Investmentfonds
Trauerspiel aktives Management
Affen gehören neben Bulle und Bär zu den Wappentieren an der Börse. Während der Bulle für steigende und der Bär für fallende Kurse stehen, symbolisieren Affen das Unvermögen der Menschen an den Finanzmärkten. Primaten, die mit einem Dartpfeil auf den Kursteil einer Zeitung werfen, würden mit dieser Auswahl beinahe jeden Fondsmanager schlagen, der von Berufs wegen Märkte analysiert und Firmen auf den Prüfstand stellt.
Eine aktuelle Analyse des Indexanbieters S&P Dow Jones gibt dem Symbolbild vom Affen neues Gewicht. Danach sind Aktienfondsmanager sogar noch schlechter als ihr Ruf. Kaum ein Profi schafft es noch, den Markt zu schlagen, also einen Mehrwert für ihre Fondskunden zu erwirtschaften. Sparer fahren mit einer anderen Strategie deutlich besser.
Offensichtlich haben die Experten mit den zunehmend politischen und von Notenbanken getriebenen Börsen neue Probleme, entziehen sich doch solche Märkte jeglicher rationalen Analyse. Gleich 83 Prozent der aktiv verwalteten deutschen Aktienfonds blieben hinter dem S&P Germany, einer Art DAX, zurück. Damit hat sich die Quote noch mal deutlich verschlechtert. Ein Jahr vorher hatten auf Zwölf-Monatssicht lediglich 60 Prozent der aktiven Fonds schlechter als der Index abgeschnitten.
Noch desaströser fällt die Performance für das Anlageuniversum Europa aus. 90 Prozent der Manager, die das Geld ihrer Kunden zwischen Lissabon und Nikosia anlegen, blieben hinter dem breiten Markt zurück. Bei den starken Kursverlusten an den Aktienmärkten Ende 2018 verzeichneten viele aktive Fonds in Europa eine breite Underperformance. Dies widersprach der gängigen Annahme, dass aktive Manager in volatilen Märkten in der Regel einen Vorteil haben. Auch im darauf folgenden Kursaufschwung bewiesen die Profis kein glückliches Händchen: Obwohl die Märkte im ersten Halbjahr 2019 wieder anzogen, konnten aktive Manager die Verluste meist nicht wieder ausgleichen.
Tatsächlich hat die V-förmige Kursentwicklung an den Märkten viele Experten auf dem falschen Fuß erwischt. Anfang Oktober 2018 kamen die Börsen plötzlich ins Rutschen. Der europäische Aktienindex S&P Europe 350 brach bis Jahresende um fast 14 Prozent ein. Danach ging es ebenso rasant wieder nach oben. Bereits Mitte März war das Minus wieder ausgewetzt.
Für die menschliche Psyche sind solche Bewegungen tückisch. Auch Fondsmanager sind keine Maschinen, die emotionslos Aktien kaufen und verkaufen. Vielmehr lassen sie sich – wie normale Privatanleger auch – oft von Angst und Gier treiben. Auf Jahressicht liegen die Lenker von Deutschlandfonds im Schnitt mit etwa vier Prozent hinter der DAX-Benchmark. Noch verheerender fällt die Underperformance der Europa-Fonds aus. Die Rendite der Gruppe lag Mitte 2019 immer noch im Minus, während der Vergleichsindex S&P Europe 350 um satte fünf Prozent stieg. Im Schnitt blieben die Profis über sechs Prozentpunkte hinter der Messlatte zurück.
Auf Sicht von zehn Jahren laufen 85 Prozent der aktiv gemanagten Deutschlandfonds schlechter als der Markt. Bei den US-Produkten liegt die Versagerrate bei 98 Prozent. Am brutalsten scheitern jene Profis, die das Vermögen der Kunden in globale Aktien packen. Auf Sicht von zehn Jahren hinkten fast 99 Prozent dem Markt hinterher.
Der Indexanbieter S&P Dow Jones führt die Untersuchung seit 2002 durch. Und die Ergebnisse haben die Debatte um den Sinn und Unsinn von Fondsmanagern befeuert. Der Aufstieg von Indexfonds (ETFs), die ohne einen menschlichen Lenker schlicht ein Marktbarometer abbilden, und nicht versuchen, durch Kauf und Verkauf bestimmter Titel die Messlatte zu schlagen, ist auch maßgeblich mit auf die Statistiken von S&P Dow Jones zurückzuführen. Denn die Zahlen zeigen wieder und wieder, dass die Geldverwalter weder auf globaler Basis noch mit eingegrenzten Länder- oder Regionen-Universen punkten können, sprich die relevanten Messlatten schlagen.
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Immerhin fällt die langfristige Underperformance nicht so brutal wie seit 2018 aus. Im Schnitt liegen die Profis zwischen ein und vier Prozent pro Jahr hinter den Indizes. Das lässt sich zum einen aus den Kosten erklären. Die aktiven Fonds nehmen jährliche Verwaltungsvergütungen von bis zu zwei Prozent für das Management und den Vertrieb der Produkte. Diese Gebühren muss ein Manager erst mal wieder reinholen.
Vielen Profis fehlt der Mut dazu, durch gewagte Wetten den Kostennachteil herauszuholen. Sie bilden mehr oder weniger den Index ab. Damit sind die Kosten automatisch die Underperformance. Allerdings ist eine solche Strategie durchaus rational. Wer große Abweichungen von der Messlatte in seinem Fonds aufbaut und dabei danebenliegt, kann schnell seine Karriere ruinieren. Dagegen wird niemand bestraft, wenn er in etwa den Index abbildet und dabei wegen der Gebühren eine leichte Underperformance in Kauf nimmt.
Unser Rat: Für Vermögensaufbau fahren Privatanleger am besten, wenn sie für ihr Basisinvestment auf Indexfonds (ETFs) setzen.