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    Das Ende der Baisse - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 13.08.01 10:20:13 von
    neuester Beitrag 19.12.01 02:01:14 von
    Beiträge: 123
    ID: 454.358
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      schrieb am 13.08.01 10:20:13
      Beitrag Nr. 1 ()
      Hans Bernecker: Irrationalitäten als Zeichen für das baldige Ende der Baisse
      Mails/Nachrichten vom 13.08.2001, Bernecker & Cie.

      --------------------------------------------------------------------------------
      Guten Morgen, meine Damen und Herren,
      heute komme ich mir wie ein Pfarrer vor. Schon ab 07.00 Uhr gab es mehrere Anrufe von Leserfreunden, die frustriert die Frage stellten: Das alles hat doch keinen Sinn, sollen wir nicht aussteigen? In Deutschland ist es der Doppelunfall Dt. Telekom und Bayer als Auslöser, in den USA die unverändert problematische Marktlage der Hightechs und in Japan die richtungslose Labilität des Gesamtmarktes. Meine Antwort:

      Jede Baisse übertreibt nach unten genauso wie jede Hausse nach oben. Genau so, wie die Spitzenkurse Anfang 2000 nicht haltbar waren, sind es jetzt die Tiefstkurse. Deshalb komme ich noch einmal auf Bayer zurück, wobei ich mich dazu dezidiert noch in der AB äußern werde. Die verschiedenen Presseberichte und Kommentare erwecken den Eindruck, daß der Rückzug eines Medikamentes das Pharmageschäft von Bayer in Frage stellt. Für Fachleute ist das ein Witz, für Laien aber möglicherweise eine ernste Fragestellung. Doch es zeigt, wie hochgradig nervös und dabei wahrlich nicht kompetent über solche Dinge diskutiert wird. Denken Sie 9 Monate zurück. Damals war der Daimler-Teil Chrysler natürlich schon restlos pleite und demnächst auch Daimler. Blättern Sie diese Horrorberichte ruhig einmal nach. Das gleiche wird Ihnen mit Bayer passieren und mit Dt. Telekom auf andere Art. Ich will Ihnen damit folgendes sagen:

      Irrationalitäten gehören zur Baisse und das ist stets ein sicheres Zeichen, daß wir dem Ende nahe sind. Davon bin ich nicht nur überzeugt, sondern ich weiß es. Ich habe schon 5- oder 6-mal seit 1959 solche Situationen erlebt bzw. durchlebt. Es mag Ihnen etwas simpel klingen, ist aber die Wahrheit. Die Basis für die Supergewinne von morgen wird jetzt gelegt. Ich kann Ihnen allerdings die absoluten Tiefstkurse nicht nennen. Darin liegt das Problem. Dennoch ist es völlig gleichgültig, ob Sie eine bestimmte Aktie, die von 90 oder 100 $ kommt, bei 10 oder 12 $ kaufen oder auch an drei Tagen bei 8 $. Häufig genug habe ich es erklärt. Natürlich ist die Differenz zwischen 12 und 8 auch mal 33 %. Aber mit dieser Volatilität an der Börse müssen Sie im Moment leben.

      Leitlinie für Sie in dieser Woche: Es kommt darauf an, daß der Dow Jones in seinem beschriebenen Gleichgewicht verläuft. Das tut er bisher, wenn auch knapp. Ich zeige Ihnen den gesamten Verlauf seit Beginn der Zinsbremsung, also 1999, in der nächsten AB. Für den Nasdaq ist das wesentlich schwieriger. Doch er gibt den Anstoß für den Dow als echter Tendenzanzeiger. Darauf schauen Sie bitte in den nächsten Tagen und auf sonst nichts. Weiterhin wichtig: Die Tagesumsätze bewegen sich auf niedrigem Niveau, meist unter 1 Mrd Stück pro Tag am Big Board.

      Im einzelnen: Titel wie Oracle, Sun oder Cisco haben ihren fairen Wert noch nicht erreicht. Es fehlen durchweg noch 3 - 6 $. Darauf bitte achten. Siebel machte es soeben vor. Die Basis liegt hier übrigens erst bei 10 $, um nur die wichtigsten zu nennen. Für EMC sind es ebenfalls 10 - 12 $. Auf eine Aktie schaue ich mit größtem Mißtrauen: Microsoft. Mir mißfällt, wie sich die Markttechnik erneut verschlechtert hat. Aber mit einem Börsenwert von über 260 Mrd $ ist Microsoft immer noch einer der schwersten Titel im Markt, der seinen Tiefstkurs bei 40 $ hatte. Die Strategie von Microsoft, seine Rechtsstellung im bekannten Rechtsstreit zu verbessern, wird von Kennern der Szene sehr unterschiedlich kommentiert. Indes: Microsoft ist nun mal neben IBM ein Leading-Indicator. Also: Größte Vorsicht und keine Käufe. Ich würde sogar vorsichtshalber Positionen auflösen.

      Problematisch ist auch die Ausweitung der Sammelklagen gegen Pharma-Unternehmen. Kündigt sich hier eine Zweitauflage des Tabakszenariums an? Das hätte auch für die Europäer Folgen, und ich habe deshalb alle Pharmaempfehlungen schon frühzeitig suspendiert. Dabei bleibt es vorerst noch. In dieser Woche kommen zudem die Zahlen für die zwei großen Schweizer, Roche und Novartis. Auf deren verschlechterte Markttechnik hatte ich ebenfalls vor Wochen hingewiesen. Das Ganze gefällt mir nicht.

      In Deutschland hänge ich die genannten beiden Fälle nicht so hoch, wie die Schlagzeilen es gerne hätten. Das ist keine Beruhigungspille, sondern realistische Betrachtung. Wieder vereinfacht formuliert: Im oben zitierten Daimler-Fall erwischten Sie Kaufkurse zwischen 42 und 45 E., inzwischen 63 E. in der Spitze. Bei Bayer mögen es 30 oder 32 E. im Tief werden, anschließend geht`s rasant nach oben. Im Falle Dt. Telekom mögen die Tiefstkurse bei 17 - 19 E. liegen, anschließender Verlauf ist ebenso klar: Nach oben.

      Die Termine von heute: Altana präsentiert die Halbjahreszahlen. Baader tut das Gleiche und einer der ehemaligen Lieblinge am Neuen Markt, ce Consumer Electronic, will`s wissen. Denn morgen gibt es wesentlich mehr, darüber im morgigen Ticker.

      Bleiben Sie also gelassen, wenn es auch etwas schwer fällt. Ich wünsche Ihnen dafür ein gutes Gespür und verbleibe

      herzlichst Ihr

      Hans A. Bernecker
      Avatar
      schrieb am 13.08.01 10:35:46
      Beitrag Nr. 2 ()
      Bernecker ist einer der seriösen seiner Zunft.
      Er hat 1999 und 2000 immer gewarnt und wurde dabei ausgelacht!
      Avatar
      schrieb am 13.08.01 15:54:29
      Beitrag Nr. 3 ()
      Hoffen wie mal, dass er Recht hat, hhm?
      Avatar
      schrieb am 13.08.01 18:33:13
      Beitrag Nr. 4 ()
      In einem thread vom 4.8.00 hieß es:

      Daniel Bernecker läuft beim ntv - call in Amok gegen die
      bedeutenden Telekommunikationswerte.


      Im Prinzip vertritt B. den Standpunkt, die ganze Telekommunikationsbranche sei out.
      Man solle sich nicht irritieren lassen durch Gegenüberstellung von Höchstkursen mit aktuellen Kursen.

      Die Bewertung der Telekommunikations-Aktien sei derart übertrieben, daß wenn z.B. eine Nokia um 50 % fallen
      würde, sie immer noch zu teuer wäre.

      Er würde unter dem Aspekt auch Motorola, Telefonica oder Deutsche Telekom derzeit nicht kaufen.

      Was soll man davon halten? Ist die Situation der Telekommunikationswerte tatsächlich so negativ einzuschätzen?
      Sehen andere Börsendienste das auch so extrem? Dann hätten wir eine Erklärung für die übertriebenen Kursrückgänge
      der letzten Zeit.

      Oder liegt Daniel Bernecker von der Düsseldorfer Actien-Börse möglicherweise schief?

      Man stelle sich mal vor, wie viele Börsianer in den führenden Telekommunikationswerten voll Hoffnung engagiert
      sind. Sollten Berneckers Prognosen tatsächlich zutreffen, wäre das ein Desaster für die Aktionäre.
      Falls B. allerdings schief liegen sollte, wäre das wohl ein Desaster für die Düsseldorfer Actienbörse.

      N.

      Ich muß feststellen, ich habe voll daneben gelegen mit meiner Einschätzung und hätte viel gespart, wenn ich auf
      Daniel Bernecker gehört hätte.
      Nachträglich: Hut ab, Herr Bernecker!

      Das gleiche gilt für Intershop und manchen anderen NM- oder
      Nasdaq-Wert.
      Avatar
      schrieb am 13.08.01 23:38:25
      Beitrag Nr. 5 ()
      13.08.2001 22:50:00: Edward Jones: Tech - Pessimismus überzogen

      Als "überzogen" bezeichnete am heutigen "Tag der Marktstrategen" der Aktienstratege von Edward Jones, Alan Skrainka, den aktuell vorherrschenden Pessimismus an den Technologiemärkten. "Ich stelle eine Überreaktion fest. Die Aktienkurse sind deutlich herunter gekommen, und die FED wird soviel Liquidität in die Märkte pumpen bis es der Wirtschaft wieder besser geht", erläuterte er seine bullische Einschätzung.

      Für Investoren sei es an der Zeit, "stock picking" zu betreiben. Dabei sollte man auf ein gut diversifiziertes Portfolio achten, so der Experte.

      Quelle: BörseGo

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      Avatar
      schrieb am 13.08.01 23:41:04
      Beitrag Nr. 6 ()
      Das Ende der Baisse ???
      alles blödsinn.seht euch den nasichart an dann wisst ihr was abgeht.
      gruss
      tb 2
      Avatar
      schrieb am 13.08.01 23:52:34
      Beitrag Nr. 7 ()
      13.08.2001 20:10:00: Nasdaq bricht Widerstand !
      Der Nasdaq hat soeben den Widerstand im Bereich 1964 Punkte nach oben durchbrochen. Das Volumen ist dabei allerdings noch gering. Es bleibt abzuwarten, ob sich der Move auch unter erhöhtem Volumen ab 20 Uhr fortsetzt. Der Downtrend im 10-min Chart verläuft derzeit bei 1985 Punkten. Im DOW vollzieht sich der Upmove deutlich geringer.







      © BörseGo



      mfg derda50
      Avatar
      schrieb am 13.08.01 23:56:55
      Beitrag Nr. 8 ()
      13.08.2001 21:10:00: Nasdaqstocks Grün
      Gegen Handelsende laufen fast sämtliche Bluechips in den grünen Bereich. Zu den besonders schwachen Sektoren gehört heute der Internetsektor. Der $IIX liegt derzeit nur 0,4% im Plus. Volume Leader - bisher meistgehandelte Nasdaq - Aktien aus dem Island ECN als Realtime Snapshot. Sie können über den Menuepunkt "REALTIMESCREENER" des Godmode Traders diesen Snapshot selbst jederzeit einsehen. Wichtig in der Tabelle sind das Kürzel der Aktie in der ersten Spalte und dann die prozentuale Veränderung am Ende der Tabelle sowie ein Vergleich des gehandelten Volumens mit den "normal üblichen Volumina" in dem betreffenden Stock. 0 = Durchnummerierung. An erster Stelle steht die Aktie, die am allermeisten gehandelt wurde. 1.) SYMBOL 2.) MKT 3.) SHARES MATCHED 4.) LAST TRADE PRICE 5.) LAST TRADE TIME 6.) OPEN ORDERS 7.) NETCHANGE 8.) PERCENT CHANGE 1 QQQ AM 6,416,566 41.1510 15:03:50.19 281 N/A N/A 2 EXDS NM 4,244,713 1.8000 15:04:05.82 1,155 -0.0200 -1.10% 3 ORCL NM 3,637,673 15.7390 15:04:05.38 2,271 +0.5790 +3.82% 4 CSCO NM 2,876,062 18.2000 15:04:01.56 2,400 -0.1300 -0.71% 5 INTC NM 2,775,650 30.4600 15:04:03.02 2,434 +0.5100 +1.70% 6 CIEN NM 2,482,499 30.8300 15:04:05.72 502 +0.8100 +2.70% 7 BRCD NM 2,119,175 34.9580 15:04:05.87 385 +2.1680 +6.61% 8 BRCM NM 1,989,786 45.0500 15:04:05.76 356 +2.5000 +5.88% 9 MFNX NM 1,957,437 0.9800 15:03:32.17 623 +0.0600 +6.52% 10 SUNW NM 1,904,830 16.1580 15:04:03.20 1,257 -0.0620 -0.38% 11 AMCC NM 1,885,357 16.8210 15:04:01.74 553 +0.6610 +4.09% 12 JDSU NM 1,580,540 9.0100 15:03:32.26 1,431 +0.2400 +2.74% 13 QCOM NM 1,547,284 66.4300 15:04:05.74 393 +2.6600 +4.17% 14 SEBL NM 1,485,304 29.1000 15:04:04.24 556 +0.8100 +2.86% 15 PMCS NM 1,470,603 36.0700 15:03:48.34 284 +1.6700 +4.85% 16 AMAT NM 1,461,267 44.6780 15:04:04.11 437 +0.1980 +0.45% 17 MSFT NM 1,426,674 65.7400 15:04:06.08 610 +0.2200 +0.34% 18 BEAS NM 1,245,767 18.3480 15:03:42.66 525 -0.1520 -0.82% 19 NVDA NM 1,194,961 88.5980 15:03:58.72 154 +3.9580 +4.68% 20 KLAC NM 1,186,056 53.7800 15:04:02.90 92 +1.2500 +2.38%

      © BörseGo
      Avatar
      schrieb am 13.08.01 23:58:58
      Beitrag Nr. 9 ()
      Kann man nasdaq-charts bei der jetzigen Übertreibung der Abwärtsphase, unterstützt durch Leerverkäufe von Hedge-Fonds etc., überhaupt noch für voll nehmen?

      Die Shorties und Put-Besitzer sind so geblendet von ihrem
      bisherigen Erfolg, daß sie Gefahr laufen, die Trendwende zu verpassen.

      Bemerkenswert finde ich zumindest den Auszug aus der aktuellen Börse Go - Meldung in einem der letzten Postings hier im Thread:

      "Ich stelle eine Überreaktion fest. Die Aktienkurse sind deutlich herunter gekommen, und die FED wird soviel Liquidität in die Märkte pumpen bis es der Wirtschaft wieder besser geht".

      Im übrigen ist der Nasdaq heute um gut 2 % gestiegen,
      Avatar
      schrieb am 14.08.01 00:01:09
      Beitrag Nr. 10 ()
      13.08.2001 21:50:00: Nasdaq stoppt am Downtrend
      Der Nasdaq ist am Downtrend im 10-min Chart abgeprallt und der Upmove wurde somit vorerst gestoppt. Diesem Reversal fehlt wie auch am Freitag das Volumen. Der kurzfristige Intradayuptrend bleibt aber ebenfalls weiter intakt. Der DOW ist vorerst nicht in der Lage, den Horizontalwiderstand im Bereich 10440 Punkte zu überwinden.






      © BörseGo


      mfg derda50
      Avatar
      schrieb am 14.08.01 00:03:36
      Beitrag Nr. 11 ()
      @ derda50

      Danke für Deine Beiträge. Hat sich mit meinem Posting, das für thebull2 gedacht war, überkreuzt.

