ROUNDUP/Experte
Daimler muss Produktion kürzen - Sparkurs überrascht nicht
STUTTGART (dpa-AFX) - Das bevorstehende Sparpaket des Autobauers Daimler dürfte aus Sicht von Branchenkennern vor allem bei der Produktion und im Einkauf ansetzen. 'Fakt ist, dass man Produktionskapazitäten zurückfahren muss', sagte Autoexperte Stefan Bratzel der Finanznachrichtenagentur dpa-AFX am Freitag. Auch mit den Zulieferern werde der Konzern vermutlich in Verhandlungen treten.
Alle Autobauer seien sich bewusst, dass sie mit mehr Flexibilität auf die aktuell schwankenden Märkte reagieren müssten, sagte der Direktor des Center of Automotive Management an Fachhochschule Bergisch-Gladbach. Die Frage sei aber immer, wie das in die Praxis umgesetzt werden könne.
Analysten waren von der Ankündigung des Sparprogramms am Donnerstag nicht überrascht. Auch das von der 'Financial Times Deutschland' (Freitag) kolportierte Volumen von einer Milliarde Euro sorgte nicht für Wirbel. Ein Händler hielt den Bericht für kaum kursbewegend. Der Schritt sei nach der Gewinnwarnung für die Autosparte durchaus sinnvoll, Daimler-Chef Dieter Zetsche habe allerdings bereits auf weitere Sparmaßnahmen vorbereitet. Der Konzern selbst wollte die Spekulationen das Milliarden-Volumen und Ansatzpunkte des Sparpakets auf Nachfrage nicht kommentieren.
Zetsche hatte am Donnerstag eingeräumt, dass Daimers Pkw-Sparte - und damit möglicherweise auch der gesamte Konzern - das angestrebte Gewinnziel am Ende des Jahres verfehlen werde. Er kündigte 'eine ganze Reihe von Maßnahmen' an, um sich auf die schwieriger werdenden Bedingungen am Markt einzustellen. Details nannte er nicht.
Lesen Sie auch
Allerdings hatte der Daimler-Chef das Jahr 2012 schon im Februar als 'Übergangsjahr' angekündigt und zumindest keine Steigerung des Konzerngewinns in Aussicht gestellt. 2011 hatten die Stuttgarter einen operativen Rekordgewinn von 8,76 Milliarden Euro eingefahren. Die Pkw-Sparte, die zuletzt 60 Prozent zum EBIT-Gewinn beigetragen hatte, sollte in diesem Jahr ursprünglich ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern auf dem Vorjahresniveau von 5,2 Milliarden Euro abwerfen. Mittlerweile kämpft aber auch der Oberklassen-Hersteller mit den Auswirkungen der europäischen Absatzkrise. Auch auf dem chinesischen Markt habe sich der Wettbewerb signifikant verschärft, sagte Zetsche./mmb/enl/fbr