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    Watchlist Megatrends II  4559  3 Kommentare Raus aus dem Dschungel grüner Anlagen: Mit diesen vier Tipps gelingen "Greta-Investments"

    Umwelt- und Klimarisiken können Unternehmensbilanzen und Firmenwerte substanziell belasten, so Matthias Dürr, Aktienanalyst bei der DZ-Bank. Daraus ergibt sich ein erhebliches Risiko für Anleger. Die wallstreet:online-Redaktion hat exklusiv für ihre Leser mit Kapitalmarktexperten nach Orientierungspunkten für "Greta-Investments" geschaut: Hier die vier wichtigsten Tipps.

    Wer "grün" investieren will, der steht vor großen Herausforderungen, denn Begriffe wie ESG-Investitionen, Impact Investing, Social Responsible Investing (SRI) oder auch Value Based Investing dürfen keine Fremdwörter sein. Und dann kommt noch hinzu, dass sich viele Unternehmen Nachhaltigkeit auf die Fahne schreiben, aber kaum über die Mindeststandards hinaus agieren.

    Auswahl: Wie findet jeder Stockpicker "Greta-Investments"?

    Es gibt mittlerweile zahlreiche Gütesiegel und Zertifikate, die Unternehmen als nachhaltig einstufen. Für Anleger besonders wichtig sind die ESG-Kriterien - bzw. das ESG-Rating. "Investoren können beispielsweise auf Unternehmen setzen, die diesen [Kriterien] in besonders hohem Maße Rechnung tragen", so Ulrich Stephan, Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden der Deutschen Bank. Im Gespräch mit der wallstreet:online-Redaktion sagte Stephan, dass sein Bankhaus die Einbeziehung dieser Kriterien für sinnvoll erachtet. "Bei der Beurteilung anhand von ESG-Merkmalen fließen Aspekte ein, die für ein nachhaltiges und stabiles Unternehmenswachstum förderlich sind – selbst wenn dafür Investitionen anfallen, welche kurzfristig die Erträge belasten", so Stephan.

    Quellen: Wo stecken Gewinne und Renditen?

    Die Anlagestrategen sind sich einig darüber, dass der Energiesektor und die Automobilbranche im Zentrum zukünftiger Renditebringer stehen, denn sie gehören zu den bislang größten Klimakillern und haben somit das größte Einsparpotenzial. Über den Bereich regenerative Energien sagte Chris-Oliver Schickentanz, Chef-Anlagestratege Commerzbank AG: "Hier sehen wir in den kommenden Jahren immense Wachstumsraten, da das Pariser Klimaabkommen in vielen Ländern zu erheblichen Zusatzinvestitionen geführt hat. Besondere Chancen bieten sich bei Konzernen, die Stromtrassen und/oder Stromspeicher produzieren bzw. die regenerative Anlagen betreiben".

    Worauf Stockpicker mit einer Vorliebe für Energieunternehmen achten sollten, führt Stephan aus: "Energieversorger, die weiterhin auf fossile Brennstoffe wie Kohle, Öl und Erdgas setzen, könnten zu den Verlierern gehören, da CO2-Steuern die Margen belasten werden. Energieversorger, die sich jetzt schon grünen Energien zuwenden, könnten zu den Gewinnern zählen", so der Experte von der Deutschen Bank.

    Seine Faustformel lautet: "Um als Anleger von der Klimadebatte zu profitieren, könnte man zum Beispiel in Firmen investieren, die einen geringen CO2-Ausstoß haben oder die Technologien und Produkte entwickeln, die helfen können, den Klimawandel zu verlangsamen bzw. mit den Folgen umzugehen". Und weiter: "Unternehmen, die entweder direkt vom Klimawandel betroffen sind oder einen hohen CO2-Ausstoß haben und bald unter Regulierungsdruck geraten könnten, sind hingegen zu meiden".

    Konkret wird Jens Hillers, Fondsmanager bei CM-Equity, denn er nennt das französische Unternehmen GTT (Gaztransport et technigaz) und sagte, dass GTT ein Quasi-Monopol für Tanks für Flüssiggastankern und auch Gas-Treibstofftanks habe, die zukünftig immer häufiger bei Schiffen Verwendung finden werden. Schiffe gehören zu den größten Klimakillern. Die GTT-Aktie steht bei 85,10 Euro. Die Jahresperformance beträgt +46,03 Prozent. Vor zwei Jahren stand das Papier zeitweise bei 33 Euro.

    Ein riesiges Thema wird auch Ernährung sein. Mit Beyond Meat steht eine Revolution bevor, die sich bereits im Aktienkurs ausdrückt. So konnte das Papier seit dem IPO im Mai 2019 von 25,00 US-Dollar (Emissionspreis) auf zeitweise 239,00 US-Dollar zulegen. Auch andere Hersteller von Fleischersatzprodukten sind auf Expansionskurs, wie z. B. Impossible Foods, dass jedoch noch nicht börsennotiert ist.

    Mix: Das perfekte Klima-Portfolio - Wasser immer dabei...

    Technologieunternehmen aus den Bereichen Erneuerbare Energien: Solarenergie, Windenergie, Brennstoffzellen gehören in ein Klima-Portfolio ebenso wie Unternehmen aus den Bereichen Wasseraufbereitung, Kohlenstoffbindung, Elektroautos, Batterien und Öffentlicher Verkehr, meint Ulrich Stephan. Einen besonderen Schwerpunkt nimmt das Thema Wasser ein, denn Stephan führt für uns aus: "Aufgrund des strukturellen Wachstumstrends könnte die Beimischung von Unternehmen aus dem Wassersektor für entsprechend risikobereite Anleger langfristig ein interessantes Investment darstellen".