      Bin ganz Deiner Meinung.
      Avatar
      schrieb am 14.08.01 00:05:35
      Beitrag Nr. 12 ()
      13.08.2001 22:10:00: Nasdaq - kurzfristig "Call time" (+)
      Auf die heutigen positiven Tageskerzen haben wir gewartet. Kurzfristig dürfte im Nasdaq eine Kurserholung anstehen. Wir werden für morgen voraussichtlich Call Optionsscheine auf den Nasdaq 100 vorstellen. Davor warten wir noch die nähere Analyse der Indikatoren und das OK unserer Charttechniker ab. Formationstechnisch ist der Weg für die nächsten Tage nach oben frei.






      © BörseGo


      mfg derda50
      Avatar
      schrieb am 14.08.01 00:07:35
      Beitrag Nr. 13 ()
      13.08.2001 22:50:00: Edward Jones: Tech - Pessimismus überzogen
      Als "überzogen" bezeichnete am heutigen "Tag der Marktstrategen" der Aktienstratege von Edward Jones, Alan Skrainka, den aktuell vorherrschenden Pessimismus an den Technologiemärkten. "Ich stelle eine Überreaktion fest. Die Aktienkurse sind deutlich herunter gekommen, und die FED wird soviel Liquidität in die Märkte pumpen bis es der Wirtschaft wieder besser geht", erläuterte er seine bullische Einschätzung. Für Investoren sei es an der Zeit, "stock picking" zu betreiben. Dabei sollte man auf ein gut diversifiziertes Portfolio achten, so der Experte.

      © BörseGo
      Avatar
      schrieb am 14.08.01 00:09:21
      Beitrag Nr. 14 ()
      13.08.2001 23:10:00: Nasdaq: Dank Schlußspurt im klar im Plus
      Dank eines starken Schlußspurtes in den letzten 90 Minuten des Montagshandels konnten die Aktien an der Techbörse Nasdaq am Ende um 1,29% oder 25 Punkte auf 1982 Punkte zulegen, nach dem man zuvor größtenteils um den Vortageswert geschwankt hatte. Überdurschnittlich präsentierten sich Halbleiter-, Netzwerk- und Softwareaktien, die großen Gewinner des Tages aber waren die Biotechs, deren Index 4,67% zulegen konnten. Relativ blaß blieben hingegen Aktien aus dem Internet- und Hardwarebereich, die beide nur leicht gewinnen konnten. Erfreulicherweise aber bleibt festzuhalten, daß alle wichtigen Technologieindizes im grünen Bereich schlossen. Auch unter den 25 meist gehandeltsten Aktien gab es mit Cisco Systems (-0,65%), Exodus Comm (-3,3%), BEA Systems (-2,38%) und Network Associates (-1,41%) nur vier Verlierer, Aktien wie die von Palm, Brocade, Broadcom und Immunex konnten bei starkem Umsatz jeweils über 5% zulegen. Die größten Gewinner aus dem Softwaresektor waren Inktomi, Adobe Systems und Real Networks (alle über 5% Kursgewinn), bei den Netzwerkaktien waren dies Broadcom, Qualcomm und Ciena, und bei den Biotechs schließlich MedImmune, Immunex und COR Therapeutics. Einen maßgeblichen Einfluß an den Kursgewinnen schreiben Marktbeobachter den bullischen Kommentaren von Goldman Sachs zu, die den Halbleitersektor aufgestuft und eine Besserung im vierten Quartal in Aussicht gestellt hatten. Die Aktien von Intel, Broadcom, Conexant und MicroTune wurden zudem auf die Empfehlungsliste gesetzt. Andere Analysten und Strategen zeigten sich da weniger euphorisch, wenngleich wieder deutlich wurde, wie klar die Meinungen hinsichtlich der weiteren Wirtschaftsentwicklungen auseinandergehen. Während die einen von einem "Boden im August" sprechen, sehen die anderen das Schlimmste im nächsten Jahr 2002 erst noch kommen und warnen vor einer weiter abdriftenden Wirtschaft. Stimmen gab es heute wieder zur Genüge. "Die Märkte gehen auf und ab bis eine klare Wirtschaftsrichtung eingeschlagen ist. Und das hat noch nicht statt gefunden", meinte beispielweise Barry Hyman, der Chefstratege von Ehrenkrantz King Nussbaum.

      © BörseGo
      Avatar
      schrieb am 14.08.01 10:46:46
      Beitrag Nr. 15 ()
      Hans Bernecker: Märkte beruhigen sich zusehends
      Mails/Nachrichten vom 14.08.2001, Bernecker & Cie.

      Guten Morgen, meine Damen und Herren,

      das beste Resultat von gestern war die langsame Beruhigung der Märkte. In den Ausschlägen der Kurse, in den Umsätzen, in der Kommentierung seitens der Banken und Analysten, und man hat fast den Eindruck, daß wieder etwas mehr Ruhe und Sachverstand einkehrt. Das ist ein positiver Ausblick. Andererseits verwundert schon, was in den Medien an Zahlen verbreitet wird, Umsatz mit Gewinn verwechselt wird, weil z. B. das Wort "Ergebnis" falsch verwendet wird. Ich mußte gestern mehr als 10mal am Telefon erklären, worin die Unterschiede liegen.

      Die Wall Street zeigte in den Indizes gestern weniger als dahinter steht. Obwohl der Dow praktisch auf der Stelle trat und der Nasdaq auch nicht viel hergab, halte ich es für bemerkenswert: Die bekannten technischen Indikationen A/D stellten sich auf 1.730 zu 1.315 am Big Board und 1.978 zu 1.623 an der Nasdaq. Die new high-/new low-Relation kletterte auf 158 zu 34 bzw. 108 zu 77. Denken Sie einmal über diese beiden Zahlenreihen nach und vergleichen Sie dies mit der allgemein frustrierenden Kommentierung. Lesen Sie dazu auch noch einmal den gestrigen Ticker.

      Der Meinungsstreit um die Chiptitel geht weiter. Das wird noch eine Weile dauern. Die Hochstufung von Intel durch Goldman Sachs und zuvor für Texas Instruments dürfte aber richtig sein. Erfreulicherweise war auch gestern meine kürzliche Empfehlung Conexant Systems dran, die daraufhin gleich 12 % zulegte. Bitte letzte AB nachlesen. Hier besteht Handlungsbedarf.

      Schaut man sich die Charts der 30 wichtigsten Titel der Halbleiterindustrie an und dazu im Kontext auch diejenigen der PC-Produktion bzw. Software, so fällt auf: Hier entsteht ein Potential aus rein technischer Sicht, das weit höher ausfällt als in allen anderen Alternativen. Mag sein, daß es zunächst ein Erholungspotential ist. Aber 50 % sind dann sehr schnell drin. Deshalb weise ich erneut darauf hin: Blättern Sie das Chartheft durch, wie bereits empfohlen. Ohne dieses Verständnis dafür, was sich im Markt tut, sehen Sie nicht, was demnächst passiert.

      In Deutschland dominiert das Bayer-Thema. Was dazu wiederum an Zahlen herumgereicht wird, ist schon grotesk. Allerdings ist Bayer-Chef Schneider auch nicht gerade der Mann, der in dieser Situation mit dem Thema souverän umgeht. Siehe dazu auch oben. Das stellt allerdings ein anderes Thema ins Zentrum: Muß man darüber nachdenken, die deutschen Chemie-Investments neu zu ordnen, denn auch ein Umbau oder andere Entscheidungen in Leverkusen sind nicht in ganz kurzer Zeit machbar. Mit dem Wert der Aktie hat das nichts zu tun, aber auf der Zeitachse dürfte sich einiges verschieben. Ich diskutiere dieses Thema in der nächsten AB, wobei Sie Titel wie Altana, Fresenius Medical, aber auch Fresenius und sogar Schwarz-Pharma beachten sollten.

      Meine Vorab-Infos zur Commerzbank vor einigen Wochen rufe ich in Erinnerung. Seit gestern sind die Italiener im Gespräch. In Frankfurt geistern natürlich mehrere Gerüchte herum. Ich schließe auch nicht aus, daß in einem bestimmten Fall die Dt. Bank tätig werden muß, um die eine oder andere ausländische Adresse daran zu hindern, die Co-Bank zu kaufen. Für die Italiener gilt dies übrigens nicht. Aber: Eine sensationelle Abfindungs-Spekulation resultiert daraus für die Commerzbank nicht.

      Die Termine von heute bieten einige Interpretationsansätze. Allianz präsentiert die Halbjahreszahlen. Heute morgen kamen bereits die wenig erfreulichen Zahlen der Dresdner Bank über den Ticker. Dann kommen die von Henkel, Beiersdorf und Degussa. Das schließt an das obige Thema der Chemie an. Die Halbjahreszahlen von MLP werden auch so eine Art Qualitätstest, worauf ich kürzlich schon Bezug nahm. Dann folgen Pro Sieben und Stinnes sowie einige Titel des Neuen Marktes, z. B. Mühlbauer und Parsytec, die zu beachten sein werden.

      Insgesamt: Sie haben Grund, etwas zuversichtlicher zu sein, obwohl ein dringender Handlungsbedarf aus der Sicht des Gesamtportfolios noch nicht gegeben ist. Doch kündigt sich schon jetzt erneut an, es wird zunehmend differenzierter.

      Herzlichst Ihr

      Hans A. Bernecker
      Avatar
      schrieb am 14.08.01 14:38:18
      Beitrag Nr. 16 ()
      Bernecker wird langsam bullisch. Wenn das mal gutgeht. :confused:
      Avatar
      schrieb am 14.08.01 15:02:14
      Beitrag Nr. 17 ()
      Hast Du Angst vor der eigenen Courage?

      Bernecker liegt eigentlich vom timing her immer recht gut.
      Bei der letzten Trendwende nach oben hatte er allerdings die
      Kursziele etwas zu tief angesetzt.

      Übrigens empfiehlt auch Bernd Förtsch, mit dem stock picking zu beginnen.

      Zumindest mit einer technischen Reaktion rechnen die meisten.

      Und die Kursentwicklung bestätigt die Empfehlungen:

      DAX + 93,45 Punkte

      Nemax50 + 31,14 Punkte

      Nemax All Share + 20,40 Punkte

      Wenn jetzt noch Amerika mitmacht, und davon gehe ich aus,
      dürften die Märkte weiter anziehen.
      Avatar
      schrieb am 14.08.01 16:29:16
      Beitrag Nr. 18 ()
      Verbraucher stützen US-Konjunktur und die Wall Street


      WALL STREET CORRESPONDENTS


      Der Handel eröffnet freundlich. Vor allem der amerikanische Verbraucher macht der Wall Street Mut. Zum einen sind die Einzelhandelsumsätze im Juli besser ausgefallen als im Vorfeld erwartet worden war. Zum anderen haben gleich mehrere Konzerne ihre Geschäftszahlen vorgelegt, die weitestgehend zufriedenstellend ausgefallen sind.


      In New York rätselt man, ob sich das neue Steuerpaket von US-Präsident George W. Bush bereits positiv bemerkbar gemacht hat. Im Juli blieben die Einzelhandelsumsätze gegenüber dem Vormonat zwar unverändert. Im Vorfeld war allerdings ein Rückgang um 0,2 Prozent erwartet worden. Ohne die Verkäufe von Autos stiegen die Zahlen um 0,2 Prozent und damit 0,1 Prozent stärker als prognostiziert.

      Im zweiten Quartal hat die Baumarktkette Home Depot die Gewinnerwartungen übertroffen. Nach Angaben des Managements dürften die Erwartungen für das dritte Quartal zumindest erreicht werden. Wal-Mart hat offenbar gut kalkuliert, denn die Konsensschätzungen wurden exakt erfüllt. Einen Verlust musste JC Penney ausweisen. Allerdings hatten Analysten im Vorfeld mit diesem Ergebnis gerechnet, also auch hier keine große Enttäuschung.

      Neben Geschäftszahlen beschäftigt auch eine Übernahme den Einzelhandelsbereich. Die größte Elektronikkette in den USA, Best Buy, will das kanadische Unternehmen Future Shop für umgerechnet 377 Millionen Dollar kaufen. Ein weiterer Zusammenschluss bahnt sich im Energiesektor an: Das auf Öl- und Gasexploration spezialisierte Unternehmen Devon Energy wird für 3,5 Milliarden Dollar in Barmitteln und Aktien den Konkurrenten Mitchell Energy übernehmen. Durch den Zusammenschluss steigt Devon zum zweitgrößten unabhängigen Gasproduzenten der USA auf.

      Weniger erfreulich als die Daten aus dem amerikanischen Einzelhandel ist ein Blick auf dem amerikanischen Arbeitsmarkt. Der größte US-Finanzdienstleister, Citigroup, plant, im kommenden Jahr 3.500 Arbeitsstellen oder 1,4 Prozent der Belegschaft zu streichen. Bereits im ersten Quartal waren 1.200 Mitarbeiter vor die Tür gesetzt worden. Auch der Mischkonzern Tyco greift zum Rotstift: 6.400 Arbeitsplätze wurden im bisherigen Geschäftsjahr bereits gestrichen. Laut dem Management könnten weitere 2.000 Entlassungen folgen. Last but not least kündigt der Hersteller von Kommunikationszubehör GenTek an, 1.700 Stellenstreichungen vorzunehmen. Das entspricht 16 Prozent der Belegschaft.

      Noch nicht so recht in Schwung kommt der Handel an der Nasdaq. Der Nasdaq Composite startet aber immerhin mit einem leichten Plus. Qualcomm, Oracle, Gemstar und Cisco gehören zu Handelsbeginn zu den größten Gewinnern. Schwächer tendieren Siebel und Dell. Das Computerunternehmen Dell wird am Donnerstag Geschäftszahlen vorlegen. Besser ergeht es zunächst IBM. Der Computergigant wird von Goldman Sachs auf der Empfehlungsliste bestätigt und startet stärker in den heutigen Handelstag.


      Quelle: HANDELSBLATT, Dienstag, 14. August 2001
      Avatar
      schrieb am 14.08.01 16:38:13
      Beitrag Nr. 19 ()
      14.08.2001 16:30:00: Merrill Lynch:

      Erholung vor der Tür?

      Merrill Lynch`s Ökonom Bruce Steinberg ist auf Grundlage der aktuellen Daten der Meinung, dass das dritte Quartal aus Konsumentensicht eine Erholung sehen könnte. Die Daten des Commerce Department haben lt. Steinberg die Hoffnung genährt, dass eine gewisse Erholung im Laufe eines Jahres seinen Anfang nehmen könnte.

      Positiv hinzu käme noch gegen Ende des Jahres die anstehende Steuersenkung durch den Staat.

      Quelle: www.boerse-go.de
      Avatar
      schrieb am 14.08.01 16:46:05
      Beitrag Nr. 20 ()
      Kleine Erholung um neue Dumme anzulocken
      für den nächsten Downmove.



      In Japan gehts jetzt seit 16 Jahren so.



      mfg a.head
      Avatar
      schrieb am 14.08.01 17:32:08
      Beitrag Nr. 21 ()
      ROUNDUP: Bank von Japan pumpt noch mehr Geld in die Wirtschaft - Börse jubelt


      TOKIO (dpa-AFX) - Die japanische Zentralbank pumpt aus Sorge über die drastische Verschlechterung der Konjunktur noch mehr Geld in die Wirtschaft. Unter zunehmendem politischen Druck und angesichts der jüngsten Kursstürze an der Börse entschied die Bank von Japan (BoJ) am Dienstag überraschend, die Liquditätskonten der Geschäftsbanken bei der Notenbank von fünf auf sechs Billionen Yen (106 Mrd. DM/54,4 Mrd. Euro) aufzustocken. Japan sei nun in eine Phase der "Ultra-Nullzinspolitik" eingetreten, wurde Wirtschaftsminister Heizo Takenaka zitiert.

      Tokios Börse reagierte euphorisch: Der Nikkei-225-Index konnte sich von seinem Vortagessturz auf den tiefsten Stand seit über 16 Jahren mehr als erholen und schloss mit einem Gewinn von 3,8 Prozent bei 11.917,95 Punkten. Die Entscheidung der BoJ werde zwar eher als ein symbolischer Schritt mit geringen direkten Folgen für die Börse betrachtet. Doch zeige dies zumindest, dass die Zentralbank über die Wirtschaftslage besorgt sei, meinte ein Experte und spielte darauf an, dass die letzte geldpolitische Lockerung fünf Monate zurückliegt, obwohl sich die Wirtschaftslage seitdem weiter rapide verschlechterte.

