Marktanalyse
Schwung durch Ölpreise, Dämpfer durch Zinsängste - Seite 2
Hebt die Fed die Zinsen doch schon im Juni an?
Daraus resultierte die Überlegung der Anleger, dass die Federal Reserve (Fed) doch bereits im Juni an der Zinsschraube drehen könnte und dies dann in die Kurse eingepreist werden müsse. Entsprechend gaben die Aktienmärkte die ölpreisgetriebenen Gewinne wieder ab. Der DAX hat dabei seine Seitwärtsrange nur noch knapp verteidigt.
Bei einem zweiten Blick auf die Daten sind diese jedoch allein noch kein neuer Hinweis auf eine baldige Zinsanhebung. Denn im Jahresvergleich liegt die Industrieproduktion noch um 1,1 Prozent niedriger. Und bei der Inflation liegen wir nun auf Jahressicht bei 1,1 Prozent, nach +0,9 Prozent im Monat zuvor, und damit noch weit entfernt vom eigentlichen Inflationsziel der Fed von 2 Prozent. Im Median sehen die FOMC-Mitglieder hier sogar erst im 4. Quartal 2018 die Inflationsrate bei 2 Prozent.
Inflationsdaten zwingen die Fed noch nicht zum Handeln
Zudem muss man berücksichtigen, dass die aktuelle Erholung der Ölpreise einen beträchtlichen Anteil am jüngsten Inflationsanstieg hat. Doch die Fed wird nicht tätig werden, nur weil sich der Ölpreis gerade etwas erholt. Stattdessen wird sie erst dann handeln, wenn neben dem bereits erreichten Zustand der Vollbeschäftigung (Arbeitslosenquote bei 5 Prozent) auch die Löhne und die Konsumausgaben deutlicher steigen. Denn erst dann wird sich ein nachhaltiger Inflationsanstieg ergeben, den es mit höheren Zinsen unter Kontrolle zu behalten gilt.
Selbst wenn man die Kernrate ohne Nahrungsmittel und Energie betrachtet, die für die US-Notenbank Fed die entscheidendere Komponente zur Steuerung ihrer Geldpolitik sein könnte, ergibt sich noch kein zwingender Handlungsdruck. Denn diese lag zwar mit immerhin 2,1 Prozent schon am Fed-Ziel, doch fiel sie vom Vormonatswert bei 2,2 Prozent wieder leicht zurück.
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Weder die Daten zur Industrie der USA, noch die Inflationszahlen waren aus unserer Sicht ausreichend, um die Fed unter Zugzwang zu setzen. Die Märkte interpretierten die Zahlen jedoch so, dass die Fed bereits im Juni an der Zinsschraube drehen könnte. Entsprechend gaben die Kurse nach.
Ganz von der Hand zu weisen sind die Befürchtungen der Märkte auch nicht. Denn einerseits wirken sich Zinserhöhungen erst zeitversetzt nach ca. 6 bis 12 Monaten auf die Inflation aus, weshalb die Fed schon frühzeitig anfangen muss, die Zinsen anzuheben. Und andererseits steht einem kleinen Zinsschritt im Juni mit den jüngst wieder vermehrt positiven US-Daten auch nichts mehr im Wege, weil die Zinsen dann immer noch extrem niedrig wären.