    Henning Vöpel, Direktor des Hamburgischen WeltWirtschaftsInstituts (HWWI), meint: "Wasserstoff könnte eine wichtige Technologie und interessant für Anleger werden". Dominik Schmaus, Produktmanager bei VanEck, sieht Rendite-Chancen bei Unternehmen, die sich mit Wassertechnologien beschäftigen: "Es gibt Chancen vom Wachstumsmarkt der Wassertechnologie zu profitieren, da mit der Trockenheit aber auch dem steigenden Wohlstand der Verbrauch ansteigt. Ohne Maßnahmen und Unternehmen, die sich mit der Versorgung und Infrastruktur von Wasser beschäftigen, werden laut einer Prognose der UN im Jahr 2050 etwa 5,7 Milliarden Menschen auf der Erde an Wassermangel leiden".

    Für ein Klima-Portfolio sollten laut Matthias Dürr von der DZ-Bank auch folgende Branchen ins Auge gefasst werden: "Unternehmen, die helfen, Energieeffizienz zu erhöhen, z. B. Halbleiter- und Softwareunternehmen, aber auch Bau (Energiemodernisierung & Wärmedämmung) und Chemie (Dämmstoffe & alternative Kraftstoffe)". Und im Bereich Mobilität sind Unternehmen interessant, die autonome Fahrkonzepte entwickeln und Hersteller von Autos mit alternativen Antriebstechnologien.

    ...Versicherungen und Fonds im Blick

    Ein Spezialthema für Anleger wären sogenannte Insurance Linked Bonds, denn dazu sagte Schickentanz: "Wertpapiere, die an Versicherungsereignisse gekoppelt sind, bieten mit Blick auf klimatische Veränderungen ebenfalls besondere Chancen". Seine weitere Erklärung: "Denn das Risiko klimatischer Wetterereignisse nimmt kontinuierlich zu, das Schadensvolumen ebenso. Dadurch wachsen die Versicherungsprämien dynamisch an, was Chancen eröffnet", so der Chef-Anlagestratege der Commerzbank.

    Etwas leichter einzuordnen ist der CO2-Fußabdruck von Indizes im Vergleich zu Fonds - als ein Auswahlkriterium. Roland Rott, Head of ESG von La Française Asset Management, erklärt dazu: "Der MSCI World Index (AC) hat einen CO2-Fußabdruck von 132 Tonnen pro investierte Million Euro. Im Vergleich dazu kommt ein Impact Fonds wie der Carbon Impact Global von La Française gerade mal auf aktuell 33 Tonnen. Dabei muss auf Renditechancen nicht verzichtet werden".

    Für Ulrich Stephan bieten nachhaltig ausgerichtete Investmentfonds für entsprechend risikobereite Anleger mögliche Renditechancen in einem Portfolio. Auch Kupfer und Nickel können vom Klima-Trend profitieren, denn die Nachfrage nach Batterien und E-Autos wird weiter steigen.

    Ort und Zeit: Wo lauern die unechten "Greta-Investments" und weitere Gefahren?

    "Bei Klima-Investments ist die Auswahl von Sektoren nicht zielführend, da es in jedem Sektor Gewinner und Verlierer gibt", so berichtet es Ulrich Stephan. Auch hält er eine Auswahl bzw. Unterteilung nach Regionen für den falschen Weg. Aber es gibt noch weitere Risiken.

    Uwe Burkert, Chefvolkswirt der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW), nennt "Stranded Assets", also Assets durch z. B. durch den Klimawandel frühzeitig ihren Wert verlieren. Burkert führt aus: "Stranded Assets sind nicht mehr in der Lage eine wirtschaftliche Rendite zu erzielen und resultieren aus einer Veränderung des Marktes sowie der regulatorischen Umgebung". Das Risiko von "Stranded Assets" ergebe sich vor allem dann, wenn die Pariser Klimaziele eingehalten werden. Konkret: "Insbesondere solche Unternehmen, deren Geschäftsmodelle auf fossilem Kapital beruhen, sowie Staaten, die über große fossile Reserven verfügen, laufen Gefahr, große Teile ihrer Vermögenswerte nicht mehr nutzen zu können", so der Chefvolkswirt.

    Wie bei allen Anlageprodukten ist der mittel- und langfristige Horizont ein wichtiger Aspekt. So auch bei "Greta-Investments". Dies bestätigt Charlies Thomas, Head of Strategy, Environmental and Sustainability bei Jupiter AM, denn er sagte: "Bei sozialen und ökologischen Trends kann es Jahrzehnte dauern, bis sie sich materialisieren". Hier denkt Thomas vor allem an die Recyclingbranche, denn da seien Unternehmen vorhanden, "die vom 'Erwachen' aus dem Plastik-Albtraum ihren Nutzen ziehen werden". Aber dafür braucht es mehr politische Entscheidungen, wie mit Plastikmüll umgegangen werden darf.

    Ausblick

    Ob für Privatanleger oder professionelle Stockpicker, der Klimawandel sorgt dafür, dass Kapitalströme eine neue Richtung einschlagen und Unternehmen ihr Geschäftsmodell umstellen müssen. Ingo Speich, Leiter Nachhaltigkeit und Corporate Governance bei der Deka Investment, sagte: "Wer frühzeitig die richtigen Unternehmen identifiziert, wird positive Effekte bei der jeweiligen Risikoprämie sehen und an der Kursentwicklung partizipieren". Er meint, dass Nachhaltigkeitskriterien in die Anlageentscheidung integriert werden müssen, "um die Chancen und Risiken des Klimawandels frühzeitig abzubilden".




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