MiFID-Expertin
„Unmut der Branche ist verständlich“ - Seite 3
FundResearch: Aber wann dienen sie der Beratungsqualität? Um eine Verbesserung der Beratungsqualität zu definieren, beschreibt die ESMA nun die Fälle, in denen keine Verbesserung vorliegt. Wie bewerten Sie die Definition? Ist sie ausreichend?
Marion Willems: Die Definitionen der ESMA in Level 2 sind noch sehr schwammig, zumal die Liste zum Begriff Qualitätsverbesserung nur eine Negativliste darstellt; faktisch wird damit aber die zuwendungsorientierte Beratung verboten. Grundsätzlich geht der Tenor dahin, dass zum Beispiel das Vorhalten von Infrastruktur, also zum Beispiel Personal, IT oder aber auch Compliance-Funktionen bzw. die Bereitstellung eines Compliance Officers oder Grundlagenresearch laut ESMA keine Qualitätsverbesserung mehr darstellen. Hiermit widerspricht die ESMA den Regelungen in Level 1. Dort ist ein grundsätzliches Verbot von Zuwendungen nicht vorgesehen. Nun stellt zum Beispiel Grundlagenresearch laut ESMA ein „non-monetary benefit“ dar. Dagegen wendet sich der BVI – Bundesverband Investment und Asset Management e.V. – sehr. Die ESMA zielt dabei darauf ab, dass nur solche Zuwendungen an abhängige Berater fließen dürfen, die tatsächlich einen qualitätsverbessernden Service für den Endkunden darstellen. Hier sind zum Beispiel Services gemeint, die jenseits der regulatorischen Anforderungen dem Endkunden zu Gute kommen. Da es bisher keine Differenzierung zwischen Infrastrukturmaßnahmen und darüber hinausgehender Qualitätsverbesserung gab, ist die Branche empört.
FundResearch: Wie könnte es besser gestaltet werden?
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Marion Willems: Was bisher fehlt, ist eine Positivdefinition der Qualitätsverbesserung. Der BVI hat Anfang August 2014 in einem Positionspapier eine Positivliste erarbeitet. Qualitätsverbesserung dürfte zum Beispiel dann vorliegen, wenn der Endkunde zusätzliche Informationen erhält, die seine Anlageentscheidung erleichtern. Hierzu könnten zum Beispiel Informationen über neue Produkte fallen oder auch Informationen, die dem Kunden helfen, Zugang zu einer größeren Palette von Finanzinstrumenten zu erlangen. Viele Independent Financial Advisors leben ausschließlich von dem Provisionsgeschäft. Die von der ESMA vorgeschlagene neue Handhabung zu den Provisionen bedeutet den Tod einer ganzen Branche. Daher fordert die Praxis, dass die Level 1-Regelungen gelten sollen.