      ZENTRALBANK-GOUVERNEUR: WIRTSCHAFTLICHE STRUKTUR-REFORMEN NOTWENDIG

      Zentralbank-Gouverneur Masaru Hayami warnte jedoch: Die erneute geldpolitische Lockerung werde letztlich nichts bringen, wenn sie nicht von wirtschaftlichen Strukturreformen begleitet werde. Nur wenige Minuten nach Bekanntgabe der Zentralbank verdeutlichten neue Konjunktureckdaten die Schwere der wirtschaftlichen Probleme Japans. Die Industrieproduktion fiel im Juni um 0,8 Prozent statt der zuvor geschätzten 0,7 Prozent. Für Experten ist klar: Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt driftet auf eine neue Rezession zu, die vierte in zehn Jahren.

      Der wirtschaftliche Anpassungsprozess verschärfe sich angesichts der drastisch sinkenden Industrieproduktion infolge rückläufiger Exporte, erläuterte die BoJ ihre vierte geldpolitische Lockerung in diesem Jahr. Dies werde die Binnennachfrage weiter belasten, was wiederum zu einer Intensivierung des Preisverfalls führen dürfte. Auch die jüngsten Entwicklungen an den in- und ausländischen Kapitalmärkten könnten der Realwirtschaft schaden, erklärte die BoJ.

      BOJ UNTER POLITISCHEM DRUCK

      Angesichts dieser düsteren Aussichten war die BoJ erneut unter politischen Druck geraten, nachdem sie ihre Geldpolitik bereits auf eine in der Zentralbank-Geschichte noch nie dagewesene Weise gelockert hatte. Wirtschaftsminister Takenaka begrüßte am Dienstag, dass die BoJ schließlich nachgab und die Liquidität am Markt erhöhte sowie die Aufkäufe langfristiger Staatsanleihen von monatlich 400 auf 600 Milliarden Yen aufstockte. Die BoJ habe noch mehr Spielraum, gegen den andauernden Preisverfall vorzugehen, sagte Takenaka.

      Der jüngste Schritt erfolge zur richtigen Zeit, da die Regierung nun ihre Strukturreformen angehe, meinte Takenaka. Die Reformen werden laut Experten allerdings zu noch mehr Pleiten und höherer Arbeitslosigkeit führen. Ob es gelingt, den "Patienten Japan" mit den Reformen zu kurieren, bleibe abzuwarten./DP/ln/av

      --- Von Lars Nicolaysen, dpa ---

      14.08. - 15:53 Uhr
      Avatar
      schrieb am 15.08.01 11:30:36
      Beitrag Nr. 22 ()
      Hans Bernecker: Wellen werden kleiner
      Mails/Nachrichten vom 15.08.2001, Bernecker & Cie.

      --------------------------------------------------------------------------------
      Guten Morgen, meine Damen und Herren,
      die Wellen werden kleiner, das Meer beruhigt sich, und die aufgeregten Gemüter können wieder zur Tagesordnung kommen. Erlauben Sie mir diese etwas prosaisch klingende Formulierung deshalb, weil der gestrige Nachrichtenstand, speziell in Deutschland, Ihnen gezeigt hat, dass die Daten und Fakten der Unternehmen eine durchaus realistische Einschätzung erlauben, die in keinem Verhältnis zu den Aufgeregtheiten passen, die in den Tagen davor für Schlagzeilen sorgten. Im Prinzip gilt dies auch für die amerikanische Szene mit dem Ende der berüchtigten Gewinnwarnungen.

      Die amerikanische Börse hat diesen Eindruck gestern unterstrichen. Null-Ergebnis im Dow Jones, aber noch immer grössere Schwankung im Nasdaq, wenn auch mit abnehmender Frequenz. Die gestern herausgekommenen Einzelhandelsdaten unterstreichen ein weiteres Mal den Verlauf der weichen Landung der Konjunktur. Das Wachstum um 0,7 % für das BIP im 2. Quartal führt übrigens dazu, dass die annualisierte Wachstumsgrösse auf voraussichtlich 2 % kommt, selbst wenn für 1 oder 2 Monate ein Minusergebnis entsteht. Ich hatte dies schon früher in der AB erläutert. Dennoch rechne ich mit einer weiteren Senkung, wie avisiert. Auch 3 % für die Fed-Funds halte ich für eine realistische Grösse.

      Die Wall Street konkret: Gestern passierte praktisch nichts. Es lohnt sich nicht, die einzelnen Schwankungen zu kommentieren, weil sie nichts aussagen. Ich gebe deshalb keine direkte Empfehlung und verweise auf die letzten Abs sowie auf die nächste, wobei ich auf eine Aktie besonders hinweise für diejenigen, die auf den künftigen Trend der Markterholung setzen und dies gewissermassen vorwegnehmen wollen. Das ist ein so interessanter Chart, dass Sie ihn unbedingt anschauen sollten.

      In Deutschland ist das Thema Bayer und Dt. Telekom schon relativiert. Die aufgeregten Emails, die ich erhalten habe, werde ich archivieren. In 6 Monaten schicke ich die Kopien an die Absender zurück. Mal sehen, wie die Antworten aussehen werden. Dennoch werde ich in der nächsten AB um die Frage nicht herumkommen: Ist das Chemie-Portfolio umzubauen und wie? Ich meine, dass diese Frage nötig ist. Andererseits: Die Ergebniszahlen der deutschen Finanzadressen befriedigen mich nicht. Deshalb bleibe ich allen gegenüber zurückhaltend.

      Einige Termine werden heute Indikatorfunktion haben. Die deutsche Börse bringt die Zahlen für das zweite Quartal und das erste Halbjahr. Darin steckt
      eine Qualitätsanalyse bezüglich der Nachhaltigkeit der Erträge. Die BHW Holding durfte erneut eindrucksvolle Zahlen vorlegen, womit der ehemalige Beamtenladen zum erfolgreichen Finanzdienstleister wird. Diese Aktie steigt seit Monaten in kleinen Schritten und ich habe stets auf technische Korrekturen gewartet, die nicht eingetreten sind. Möglicherweise rechtfertigen die neuen Zahlen dennoch einen Kauf. Die Wella-Zahlen werden im Rahmen der Klasse von Beiersdorf liegen. Hier hatte ich vor einigen
      Wochen die neue Kaufempfehlung schon begründet.

      Dazu passen die Zahlen von Roche in Basel und auch Clariant in Muttenz/Basel, die eine erste Bewertung der Schweizer Pharmazeutik zulassen, immerhin nach 50 % Kursrückgang.

      Nach Consors kommt heute Comdirect. Sind diese beiden Aktien, deren massive Überbewertung ich hart gegeisselt hatte nach über 80 %, teilweise 90 % Kursverfall, ein Kauf? Wer an die Zukunft der Börse glaubt, darf darauf spekulieren. Denn ich bin sicher, dass beide Broker ein rasantes Erholungsrennen starten werden, wenn der Nemax dreht. Ich setze übrigens meine "Einkaufstour" im Neuen Markt fort. Bitte nächste AB beachten.

      Die Japaner drehen den Geldhahn auf. Das allein reicht nicht. Ich werde darüber noch einige Details formulieren, aber hier kündigt sich etwas an, was Sie in den vergangenen 40 Jahren noch nicht erlebt haben: Das Experiment einer Industrienation, wie man aus einer Deflation herauskommen möchte. Handlungsbedarf für die Börse entsteht daraus allerdings noch nicht.

      Herzlichst Ihr

      Hans A. Bernecker
      Avatar
      schrieb am 15.08.01 13:02:25
      Beitrag Nr. 23 ()
      Keine eine Meinung?
      Soll ich Berneckers "Weißsagungen" nicht mehr posten?
      Sagt was!
      Avatar
      schrieb am 15.08.01 21:05:05
      Beitrag Nr. 24 ()
      Die Zeit ist reif für Entscheidungen

      Gastbeitrag

      Von Hans Tietmeyer

      Die aktuelle Konjunkturschwäche deckt die Versäumnisse in der Reformpolitik bei uns schonungslos auf. Hier liegen auch die tieferen Ursachen unserer Wachstums- und Beschäftigungsprobleme. Wer diese nur als Folge einer vorübergehenden internationalen Konjunkturschwäche sieht, greift zu kurz. Und aus einer falschen Diagnose lässt sich keine wirksame Therapie entwickeln.
      Schwache Binnenkonjunktur

      Dabei waren die internationalen Bedingungen für Wachstum und Beschäftigung in den vergangenen zwei Jahren so günstig wie selten: Die stark expandierende Weltwirtschaft und die externe Schwäche des Euro haben die Exporte außerordentlich begünstigt. Aber der Funke ist nicht auf die Binnenwirtschaft übergesprungen, auf die Investitionen vor allem, die in früheren Konjunkturzyklen in Deutschland regelmäßig die binnenwirtschaftliche Expansion stimulierten. Gewiss, die Probleme in der Bauwirtschaft und in Ostdeutschland sind noch immer besondere Belastungen, aber der Euro hat auch neue Chancen gebracht.

      Wer investieren soll, braucht aber klare Zukunftsperspektiven. Doch den Investoren fehlen in Deutschland seit einiger Zeit eindeutige Signale über die künftigen Wege in der Wirtschafts- und Sozialpolitik. Wohl gab es im Vorjahr einige ermutigende Schritte, etwa in der Steuerpolitik und bei der Rente. Sie waren jedoch insgesamt zu zaghaft Und es gab leider auch neue hemmende Gesetze, gerade auf dem Arbeitsmarkt. Mit Blick auf den Wahltermin droht nun sogar der Stillstand, und der heißt in einer dynamischen Umwelt Rückschritt.

      Die fehlende innere Dynamik spüren wir besonders auf dem Arbeitsmarkt. Das Ziel der Bundesregierung, die Zahl der Arbeitslosen im Jahr 2002 unter 3,5 Millionen zu drücken, wird sich - jedenfalls im Jahresdurchschnitt - nur schwer erreichen lassen. Ebenso alarmierend ist die Situation bei den sozialen Sicherungssystemen.
      Die Zeit ist überreif für eine ordnungspolitische Rückbesinnung und damit für einen Neubeginn. Die Umfeldbedingungen der Sozialen Marktwirtschaft haben sich verändert: weltweit vernetzte Märkte, der innovative Schub der Informationsgesellschaft, die moderne Arbeitswelt oder die Herausforderungen einer alternden Gesellschaft.

      Diese Impulse müssen wir aufnehmen und dafür den Kurs neu bestimmen. Es geht darum, die Fehlentwicklungen der vergangenen Jahre und Jahrzehnte zu korrigieren. Wir haben uns von den erfolgreichen Grundprinzipien der sozialen Marktwirtschaft - Wettbewerb, Eigeninitiative, Selbstverantwortung -, aber auch vom Prinzip der Solidarität mit den wirklich Schwachen - immer weiter entfernt.

      Die von Verbänden der Wirtschaft getragene Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft wirbt für diesen Neubeginn mit den bewährten Prinzipien der sozialen Marktwirtschaft. Gerade auf den für unsere Zukunft so wichtigen Reformfeldern - Arbeitsmarkt, Bildung, Sozialsystem - geht es um mehr Wettbewerb, mehr Verantwortung des Einzelnen für sein Schicksal und mehr Freiraum für Eigeninitiative.

      Auf dem Arbeitsmarkt heißt das zum Beispiel Abbau von beschäftigungshemmenden Vorschriften und wirksame Anreize zur Arbeit - von einem weniger rigiden Kündigungsschutz bis zur Unterstützung der Arbeitsaufnahme von gering qualifizierten Arbeitslosen durch befristete Kombilohnmodelle. Beim Abbau der Arbeitslosigkeit helfen nur entschiedene Reformen. Von der Konjunktur allein ist eine nachhaltige Besserung der Beschäftigung nicht zu erwarten.

      In der Sozialversicherung muss der Weg zur ergänzenden privaten Vorsorge weitergegangen werden. In der Rentenversicherung ist der Anfang gemacht. In der Krankenversicherung ist der Handlungsbedarf nicht geringer. Zu Recht hat der Bundeswirtschaftsminister die private Zusatzvorsorge in die Diskussion gebracht. Aber Diskussionen und Ankündigungen für die nächste Wahlperiode allein helfen nicht weiter. Gefordert sind Entscheidungen.

      Mehr Wettbewerb nötig

      Wir brauchen dringend mehr Wettbewerb in der Bildung, beispielsweise durch mehr Autonomie - auch finanzielle - für unsere Schulen und Hochschulen. Wissen ist der Rohstoff des 21. Jahrhunderts. Deshalb müssen wir mehr Tempo und mehr Effizienz in unser Bildungssystem bringen.

      Bei der Erneuerung der sozialen Marktwirtschaft geht es um grundlegende strukturelle Reformen, die unser Wirtschafts- und Sozialsystem fit machen sollen für die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts. Deshalb ist es zu begrüßen, dass in fast allen politischen Parteien über dieses Thema diskutiert wird. So wichtig und nützlich diese Diskussionen sind, sie dürfen aber nicht zu weiteren Verschiebungen führen.

      Die Wirtschaft braucht mehr denn je klärende Entscheidungen, die positive Perspektiven schaffen. Taten, nicht Beschwichtigungen sind gefordert.

      Prof. Dr. Hans Tietmeyer ist Kuratoriumsvorsitzender der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft.

      Quelle: DIE WELT
      14.08.01
      Avatar
      schrieb am 15.08.01 21:10:36
      Beitrag Nr. 25 ()
      aber mit wunderbarfen Schwankungen, schau nur mal auf Sony!
      Avatar
      schrieb am 15.08.01 23:12:04
      Beitrag Nr. 26 ()
      Die Zeit ist reif für Entscheidungen

      Gastbeitrag

      Von Hans Tietmeyer aus DIE WELT vom 15.8.01


      Bravo Herr Professor Tietmeyer, kann man da nur sagen.
      Hier wird die Problematik beim Namen genannt.
      Hoffentlich lesen möglichst viele Regierungsmitglieder
      diesen Beitrag und packen es an, statt weiter zu beschwichtigen.

      DIE WELT ist ja eine Zeitung, die über eine große Leserschar
      verfügt. Es wäre schön, wenn jetzt ein Ruck durch die Nation ginge.
      Auch in diesem Forum sollten die Aktionäre lebhaft über diesen Artikel diskutieren und die Beschwichtigungen nicht mehr länger hinnehmen. Es ist fünf vor 12. Von selbst kommt nichts.

      Die größte Kapitalvernichtung in unserer Geschichte ist kein
      Pappenstiel. Hier geht es auch nicht um Entscheidungen zum
      Wohle der Spekulanten, die ja unsere Regierung gar nicht mag.
      Hier geht es um Fortschritt, Zukunft, Arbeitsplätze und Existenzen.
      Jetzt sollten die Weichen gestellt werden.
      Reine Parteipolitik sollte dabei nicht im Vordergrund stehen.
      Gemeinsames Handeln ist angesagt. Aber Handeln! Nicht beschwichtigen, Herr Bundeskanzler.

      N.
      Avatar
      schrieb am 16.08.01 11:18:48
      Beitrag Nr. 27 ()
      Hans Bernecker: Ruhe kommt vor dem Aufwind
      Mails/Nachrichten vom 16.08.2001, Bernecker & Cie.

