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    Finanzieller Erfolg  3105  1 Kommentar Wem Geld unwichtig ist, der verdient wenig - Seite 3

    Später verstand ich, warum ich kein Geld hatte, nämlich einfach deshalb, weil ich eine negative Einstellung zum Geld besaß. Nicht, dass ich nicht gerne Geld verdient hätte. Aber unbewusst verband ich Geld eher mit negativen als mit positiven Dingen. Das hatte damit zu tun, dass ich als Sohn eines evangelischen Pfarrers aufgewachsen war. Geld, zumindest sehr viel Geld, war da eher suspekt. Menschen, die nach viel Geld strebten, standen erst einmal in dem Verdacht, ziemlich oberflächlich zu sein. Da dachte ich wie die meisten Intellektuellen.

    Mein Vater hatte immer wieder gesagt: "Geld ist wie Klopapier." Damit meinte er: Man brauche es zwar, aber es sei nun einmal dreckig. Jedes Jahr zum Fest bekamen wir die "Weihnachtsgeschichte" von Charles Dickens vorgelesen. Sie handelt von dem reichen, enorm geizigen und habgierigen Kaufhausbesitzer Ebenezer Scrooge. In dem Märchen sieht er den Geist seines verstorbenen Geschäftspartners Jacob Marley, der an einer Kette hängt, die mit den Utensilien des Geschäftslebens bestückt ist - Geldkassetten, Portemonnaies und Ähnliches. Marleys Geist erklärt, er habe sich im Laufe seines Geschäftslebens diese Kette selbst geschmiedet. Er weist Scrooge darauf hin, dass dieser wegen seines Geizes und seiner Geldgier nun selbst an einer solchen Kette hänge, die aber bereits um einiges länger geworden sei. Diese Weihnachtsgeschichte, die mein Vater am Heiligabend schon von seinem Vater, ebenfalls ein evangelischer Pfarrer, vorgelesen bekommen hatte, zeigte uns Kindern, wie gefährlich es ist, nach Geld zu streben. Das waren die negativen Prägungen zum Thema Geld und Reichtum, die sich bei mir im Unterbewusstsein eingeprägt hatten, und die letztlich der Grund für meinen traurigen Kontostand waren.

    Positiv belegte Werte waren bei uns zu Hause dagegen Bildung, soziales und politisches Engagement, Ehrlichkeit, Freiheit und vor allem der Mut, gegen den Strom zu schwimmen. Auch diese Werte, die mir meine Eltern vermittelten, hatten mich geprägt, und sie prägen mich bis heute. Mein Vater brachte mir bei, wie wichtig es ist, dass man "sich selbst im Spiegel anschauen kann" und dass man den Mut hat, sich seine eigene Meinung zu bilden, auch wenn man damit alleine steht.

    Ich bin sicher, Peter Gauweiler wusste gar nicht, was er bei mir auslöste, als er den Satz sagte: "Querköpfe so wie Sie und ich müssen ordentlich Geld verdienen, um frei unsere Meinung vertreten zu können." In dieser Sekunde verbanden sich bei mir die positiv belegten Werte Freiheit und Unabhängigkeit, die mir meine Eltern vermittelt hatten, mit dem - bis dahin negativ belegten - Begriff Reichtum. Ich übersetzte das für mich so: "Du musst also reich werden, dann bist du frei und unabhängig."

    "Geld ekelt mich an"
    Soweit meine eigene Geschichte, die ich in meinem neuen Buch erzähle. Ich lernte jedenfalls, dass finanzieller Wohlstand im Kopf entsteht. Wer sagt, Geld sei ihm nicht so wichtig, wird in der Regel auch wenig verdienen. Ein Bekannter von mir - ein Journalist - sagte mir sogar einmal: "Geld ekelt mich an." Ich fragte: "Und Sie sind pleite?" Er war überrascht: "Hm ja, nicht direkt, aber so ähnlich schon." Ich erklärte ihm, wenn er sich vor dem Geld ekle, dann ekle sich das Geld eben auch vor ihm.

    Leseproben zu Rainer Zitelmanns neuem Buch "Wenn du nicht mehr brennst, starte neu", finden Sie hier: http://zitelmann-autobiografie.de/


    Rainer Zitelmann
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    Dr. Dr. Rainer Zitelmann ist Historiker, Politikwissenschaftler und Soziologe - und zugleich ein erfolgreicher Investor. Er hat zahlreiche Bücher auch zu den Themen Wirtschaft und Finanzen* geschrieben und herausgegeben, viele davon sind in zahlreiche Sprachen übersetzt worden. * Werbelink
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    Verfasst von Rainer Zitelmann
    Finanzieller Erfolg Wem Geld unwichtig ist, der verdient wenig - Seite 3 Wer sagt, Geld sei ihm nicht so wichtig und geringe finanzielle Ansprüche stellt, wird weniger verdienen als derjenige, dem Geld wichtig ist. Einer der Gründe, warum Frauen nach wie vor im Durchschnitt weniger verdienen, ist der, dass sie finanziell oft zu niedrige Ansprüche stellen.