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    Volle Kernkraft voraus  26242  0 Kommentare Uran-Boom durch Corona: Welche Atom-Aktien jetzt zu den Gewinnern zählen könnten

    Die Kernkraft ist systemrelevant, läuft aber in ein Beschaffungsproblem hinein. Damit befeuert die COVID-19-Krise eine neue Hausse-Chance für Uran, schreibt Tim Rödel im Smart Investor.

    Die COVID-19-Krise hat den Erdball weiter im Griff. Die massiven Interventionen in die Entfaltung der freien Wirtschaft haben tiefe Spuren hinterlassen. Massenarbeitslosigkeit und wirtschaftliche Nöte gehören plötzlich wieder zum Alltag. Doch jede Krise hat auch ihre Gewinner und zu ebendiesen zählt bereits jetzt der Uransektor.

    Während vielzählige große Minen vorübergehend ihren Betrieb herunterfahren oder sogar gänzlich wegen möglicher Infektionen des Personals einstellen mussten, werden gleichzeitig die systemrelevanten Kernkraftwerke zwangsläufig weiterlaufen, damit das gesellschaftliche System nicht komplett auseinanderbricht. Immerhin etwa elf Prozent des gesamten Energiebedarfs wird weltweit aktuell aus der Atomkraft gedeckt.

    Allen voran die USA, aber auch andere Nationen, bei denen die Nuklearenergie eine gewichtige Rolle spielt (zum Beispiel Frankreich, Großbritannien und China), benötigen dringend Nachschub an Brennmaterial. Koste es, was es wolle, möchte man fast meinen – zumindest wenn man einen Blick auf den Uranspotpreis wirft. Dieser konnte binnen lediglich fünf Wochen von 24 auf 34 US-Dollar je lb zulegen – „lb“ steht für „pound“ („lb“ vom römischen „libra“) und entspricht 453,6 Gramm. Ein Plus von rund 40 Prozent und gleichzeitig ein Vierjahreshoch!

    Anzahl der weltweiten Kernreaktoren auf Höchststand – Nachfrage steigt

    Mitte Juni 2020 befanden sich weltweit 442 Reaktoren in 31 Ländern am Netz. 53 Anlagen befinden sich bereits in Bau, weitere 110 in der konkreten Planungsphase. Insgesamt ging die Uranförderung seit etwa Anfang März 2020 allein bedingt durch die Corona-Krise um etwa 60 Prozent zurück – wobei man festhalten muss, dass das Angebotsdefizit bereits zuvor etwa 40 Millionen lb Uran (U308) pro Jahr betragen hatte. Der aktuelle Bedarf wird also zum Großteil aus Lagerbeständen gedeckt, die damit rasch zur Neige gehen. Eine Angebotslücke besteht de facto demnach schon jetzt.

    So liegt der Verbrauch auf dem aktuellen Stand von 442 Kernreaktoren weltweit bei etwa 183 Millionen lb U308, wovon lediglich circa 139 Millionen lb durch die weltweite Uranförderung abgedeckt werden (ohne Sondereffekt Corona). Die Internationale Atomenergie-Organisation (IAEA) schätzt, dass der weltweite Uranbedarf durch den Neubau von Kernkraftwerken bis zum Jahr 2030 auf bis zu 300 Millionen lb ansteigen wird. Weiterhin laufen etwa 90 Prozent aller langfristigen Lieferverträge zwischen den Uranproduzenten und den Energieerzeugergesellschaften bis Ende des Jahres 2020 aus, was vor allem die etablierten Atomstrom-Nationen wie die USA in die Bredouille bringen dürfte.

    Etablierten Uranproduzenten geht die Luft aus

    Die etablierten Uranfördernationen Australien, Kanada, Russland und Niger hatten schon vor der Corona-Krise Probleme, ihre Produktion weiter auszubauen. Alle vier Länder zusammen produzierten im Jahr 2018 knapp 43 Millionen lb Uran. Im Jahr 2009 waren es noch etwa 62 Millionen lb gewesen. Australien machten wiederkehrende Probleme in BHP Billitons Olympic Dam Mine, der mit Abstand ertragreichsten Uranmine des Landes, zu schaffen.

    In Kanada musste der Produktionsstart in Camecos McArthur River Mine zigmal verschoben werden, da immer wieder große Mengen Grundwasser eindrangen. Im Niger mussten ebenso geplante Mineneröffnungen hinausgeschoben werden. Aufgrund des schwachen Uranspotpreises wurden teilweise aber auch Minen stillgelegt.

    Uransupermacht Kasachstan fördert nicht mehr zu jedem Preis

    Etwa 40 Prozent allen weltweit geförderten Urans stammen mittlerweile aus kasachischen Minen. Doch obwohl Kasachstan zu den Nationen gehört, die Uran aktuell am kostengünstigsten abbauen können, ist das Land längst nicht mehr bereit, seine Uranvorkommen zu absoluten Tiefstpreisen zu verschleudern: So gab etwa der staatliche Konzern Kazatomprom Anfang des Jahres 2017 bekannt, dass man die eigene Uranförderung um mindestens ein Fünftel kürzen werde.

    Im Mai 2018 kündigte das Unternehmen aus Nur-Sultan weitere Produktionskürzungen an. Darüber hinaus musste die Produktion bedingt durch die Corona-Krise weiter heruntergefahren werden.