      --------------------------------------------------------------------------------
      Guten Morgen, meine Damen und Herren,
      daß sich zunehmend weniger tut oder schon fast gar nichts, ist sehr positiv und keineswegs negativ. Ich formuliere dies in der heutigen AB, die gleich zum Drucker geht, so: An den Märkten beginnt die Ruhe vor dem Aufwind, der aber kein Sturm wird. Dazu gehört freilich auch: Die noch immer zu teuren Aktien der Technologie, wovon es eine ganze Reihe gibt, bleiben ein Problem. Davon gehe ich nicht ab. Wie Sie ferner geradezu mit Spannung verfolgen, wie sich die Kurse auf bestimmten Ebenen stabilisieren, zeigt Ihnen aktuell AMD. Siehe auch die letzte AB, in der ich den AMD-Chart abgebildet hatte. Es fehlen noch rund 1 1/4 Dollar zum Test des alten Tiefs vom Frühjahr dieses Jahres und dann wird es darauf ankommen, ob dies Bestand hat. Über 50 Titel der gleichen Technologie-Sphäre stehen in einer ganz ähnlichen Situation. Dabei macht es überhaupt keinen Eindruck auf den Dow Jones, der gestern rund 60 Punkte verlor oder 0,6 % gegen weiterhin 2,32 % im Nasdaq und sogar 3,55% im Nasdaq100. In gleicher Manier läuft es auch in Deutschland bzw. Europa.

      Zunächst zum Dollar: Der Auftrieb geht weiter, aber kurzfristig ist der Euro überkauft. Darin steckt eine technische Korrektur um etwa 3 bis 3,5 Cent. Anschliessend dürfte es in Richtung 1 :1 gehen, wo eine Art Gleichgewichtspreis zu erwarten ist. Diese langfristige Perspektive habe ich schon viel früher vorgezeichnet, doch dürfte sie inzwischen in Vergessenheit geraten sein. Alles weitere dazu in der nächsten AB.

      Konkret hat das folgende Möglichkeiten für Sie: Terminverkauf des Dollars nach der beschriebenen technischen Korrektur. Wählen Sie 6 Monate statt 3 Monate. Die ideale Kursbasis wären rund 87 Cents gegen 91 Cents gestern
      abend. Ich schätze, dass dies in den nächsten Tagen erreichbar ist. Diese Absicherung ist auch nötig für alle Dollar-Bond-Besitzer, aber wenig sinnvoll wenn auch möglich für diejenigen, die ein grösseres Portfolio in Dollar halten. Hierbei gilt allerdings: Das 6-Monats-Erholungspotential in den relevanten Aktien ist deutlich höher als das Risiko in der Währung. Sie können also, müssen aber nicht.

      Die Wall Street konkret: Kaum veränderte technische Relationen gegenüber gestern am Big Board, erneut verschlechterte an der Nasdaq. Ich erinnere an meine sogenannten fairen Kurse für Titel wie Cisco, Oracle, aber auch Sun und Dell-Computer. Sie alle liegen um 3 bis 6 Dollar tiefer, und das sind je nach Wert bis zu 30 % Risiko.

      Nachrichtlich: Im Moment sinken die Gewinnschätzungen für alle Aktien im S&P 500 um wöchentlich 2,2 %. Das haben die fixen Amis auch schon statistisch erfasst. Die berühmt-berüchtigten Goodwill-Abschreibungen addieren sich bis zur Stunde übrigens auf knapp 500 Mrd Dollar, und das ist so viel wie fast 20 % der gesamten deutschen Börse. Für mich wahrlich ein apokalyptischer Vorgang.

      Frankfurt kaut an Bayer und Dt. Telekom und das wird noch eine Weile dauern. Darin steckt zwar mehr Psychologie als Sachkenntnis, aber inzwischen hat natürlich jeder eine Meinung darüber, wie Bayer sein Pharmageschäft neu
      positionieren sollte. Lesen Sie darüber, aber handeln sollten Sie nicht. Mir kommt es vor, wie der kleine Moritz sich das vorstellt. Schliesslich geht es um knapp 11 Mrd Euro Pharma-Umsatz, einem Konzernbestandteil, der 100 Jahre alt ist und der natürlich nicht im Hauruck-Verfahren mal soeben ausgegliedert oder verkauft werden kann, wie sich die meist sehr jungen Analysten dies so gern vorstellen.

      In diesem Umfeld gilt für Sie heute: Taschen zu und zuschauen. Einige Termine sollten Sie gleichwohl beachten, weil darin einige Indikationen stecken: E.ON berichtet heute über das erste Halbjahr. Ferner Buderus und Deutz. Schliesslich die Nr. 3 unter den Discount-Brokern, die Direkt Anlage Bank. Letzteres lässt einige Schlüsse zu und ich neige sehr dazu, mich mit allen drei Discount-Brokern näher zu beschäftigen. Das erscheint im Moment mutig,
      aber reizvoll. Ich komme darauf in der AB noch zurück.

      Unter den Werten des Neuen Marktes interessieren mich vor allen Dingen die Zahlen von Kontron Embedded und Basler, die ich beide bereits empfohlen hatte und bei Kontron etwas zu früh war. Darüber in der nächsten AB mehr.

      In Basel gibt es heute die Halbjahreszahlen von Novartis. Das erlaubt einen Vergleich mit Roche, die gestern dran waren. Beide stehen allerdings unter dem Eindruck aller Pharmatitel, den ich schon eingehend beschrieben hatte.

      In den USA interessieren heute zwei Titel: Dell bringt die Zahlen für das zweite Quartal und Hewlett Packard für das dritte Quartal. Also wieder einmal eine Zitterpartie, über deren Konsequenz ich morgen diskutiere, aber .... siehe oben.

      Ich wünsche Ihnen gleichwohl einen erfolgreichen Tag und verbleibe

      herzlichst Ihr

      Hans A. Bernecker
      Avatar
      schrieb am 16.08.01 21:22:37
      Beitrag Nr. 28 ()
      Bundesbank: Wirtschaft stagniert

      Kein Rezessions-Kurs






      Bundesbank legt August-Bericht zur Wirtschaftslage vor (Foto ddp)
      Die deutsche Wirtschaft befindet sich nach Einschätzung der Deutschen Bundesbank in einer Phase der Stagnation. Berechnungen der Notenbank zufolge ist das reale Bruttoinlandsprodukt saison- und kalenderbereinigt im 2. Quartal zu den ersten drei Monaten 2001 nicht mehr gewachsen. Zum Zeitraum April bis Juni des Vorjahres betrug das Wachstum nur rund 1 Prozent. Dennoch befinde sich die Konjunktur nicht auf Rezessionskurs, urteilt die Bundesbank in ihrem am Donnerstag in Frankfurt vorgelegten August-Bericht. Vielmehr sei bereits Anfang 2002 wieder mit einer Belebung der Wirtschaft zu rechnen.

      Zugleich sprach sich die Bundesbank-Spitze deshalb gegen ein Vorziehen der Steuerreform durch die rot-grüne Bundesregierung aus, wie es von der Opposition gefordert wird. "Eine kreditfinanzierte aktive staatliche Konjunkturpolitik, wie sie auch ein kurzfristiges Vorziehen der weiteren Stufen der Steuerreform darstellen würde, wäre somit bei der erwarteten konjunkturellen Situation nicht angebracht", hieß es. Die schlechten Erfahrungen der Vergangenheit zeigten zudem, dass staatliche Konjunkturprogramme meist nur wenig Erfolg hätten.

      Die Finanzpolitik des Bundes müsse vielmehr langfristig und verlässlich angelegt sein. Die Bemühungen der Regierung, das Haushaltsdefizit des Bundes abzubauen, zeigten dabei "in die richtige Richtung". Würde Deutschland als eines der größten Länder im Euro- Raum dagegen von dem eingeschlagenen Sanierungskurs abweichen, wären auch die in der Europäischen Währungsunion festgeschriebenen Sparziele gefährdet, befürchtet die Bundesbank.


      16.08.2001 18:22:36
      Quelle: N24

      Wen wundert der Kommentar der Bundesbank?
      Hätten Sie den Kanzler aufgefordert, jetzt zu handeln statt
      zu beschwichtigen, hätte die Eur. Zentralbank wohl auch die
      Zinsen senken müssen.
      Avatar
      schrieb am 16.08.01 21:47:11
      !
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      Avatar
      schrieb am 16.08.01 22:03:09
      Beitrag Nr. 30 ()
      Hallo JackHeck,

      Sehr gute Links. Danke! Guter Einstand für den 1. Tag in diesem Board.

      Viel Erfolg und interessante Diskussionen bei WO.

      Gruß

      N.
      Avatar
      schrieb am 17.08.01 02:06:50
      Beitrag Nr. 31 ()
      Aus der FTD vom 17.8.2001 www.ftd.de/ruhigehand

      Gerhard Schröder: Politik der schlaffen Hand

      Von Peter Ehrlich, Claus Hulverscheidt, Haig Simonian

      Trotz des Abschwungs bleibt der Kanzler bei seinem Kurs des bewussten Nichtstuns. Aus dem Angreifer ist ein Verteidiger geworden. "Was soll ich tun?" Gerhard Schröder.

      Die Berliner Republik ist aus ihrem Sommerschlaf erwacht. Der bevorstehende Einsatz von Bundeswehrtruppen in Mazedonien hat zwischen den Spitzen des Kabinetts ein hektisches Hin- und Hertelefonieren ausgelöst. Am Montag sprachen Gerhard Schröder und sein grüner Vizekanzler Joschka Fischer gleich zweimal miteinander. Auch Finanzminister Hans Eichel, Verteidigungsminister Rudolf Scharping und die Fraktionschefs durften mal wieder etwas entscheiden.

      Von so viel Aufgekratztheit können die Wirtschaftsreformer in der Koalition nur träumen. Wenn es um ökonomische Belange geht, herrscht im Kanzleramt wie in der SPD-Zentrale die Politik der "ruhigen Hand". Der Begriff, den der Kanzler vor dem Sommer prägte, steht vor allem für eins: Untätigkeit.



      Wo sind die Taten


      Vorbei die Zeiten, als Schröder im Gewand des Machers durch das Land zog und den angeschlagenen Baukonzern Holzmann quasi nebenbei vor der Pleite rettete. Ausgerechnet jetzt, wo sämtliche Konjunkturindikatoren nach unten zeigen, die Ökonomen ihre Wachstumsprognosen beinahe im Wochentakt herabstufen und die Arbeitslosigkeit wieder steigt, bleibt der Kanzler Taten schuldig.


      Die Ziele, die sich Kanzler und Regierung bei Wachstum und Beschäftigung gesetzt haben, entpuppen sich immer mehr als Illusion. Zugleich wird deutlich, dass die Truppe um Schröder kurz vor der Bundestagswahl 2002 kein Rezept gegen den Abschwung hat. Die Folge: In der Koalition macht sich allmählich Unruhe breit.



      Viele Unzufriedene


      Die Bilder von Schröder-Fans, die den Kanzler bei seiner Tour durch die neuen Bundesländer eifrig beklatschen, täuschen über das wahre Bild der Regierung in der Öffentlichkeit hinweg. 62 Prozent der Befragten, so ermittelte das Institut infratest-dimap, sind mit den Leistungen der Bundesregierung unzufrieden. Das sah vor drei Monaten noch ganz anders aus. Gerhard Schröder, der Genosse der Bosse, der Macher im Kanzleramt, ist vom Angreifer zum Verteidiger geworden.


      Über Monate hielt Schröder an seiner Wachstumserwartung von zwei Prozent für das laufende Jahr fest. Seit auch der optimistischste Volkswirt nicht mehr von "Delle" sondern von "Abschwung" redet, will nun auch der Finanzminister im September seine offizielle Prognose zurücknehmen. Schuld an der Flaute seien die USA und die Weltwirtschaft, so Schröder, deren ungünstigen Einflüsse sich Deutschland nicht entziehen könne.



      Notgedrungener Rückzieher


      Auch bei der bedeutendsten Kennziffer seiner Amtsperiode, an der er sich für die Wiederwahl messen lassen wollte, machte der Kanzler einen Rückzieher - notgedrungen. Die Vorhersagen der Konjunkturforscher lassen kaum noch hoffen, dass die Zahl der Arbeitslosen im kommenden Jahr auf 3,5 Millionen sinkt, wie von Schröder versprochen. "Auf jeden Fall wird die Arbeitslosigkeit geringer sein als bei Regierungsantritt", versuchte er den Patzer schönzureden.


      Selbst bei den Lohnnebenkosten wird die Regierung an ihrer Zielvorgabe scheitern. Die Sozialversicherungsbeiträge werden 2002 aller Voraussicht nach steigen und nicht wie im Koalitionsvertrag vereinbart auf 40 Prozent fallen. "Nur der Sparkurs als Markenzeichen bleibt", heißt es im Finanzministerium.


      Eine vorgezogene Steuersenkung würde genauso wie der Vorschlag, Milliarden in den Arbeitsmarkt zu pumpen, die Neuverschuldung anheben und so das Budget sprengen. Ergo stehe der Kanzler fest zur Konsolidierung, versichern Mitglieder der Koalition.



      Verteidigungshaltung


      Wie sehr sich Schröder in die Verteidigerrolle gedrängt fühlt, zeigt sich im Umgang mit Journalisten. So beantwortete er beim Pressegespräch am Dienstagabend im Stettiner Radisson SAS-Hotel ganz gegen seine Art Fragen mit Gegenfragen: "Was soll ich tun? Welchem Ratschlag der Opposition soll ich folgen?"


      In Interviews zählt er länglich auf, was die Regierung alles geleistet habe, anstatt Ziele vorzugeben. Und wie schon einmal im schwierigen Jahr 1999 schränken seine Strategen die inoffiziellen Kontakte zur Presse bei Bier oder Rotwein stark ein.


      Selbst für Medienschelte ist sich Schröder neuerdings nicht zu Schade. Bei einem Treffen mit Journalisten in der Bar des Dampfers "European Vision" am Rande des G8-Gipfels in Genua verbrachte er ein Drittel der Zeit damit, an der Konjunkturberichterstattung und den Wirtschaftsforschungsinstituten herumzukritteln. Alles Zeichen dafür, dass Schröder bei weitem nicht so entspannt ist, wie er nach außen demonstriert.


      Besonders empfindlich scheint er auf das Wort "Aussitzen" zu reagieren, mit dem sonst sein Vorgänger aus Oggersheim verhöhnt wurde. Es stand diese Woche auf dem Titelbild des "Spiegel". "Da wird seitenlang das Nichtstun kritisiert und dann werden die Vorschläge, was man tun könnte, ebenfalls zerrissen", klagt ein SPD-Fraktionssprecher.



      Ungeduld bei den Grünen


      Noch spürt Schröder kaum Druck aus der eigenen Partei. "Eine breite Mehrheit in der Fraktion wie an der Basis steht hinter Schröder", sagt Reinhold Robbe, Sprecher des konservativen Seeheimer Kreises. Und auch die Linken in der Fraktion halten sich mit der Forderung nach Konjunkturprogrammen zurück.


      Ungeduldig hingegen werden allmählich die Grünen. Sowohl deren Finanzexpertin Christine Scheel als auch Thea Dückert, arbeits- und sozialpolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion, drängen endlich auf Taten zur Belebung der Wirtschaft. "Die brauchen das auch, um sich vor den nächsten Landtagswahlen zu profilieren", kanzelt ein Regierungsmitglied die Aufmucker ab. Selbst ein grünes Schwergewicht wie Fraktionschef Rezzo Schlauch konnte seinen Duzfreund Gerhard nicht dazu bringen, sich zu bewegen.


      Mit der Wirtschaft sei es mit dem Meer, versuchte SPD-Generalsekretär Franz Müntefering das Nichtstun vergangene Woche zu erklären. Mal komme das Wasser, mal gehe es.


      Die Wähler haben für diese Art von politischem Zen-Buddhismus wenig übrig. Schon bröckeln die Umfragewerte. Bei der Wirtschaftskompetenz liegt die Union wieder vor der SPD. Münteferings Slogan "Sicherheit im Wandel" scheint sich als zu brav zu erweisen.



