann. Branchenschätzungen zufolge soll der Basketballer über 30 Millionen US-Dollar für sechs Jahre erhalten haben. Bei Adidas wird jetzt auch darüber nachgedacht, das Sponsoren-Engagement bei Anna Kurnikowa einzuschränken. Schließlich hat die hübsche Russin bislang noch kein einziges bedeutendes Turnier gewonnen. "Wenn sie nicht mehr Leistung bringt, werden wir sie sicher nicht mehr so stark als internationalen Star in der Werbung präsentieren", macht Hainer klar.
Mit Leichtathletik-Star Ingo Schultz hat Adidas dagegen mehr Glück. Der 27-jährige Vizeweltmeister hat am Donnerstagabend seinen ersten großen Titel errungen.
von Joachim Spiering / Euro am Sonntag
Wertpapiere des Artikels:
ADIDAS-SALOMON AG O.N.
Autor: (© wallstreet:online AG / SmartHouse Media GmbH),10:30 11.08.2002
mfg
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