Rating – EU Kommission
Ratingagenturen wehren sich gegen geplante EU-Regulierung
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Die US-amerikanische Ratingagentur Moody’s wehrt sich gegen die Pläne der Europäischen Kommission zur Regulierung der Ratingagenturen. Sollten die Maßnahmen wir geplant in Kraft treten, „werden sie
den Zugang europäischer Länder und Unternehmen zum Kapitalmarkt zum Erliegen bringen.“ Zudem werden sie „die Volatilität auf den europäischen Kreditmärkten erhöhen“, heißt es in einem Brandbrief an
den amtierenden Vorsitzenden des Rats der europäischen Finanzminister, den polnischen Finanzminister Jan Vincent-Rostowski.
Wie die Tageszeitung „Die Welt“ berichtet, ging das Schreiben, unterzeichnet von Moody’s-Präsident Michel Madelain, in Kopie an alle europäischen Finanzminister, an die zuständigen Mitglieder der
EU-Kommission und den Ratspräsidenten Herman van Rompuy. „Wir haben den Brief an den Rat der Finanzminister vor allem geschrieben, weil die Qualität des Dialogs mit der Kommission dürftig ist“,
sagte Moody’s-Europachef Frederic Drevon der „Welt“.
Damit nimmt Drevon Bezug auf einen noch unveröffentlichten Entwurf des zuständigen Binnenmarktkommissars Michel Barnier, der die Branche in seiner Schärfe überrascht habe. „Manche der Maßnahmen
würden den Ratingagenturen die Möglichkeit rauben, ihre eigene Meinung zu sagen“, sagte Drevon.
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Dabei stehen vor allem drei Aspekte in der Kritik, berichtet die „Welt“:
Erstens will die EU-Kommission der europäischen Wertpapieraufsicht ESMA die Kontrolle über die Methodologie der Ratings geben. Das hieße, die Ratingagenturen müssten der ESMA ihre
Bewertungskriterien zur Abstimmung geben. Ziel ist, einen einheitlichen Kriterienkatalog für alle Agenturen zu schaffen. Die Kritik: Mit der Festlegung der Ratingkriterien durch die ESMA würde
diese selbst zu einem Ratinganbieter.
Zweitens soll eine Rotationspflicht eingeführt werden, um Interessenskonflikte zu vermeiden. D.h. nur noch drei Jahre hintereinander, in speziellen Fällen auch nur ein Jahr lang, sollen Staaten
oder Unternehmen eine bestimmte Ratingagentur beauftragen dürfen. Die Kritik: Die EU nähme damit den Anlegern die Möglichkeit, Ratings über Jahre zu verfolgen und zu vergleichen.
Drittens will die EU unter bestimmten Umständen die Veröffentlichung von Länderratings aussetzen, so zum Beispiel, wenn ein Land Finanzhilfe von der EU erhält. Die Kritik: „Die pure Ankündigung
einer Aussetzung wird das Vertrauen reduzieren und Volatilität schaffen. Das ist eine kontraproduktive Maßnahme“, sagte Drevon gegenüber der „Welt“.
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