      Gezielte Maßnahmen


      Um den Eindruck des Nichtstuns zu vermeiden, wurden diese Woche neue Interpretationsversuche gestartet. "Ruhige Hand heißt nicht, die Hände in den Schoß zu legen", verkündeten die Regierungssprecher. Als Beispiele wurden das Städtebauprogramm Ost und die Erleichterung von Beteiligungsverkäufen für Mittelständler präsentiert.


      Immerhin, die Maßnahmen wurden geschickt verkauft. Die Ost-Hilfen gingen als 4,2-Mrd.-DM-Programm durch, obwohl Bund, Länder und Gemeinden die Summe bis 2009 strecken. So muss der Finanzminister im kommenden Jahr gerade mal 200 Mio. DM zusätzlich aufwenden, die steuerliche Mittelstandskomponente kostet ihn 150 Mio. DM.


      Dabei muss es nicht bleiben. Weitere solcher "gezielter Maßnahmen" seien durchaus denkbar, lautet die neueste Sprachregelung in der Koalition. Ein bisschen Geld lässt selbst der strenge Hans Eichel im Notfall springen.


      Die Möglichkeiten sind vielfältig. Denkbar wären etwa Verbesserungen bei den Abschreibungsbedingungen durch den Verzicht auf die geplanten so genannten Branchentabellen oder sogar Rücknahme der bereits in Kraft getretenen Tabellen für wichtige Wirtschaftsgüter.


      Plausibler als ein neues Signal an die Wirtschaft erscheinen jedoch Maßnahmen zu Gunsten des Arbeitsmarktes. Bisher hat Schröder stets erst die eine und dann die andere Seite des Bündnisses für Arbeit bedacht. Über das noch nicht beschlossene Job-Aktiv-Gesetz ließe sich etwa die Förderung des Niedriglohnsektors ausbauen.


      Andererseits könnte sich Schröder verstärkt für Dinge engagieren, die den Bund nichts kosten. Einen Anfang machte er mit seinem Eintreten für das VW-Modell 5000 x 5000, bei dem abweichend vom geltenden Tarifvertrag 5000 Arbeitsplätze mit jeweils 5000 DM Monatslohn geschaffen werden sollen. "Das Beispiel VW zeigt, dass innovative Lösungen möglich sind", sagte Schröder in Stettin. Die deutschen Gewerkschaften seien flexibler als ihr Ruf.


      Für welche Varianten sich Schröder letztlich entscheidet und ob am Ende für PR-Zwecke ein kleines Paket geschnürt wird, bleibt offen. Zunächst einmal heißt das Top-Thema Mazedonien. Und da will Schröder zeigen, dass er Parlament und Partei im Griff hat.



      Quelle: Financial Times Deutschland
      Avatar
      schrieb am 17.08.01 07:13:55
      Beitrag Nr. 32 ()
      .






      Geschrieben von asienfreak am 18.10.00 17:10:51
      Ja Ja, wartet nur ab. Wer jetzt über einen NEMAX bei 2000 lacht, der wird ihn bitter herbeisehnen wenn er bei 1.500 steht. Denn die Börse übertreibt immer. Denkst Du denn die
      Börse macht halt wenn die Technoblasen auf Ihren fairen Wert gesunken sind ?




      ----------------------------------> Thread: Heute werden Lemminge gegrillt !













      .
      Avatar
      schrieb am 17.08.01 10:17:28
      Beitrag Nr. 33 ()
      Hans Bernecker: Die Stimmung ist schlechter als die Lage
      Mails/Nachrichten vom 17.08.2001, Bernecker & Cie.

      --------------------------------------------------------------------------------
      Guten Morgen, meine Damen und Herren,
      die deutsche Börsenwoche endet mit großer technischer Spannung. Alle starren wie gebannt auf den DAX bzw. auf den möglichen Boden um die 5350 bis 5370. Der Tagestiefstkurs lag gestern bei 5334. Die Nervosität ist hoch, weil auch die Futures für New York heute morgen wieder im Minus sind. Ich halte eine solche Fixierung auf den Index aber nicht für gesund. Sinnvoller ist es weiterhin zu differenzieren. Dabei stellt sich heraus:

      Inhaltlich liefern die "Problemfälle" Bayer und Dt. Telekom nichts Neues. Der Markt reagiert übersensibel auf die vorliegenden Fakten. Dt. Telekom bestätigt, daß 85 % der Aktien, die möglicherweise aus dem Umtausch von Voicestream zu verkaufen sind, abgedeckt sind. Wenngleich offiziell nicht bestätigt, gibt es mit Sicherheit Arrangements mit Banken, die eine Flut von Telekom-Aktien auf den Markt verhindern. Als Verkäufer des panikauslösenden 44 Mio-Paketes gilt inzwischen Hutchinson Whampoa aus Hongkong. Die schlechte Kommunikation über den Verkauf dieser Aktien hat mehr Panik ausgelöst als eigentlich gerechtfertigt ist. Insgesamt haben die größten Aktionäre, die gut 350 Mio Telekom-Aktien halten, signalisiert, daß sie an einem langfristigen Engagement interessiert sind. Der Kurs der Telekom brach gestern bis auf 18 E. ein. Die Volatilität ist hoch, aber ich ändere meine Meinung gemäß AB dieser Woche nicht. Technik hin oder her, auf diesem Niveau bleibt die Dt. Telekom ein Kauf.

      Auch Bayer liefert klärende Worte. Die Verschiebung des Börsenganges in New York vom 26.September auf den Februar nächsten Jahres ist zu begrüßen. Ein Nachteil entsteht für den Konzern daraus nicht. Bezüglich der Klagen ist die Haltung von Bayer ebenfalls interessant. Sie bestreiten einen Zusammenhang zwischen den Todesfällen und dem Medikament Lipobay und verweisen gleichzeitig auf die Risikohinweise, die mit den Medikamenten geliefert wurden. Beim Thema Sammelklage reagieren natürlich alle Marktteilnehmer äußerst sensibel und erinnern sich an die Tabakklagen in den USA. Daß die Anwälte dies versuchen, ist sicher, aber ein Vergleich zur Tabakindustrie hinkt. Das sind die sachlichen Hintergründe. Dagegen stehen: Die Ausverkäufe dieser Aktien sind glatte Überreaktionen in einem ausgedünnten Marktumfeld. Die genannten Zielgrößen von 15 E. bei Telekom und 30 E. bei Bayer sind rein willkürlich. Ausschließen kann man sie kurzfristig nicht, aber sie bestimmen nicht die Tendenz. Problematischer für mich:

      Die Achillesferse im DAX bleiben für mich SAP und MLP aus der genannten Bewertungsproblematik. Sie sind die einzigen beiden Titel im DAX, wo eine Halbierung der jetzigen Kurse nachvollziehbar und sogar logisch wäre. SAP hingen gestern schon bei 156 E. und MLP bei 84 E. Letztendlich kommen beide Titel nicht um eine deutlich niedrigere Bewertungen herum. Die Frage ist, ob das jetzt geschieht oder erst in den kommenden Monaten. An der Sache ändert das nichts. Besonders problematisch für den DAX ist aufgrund des hohen Gewichts natürlich die SAP.

      MAN kommt weiter unter Druck. Auf Bilanzmanipulation bei der englischen Tochter des Nutzfahrzeuggeschäftes reagieren Märkte immer empfindlich. Der Schaden ist mit ca 10 Mio E. relativ klein, aber in der jetzigen Stimmung kann sich da kein Kurs halten. Rechnen Sie mit Kursen um die 21 E. gegenüber 25,75 E. Schluss gestern. Damit wird die Bewertung von MAN allerdings sehr niedrig und ich bin gespannt, ob es dann nicht doch einen Interessenten gibt, um den Konzern zu übernehmen und ihn anschliessend zu zerlegen.

      Von der Wall Street: New York besticht durch zwei Aspekte. 1. Durchweg bessere Markttechnik in den Indizes wie auch in den einzelnen Titel. 2. Eine deutlich geringere Volatilität. Es fällt auf, daß die höchsten Umsätze gerade mit den abgestürzten Titeln der letzten Monate getätigt werden. Die höchsten Umsätze erzielten gestern Nortel, Lucent und EMC, wobei die letzten beiden im Plus schlossen. An der Nasdaq dominierte natürlich Ciena. 30 % Kursverlust nach einem schwächeren 3. Quartal und einer zurückgenommenen Perspektive für die nächsten 2 Jahre. Dennoch muß man diese relativieren. Der Umsatz wird in diesem Jahr nicht um 95 bis 105, sondern "nur" um 85 bis 90 % wachsen. Für 2002 soll das Umsatzwachstum dann zwischen 10 und 20 % liegen. Ob diese Zahlen 30 % Kursverlust bei 84 Mio gehandelten Stücken rechtfertigt, wage ich zu bezweifeln. Interessant: Cisco Systems legte bei sehr hohem Volumen von 43 Mio Stück leicht zu. Dies zeigt die hohe Aktivität im Markt und auch die Bereitwilligkeit des Marktes, hier technische Böden zu etablieren.

      Dell und HP legten Zahlen vor, die weitgehend den Erwartungen entsprachen. Dell meldete für das 2. Quartal 101 Mio Dollar Verlust bei einem Umsatz von 7,61 Mrd Dollar. Darin enthalten sind aber 742 Mio Dollar einmalige Restrukturierungskosten, ohne die der Gewinn bei 433 Mio Dollar gelegen hätte. HP meldete einen Gewinn von 218 Mio Dollar bei einem Umsatz von 10,1 Mrd Dollar. Beides war rückläufig, aber der Kurs stieg, da es in den Erwartungen enthalten war.

      Kurzum: Die Märkte arbeiten sich weiter durch eine schwierige Situation, befinden sich aber längst nicht in einer so desolaten Ausgangslage, wie es Stimmung und Indizes vor allem in Europa vermuten lassen. In diesem Markt kann man arbeiten, auch wenn es schwierig ist und Weitsicht bedarf.

      Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende.

      Herzlichst Ihr

      Hans A. Bernecker
      Avatar
      schrieb am 19.08.01 21:47:11
      Beitrag Nr. 34 ()
      Aus der FTD vom 20.8.2001
      Das Kapital: TMT-Aktien werden taktisch interessant

      Zugegeben: Europäische TMT-Aktien sind nach wie vor nicht so verlockend billig, dass man auf gar keinen Fall widerstehen könnte. Aber die Bewertung ist - zumindest vorderhand - wieder auf nachvollziehbare Ebenen gefallen.

      Der Technologiesektor ist relativ zum Gesamtmarkt wieder auf das Niveau von August 1996 gesunken. Ähnliches gilt für die gebeutelte Telekombranche. Für mutige Anleger werden TMT-Aktien langsam interessant - zumindest in taktischer Hinsicht. Nokia kostet jetzt noch das 25fache des geschätzten laufenden Gewinns. Für eine gute Firma mit Wachstumsperspektiven ist das nicht übermäßig. Auch wenn Nokias hohe Gewinnmarge, die der Bewertung zu Grunde liegen, vermutlich auf Dauer nicht zu halten sein wird: Wie hoch ist das Risiko, dass die Aktie in den nächsten Monaten nicht einmal wieder deutlich über 20 Euro springen wird? Gleiches gilt für Siemens, die nicht mal mehr mit drei Fünfteln des Umsatzes bewertet wird.

      Im Telekomsektor haben Vodafone in den letzten drei Monaten 35 Prozent, die Deutsche Telekom 32 Prozent verloren. Vodafone notiert wie Nokia noch mit dem 25fachen des Gewinns. Die Telekom ist allein seit letztem Dienstag noch mal um zehn Prozent gefallen und bietet jetzt eine Dividendenrendite von 3,6 Prozent. Beide Papiere leiden unter einem Aktienüberhang. Aber der kleinste Hauch einer positiven Marktstimmung, und die Fähnchen drehen sich mit dem Wind.


      Sicher: Die Börse wackelt, und es ist nicht gesagt, ob die europäischen TMT-Aktien fundamental schon schon weit genug gefallen sind. Die für die Zukunft unterstellten Wachstumsraten und Margen sind hoch, für unseren Geschmack zu hoch. Noch mehr gilt das für die USA, von wo über die nächsten Wochen noch Störfeuer kommen könnten. Aber die Börse kennt nicht nur eine Richtung. Für einen Einstieg auf mittlere Sicht ist jetzt vermutlich die Chance da.
      Avatar
      schrieb am 20.08.01 10:29:38
      Beitrag Nr. 35 ()
      Hans Bernecker: Neue Woche beginnt mit Frust
      Mails/Nachrichten vom 20.08.2001, Bernecker & Cie.

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      Guten Morgen, meine Damen und Herren,
      die letzte Woche endete in Frustration, die neue beginnt damit. Betrachtet man die Entwicklung am letzten Freitag, gibt es zwei Ansatzpunkte, die eine Bestätigung der bisherigen Entwicklung ist: Die überkapitalisierten Aktien bleiben das Problem, und zwar so lange, bis alle unten sind. Ich weiß, daß Sie dies nicht gern hören, aber es bleibt dabei. Zu Microsoft siehe letzte AB. Eigentlich hat das mit dem Gesamtmarkt wenig zu tun, zieht ihn aber psychologisch nach unten und läßt alle anderen Titel gewissermaßen vergessen. Wer denkt schon daran, daß der gesamte Sektor Health Care, aber auch Titel wie Caterpillar und andere wie die Eisenbahnaktien etc., neue Höchstkurse erreicht haben? Niemand von Ihnen ist darin investiert, obgleich ich sie alle empfohlen hatte. Zuvor war es Philip Morris, und Procter & Gamble ist sogar ein neuer Kauf. Das ist natürlich alles "Old Economy". Eindeutiger:

      Legen Sie einmal den Dow Jones neben den Nasdaq. Ersteren aus der vorletzten AB, der die ganze Periode des Zinszyklus abdeckt. Der Nasdaq hat dagegen noch ein Restrisiko von über 10 %, wenn die oben genannten Titel ihren fairen Wert erreichen. Umgekehrt ist ebenso klar:

      Der Dow Jones erreicht einen neuen Break erst dann, wenn die Nasdaq scharf korrigieren wird. Dazu ist es noch zu früh. Häufig werde ich gefragt, warum ich im Frühjahr zu früh einige dieser Aktien empfohlen habe. Die Antwort:

      Bis Juni/Juli war niemandem bekannt, wie hoch die Goodwill-Abschreibungen ausfallen würden, die eine der Hauptursachen aller Gewinnwarnungen darstellt. Der Grund: Während die Quartalszahlen als Ergebniszahlen permanent revidiert und diskutiert wurden, kannte niemand die Bilanzzahlen, nämlich aktivierte Beteiligungskäufe gegen ausgewiesenes Buch-Eigenkapital. Darin steckte die spektakuläre Luft. Siehe Nortel, JDS Uniphase u.a.

      Für diese Woche: Das Risiko einer markanten Nasdaq-Schwäche bleibt bestehen. Es trifft zwar nur die genannten Titel, belastet aber den Gesamtmarkt. Unverändert schiele ich sehr mißtrauisch auf die großen Pharmatitel. Meinen Rückzug habe ich schon vor Wochen begründet, wobei es bleibt. Weitere Einzelheiten dazu in der nächsten AB. Ich möchte es lediglich frühzeitig gesagt haben, so wie schon in den Fällen der berühmten Hightechs.

