Trump oder Biden?
Keine „klaren Ansagen“ nach der Wahl: Märkte reagieren nervös: Steht „schlimmstmögliches Szenario" bevor?
Ungeachtet des offenen Wahlausgangs erklärte Donald Trump noch in der Nacht, die Wahl gewonnen zu haben, und erhob erneut Vorwürfe von „massiven Betrug“ - eine Behauptung, für die er keine Beweise lieferte.
Stattdessen deutete der US-Präsident an, dass der Disput um die Stimmauszählung vor dem Obersten Gerichtshof landen könnte.
Für die Finanzmärkte bedeutet die Hängepartie weitere Ungewissheit in den kommenden Tagen. „Nichts ist es mit der blauen Welle, die den Märkten das gebracht hätte, was ihnen unabhängig von der politischen Ausrichtung am liebsten gewesen wäre: Eine klare Ansage“, sagt Klaus Brune, Leiter des Börsenressorts beim Platow-Verlag, der mit erheblichen Schwankungen im DAX rechnet. „Wenn sich die Demoskopen nicht schon wieder verkalkuliert haben, könnten die Briefwahlstimmen den Ausschlag zugunsten von Biden erbringen. Und das wäre dann der schlimmste mögliche Ausgang: Er würde es Trump ermöglichen zu sagen, dass die Demokraten den Sieg gestohlen hätten.“
Trumps Herausforderer Joe Biden schlug seinerseits gemäßigte Töne an: „Ich oder Donald Trump können nicht verkünden, wer die Wahl gewonnen hat. Das ist die Entscheidung der Bürger Amerikas. Aber ich bin optimistisch, was das Ergebnis angeht“, so Biden.
Dr. Dirk Steffen, Leiter Kapitalmarktstrategie im Privatkundengeschäft der Deutschen Bank, erwartet ebenfalls Marktschwankungen in den kommenden Tagen. „Die bislang enge Wahl macht aus Sicht des Kapitalmarkts zunächst größere politische und wirtschaftliche Veränderungen unwahrscheinlicher“, so Steffen im Gespräch mit wallstreet:online. „Nach den starken Zugewinnen an den Aktienmärkten in Europa und den USA gestern schwanken die Futures der US-Aktienleitindizes stark. Aktuell preschen die Technologiewerte voran, der Dow Jones-Index liegt im Minus. Hier könnte ein klares Wahlergebnis weitere Anschubhilfe leisten.“
Gewinner des Wahlkrimis könnten die sogenannten „sicheren Häfen“ sein, glaubt Dirk Steffen. „Der US-Dollar gewinnt moderat und macht seine Vortagesverluste somit mehr als wett. Die Renditen zehnjähriger US-Staatsanleihen fallen um neun Basispunkte. Beide Märkte preisen ein, dass ein Fiskalpaket unter einem republikanischen Präsidenten kleiner ausfallen könnte als unter einem demokratischen. Die Goldpreise leiden unter dem starken US-Dollar“, so der Experte.
Die angespannte Stimmung in den USA sprang auch auf den deutschen Aktienmarkt über. Der DAX startete mit einem deutlichen Minus in den Mittwochs-Handel.
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Autor: Julian Schick, wallstreet:online Zentralredaktion