    Massive Minenschließungen sorgten für eine große Angebotslücke

    Kazatomprom ist nicht der einzige Uranförderer, der angesichts des schwachen Uranpreises auf Produktionskürzungen setzte: So kündigte auch der Uran-Major Cameco entsprechende Produktionskürzungen an und schloss seine Mine McArthur River sowie die Anlagen auf Key Lake im Januar 2018 auf unbestimmte Zeit. Auch die Mine Rabbit Lake wurde geschlossen. Beide zählen zu den zehn größten Uranminen weltweit. Mit der einstweiligen Schließung wurden schlagartig 10 Prozent der gesamten Weltförderung vom Markt genommen. Außerdem tritt Cameco seit geraumer Zeit selbst als Käufer auf, um langfristige, höher dotierte Lieferverträge mit entsprechenden Uranmengen zum Spotpreis zu bedienen.

    Was die Corona-Krise nochmals beschleunigte

    Seit 2017 reduzierte Kazatomprom seine Uranförderung um etwa 15 Prozent, Kanada die eigene um etwa 45 Prozent. Weiterhin schloss Cameco seine Mine Cigar Lake im März 2020 wegen Corona für zunächst vier Wochen, was anschließend verlängert und bis Mitte Juni 2020 auch nicht wieder rückgängig gemacht wurde. Zusätzlich musste Oranos Aufbereitungsanlage McClean Lake schließen.

    Hinzu kommen Schließungen in Moab Khotsong in Südafrika und in den in chinesischem Besitz befindlichen Bergwerken Husab und Rössing in Namibia, um nur die wichtigsten zu nennen. Der Spotmarkt, dessen Angebot sich hauptsächlich aus Uran zusammensetzt, welches als Beiprodukt in anderen Minen gefördert wird, verzeichnete zuletzt auch einen Angebotsrückgang durch diverse Förderkürzungen sowie Schließungen von Minen, in denen Uran nur als Nebenprodukt anfällt.

    USA unterstützen eigene Uranindustrie mit Kaufprogramm

    Im Januar 2018 reichten die einzigen beiden verbliebenen US-Uranproduzenten, Ur-Energy und Energy Fuels (IK), eine Petition beim U.S. Department of Commerce ein, um auf die Relevanz der US-eigenen Uranförderung hinsichtlich möglicher sicherheitspolitischer Bedenken sowie steigender Abhängigkeiten der Energiebranche durch Uranimporte hinzuweisen.

    Die Abhängigkeit sowohl der US-Energieindustrie (immerhin werden 20 Prozent des in den USA verbrauchten Stroms aus Atomkraftanlagen gewonnen) als auch des Militärs, hauptsächlich von Nachfolgenationen der ehemaligen Sowjetunion, war zuletzt bedenklich angestiegen. Diese Initiative veranlasste die US-Regierung im Februar 2020 zu der Verkündung, über die kommenden zehn Jahre jährlich 150 Millionen US-Dollar zur Schaffung einer strategischen Uranreserve bereitzustellen. Diese soll gänzlich aus US-Minen stammen.

    Uran-ETFs bringen Spotpreis zum Steigen

    Erst jüngst kamen mehrere weitere, starke Marktakteure hinzu, die sich mittlerweile am Spotmarkt zum niedrigen Preis Uran sichern, das zumeist aus Minen stammt, in welchen es als Nebenprodukt anfällt. Außer Cameco konnten vor allem Uranium Participation Corp. und Yellow Cake plc größere Mengen Uran aufkaufen.

    Fazit

    Die aktuelle Situation eines noch immer viel zu niedrigen und unwirtschaftlichen Uranspotpreises plus das faktisch schon bestehende massive Angebotsdefizit dürften den Uranpreis weiter befeuern und die Energieversorger dazu zwingen, neue, gut dotierte Abnahmeverträge mit Produzenten auszuhandeln. Einen Hebel auf eine positive Uranpreisentwicklung bieten neben den etablierten Produzenten Kazatomprom und Cameco (IK) besonders die drei (Ex-)US-Uranförderer Energy Fuels (IK), Uranium Energy (IK) und Ur-Energy (IK), die von der beschriebenen Schaffung einer strategischen Reserve profitieren werden.

    Im Explorationsbereich bieten aktuell Denison Mines, GoviEx Uranium, IsoEnergy (IK) und Skyharbour Resources gute Entwicklungschancen. Weiterhin besteht die Möglichkeit, mittels Uranium Participation (IK) und Yellow Cake direkt an Uran zu partizipieren. Zusätzlich bietet sich ein Investment in der neuen Royaltygesellschaft Uranium Royalty Corp. oder in einem Uranfonds wie etwa dem Uranium Resources Fund der LLB Fund Services AG Liechtenstein an.

    Autor: Tim Rödel, Smart Investor


    Hinweis auf Interessenkonflikt (IK)
    Ein mit IK gekennzeichnetes Wertpapier wird zum Zeitpunkt der Erscheinung dieser Publikation von mindestens einem Mitarbeiter der Redaktion gehalten.


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    Dieser Artikel aus der Smart Investor-Ausgabe 07/20 bezieht sich auf Daten, die bis zum 19.06.2020 erfasst wurden.





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    Verfasst vonNicolas Ebert
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