      Die Deutsche Börse hat ein ähnliches Phänomen. Drei Aktien machen die Stimmung, alles andere ist vergessen. Inzwischen wurde auch bestätigt: Die Dt. Bank konnte die große Order aus Hongkong nicht schnell unterbringen,nämlich nur 37,5 Mio von 44 Mio Stück, saß auf dem Rest und sicherte sich damit ab, daß sie Put-Optionen erwarb, was das Ganze noch dramatisch beschleunigt hat. Das kann sich die Dt. Telekom einfach nicht bieten lassen. Weiterer Kommentar überflüssig. Die Bayer-Klagesituation ist ebenfalls problematisch. Die Art und Weise, wie der bekannte Münchener Anwalt zusammen mit seinem amerikanischen Partner die Sache angeht, macht mich sehr sehr mißtrauisch. Die gleichen Typen haben bekanntlich auch den Holocaust-Streit gemanagt, woraus inzwischen eine Art Holocaust-Industrie geworden ist: Sammelklagen und demnächst eine andere "deutsche" Konstruktion. Das Ganze ist extrem schwierig abzuschätzen. Der dritte Fall betrifft MLP. Meine harte Kritik zur Aufnahme dieser Aktie in den DAX rufe ich in Erinnerung. Mir ist schleierhaft, wie man eine solche Aktie bei einem KGV um 100 in einen Performance-Index aufnehmen kann. Der nächste Schlag kam schon am Freitag mit neuem Tiefstkurs des Jahres. Wo liegt der faire Wert? Meines Erachtens um 45 statt 180 E. in der Spitze und aktuell noch 75 E. Das diese drei Aktien aber den DAX machen, ist das Fatale daran. Halten Sie fest:

      Der DAX stellt das gegenwärtige Marktbild nicht mehr dar. Er läuft aus dem Ruder, wie die drei Aktien zeigen. In diesem Falle liegt die Stabilisierung nicht am oberen Rand des alten Kanals von 1999, sondern am unteren. Das wären um 4.800, ganz grob gezeichnet. Für Sie: Taschen zu, zuschauen und nicht zu früh handeln.

      Einige Termine sind dennoch zu beachten: Loewe bringt heute die Zahlen zum 2. Quartal und 1. Halbjahr. Sie sind zu beachten. Ich erwäge neue Käufe, wenn auch nicht unter Zeitdruck. Plambeck vom Neuen Markt bringt ebenfalls die Zwischenzahlen. Dazu beachten Sie bitte meine Einlassungen im vorletzten Brief nebst Chart. Morgen gibt es einige noch interessantere Termine.

      Das wär`s für heute,

      herzlichst Ihr

      Hans A. Bernecker
      Avatar
      schrieb am 21.08.01 10:25:16
      Beitrag Nr. 36 ()
      Hans Bernecker: Leichte Entspannnung
      Mails/Nachrichten vom 21.08.2001, Bernecker & Cie.

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      Guten Morgen, meine Damen und Herren,
      ich registriere eine leichte Entspannung. Die Frühindikatoren der Amerikaner sind in vierter Folge positiv und das deckt sich absolut mit dem, was ich Ihnen in den letzten Tagen zur US-Konjunktur schon schrieb. Ich kann die Nervosität und Ungeduld verstehen, insbesondere, weil sie durch die vielen Berichte, Meinungen und Analysen aus allen Ländern und Ecken durch die Medien geistern. Daran ändert sich gleichwohl nichts. Es gibt nun einmal einen sehr direkten Zusammenhang zwischen Geldpolitik und Güterwirtschaft. Umso direkter, je freier ein Markt ist und umso indirekter, je unfreier er ist. Das ist der Unterschied zwischen USA und Europa. Ich würde mich sodann auch nicht wundern, wenn die amerikanische Arbeitslosenzahl noch auf 4,7 % steigt, obwohl die Konjunktur bereits vorsichtig anzieht. Es paßt absolut ins Bild, wenn ferner die FED die Zinsen in zwei weiteren Schritten zurücknimmt, wahrscheinlich um jeweils 25 Basispunkte auf 3 %. Das hatte ich Ihnen als notwendige Größe schon im Frühjahr vorausgesagt. Übrigens waren es 2,75 % im letzten Zinszyklus vor 6 Jahren.

      Das einzige Problem in den Märkten bleibt nach wie vor: Die Überbewertung in den ehemaligen Börsenlieblingen der Technologie ist noch nicht komplett beendet. Es tut mir leid, ständig darauf aufmerksam machen zu müssen. Auf die Spitze getrieben: Es könnte sein, daß alle soliden Aktien schon steigen, aber Titel wie Cisco, Oracle etc. noch 30 - 35 % oder 40 % fallen. Dann nimmt niemand die erste Gruppe wahr, aber alle die letzte. In Deutschland sind ohnehin nur die Technologieaktien bekannt. Bitte denken Sie aber daran: Der amerikanische Markt besteht aus rd. 8.000 Aktien, davon etwa 3.300 am Big Board, knapp 4.000 an der Nasdaq und der Rest an der Amex. Alle zusammen machen den Trend und nicht nur die Hightechs.

      Wall Street konkret: Gestern fand während des Tages ein interessanter Dreh statt. Ein sog. Intraday-reversal. Am Ende lagen die gestiegenen Kurse vorn und die Relation new high zu new low sprang auf 3:1. An der Nasdaq wurde nur ein knappes 1:1 erreicht, was ich dennoch recht positiv finde. Darin drückt sich aber das aus, was ich eingangs beschrieben habe.

      Besteht schon Handlungsbedarf? Kaum. Ich warte ab. Zahlen Sie lieber ein oder zwei Dollar mehr, wenn Sie wissen, daß die nächsten 10 Dollar sicher sind. Diese Aussage ist zur Zeit noch nicht möglich. Interessant ist aber: Lucent ist nun in den letzten Tagen mehrfach der umsatzstärkste Titel im Markt. Die Umfinanzierung von 4 Mrd $ steht, womit der Verkauf von Agere zunächst aufgeschoben wird, was wohl auch für die Glasfasersparte gilt. An Lucent werden Sie nachvollziehen können, wie ein Weltkonzern auf amerikanisch saniert wird, ein Weltkonzern bleibt, und wir wollen mal sehen, wo die Kurse in zwei oder drei Jahren stehen. Wohl auch schon in 12 Monaten. Die gewiß frustrierten Lucent-Aktionäre kann ich selbstverständlich auch verstehen, weil ich viel zu früh eingestiegen bin. Das war deutlich über 20 und sogar 30 $, und allesamt liegen wir extrem schief. Doch abgerechnet wird am Ende. Ich weiß zwar sehr wohl, daß man sich auch zu Tode verbilligen kann. Richtig bleibt es dennoch. Das gilt nicht für jede Turnaround-Spekulation. Für Xerox gilt nichts anderes.

      In Deutschland hängt die Stimmung von derjenigen in New York ab, aber die zwei Unfälle bleiben ein psychologisch ebenfalls schwieriges Problem. Bayer klärt seit gestern in Anzeigen in den Zeitungen auf. Im Falle Dt. Telekom avisierte Sonera gestern Abend den Ausstieg aus der Position, was immerhin rd. 70 Mio Stück umfaßt. Es muß also ein Konsortium gefunden werden, welches das Ganze begleitet. Darauf wird es ankommen. Der Absturz von MLP ist weitgehend erledigt. Ich halte den fairen Kurs zwar erst bei 45 E. für gegeben, aber 63 E. im Tief sind schon eine Hausnummer. Auch hier zeigte sich, daß Überbewertungen kurze Beine haben. Der Druck auf SAP wird übrigens größer und nicht kleiner. Gleiches gilt für die Siemens-Familie. Ich weise noch einmal darauf hin: Die technisch beste Pharmaaktie bleibt nach wie vor Fresenius Medical Care, auf die ich mehrfach hingewiesen habe. Gestern erneut plus 4,9 %. Die Mutter Fresenius macht es etwas langsamer, aber ebenfalls positiv. Mies ist, was bei Babcock läuft. Aus dem Umtausch von Balcke Dürr gibt es immer noch Abgaben, die sogar noch im Gewinn stehen. Skeptisch beurteile ich das Gerücht, daß Preussag teilweise Material an den Markt gegeben haben soll. Bekanntlich hat Preussag 30 % Babcock-Aktien aus der Sacheinbringung seiner Töchter erlöst. Würde sich dies bestätigen, wäre es eine glatte Sauerei. Jedenfalls bemühe ich mich um weitere Details. Im übrigen macht Babcock eine ganz miese Informationspolitik und rückt bis zur Stunde mit keinen neuen konsolidierten Zahlen heraus, nachdem die Fusion mit Balcke nur Pro-forma-Zahlen zuläßt und mithin eine externe Einschätzung unmöglich ist. An den von mir gegebenen Zahlen hat sich dennoch nichts geändert. Auffallend ist auch der hohe Tagesumsatz bei Continental, die
      gestern 5,8 % verloren. 13,80 E. dürfen nicht unterschritten werden. Dann besteht Gefahr eines Rückganges auf 10, obwohl Conti wahrlich preiswert ist.

      Die heutigen Termine: Dt. Post liefert offiziell den Zwischenbericht zum 2. Quartal, damit auch für das 1. Halbjahr. Ferner D Logistics, worauf ich sehr gespannt bin. Ich hatte auf diese Aktie schon aufmerksam gemacht. Bitte dazu die nächste AB beachten. Die fleißigen Sachsen von Lintec hatten zwar schon vorgewarnt und am Freitag Zahlen vorgelegt. Diese werde ich mir ebenfalls näher anschauen und in Kürze näher darauf eingehen. In der HV von Hornbach-Baumarkt erwarte ich einen Ausblick für die deutsche Selfmade-Tendenz. In der Schweiz gibt es zwei ebenfalls interessante Termine, nämlich bei Ciba und Mikron Holding, wobei die letzte schon mehrfach von mir erwähnt worden ist. Letztere verlor rd. 50 % und rückt schon in die Nähe echter Käufe. Schauen Sie sich zunächst einmal die Fakten an. Insgesamt: Wenn Sie in den letzten Tagen die Meldungen der sog. Midcaps mit etwas Ruhe studiert haben, werden Sie feststellen: Die Zahlen sind durchweg bedeutend besser als das Kursbild erscheinen läßt. Ich werde dazu in der nächsten AB weitere Kommentare geben. In gut 70 % der Fälle rechtfertigen sich Käufe. Und zwar auf höchst solider Basis.

      Das wär`s für heute mit dem Ausblick auf eine etwas bessere Börse und einen deutlich stabileren markttechnischen Grund.

      Herzlichst Ihr

      Hans A. Bernecker

      P.S.: Ich werde zur Zeit mit E-Mails überhäuft und komme mit der Beantwortung nicht ganz nach. Ich bitte daher um Entschuldigung, wenn ich etwas verspätet antworte.
      Avatar
      schrieb am 22.08.01 10:39:43
      Beitrag Nr. 37 ()
      Hans Bernecker: Sonderchancen mittels Aktienanleihen
      Mails/Nachrichten vom 22.08.2001, Bernecker & Cie.

      --------------------------------------------------------------------------------
      Guten Morgen, meine Damen und Herren,
      die Zinssenkung von gestern 14.00 Uhr Ortszeit drückte den Dow Jones innerhalb von 20 Minuten um rd. 150 Punkte. Gewinnmitnahmen oder neue Frustration? Technisch sieht es sehr sehr knapp aus, aber die Basis hat noch gehalten. Auch die bekannten technischen Relationen sind noch gerade in der Waage. Erneut zeigt sich aber, daß aus den Zusammenbrüchen der Kurse der Technologie-Aktien jetzt eine Art Erosion entsteht. Das bedeutet abbröckelnde Notierungen ohne großen Druck, aber nachhaltig. Seit Wochen weise ich auf dieses Problem hin. Würden im Glücksfall alle großen Technikwerte an einem Tag um 30 % fallen, wäre der Spuk vorbei. Tun sie es nicht, laufen wir Gefahr, daß es noch einige Wochen braucht, bis wir mit diesen Werten unten sind. Daran führt kein Weg vorbei, weder eine Zinssenkung noch ein verbesserter Frühindikator kann daran etwas ändern. Als Rechenbeispiel: Eine Aktie wie Cisco hat noch ein Risiko von 4 - 5 $. Ob es total erreicht wird, weiß ich nicht, rechnerisch wäre es aber richtig. Das sind rd. 40 % und gleich mal 30 Mrd $ Börsenwert. Das ist so viel wie der Börsenwert der Dt. Bank. Man muß sich dies vergegenwärtigen, um zu begreifen, wie das ganze Redimensionierungsspiel läuft.

      Die Konsequenz für Sie: Weiter warten, Taschen zu, nichts tun. Übrigens gab es gestern eine erste Analyse eines Brokers zu Lucent. Das Research-Haus Dell`Oro-Group errechnete einen auf 21,1 % verbesserten Marktanteil von
      Lucent im globalen Glasfasermarkt. Damit hat Lucent deutlich gewonnen und Nortel ebenso deutlich verloren. Nur als Zwischenbericht.

      In Frankfurt hält das Telekom-Trauma an. So lange dieses Thema in allen Varianten die Runde macht, ist eine Marktstabilisierung schwierig, aber nach wie vor möglich. Nutzen Sie dies auf eine ganz pfiffige Art:

      Es gibt bekanntlich Aktien-Anleihen auf Telekom. Die sind abgestürzt, so wie die Aktie selbst. Z. B. gibt es eine 13,5 % Anleihe der WGZ mit Laufzeit 01.08.02 (WKN 663 434), die bei 99 % ausgegeben worden ist, und zur Zeit
      knapp unter 70 % notiert. Bar-Rendite stellt sich also für Sie auf etwa 19 %. Reagiert in den nächsten 12 Monaten die Telekom nur auf 20/22 E., was nach dem Auslaufen der Verkäufe ziemlich sicher ist, notiert diese Anleihe
      um vermutlich 85 %. Auch 87/88 % sind möglich. Das kommt auf die Prämie an. Das aber sind weitere 20 - 22 % sicherer Kursgewinn in der Anleihe. Macht zusammen rd. 40 %. Das ist ein Tip für die, die Angst haben, die Telekom zu kaufen und mindestens die Hälfte des Gewinns über die Kupon-Rendite sicher in der Tasche haben möchten.

      Es gibt noch eine ganze Reihe anderer solcher Aktien-Anleihen, z. B. auch für Bayer. Lassen Sie sich die Konditionen durchgeben und rechnen Sie nach, was für jede Anleihe dieser Art wegen der unterschiedlichen Tilgungskurse (in Aktien) in jedem einzelnen Fall nachgerechnet werden muß.

      Im übrigen gibt es heute nicht sehr viel zu berichten, weil die Psychologie den Markt trägt und deshalb selbst sensationelle Firmennachrichten kaum durchschlagen. Beachtenswert ist dennoch, was Karstadt bewältigt. Die von
      mir skizzierten Aspekte wurden gestern erneut bestätigt. Karstadt-Chef Urban führt vor, was man aus einem vergleichsweise langweiligen Kaufhaus-Konzern, der 30 Jahre lang falsch geführt wurde, machen kann. Unterstützt wird dies mit einer sehr guten Chart-Technik.

      Ich wünsche Ihnen einen erfolgreichen Börsentag und verbleibe

      mit freundlichen Grüßen

      Hans A. Bernecker
      Avatar
      schrieb am 23.08.01 10:01:16
      Beitrag Nr. 38 ()
      Hans Bernecker: Der Tanz auf dem Drahtseil geht weiter
      Mails/Nachrichten vom 23.08.2001, Bernecker & Cie.

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      Guten Morgen, meine Damen und Herren,
      der Tanz auf dem Drahtseil geht weiter, aber das Ganze mutet so an, als wenn dieses Drahtseil über den Niagara-Fällen gespannt ist. Kippt irgendeiner
      der Großen noch einmal aus dem Rahmen, steht die ganze Stimmung auf dem Spiel. Kippt keiner mehr, wächst unverändert die Chance für eine
      bescheidene, aber interessante Herbst-Rally nach der ausgefallenen Sommer-Rally. Gestern drehte die Stimmung allein durch den positiven
      Ausblick von General Motors, mehr Leute zu entlassen, um profitabler zu werden. Das klingt nun weiß Gott simpel, zeigt aber, wie der Markt reagiert.
      Sorgen machen mir nach wie vor die berühmten Technologie-Aktien, wie schon x-mal beschrieben. Ich werde nicht müde, immer wieder darauf hinzuweisen.
      Umsatz-Spitzenreiter gestern am Big Board übrigens wieder Lucent, nachdem die Tochter Agere nun selbst die Restrukturierung vorantreibt. Insgesamt
      aber: Die bekannten technischen Indikatoren liegen in beiden Märkten eindeutig in positiven Bereichen.

