Vom Jäger zum Gejagten
Deutsche Wohnen in Bedrängnis - Feindliche Übernahme rückt näher und näher
Etappensieg für Vonovia! Im Übernahmepoker zwischen Vonovia, Deutsche Wohnen und LEG Immobilien konnte der Branchenprimus erfolgreich die Fusion der anderen beiden Immobilienunternehmen verhindern. Folgt nun der nächste Streich?
Die Übernahmeschlacht auf dem deutschen Immobilienmarkt hat es in sich: Vonovia will Deutsche Wohnen, Deutsche Wohnen will LEG Immobilien. Oder besser gesagt „wollte“. Denn am Mittwochabend sagte die Deutsche Wohnen ihren Übernahmeversuch überraschend ab.
Erst gestern hatte wallstreet:online darüber berichtet, dass Finanzchef Andreas Segal gar nicht an der Roadshow teilnimmt und stattdessen andere für die Übernahme von LEG werben lässt (siehe hier). Seit gestern Abend ist nun klar: Es gibt gar keine Roadshow mehr. Die Übernahme wurde abgesagt.
Großaktionäre ziehen Unterstützung zurück
Verantwortlich für das überraschende Aus sind zwei Großaktionäre, die die Übernahme nicht länger mittragen wollten. Stattdessen sprachen sie sich für eine Annahme des Übernahmeangebots von Vonovia aus. Ohne die Unterstützung dieser beiden wichtigen Aktionärsberater kann die Deutsche Wohnen allerdings die für die eigenen Übernahmepläne notwendige 75-Prozent-Mehrheit unmöglich erreichen. DW-Chef Michael Zahn zog daraufhin die Konsequenzen.
Die Übernahme des drittgrößten Wohnungsanbieters durch die Nummer Zwei ist damit wie von Vonovia angestrebt vom Tisch, die für den nächsten Mittwoch (28.10.) geplante Hauptversammlung wurde abgesagt. Auf dieser hätten die Aktionäre über die Ausgabe neuer Anteilscheine für die Finanzierung der Übernahme abstimmen sollen. Deutsche Wohnen hatte den LEG-Aktionären 3,3 neue eigene Papiere je LEG-Anteilschein angeboten (Mehr dazu hier). DW habe es nicht geschafft, die Vorteile einer Übernahme der vor allem in Nordrhein-Westfalen beheimateten LEG deutlich zu machen, kommentierte DW-Chef Zahn die geplatzte Übernahme. Vonovia, die frühere Deutsche Annington, habe das Momentum genutzt und mit ihrem feindlichen Gebot die DW-Aktionäre verunsichert.
Vom Jäger zum Gejagten – Deutsche Wohnen wehrt sich gegen Übernahme
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Vonovia ist seinem Ziel nun einen entscheidenden Schritt nähergekommen und scheint als Sieger aus der Übernahmeschlacht hervorzugehen. Doch so leicht will man sich bei der Deutschen Wohnen nicht geschlagen geben. Das vor allem in Berlin aktive Unternehmen mit Sitz in Frankfurt lehnte am Donnerstag erneut das Vonovia-Angebot ab. Es zerstöre Werte der DW-Eigner, weil es den wahren Firmenwert nicht treffe und von unrealistischen Synergie-Effekten ausgehe, erklärte Firmenchef Michael Zahn.
Er warnte die eigenen Inhaber vor einer Annahme. Da die Anteile zu 70 Prozent mit Vonovia-Aktien bezahlt werden sollen, würden die bisherigen DW-Aktionäre den weit höheren Geschäftsrisiken der Vonovia ausgesetzt. Die kleinere DW sei weit effektiver aufgestellt als der Bieter, sodass auch die von Vonovia anvisierten Synergien nicht zu erzielen seien. Auch seien die steuerlichen Konsequenzen des Bar-Anteils am Kaufpreis für die Aktionäre nicht berücksichtigt.
Eine Vonovia-Sprecherin in Bochum wollte auf Anfrage keine Stellung nehmen. Das Unternehmen hatte in der vergangenen Woche angekündigt, dass die Vonovia-Aktionäre bei einer außerordentlichen Hauptversammlung am 30.11. in Düsseldorf über die geplante Übernahme des Konkurrenten Deutsche Wohnen abstimmen sollen. Bei Zustimmung zur für diesen Zweck geplanten Kapitalerhöhung hat Vonovia-Chef Rolf Buch zeitnah eine Offerte an die DW-Aktionäre in Aussicht gestellt.
Die LEG hatte der Fusion mit der DW zugestimmt, will nun aber allein weitermachen. Man verfüge über ein starkes wirtschaftliches Fundament und werde die Strategie der regional fokussierten Expansion weiter verfolgen, hatte das Unternehmen bereits am Mittwoch mitgeteilt.
Mit dpa-AFX