Geldanlage in einer Welt, die in Schulden ertrinkt - Seite 2
Gesamt-Amerika ist zurzeit mit dem 3,5-fachen der US-Wirtschaftsleistung verschuldet. Besserung ist nicht in Sicht: Egal, ob Kreditkartenschulden, Studentendarlehen oder Baufinanzierungen, die US-Schulden wachsen wie Pilze im Wald.
Und die ach so robusten Emerging Markets? Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) warnt, dass sich China in einer ausgewachsenen Kreditblase befindet. Das private Kreditwachstum liege deutlich über den bereits unhaltbaren Zuständen von vor der Asienkrise 1997 und vor der US-Immobilienkrise 2008. Zur Aufrechterhaltung der Illusion der stabilitätspolitischen Tugendhaftigkeit schweigt des chinesischen Statistikers Höflichkeit in puncto eines konkreten Schuldenstands.
Alles zusammen genommen liegt die globale Verschuldung beim Dreifachen des Welt-Bruttoinlandsprodukts. Somit ist der irdische Schuldenstand nicht annähernd durch weltwirtschaftliche Vermögensmasse als Sicherheit abgedeckt. Seit der Immobilienkrise 2008 hat die Weltverschuldung um ca. 60 Billionen Dollar auf jetzt 230 Billionen Dollar zugenommen. Dieser Zuwachs innerhalb von noch nicht einmal 10 Jahren entspricht dem ca. 18-fachen der deutschen Wirtschaftsleistung von 2015.
Wird die Finanzwelt vom Schulden-Saulus zum Tugend-Paulus? Eher glaube ich an den Weihnachtsmann oder den Klapperstorch. Beide US-Präsidentschaftskandidaten machen mit Investitionsvorhaben Wahlkampf, die nur mit neuen Schulden finanzierbar sind. So wie die alten Präsidenten sungen, so zwitschern eben auch die jungen. Wegen der wirtschaftlichen Schwäche Europas, die museumshaften Industriestrukturen und politischen Zentrifugalkräften geschuldet ist, wird staatliche Neuverschuldung als Kleber zum künstlichen Zusammenhalt Europas eingesetzt. Nicht zuletzt setzt China auf die konjunkturelle Bindekraft der Verschuldung. Im Falle eines Falles klebt die Schuldenpolitik wirklich alles.
Wer soll das bezahlen, wer hat so viel Geld?