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    Coronakrise  10627  3 Kommentare Wann beginnt die Suche nach den „Schuldigen“? - Seite 3

    Verschwörungsspinner

    Typisch seien in diesem Zusammenhang Verschwörungstheorien, in denen diese Gruppen allmächtig erschienen. Anhänger von Verschwörungstheorien haben natürlich auch zur Coronakrise vielfältige Theorien aufgestellt. Ich nenne solche Leute jedoch lieber „Verschwörungsspinner“ als „Verschwörungstheoretiker“, da das Wort „Theorie“ hier selten angemessen ist. Großes Unheil hat in der Geschichte die These der „jüdischen Weltverschwörung“ angerichtet. Verschwörungsspinner erkennt man daran, dass sie einerseits besonders einfältig sind, sich aber andererseits für die einzigen richtig gut informierten Leute halten. Sie fühlen sich auch direkt angesprochen, wenn von ihnen die Rede ist und man erkennt sie leicht daran, dass sie einem als erstes erklären, der Begriff „Verschwörungstheorie“ selbst sei schon Ergebnis einer Verschwörung (z.B. des CIA).

    Menschen verstehen komplexe Ursachen selten

    Die Folgen für die angeprangerten Gruppen könnten fatal sein: „Wenn eine zum Sündenbock gemachte Gruppe als mächtig und zugleich böswillig angesehen wird, lassen sich sogar die extremsten Handlungen gegen sie (z. B. Mord) als Selbstverteidigung rationalisieren“, so Glick. Er betont, dass gerade in Krisensituationen Sündenböcke gesucht würden, weil die Mehrheit die komplexen Ursachen nicht verstehe: „Bei ihrer kollektiven Suche nach plausiblen Erklärungen und Handlungsoptionen können Menschen zu falschen und (für diejenigen mit besseren oder differenzierteren Informationen) objektiv lächerlichen Schlussfolgerungen gelangen, um eine unschuldige Gruppe zum Sündenbock zu machen. Zu falschen Zuschreibungen kann es kommen, weil die Informationen und die kognitiven Fähigkeiten der Menschen, sie zu verarbeiten, begrenzt sind, insbesondere wenn es um große Probleme in komplexen, modernen Gesellschaften geht…. Bewegungen, die Sündenböcke benennen, sind für ihre Anhänger attraktiv, weil sie einfache, kulturell plausible Erklärungen und Lösungen für negative Ereignisse anbieten.“

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    Rainer Zitelmann
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    Dr. Dr. Rainer Zitelmann ist Historiker, Politikwissenschaftler und Soziologe - und zugleich ein erfolgreicher Investor. Er hat zahlreiche Bücher auch zu den Themen Wirtschaft und Finanzen* geschrieben und herausgegeben, viele davon sind in zahlreiche Sprachen übersetzt worden. * Werbelink
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    Verfasst von Rainer Zitelmann
    Coronakrise Wann beginnt die Suche nach den „Schuldigen“? - Seite 3 Es ist fast schon ein Gesetz: Bei Krisen, Naturkatastrophen und Epidemien beginnen die Menschen früher oder später mit der Suche nach den „Schuldigen“ und es findet eine Politisierung des Ereignisses statt. Meist werden Krisen anfangs nicht sehr ernst genommen. Irgendwann bricht Panik aus, aber die Menschen sind zunächst vor allem damit beschäftigt, die unmittelbaren Folgen einer Katastrophe in den Griff zu bekommen – so wie derzeit bei der Coronakrise.

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