      Wirklich aufschlußreiche neue Erkenntnisse gab es gestern nicht. Aber eine läßt aufhorchen: Die Prognosen für die Chip-Industrie beginnen sich zu
      ändern. Mich überrascht das nicht. Ich hatte es schon in der AB formuliert: Die Chip-Konjunktur ist hyperzyklisch, so wie früher, zeitweise noch heute
      Werkzeugbau und Textil. Hyperzyklisch heißt, daß die Ausschläge nach oben und unten über das Normalmaß der zyklischen Schwankungen hinausgehen.
      Normalmaß ist eher bei Autos und Elektroartikeln der Fall, um einen Vergleich zu zeigen. Wer damit richtig umgeht, weiß: Diese Aktien kauft man,
      wenn sämtliche Analysten sie abstufen und man verkauft sie, wenn sie überproportional gestiegen sind. Deshalb hatte ich alle Chip-Titel Anfang
      letzten Jahres zum Verkauf gestellt. Sie stehen jetzt allesamt zum Kauf. Machen Sie sich keine Illusionen: Den absolut tiefsten Kurs erwischen Sie
      nicht. Deshalb steigt man in kleinen Raten bei sinkenden Kursen ein. Anders geht`s nicht. Wie schnell solche Wenden einsetzen, zeigte gestern Intuit mit
      plus 22,4 % Kursgewinn allein auf die Nachricht hin, daß der Branchenverband einen positiven Ausblick für Halbleiter im nächsten Jahr gibt.

      Hoffnungsschimmer in Deutschland. Der Ifo-Geschäftsklima-Index steigt zum ersten Mal seit Jahresbeginn. Das klingt in den Zeitungen schon fast wie
      Sylvesterstimmung mit Neujahrshoffnung. Echt? Eine statistische Lücke? Oder in der Tat der Ansatz für eine Wende, worauf der Euro übrigens auf mehr als
      92 Cents anzog? Ich erlaube mir, aus einer einzigen Zahl noch keine Meinung zu bilden. Dafür ist es zu früh. Der Euro ist technisch im übrigen überkauft
      und benötigt eine Korrektur um 2 bis 4 Cents. Anschließend geht es in Richtung 1:1, was sich allein aus der Dollar-Konstellation ableitet.

      Frankfurt konkret: Die Vorgänge um die zwei Unfall-Aktien sind noch nicht ganz bereinigt. Nach 19 Mio Stück Tagesumsatz am Dienstag und insgesamt 23
      Mio Stück gestern schauen Sie sich das Ganze an, aber handeln nicht. Ihnen läuft im Moment nichts weg. Meine Meinung: Für Bayer liegt die Kaufbasis
      knapp über 30 und für Dt. Telekom zwischen 15,50 und 16,50 E. Babcock legte gestern erstmals die neuen Monatszahlen vor. Es wurde auch Zeit. Zuvor hatte
      eine große Order über 166.000 Stück den Kurs auf das alte Tief gedrückt. Gestern lag der Umsatz noch bei 251.000 Stück, mit plus 4 % im Kurs. Ich
      bleibe fundamental bei meiner Einschätzung, aber was hinter den Kulissen läuft, weiß ich nicht. Nachdem sich die WestLB klammheimlich von Stücken
      getrennt hatte und nur noch 6,7 % hält, warte ich gespannt darauf, ob Preussag sich ebenfalls zurückzieht. Aus Hannover ist kein Kommentar zu
      erhalten. Bitte weiterhin auf Depfa achten, die gestern 86,90 E. erreichten. Ich hatte schon mehrfach darauf aufmerksam gemacht. Die Gründe kennen Sie.

      Mein gestriger Tip bezüglich einer Aktienanleihe sorgte für einige Aufregung. Es ist die Gegenposition bei abgestürzten Anleihekursen zu den
      Angeboten von Neuemissionen, von denen Sie bitte die Finger lassen. Für jede dieser Anleihen muß sorgfältig gerechnet werden. Darin stecken stets
      zwei Ansätze: Entweder die Anleihe kaufen und das Coupongeld kassieren und anschließend nach ein paar Monaten die Anleihe verkaufen, wenn sich die
      dahinterstehende Aktie erholt, oder aber die ganze Laufzeit abwarten, was noch zu kommentieren sein wird. Jedenfalls ist es die gegenwärtig
      interessanteste Börsenwette, wofür Sie rund die Hälfte des Ertrages Bargeld bekommen.

      Ich wünsche Ihnen einen erfolgreichen Börsentag und verbleibe

      herzlichst Ihr

      Hans A. Bernecker

      P.S.: Hilfe, ich ersticke und werde mit e-mails zugedeckt. Alle werden beantwortet, aber ich habe mir erlaubt, zwei Wochen Urlaub zu machen. Danke
      für Ihr Verständnis.
      Avatar
      schrieb am 26.08.01 19:27:57
      Beitrag Nr. 39 ()
      Aus der FTD vom 27.8.2001
      Marktplatz: Industrie ist mehr wert
      Von Rolf Elgeti

      Deutsche Industriewerte sind vor allem im Ausland dafür bekannt, dass die Rentabilität oft unter den Kapitalkosten liegt. Zusammen mit einer Corporate Governance, die sich nur eingeschränkter Beliebtheit erfreut, führt das dazu, dass diese Unternehmen relativ niedrig bewertet sind.

      Nicht wenige deutsche Investoren haben diese angebliche Unterbewertung zum Anlass genommen, sich einzukaufen - und sind damit meist schlecht gefahren, weil es keinen wirklichen Grund für eine Änderung der Einschätzung gab.

      Wir glauben, dass sich das jetzt ändert und die deutschen Industriewerte nun tatsächlich vor einer Neubewertung stehen. Der strukturelle Wandel liegt im Wesentlichen in der Steuerreform begründet, die es zum ersten Mal erlaubt, in Deutschland in großem Stil industrielle Aktiva zu bewegen.


      In Fällen, in denen die Aktiva eines Unternehmens mehr wert sind als der abgezinste Wert der erwarteten Gewinne, orientierte sich der Aktienkurs bisher nur an dem Wert der Gewinne, da der wahre Wert der Aktiva ohnehin nicht realisiert werden kann. Genau das wird sich am 1. Januar 2002 ändern.


      Entscheidend ist die Frage, warum der Wert der Aktiva dieser Unternehmen mehr wert sein kann als der momentane Aktienkurs. Die Antwort ist relativ einfach: Es ist möglich, aus bestehenden Industriewerten höhere Renditen zu erzielen. Die notwendigen Reformen können sowohl auf der Aktivseite als auch auf der Passivseite der Bilanz stattfinden.



      Shareholder-Value mit Schulden


      Einerseits kann mit einem (steuerfreien) Verkauf von Randbeteiligungen und einer Re-Investition in das Kerngeschäft eine bessere Kapitalverzinsung erzielt werden. Dies ist etwas, was die Unternehmen in den USA vor etwa 10 bis 15 Jahren sehr deutlich vorgemacht haben. General Electric darf als eines der Paradebeispiele gelten.


      Andererseits kann man ebenfalls von amerikanischen Unternehmen lernen, in welchem Umfang Shareholder-Value geschaffen werden kann, wenn man seine Verschuldungsquote erhöht und so seine Kapitalkosten senkt.


      Einfache und mit sehr konservativen Annahmen gerechnete Analysen zeigen, dass deutsche Unternehmen mindestens 120 Mrd. Euro an zusätzlichen Schulden aufnehmen könnten und sollten - und immer noch nur halb so stark verschuldet wären wie ihre amerikanischen Konkurrenten. Die durchschnittliche Wertsteigerung nur dieser Maßnahme für den Aktionär würde nach diesen Rechnungen mehr als 25 Prozent betragen.


      Rolf Elgeti ist Aktienstratege der Commerzbank in London.



      © 2001 Financial Times Deutschland
      Avatar
      schrieb am 26.08.01 19:45:36
      Beitrag Nr. 40 ()
      Aus der FTD vom 27.8.2001
      Das Kapital: Das zweite Börsenhalbjahr sieht freundlicher aus

      Der Anlass ist natürlich völlig lächerlich. Aber es sieht danach aus, als sollte sich die freundliche Marktverfassung von ausgangs letzter Woche fortsetzen können.

      Cisco meint, dass es erste Zeichen gibt, wonach sich die Auftragseingänge stabilisieren. Schön. Aber selbst wenn der Umsatz im laufenden Quartal um zehn Prozent zulegen könnte, statt um bis zu fünf Prozent zu fallen, ergibt sich gegenüber dem Vorjahr ein Rückgang von 27,5 Prozent. Von nennenswerten Gewinnen gibt es ohnehin keine Spur. Und wir reden über ein so genanntes Wachstumsunternehmen, das nach wie vor das gut Sechsfache des geschätzten laufenden Umsatzes kostet. Also: Schwamm drüber.

      Dennoch ist die neue Zuversicht nicht ganz unberechtigt. Die Frühindikatoren fangen in einem Land nach dem anderen an zu drehen. Und es wird Geld geschöpft - viel Geld. In Amerika steigt die Geldmenge M2 seit Ende vergangenen Jahres aufs Jahr hochgerechnet um zehn Prozent. In Deutschland liegt die entsprechende Wachstumsrate von M1 bei 15 Prozent. Und mit demselben Tempo wächst M1 sogar in Japan.


      Es ist nichts Neues, dass die Börse der realen Entwicklung vorausläuft. Die Chance auf eine gute Börse im zweiten Halbjahr ist also da. Hält sich die Stimmung, wird sie vermutlich heftige Wellen schlagen. Immerhin dürften eine Reihe von Leerverkäufen einzudecken sein. Und wie immer kann schnell die Angst umgehen, den Zug zu verpassen.


      Aber die Börse bleibt ein Vabanquespiel. Ungemach droht schon in dieser Woche. Viel wird davon abhängen, wie sich das Verbrauchervertrauen in den USA entwickeln wird. Die kleinste Enttäuschung, und schon würde sich jegliche Euphorie wie nichts in Luft auflösen. Überhaupt kann es nicht oft genug gesagt werden, dass die von hohen Zinslasten geplagten und von Entlassung bedrohten amerikanischen Verbraucher durchaus noch einknicken können - und das trotz der Steuergeschenke und Zinssenkungen. Das bleibt das Hauptrisiko für die Börse.


      Auch bleiben die Gewinnschätzungen für das kommende Jahr viel zu hoch. Im S&P 500 sollen sie nach dem Schnitt der Analystenschätzungen um 28 Prozent zulegen. Das kann man ganz einfach vergessen, besonders die illusorischen Schätzungen für den Hochtechnologiesektor. Im besten Fall wird die US-Wirtschaft über die nächsten Jahre verhalten wachsen. Für große Margensteigerungen ist da kein Platz. In Europa sieht die Kluft zwischen geschätzten und realistischen Gewinnsteigerungen nicht viel besser aus als in den USA.


      Und nicht zuletzt: Man zahlt jetzt schon das 24fache des geschätzten laufenden Gewinns. Deshalb sollte sich jeder gut anschnallen, der den Ritt auf dem Bullen wagt.

      Quelle: Financial Times Deutschland
      Avatar
      schrieb am 28.08.01 10:18:55
      Beitrag Nr. 41 ()
      Hans Bernecker: Fundament wird breiter
      Mails/Nachrichten vom 28.08.2001, Bernecker & Cie.

      --------------------------------------------------------------------------------
      Guten Morgen, meine Damen und Herren,
      das Fundament wird langsam breiter und fester. Am besten wäre es, wenn es in
      dieser Art noch zwei bis drei Wochen weiterginge und das Umsatzvolumen täglich in New York nur um rd. 1 Mrd Stück liegt. Irgendwann werden aber die
      erheblichen Leerpositionen eingedeckt werden müssen und wie dies läuft,
      zeigt Ihnen jeden Tag Lucent. Gestern bereits 7,43 $ bei einem Umsatz von
      27,4 Mio Stück und damit schon einige Tage hintereinander der umsatzstärkste
      Titel des Big Boards. In dieser Aktie gibt es noch immer die größten
      Leerpositionen. Mit viel Fingerspitzengefühl müssen diese `shorter` ihre
      Stücke einsammeln. Mal sehen, wie das läuft. In solchen Fällen tritt am Ende
      meist ein Stückemangel ein und dann steht der Kurs plötzlich bei 10 oder gar
      12 $. Ganz ähnlich läuft es bei Xerox, die gestern die kritische Marke 9 $
      überschritten haben. Hier sind allerdings nicht so riesige Shortpositionen
      offen. Das Prinzip ist aber das gleiche. Mit Wert oder Unwert der Aktie hat
      das nichts zu tun.

      Die Gesamtbörse hat mir gestern insofern ganz gut gefallen und sie wird
      heute auch nicht schlechter ausfallen. Im Mittelpunkt steht der
      Meinungswandel um alles, was mit Chips zu tun hat. Gehen Sie an diese Sache
      ganz gelassen heran: Es ist unerheblich, ob der Chipmarkt im November oder
      im März anzieht. Daß er es tut, ist ganz sicher. Denn Chips sind der
      wichtigste Bestandteil für gut 30 % aller intelligenten Produkte, die es
      zur Zeit in den Industrieländern gibt. In den Sektoren Unterhaltung, Medien
      etc. sind es über 70 %. Der Rest entfällt auf die Industrie. Die Folge ist
      klar: Chipaktien sind die Renner der nächsten 18 Monate. Wo die absoluten
      Tiefstkurse liegen, weiß ich nicht. Das weiß niemand. Ich taxiere das
      Restrisiko auf 10 - 20 % vor dem Potential von 100 %. Entscheiden Sie
      selbst, wo Sie die AMD kaufen, die bis auf einen ¾ $ den Tiefstkurs des
      Frühjahrs getestet hat. Das ist gekonnt. Inzwischen wieder 15,30 nach 14,25
      $. Dies nur als Beispiel. Ich setze daher meine bisherige Linie fort:
      `Bottom fishing`.

      In Deutschland ist die Angstluft ebenfalls schon weitgehend verflogen. Dt.
      Telekom beginnt sich zu erholen und dies ist die wichtigste Marke an dieser
      Börse. Daran kommen Sie nicht vorbei, so unsinnig auch die vielen
      Zeitungsberichte und Kommentare klingen. Natürlich sind Kurse von 16 - 19 E.
      Kaufkurse. Der schönste Gewinn war übrigens der in der letzten Woche, als
      ich Ihnen am schwärzesten Tag die Aktienanleihe auf Dt. Telekom empfahl. Sie
      müßten sie bei 68,50 zu 69,50 % erhalten haben. Inzwischen deutlich über 78
      %, wenn auch nicht nachhaltig. Die Volatilität ist natürlich enorm. Diese
      Anleihe ist noch nicht ausgereizt. Bei Schwäche also aufpassen. 70 % wären
      ein Superkurs. Sie wissen: Diese Aktienanleihe ist eine Art Wette, wie weit
      sich Dt. Telekom in den nächsten 6 - 7 Monaten erholt. Neben 18 % Barrendite
      ein gutes Geschäft.

      Heute wird es erneut spannend, wenn Ron Sommer die Halbjahrespressekonferenz
      dazu nutzen wird, einiges Grundsätzliches zu sagen. Morgen ist übrigens
      T-Online dran. Ich erwarte auch ein Konzept für die Plazierung der noch
      offenen Positionen derjenigen Aktionäre, die auf den Ablauf der Sperrfrist
      warten. Nicht alle verfahren auf chinesisch. Diese Bemerkung ist wohl
      erlaubt: Wie konnten Telekom und die Banken mit den Chinesen eine solche
      Bindung eingehen, wenn sie wissen, wie die Chinesen mit derartigen Verträgen
      umgehen. Das ist keine Chinesenschelte, aber: Deren Rechtsverständnis oder
      Unrechtsbewußtsein ist nun einmal anders. Erstaunlicherweise habe ich dazu
      in den Medien noch nichts gelesen.

