Handelsstreit: Panikmache ist übertrieben - Seite 3
Daher werden auch die Steuern gesenkt, zum Beispiel die Mehrwertsteuer im fertigenden Gewerbe von 16 % auf 13 %. Und in einigen Bereichen wie Transport- und Bauwesen werde der Steuersatz von 10 % auf 9 % herabgesetzt. Zudem sollen Steuern und Sozialabgaben für Unternehmen reduziert und Firmen leichter an Kredite kommen können, kündigte der Premier an. Damit solle die chinesische Wirtschaft in diesem Jahr mit 6,0 bis 6,5 % wachsen. Im Vorjahr wurden „rund 6,5 %“ als Wachstumsziel angepeilt. Am Ende wurden offiziell 6,6 % erreicht.
Und obwohl die Steuerlast und die Sozialabgaben um fast zwei Billionen Yuan (etwa 263 Milliarden Euro) gesenkt werden sollen, rechnet Finanzminister Liu Kun nicht mit allzu großen Löchern in der Staatskasse. Das Haushaltsdefizit soll lediglich von 2,6 % der Wirtschaftsleistung im Vorjahr auf 2,8 % steigen.
Chinesischer Aktienmarkt zündet wie eine Rakete
Insgesamt sind das also alles keineswegs Horrorzahlen. Und vor diesem Hintergrund wirkt die Panikmache bezüglich des Handelskonflikts eben etwas übertrieben. Daher verwundert es auch nicht, dass der chinesische Aktienmarkt jüngst wie eine Rakete abhob. Nach dem Doppelboden, über den ich am 16. Januar berichtet hatte, schossen die Kurse steil aufwärts.
Satte 27,9 % hat der Shanghai Composite dadurch binnen nur gut zwei Monaten zugelegt. Wer meinem Rat gefolgt ist, hier „erste Positionen“ einzugehen, kann also bereits auf ansehnliche Gewinne blicken. Und angesichts des Kursverlaufs scheint das Ende der neuen Aufwärtsbewegung am chinesischen Aktienmarkt auch noch längst nicht erreicht. Einen baldigen Rücksetzer sollte man sicherlich einkalkulieren, aber der dürfte dann nur neue Kaufkurse bringen.
Eine Lösung des Handelsstreits würde die Kurse weiter befeuern
Zumal der chinesische Regierungschef auf dem Volkskongress auch mehr Marktzugang in Aussicht stellte. China wolle sich stärker an international akzeptierte Handelsregeln halten, versprach Li. Zwar wurden solche Versprechungen bereits mehrmals gemacht, doch wenn diese umgesetzt werden und der Handelsstreit beigelegt werden kann, dann dürften die Stimmung am Finanzmarkt weiter aufhellen und die Kurse weiter nach oben streben.
Trump hätte übrigens auch ein Interesse an einem Ende des Handelsstreits. Denn zwar sind die chinesischen Ausfuhren auf den US-Markt in den ersten beiden Monaten des Jahres um 9,9 % im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen, was Trump freuen dürfte, doch die Importe aus den USA nach China gingen im Januar und Februar sogar um insgesamt 32,2 % zurück. Das Handelsbilanzdefizit der USA mit China ist also sogar gestiegen. Die Volksrepublik verzeichnete ein Plus von 290 Milliarden US-Dollar, wodurch Chinas Handelsüberschuss um 3,9 % stieg. Und das dürfte Trump gar nicht schmecken.
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Beide Seiten haben also ein Interesse daran, dass der Handelsstreit beendet wird. Doch für die USA ist wichtig, dass dabei eine Einigung herauskommt, die zu einer Reduzierung des Handelsbilanzdefizits führt. Und hier muss sich erst noch zeigen, ob China seinen Ankündigungen auch Taten folgen lässt.
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Ihr
Sven Weisenhaus
(Quelle: www.stockstreet.de)