Financial Times würgt Wirecard-Rallye ab - Was im neuen Artikel steht - Seite 2
Was ist dran den Vorwürfen?
Das ist die große Frage.
Wir rätseln ja schon seit geraumer Zeit darüber, wo die hohen Margen von Wirecard herkommen? Unter anderem stand diese Frage auch im Fokus einer ausführlichen Analyse des exzellenten Blogs Finanz-Szene.de. Der Autor ist hier zu keiner schlüssigen Antwort gekommen, warum Wirecard z.B. um den Faktor 4 höhere Margen einfährt als Adyen.
Ich denke, Teil der Lösung des Rätsels sind diese Geschäften mit Drittanbietern, u.a. der Teil der Geschäfte, die mit Porno- und Glücksspielfirmen abgewickelt werden.
Ich hatte schon erwähnt, dass sich diese Anbieter häufig an der Grenze der Legalität bewegen. Vor allem Online-Glücksspiele werden ja auch zur Geldwäsche genutzt.
Damit diese Firmen überhaupt Zahlungsverarbeitungs-Partner bekommen, müssen sie entsprechend höhere Gebühren abdrücken. Normalerweise liegen die ja im Bereich 0,3% der Überweisungssumme. Für die betreffenden Firmen dürften sie aber ein Vielfaches dieser Summe betragen.
Die Frage ist dann, wie viel dieser Gebühren der Drittanbieter einstreicht und wie viel Wirecard? Hier müssen wir spekulieren. Dabei kommt noch ein anderer Punkt ins Spiel: Die Frage, wie unabhängig diese Drittanbieter eigentlich sind? Hier legen die Recherchen der Financial Times nahe, dass es sich bei diesen Drittanbietern um Firmen aus "wirecard-nahen" Kreisen handelt. Im heutigen Artikel heißt es z.B.:
"Al Alam Solutions, ein in Dubai ansässiger Zahlungsabwickler ...
ist das größte der drei Partnerunternehmen. Wirecard verleiht Kunden an Al Alam
und erhält als Gegenleistung einen Teil der Bearbeitungsgebühren. Ein ehemaliger Mitarbeiter
von Al Alam sagte, das Unternehmen habe insgesamt sechs oder sieben Mitarbeiter,
und "der Chef" sei Oliver Bellenhaus, ein Geschäftsführer von Wirecard.
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Wirecard stellt zwar klar, dass 1. sämtliche Anbieter in der Branche mit solchen Drittanbietern zusammenarbeiten und 2. der Umsatz mit Firmen aus den heiklen Bereichen Porno und Glücksspiel bei weniger als 10% der Referrals liege und 3. die Bedeutung des Geschäfts mit Drittanbietern sukzessive zurückgehe.
Fakt ist aber wohl, dass der Anteil der Umsätze mit Drittfirmen bei Wirecard mit - geplant - 50% zumindest in 2018 noch ungewöhnlich hoch gewesen ist.
Laut Financial Times verbucht Wirecard zudem die Umsätze, die diese Drittfirmen erzielen, komplett als eigene Umsätze. Intuitiv würde man sagen, dass das nicht richtig sein kann. Denn was sollen dann diese Drittfirmen als Umsätze verbuchen? Intuitiv erschiene es schlüssiger, wenn Wirecard nur die Gebühren, die es von den Drittfirmen verlangt, als eigene Umsätze verbuchen würde.