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Marktkommentar zum 4. Quartal 2022
Die Nachrichtenlage ist beunruhigend. Die Inflation ist so hoch wie seit den frühen 80er Jahren nicht mehr und bedroht den globalen Wohlstand. In Europa herrschen Krieg und eine Energiekrise.
Die nackten Zahlen an den Finanzmärkten sprechen zunächst eine deutliche Sprache. Das abgelaufene Quartal markierte das Dritte in Folge mit simultan fallenden Aktien- und Anleihenotierungen. Die im letzten Marktkommentar beschriebene Assetpreis-Deflation setzte sich somit unvermindert fort. Die drei kursbewegenden Faktoren bleiben unverändert: Inflationsentwicklung und Auswirkungen auf die Zentralbankpolitik, die Entwicklung der Realwirtschaft mit steigender Rezessionsgefahr sowie die Geopolitik. Diese Faktoren sind interdependent. Sie bedingen, beeinflussen und verstärken sich gegenseitig. Die großen Anlageregionen sind von diesen Herausforderungen unterschiedlich stark betroffen.
USA: Silberstreif am Horizont? Inflationszahlen nahe der Höchstraten
In den Vereinigten Staaten sind die Inflationszahlen auch im dritten Quartal angestiegen. Im September lag der Verbraucherpreisindex (CPI) um 8,2 Prozent höher als im Vorjahr. Wir haben die Erwartung, dass wir uns mittlerweile nahe der Höchstraten bewegen und in den kommenden Monaten schwächere Steigerungsraten sehen werden. Rückläufige Rohstoff- und insbesondere Gaspreise sowie ein sich spürbar verlangsamender Immobilienmarkt senden positive Signale hinsichtlich der künftigen Inflationsentwicklung. Die Konsensschätzung der Volkswirte hält sogar einen Rückgang der Inflation in das Zielband der amerikanischen Notenbank (FED) bei zwei Prozent für möglich. Diesen Optimismus teilen wir nicht. Mit Sorge betrachten wir insbesondere Zweitrundeneffekte. Der Arbeitsmarkt in den USA ist sehr stark und folglich sind erhöhte Lohnabschlüsse wahrscheinlich. Zudem droht mit dem Abkühlen des Immobilienmarktes ein Anstieg der Nachfrage nach Mietobjekten und in der Folge ein Anstieg der Mieten. Der Rückgang der Inflation dürfte derweil der FED die Möglichkeit einer Verschnaufpause im Zinserhöhungszyklus geben.
Europa: Keine guten Lösungsoptionen
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Für Europa sind wir weitaus pessimistischer, was die mittelfristigen Konjunkturaussichten betrifft. Die Eurozone verbuchte im September mit einer Verbraucherpreisinflation von zehn Prozent die erste zweistellige Inflationsrate in ihrer Geschichte. In Europa herrscht Krieg und der wirtschaftliche Preis ist durch hohe Energiekosten direkt für private Haushalte und Unternehmen spürbar. Die Inflationsentwicklung wird wahrscheinlich in den kommenden Monaten noch einmal an Fahrt gewinnen, daher erwarten wir neue Rekordwerte. Zweitrundeneffekte wie in den USA wird es auch in der Eurozone geben. Die europäische Zentralbank (EZB) ist in ihrem Zinserhöhungszyklus den USA weit hinterher und wird in diesem Jahr kaum zu einer Reduktion der Inflation beitragen können. Des Weiteren ist die Wirtschaftskraft der Eurozone nicht zuletzt durch den Krieg äußerst schwach zu einem Zeitpunkt, in dem die EZB anfängt, ihre Geldpolitik restriktiver zu gestalten. Für das kommende Jahr rechnen die Wirtschaftsforschungsinstitute mit einer Rezession für Deutschland und auch die Eurozone dürfte eine Rezession nur schwer abwenden können. Die Marktteilnehmer rechnen bis zum Ende des Jahres mit weiteren Leitzinserhöhungen um 1,25 Prozent auf dann 2,5 Prozent.
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