Märkte am Rand ihrer Funktionsfähigkeit - Seite 2
Dass die Ankündigungen der Notenbanken aktuell ohne (nachhaltigen) Effekt verhallen, könnte auch daran liegen, dass die Begründungen für die Maßnahmen eher verunsichern als zu helfen.
So beschloss die US-Notenbank vorgestern Abend noch weitere Schritte zur Eindämmung der negativen wirtschaftlichen Folgen der Coronavirus-Krise. Rund zwei Dutzend Primärhändlern an der Wall Street werden ab dem 20. März 90-tägige Kreditspritzen zu günstigen Konditionen angeboten. Soweit, so gut. Doch dazu hieß es, die Notenbank wolle mit dem Schritt unter anderem für weiterhin funktionierende Märkte sorgen. Und für mich war es eher negativ zu lesen, dass die Märkte offenbar im Verdacht stehen, bald nicht mehr wie gewohnt zu funktionieren, trotz aller Erfahrungen und Konsequenzen aus der Finanzkrise!
Und auch die Ankündigung, die US-Notenbank werde kurzlaufende Unternehmensanleihen direkt von US-Firmen erwerben, hatte einen bitteren Beigeschmack. In Zeiten der Finanzkrise wurden derartige Papiere im Volumen von 738 Milliarden Dollar erworben. Diese Maßnahme soll nun erneut als Hilfsmittel eingesetzt werden, weil der Markt für derartige Geldmarktpapiere – sogenannte Commercial Papers (CP) – zuletzt auszutrocknen drohte, was auch eine beunruhigende Nachricht ist.
Die Märkte werden mit Liquidität zugeschüttet
Aber das war noch nicht alles. Der beschlossene Ankauf kurzfristiger Unternehmensanleihen wird von einem Kreditschutz flankiert. Dieser wird einen Umfang von 10 Milliarden Dollar haben. Das Finanzministerium stimmte einem entsprechenden Programm der US-Notenbank (Fed) zu. Gegenüber den oben genannten Summen klingt das fast wie ein Tropfen auf den heißen Stein.
Ruhe und Geduld sind gefragt
Jedenfalls folgt eine Maßnahme derzeit der anderen. Hier mal 10 Milliarden, da mal eine Billion. Doch die Märkte lassen sich bislang nicht beruhigen. Umso ruhiger muss man derzeit als Anleger agieren. Bei den stark gefallenen Kursen kribbelt es stark in den Fingern, auf Shoppingtour zu gehen, wenn man nur auf diese Möglichkeit gewartet hat. Doch hier heißt es nun, diszipliniert in kleinen Schritten in den Markt einzusteigen. Denn wie sich heute zeigt, kann es immer noch ein Stückchen weiter abwärts gehen (siehe Dow Jones-Chart oben). Und niemand weiß, von welchem Niveau letztlich eine nennenswerte Gegenbewegung startet. Und selbst wenn es zu dieser Gegenbewegung kommt, heißt das noch nicht, dass damit die Kursverlusten ein Ende haben. Denn der erste Boden ist selten der letzte.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Geldanlage
Ihr
Sven Weisenhaus
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(Quelle: www.stockstreet.de)