Aktien-Tipps unter der Corona-Lupe
Tourismus, Gastronomie und Transport schwächeln, Gesundheitssektor boomt – Zugreifen oder Finger weg?
Ausgesprochen schlecht liefen Geschäfte und Kurse bei jenen Altfavoriten aus der Tourismus-, Gastronomie- und Transportbranche. Viele Top-Titel kamen aus dem Gesundheitssektor. Jürgen Büttner hat die Smart Investor-Aktienempfehlungen von Mitte 2019 unter die Lupe genommen.
Das erste Negativbeispiel ist IFA Hotel & Touristik. Die Verantwortlichen sehen zwar derzeit kein Risiko für den Fortbestand des eigenen Unternehmens – stark rückläufige Ergebnisse sind in diesem Jahr aber einzukalkulieren. Zudem sind die weiteren Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Tourismusbranche laut dem Vorstand des Ferienhotelbetreibers nicht absehbar. Wenn das aber selbst die Experten intern nicht können, wie sollen sich dann Externe eine verlässliche Meinung bilden können? Das macht seriöses Investieren schwer, auch wenn der Substanzwert die aktuellen Notierungen vermutlich klar übersteigt. Als risikobehaftetes antizyklisches Investment ist IFA vielleicht geeignet; die schwache Charttechnik spricht hier momentan aber gegen ein Investment.
Als günstig bewertet einzustufen ist im Grunde genommen Vectron Systems – zumindest auf Basis der bisherigen Gewinnschätzung der Analysten für 2022, denn diese bewegt sich bei 1,49 Euro je Aktie, sodass sich ein geschätztes KGV von gut fünf ergibt.
Die große Frage lautet aber: Was ist diese Vorhersage wert? Denn das COVID-19-Virus macht mit der Gastronomie einem sehr wichtigen Zielkundensegment das Leben überaus schwer. Für Vectron sprechen der vor Krisenausbruch noch per Kapitalerhöhung aufgefüllte Kassenbestand sowie die dank Digitalisierungstrend in einem normalen Umfeld guten Geschäftsaussichten. Neu einsteigen sollte man aber erst, wenn hoffentlich gute Nachrichten für ein aufgehelltes Chartbild sorgen.
Beim Flughafenbetreiber Fraport ist der Kurs extrem abgestürzt. Das passt zu einer Situation, in der etwa in Frankfurt die Passagierzahlen um 96 bis 97 Prozent unter dem Vorjahresniveau liegen. In der verprügelten Notiz scheint zwar schon viel Negatives zu stecken; allerdings besteht die Gefahr, dass sich die Aktivitäten nur zäh erholen. So schließt der Konzernchef nicht aus, dass sich die Größe des Luftverkehrsmarkts selbst 2023 noch um 15 bis 20 Prozent unter dem Rekordniveau des Vorjahres bewegt. Vor diesem Hintergrund sollten Anleger erst bei einer wieder verbesserten Nachrichtenlage über Neuinvestments nachdenken.
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Verbrauchsmaterialien für die Herstellung von Medikamenten und Impfstoffen sowie Testkits.
Mit einem geschätzten KGV von 60 für 2020 ist der Titel zwar sehr ambitioniert bewertet – solange die Kursentwicklung jedoch kein Warnsignal sendet, wäre es falsch, sich von einem charttechnischen Dauerläufer wie Sartorius zu trennen.
Beim zweitgenannten Wert geht es um Softwarelösungen für das Gesundheitswesen. Die Tochter des Versicherungskonzerns Ping An betreibt die größte Gesundheitsplattform in China. Die Gewinnschwelle erreicht das Unternehmen zwar vermutlich erst 2021; sich digital um seine Gesundheit zu kümmern hat durch COVID-19 aber noch einmal an Beliebtheit gewonnen. Das unerschlossene Potenzial ist riesig, und für Ping An Healthcare als Marktführer ergeben sich sehr gute Geschäfts- und Wachstumschancen. Deshalb gilt auch hier: Kursgewinne laufen lassen und mit einem individuell zur eigenen Risikoneigung passenden Stop-Loss-Kurs absichern.
Autor: Jürgen Büttner
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(Dieser Artikel aus der Smart Investor-Ausgabe 06/20 bezieht sich auf Daten, die bis zum 23.05.2020 erfasst wurden.)
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