Ende des Ölzeitalters
Nach der Ölsause - Saudi Arabien entwickelt Masterplan für Zeit nach dem schwarzen Gold
Das Ende des Ölzeitalters steht vor der Tür. Für die Zeit nach 2030 hat Saudi Arabien schon mal einen Masterplan ausgetüftelt. Dieser beinhaltet einen Teilverkauf Aramcos, einen Zwei-Billionen-Dollar-Megafonds, und eine stärkere Rüstungsindustrie.
„Uns sind die Ölpreise egal“, verkündete der 30-jährige Königssohn und stellvertretende Vize-Kronprinz Mohammed bin Salman noch vor zwei Wochen mit stoischer Verve. „Ob 30 oder 70 Dollar – das ist alles dasselbe für uns. Wir haben unsere eigenen Programme und sind nicht auf hohe Ölpreise angewiesen.“ (Lesen Sie mehr dazu hier.)
Was das genau für Programme sein sollen, wurde denn am Montag feierlich verkündet. "Vision 2030", so der schwülstige Name des neuen Businessplans, der dem Königreich auch nach jahrzehntelanger Ölsause noch wirtschafliche Power und Ansehen in der Welt bescheren soll. Für ein derart vom Ölexport abhängiges Land wie Saudi Arabien wird die Zeit auch allmählich knapp: Einer Analyse des New Yorker Handelsforschungsunternehmens Bernstein Research zufolge wird die Ölnachfrage ab 2030 unaufhaltsam in den Keller rutschen. Das Zeitalter des schwarzen Goldes soll ab dem Jahr 2100 dann endültig nur noch Teil der Wirtschaftsgeschichte sein (mehr dazu auf "Business Insider").
Alles gar kein Problem für die saudischen Machthaber. Bevor man den Nachfrageeinbruch mittels Drosselung der Fördermengen zumindest ein bisschen verzögert (und damit dem politischen Kontrahenten Iran in die Hände spielt), krempelt man lieber die gesamte Wirtschaft einmal um und macht nun einen auf ölunabhängig.
Mega-Staatsfonds soll's richten
Dazu wird laut Informationen von "Bloomberg" ein zwei Billionen US-Dollar schwerer Mega-Staatsfonds eingerichtet, der die hauseigenen Unternehmen wie Aramco, aber auch staatlichen Grundbesitz verwalten soll. Mit zehn Prozent der gesamten globalen Kaufkraft könnte dieser Fonds theoretisch die vier größten US-Unternehmen, also Apple, Microsoft, Alphabet (Google) und Berkshire Hathaway aufkaufen und hätte nach der Shoppingtour immernoch 102 Milliarden Dollar "Restgeld".
Daneben ist ein Verkauf von etwas weniger als fünf Prozent der Anteile des bereits erwähnten, staatlichen Öl- und Chemiekonzerns Aramco geplant. Als weltgrößter Ölproduzent, der wohl mit über zwei Billionen Dollar bewertet werden dürfte, würde es sich hierbei auch um den weltgrößten Börsengang überhaupt handeln.
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„Aramcos IPO würde einige Vorteile mit sich bringen, der Wichtigste wäre dabei wohl Transparenz“, erklärte bin Salman, der als Chefarchitekt der Reformpläne gilt, laut "Bloomberg" in einem Interview mit dem arabischen Staatsfernsehen. „Aramco müsste seine Gewinne in jedem Quartal offenlegen. Es würde von allen saudischen und internationalen Banken, von Analysten und Think Thanks überwacht. Man hätte die völlige Kontrolle über Nacht.“
Ausbau der Rüstungsindustrie im Nahen Osten
Die Stärkung der eigenen Verteidigungsindustrie ist ebenfalls Bestandteil der Pläne. Mit der Errichtung einer neuen Beteiligungsgesellschaft für Rüstungsunternehmen will man sicherstellen, dass Militärausgaben weitgehend im Inland getätigt werden. “Unser Ziel ist es, mehr als 50 Prozent der Ausgaben bei uns zu verorten. Wir haben schon begonnen, weniger komplexe Industrien zu entwickeln, die zum Beispiel Ersatzteile, Panzerfahrzeuge und einfache Munition liefern“, heißt es laut "Bloomberg" im Dokument zur „Vision 2030“. „Wir wollen mit dieser Initiative fortfahren und uns auf hochwertigere und differenzierte Ausrüstung wie Militärflugzeuge konzentrieren.