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    "Fluchursachen beseitigen?"  3236  2 Kommentare Warum Merkels Afrika-Politik scheitern wird - Seite 3

    Eine Studie der Weltbank belegte, dass mehr als 85 Prozent der Fördergelder für andere Zwecke verwendet wurden als ursprünglich vorgesehen, oft umgeleitet in unproduktive Projekte. Selbst da, wo die Gelder für an sich sinnvolle Projekte verwendet werden, werden die kurzfristig positiven Folgen von negativen Langzeitfolgen konterkariert, wie Moyo an folgendem Beispiel zeigt: Es gibt in Afrika einen Hersteller von Moskitonetzen, der 300 Netze pro Woche produziert. Er beschäftigt zehn Arbeiter, von denen jeder bis zu 15 Angehörige mit seinem Lohn mitversorgen muss. Das ging gut, bis ein Hollywood-Schauspieler dafür mobilisierte, eine Million Dollar für 100.000 Moskitonetze zu sammeln, um den Menschen in Afrika zu helfen. Kurzfristig eine löbliche Sache, aber ohne die Folgen zu bedenken: Durch die Netze, die den Markt überschwemmen, wird der einheimische Hersteller aus dem Markt gedrängt. Seine Angestellten müssen sehen, wo sie bleiben, können ihre Familienangehörigen nicht mehr unterstützen. Alle sind nun auf Almosen angewiesen.

    Zwischen 1970 und 1998, der Zeit der höchsten Entwicklungshilfeleistungen an Afrika, stieg die Armut auf dem Kontinent von elf auf 66 Prozent. Ausländische Hilfszahlungen nährten korrupte Regierungen, indem sie diese mit frei verfügbarem Geld unterstützten. Die Regierungen fühlten sich nicht der eigenen Bevölkerung verantwortlich, sondern ihren ausländischen Geldgebern. Sie blockierten die Rechtsstaatlichkeit, die Etablierung von transparenten politischen und zivilgesellschaftlichen Institutionen, den Schutz der bürgerlichen Rechte. Dadurch machten sie zugleich einheimische wie ausländische Investitionen in ihren armen Ländern unattraktiv. Ein funktionierender Kapitalismus konnte sich dort nicht entwickeln, denn ein Umfeld hochgradiger Korruption und Unsicherheit schreckte Investoren ab.

    Das führte zur Stagnation und würgte letztlich das Wachstum ab. Die korrupten Staatsangestellten entscheiden nicht im Interesse des Allgemeinwohls, sondern nach Maßgabe möglicher Selbstbereicherung. Große Summen an Hilfsgeldern und eine Kultur der Entwicklungshilfe-Abhängigkeit ermutigten afrikanische Regierungen zudem, die unproduktiven öffentlichen Sektoren weiter aufzublähen - was auch nur eine Art ist, Günstlinge zu belohnen.


    Rainer Zitelmann
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    Dr. Dr. Rainer Zitelmann ist Historiker, Politikwissenschaftler und Soziologe - und zugleich ein erfolgreicher Investor. Er hat zahlreiche Bücher auch zu den Themen Wirtschaft und Finanzen* geschrieben und herausgegeben, viele davon sind in zahlreiche Sprachen übersetzt worden. * Werbelink
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    Verfasst von Rainer Zitelmann
    "Fluchursachen beseitigen?" Warum Merkels Afrika-Politik scheitern wird - Seite 3 Für Angela Merkel sind derzeit Afrika-Wochen: Erst gaben sich die Staatschefs aus Niger und Angola in Berlin die Klinke in die Hand, nun fliegt die Kanzlerin nach Westafrika. Laut Merkel soll Afrikas Wirtschaft durch Entwicklungshilfe gestärkt werden, um damit "Fluchtursachen zu beseitigen".

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