Aktien Frankfurt Schluss
Neue Handelssorgen schicken Dax auf Talfahrt
FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Sorge vor einem zugespitzten Handelsstreit mit den USA hat an Fronleichnam den Dax auf Talfahrt geschickt. Der Leitindex weitete seine lange Zeit nur moderaten Verluste am Nachmittag deutlich aus und erreichte bei 12 547 Punkten seinen tiefsten Stand seit Ende April. Er schloss dann zwar leicht davon erholt bei 12 604,89 Punkten, dies bedeutete aber immer noch ein deutliches Minus von 1,40 Prozent. Den Mai beendete er wenige Punkte unter seinem Stand vor einem Monat.
Angetrieben wurden die Sorgen von der Ankündigung durch die USA, dass Unternehmen aus der EU künftig Strafzölle auf Exporte von Stahl und Aluminium in die Vereinigten Staaten zahlen müssen. EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker konterte dies umgehend mit angekündigten Vergeltungszöllen. Außerdem drückten weiter politische Unsicherheiten in Südeuropa auf die Stimmung: Während in Italien weiter um eine neue Regierung gerungen wird, droht in Spanien die Abwahl des Ministerpräsidenten Mariano Rajoy.
Die übrigen Indizes aus der zweiten Reihe schlugen sich in dem negativen Umfeld immerhin etwas besser als ihr großer Indexbruder: Der MDax der mittelgroßen deutschen Unternehmen gab leicht um 0,11 Prozent auf 26 326,97 Punkte nach. Die Technologiewerte im TecDax fielen um 0,40 Prozent auf 2787,28 Zähler.
Anleger der Deutschen Bank brauchten am Donnerstag einmal mehr ein dickes Fell: Aufgrund von Medienberichten, wonach US-Aufseher das US-Geschäft des Finanzhauses zu einem Problemfall erklärt haben, stürzten die Aktien am Dax-Ende um mehr als 7 Prozent auf 9,157 Euro ab. Gegenüber ihrem Rekordtief von September 2016 ist der Puffer damit auf nur noch gut 30 Cent geschrumpft.
Im Stahlsektor litten die Salzgitter -Aktien mit einem Abschlag von 2 Prozent darunter, dass Washington nach zwei Schonfristen im Handelskonflikt mit Europa ernst macht und künftig 25-prozentige Strafzölle auf Importe von Stahl verlangen will. Auch die Papiere von Thyssenkrupp fielen im Dax um 1,2 Prozent.
Eine Außenabschottung der USA muss derweil aber auch der Autosektor fürchten, was Automobilaktien am Donnerstag zu großen Verlierern machte. Hier belastete ein Bericht der "Wirtschaftswoche", dem zufolge US-Präsident Donald Trump deutsche Premium-Hersteller aus dem US-Markt drängen könnte. Für die Papiere von Volkswagen ging es zum Beispiel um fast 2 Prozent bergab.
Anteile von Covestro konnten sich dagegen im Dax mit einem Anstieg um fast 0,6 Prozent unter den wenigen Gewinnern behaupten. Sie profitierten davon, dass die Berenberg Bank den Aktien eine Kaufempfehlung ausgesprochen und dies mit ihrer attraktiven Bewertung begründet hat.
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Spitzenreiter im Dax waren die Aktien der Deutschen Börse mit einem Anstieg um 1,24 Prozent, was Händler mit positiven Reaktionen von Anlegern auf den Investorentag des Börsenbetreibers begründeten.
Der Kurs von SMA Solar lag mit einem Abschlag von fast 6 Prozent am Ende des TecDax. Ein Händler begründete die Schwäche mit umfangreichen Aktienverkäufen von Top-Managern des Solarunternehmens in den vergangenen Tagen.
Am deutschen Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 0,15 Prozent am Vortag auf 0,22 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,38 Prozent auf 141,11 Punkte. Der Bund-Future stand knapp mit 0,09 Prozent im Plus bei 161,95 Punkten.
Der Eurokurs wurde zuletzt mit 1,1672 US-Dollar gehandelt. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs zuvor auf 1,1699 (Mittwoch: 1,1632) US-Dollar festgesetzt.
Der EuroStoxx 50 als Aktien-Leitindex der Eurozone fiel am Ende um 1 Prozent, und der US-Leitindex Dow Jones Industrial gab zuletzt in New York in einem ähnlichen Größenverhältnis nach./tih/she
--- Von Timo Hausdorf, dpa-AFX ---