      Bezüglich des Neuen Marktes gibt es heute eine HV, die einen interessanten
      Ausblick bieten dürfte. Das ist Adva, worüber ich in der nächsten AB etwas
      vorbereite. Mir erscheint diese Aktie auf der aktuellen Basis trotz der
      desolaten Verfassung des Gesamtmarktes eine wirklich interessante
      Langfristinvestition zu sein. Hier kaufen Sie Technik pur.

      Wie ich überhaupt der Meinung bin: In Relation zum SDAX oder SMAX nimmt die
      Zahl der wirklich lukrativen Langfristinvestments in Technikaktien am Neuen
      Markt eher zu als an den zwei etablierten Märkten. Sie müssen allerdings bereit
      sein, größere Kursschwankungen zu akzeptieren.

      Kurz zum Euro: Korrekturpotential bleibt bei 3 bis äußerst 4 Cents. Neue
      Leerverkäufe im Dollar liegen dann bei 87 - 88 Cents. Wichtig für
      Absicherungsgeschäfte in Dollarbonds.

      Das war`s für heute. Ich wünsche Ihnen einen erfolgreichen Börsentag.

      Herzlichst Ihr

      Hans A. Bernecker
      Avatar
      schrieb am 29.08.01 10:18:23
      Beitrag Nr. 42 ()
      Hans Bernecker: Das Konsumentenvertrauen ist eine nicht quantifizierbare Größe
      Mails/Nachrichten vom 29.08.2001, Bernecker & Cie.

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      Guten Morgen, meine Damen und Herren,
      nun ist auch der Verbraucherindex der Amerikaner ein Grund, warum die deutsche Börse schwach wird. Zumindest zeigt das die ungewöhnliche Nervosität und auch eine gute Portion Unkenntnis. Von heute morgen 7.00 Uhr bis viertel vor acht mußte ich einigen meiner Leserfreunde das Ganze bereits erklären. Deshalb für alle:

      Der Index des Konsumentenvertrauens ist ein Umfrageergebnis, also keine quantifizierbare Größe. Sie gehört auch zu den sogenannten nachlaufenden Indikatoren in folgendem Zusammenhang: Bei einer Abkühlung der Konjunktur sinken zunächst Aufträge, dann Umsätze und schließlich die Gewinne. Dem folgt mit einem Zeitverzug die Freisetzung von Arbeitskräften. Folge davon ist das abnehmende Vertrauen der Konsumenten. Ich hatte eine Arbeitslosenquote von 4,7 % schon avisiert. Bisher wurden 4,5 % erreicht. Die erste Zahl halte ich noch für wahrscheinlich, weil die Freisetzung der Arbeitskräfte in den meisten Fällen Ende des zweiten Quartals angekündigt wurde, aber jetzt erst realisiert wird. In Deutschland würde dies viel länger dauern. Steigt die Quote auf 4,7, schlägt dies aber auf das Konsumentenvertrauen durch, so daß eine deutliche Verbesserung nicht vor Weihnachten erwartet werden kann. Interessant wird dann der sogenannte Einkäuferindex. Er ist auch ein Umfrageergebnis und zeigte seit drei Monaten eine leicht steigende Tendenz. Kippt er demnächst ab, so wäre dies eine Bestätigung der Konsumentenhaltung. Ich werde darauf zurückkommen.

      Der sogenannte faire Wert für die Technologieaktien spielte gestern eine indirekte Rolle. Goldman Sachs nahm die Gewinnschätzung für Sun Microsystems zurück. Daraufhin fiel die Aktie auf 13 Dollar. Aber Sie wissen: Der faire Kurs liegt zwischen 9 und 12 Dollar. Also bitte aufpassen. Wir sind nahe dran. Die Erholung meiner zwei Schieflagen Lucent und Xerox geht zwar nur in kleinen Schritten voran, aber sie geht. Motorola ist das Vorbild. Diese Fälle zeigen, wie die Kurse sich entwickeln, wenn der faire Wert erreicht ist und Fakten statt Gerüchte wirksam werden.

      Meine Empfehlung heute: Zuschauen, Liquidität in Reserve halten, Verkäufe lohnen nicht mehr, aber neue Käufe sind nicht dringend. Das ist das, was ich schon ehrfach als eine Anlagepolitik der ruhigen Hand beschrieben habe.

      Frankfurt schielt natürlich nach New York und denkt selbst wenig nach. Daran ist nichts zu ändern. Nehmen Sie sich heute morgen gleichwohl Zeit: Die Zahlen von Deutsche Telekom sollten Sie zwei Mal lesen. Damit ist das Problem der rund 170 Mio Aktien noch nicht gelöst, die netto zur Plazierung anstehen, aber was Ron Sommer gestern ausführte, teile ich. Alles Nähere dazu in der AB. Die Kursbasis für Käufe liegt zwischen 16 und 18 E. Allerdings nur für jene, die ein bißchen weiter denken als bis zur Nasenspitze.

      Der neue Tarif für VW enthält keine neuen Aspekte. Er begünstigt aber strukturell die Tendenz in Wolfsburg, die Produktion innerhalb des Konzerns in Europa auszubauen und die Verbundeffekte besser zu nutzen. Ich würde mich nicht wundern, wenn VW in diesem Zusammenhang eine weitere Betriebsstätte in Ostdeutschland aufzieht. Mit dem neuen Modell läßt sich dies relativ optimal gestalten. Was der Thyssen-Vorstand gestern von sich gab, war typisch "old economy". Das Ganze hörte sich an wie vor 25 Jahren: Höchst solide, aber ohne jede Phantasie. Dennoch steckt in dieser Aktie mehr als die etwas gewandelte Mannschaft auf dem Podium erkennen läßt. Die gestrigen Gerüchte in Sachen Bayer/Roche sind so, wie sie dargestellt werden, natürlich falsch. Bayer wird nicht verkaufen, aber eine "Ehe" erwägen. Und zwar unter Gleichen und mit dem Namen Bayer im Firmennamen. Erwarten Sie keine kurzfristigen Entscheidungen. Dazu ist das ganze Thema in Leverkusen viel zu sensibel "angesiedelt". Die Kaufbasis für Bayer hatte ich bereits genannt: 30/32 E. haben nochmals eine Chance. Bisheriges Tief 32,51 E.

      Beim Euro/Dollar bleibt es wie avisiert. Ich rechne mit einer technischen Korrektur zugunsten des Dollars, aber nur im Umfang von 3 bis 4 Cents gegenüber der bisherigen Spitze.

      Welche Termine gibt es heute: Springer ist mit den Halbjahreszahlen dran. Dazu bitte die AB nochmals in die Hand nehmen. T-Online kommt mit den Zahlen für das zweite Quartal und erste Halbjahr und bei Xerox ist heute Hauptversammlung. Insgesamt ist das nicht viel, aber durchaus indikativ.

      Das wär`s für heute,

      herzlichst Ihr

      Hans A. Bernecker
      Avatar
      schrieb am 29.08.01 18:16:35
      Beitrag Nr. 43 ()
      29.08.2001 18:10:00: US-Präsident: Erholung "kommt ganz langsam"

      Der US-Präsident George W. Bush teilte heute mit, dass er nach der Veröffentlichung der Zahlen zum Wirtschaftswachstum im Q2 der Meinung sei, dass eine Erholung "ganz langsam voranschreite." "Unsere Konjunktur hat sich im letzten Jahr verlangsamt und das sind schlechte Nachrichten und ich trage Sorge um die arbeitenden Familien im Lande," so George W. Bush. "Laut den heutigen BIP-Zahlen ist eine Erholung ganz langsam im Anmarsch."

      Quelle: BörseGo
      Avatar
      schrieb am 30.08.01 10:38:05
      Beitrag Nr. 44 ()
      Hans Bernecker: Jetzt wird es knapp
      Mails/Nachrichten vom 30.08.2001, Bernecker & Cie.

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      Guten Morgen, meine Damen und Herren,
      jetzt wird`s knapp. Ganz wenig über 10 000 im Dow Jones läßt sich nur noch anhand von Momentum oder Stochastik interpretieren. Das ist zweifellos auch dünn. Jedenfalls darf der Dow Jones aus seiner bisherigen Bandbreite nicht nach unten herausfallen. Vor 3 Wochen hatte ich Ihnen dies in der AB gezeigt. Nehmen Sie sie noch einmal zur Hand. Das klingt nach reiner Charttechnik, ist es aber nur teilweise. Fällt ein so großer Markt gewissermaßen aus dem Fenster, hängen daran eine Menge Entscheidungen aller Teilnehmer. Seien es nun Stop Loss-Orders oder anderes. Mein Eindruck zur Stunde: Es wird reichen. Aber am seidenen Faden hängt das Ganze dennoch. Gibt es eine grundsätzliche Gefahr? Nein, indes:

      Ein Markt, der auf ein Konjunktursignal wartet, steht auch in einer Art Geduldstest. Das spürt man in der Stimmung. Wenn an sich nicht kompetente Führungskräfte von Anlagegesellschaften ihren Managern jetzt die Anweisung geben, die Bargeldquote anzuheben, also zu verkaufen, ohne das es dafür eine sachliche Begründung oder Notwendigkeit gibt, ist dies ein nicht sehr positives Zeichen. Denn es hat nichts mit Wert und Bewertung zu tun, sondern mit Psychologie.

      An der Wall Street hat die Markttechnik ein weitgehend ausgeglichenes Bild am Big Board, aber eine unverändert labile Haltung am Nasdaq. Das Thema läßt sich in allen Varianten kombinieren und immer wieder werde ich per E-Mail gefragt: Soll man die bekannten Technologie-Aktien noch verkaufen? Zur Bewertung habe ich mich x-fach geäußert. Die wirklich fairen Preise sind noch nicht erreicht. Daran kann ich nichts ändern. Nun müssen sie nicht zwangsläufig erreicht werden, aber mit hoher Wahrscheinlichkeit. Das sind die bekannten 3 - 6 $ je Aktie in solchen Titeln wie Cisco, Oracle und anderen. Wer wirklich stur ist, hält sich daran. Verkaufen würde ich in einer solchen Situation diese Titel nicht mehr. Aber die Käufe/Zukäufe liegen einfach tiefer. Beispiel: Nokia. Mein fairer Kurs liegt bekanntlich bei 16 E. Gestern wurden 17,50 E. erreicht. 1 1/2 E. sind aber 9 %. Natürlich waren alle Analysten anderer Meinung. Aber an diesem bekannten Beispiel können Sie sehen, wie sich letztlich jeder Kurs an seinen fairen Wert herantastet, gleichgültig, was Sie darüber so alles in der Presse lesen oder in den Medien erzählt bekommen.

      In Deutschland gibt es immer wieder Versuche, aber keinen Durchbruch. Vor dem Hintergrund der Wall Street ist anderes auch nicht zu erwarten. Eigentlich gilt: Nichts Neues. Bezeichnend sind die Umsätze. Im DAX-Bereich liegen Sie um 30 % unter früherem Niveau und im MDAX gibt es Titel mit Tagesumsätzen von weniger als 5000 Stück. Mithin sind sämtliche Kurse Zufallskurse. Auf eines mache ich jedoch aufmerksam: Eine Reihe von Werten erhalten Sie jetzt zum Ausverkaufspreis. Bei einer Aufwärtsbewegung sind diese Titel nicht mehr zu bekommen. Dazu gehört aber, daß Sie in fallende Kurse hinein kaufen, was nicht jedermanns Sache ist. Eine solche Aktie ist z. B. Springer, auf die ich schon aufmerksam machte. Die schlechten Zahlen lesen Sie heute in der Zeitung. Der Kurs ist mehr als halbiert. In einer festen Börse kriegen Sie kein Stück. In der aktuellen Schwächephase das eine oder andere. In 18 Monaten notiert dieser Titel deutlich höher.

      Weltuntergangsstimmung in Tokio. Neuer Tiefstkurs des Nikkei seit 17 Jahren! Was soll man dazu sagen? Ich hebe die Hände. Tief enttäuscht stelle ich fest, daß die drittgrößte Exportnation der Welt, die zweitgrößte Industrienation der Welt und 145 Mio Japaner einfach die politische Kurve nicht kriegen. Das ist noch schlimmer als bei Kohl und jetzt Schröder. Das Ausmaß der Verdeckungen/Verschleierungen ist einfach unfaßbar. Am Beispiel der jüngsten Arbeitslosenzahlen: Sie erreichte bekanntlich 5 % oder 3,36 Mio Arbeitslose. Nicht berücksichtigt sind in dieser Zahl die sog. Zeitlöhner, die überhaupt nicht erfaßt sind und die zeitweise beschäftigt werden. Diese Zahl liegt bei etwa 1,3 - 1,6 Mio. Nicht erfaßt sind auch die Freisetzungen über Abfindungen oder Frühpensionierung. Diese Zahl liegt bei etwa 1,6 Mio. Das sind alles geschätzte Zahlen der Banken. Die tatsächliche Arbeitslosigkeit liegt also bei rd. 10 %, wird aber in dieser Größe nicht genannt. Es geht darum, das Gesicht zu wahren. Eine Nation, die sich permanent selbst belügt, läßt sich in ihrer wirtschaftlichen Potenz einfach nicht einschätzen. Ich habe in der letzten AB das Ganze noch auf Warteposition gestellt. Einfach deshalb, weil ich die Hoffnung auf Vernunft nicht aufgegeben habe. Denn die Konsequenzen sind in Kürze zu ziehen. Und natürlich werde ich sie ziehen.

      Bei immer noch schönem Wetter, aber nachlassenden Temperaturen, wünsche ich Ihnen heute einen kühlen Kopf, um die Dinge richtig zu sehen.

      Herzlichst Ihr

      Hans A. Bernecker
      Avatar
      schrieb am 30.08.01 11:17:38
      Beitrag Nr. 45 ()
      Ist die Zukunft an den Börsen wirklich so düster, wie Paul C. Martin sie sieht?



      Kolumne

      Paul C. Martin


      Der Unfug mit der "Geldmenge" und der Weg der Aktien in ganz neue Tiefen

      Die gesamte Weltwirtschaft hat eine Schieflage vom Feinsten. Und was wird kommen? Die Schieflage wird noch größer werden. Was vor den noch halbwegs über Wasserlinie driftenden Volkswirtschaften Amerikas und Europas bevorsteht, ist nicht mehr und nicht weniger als das, was Japan seit 1990 erlebt hat. Ein Abschmieren in eine deflationäre Depression.

      Um es ganz, ganz deutlich zu sagen: Vor uns baut sich die schwerste Wirtschaftskrise aller Zeiten auf. Whow!

      Whow - haben wir nicht Hunderttausende von sogenannten "Ökonomen", von "Chefvolkswirten", von "VWL-Professoren" gar? Die arbeiten doch, unterstützt von fleißigen jährlichen Verleihungen von Nobelpreisen, daran, so etwas Schreckliches zu verhindern? Ja, diese "Experten" haben wir, auch Japan hat sie in Massen, denn die "Lehrbücher" der Ökonomie sind auch in diese ferne Sprache übersetzt. Die Ökonomen sind die Hohepriester der Wirtschaftstheorie, und sie beten alle letztlich nur einen Gott an: Die "Geldmenge", bestehend aus - Geld. Geld ist bekanntlich nicht alles, aber ohne Geld ist alles nichts.

      Diese Geldmenge, so geht die arkane Lehre, müsse nur irgendwie "zur Verfügung gestellt" und dann auch "ausgegeben" werden - und schon wären alle Schmerzen verflogen.

      Leider ist das mit der Geldmenge der alles entscheidende Irrtum. Geld scheint es zwar zu geben, wir müssen schließlich bloß in unsere Brieftaschen greifen oder auf unser Kontenauszüge starren - und mehr Geld als heute war sub summa noch nie in der Weltgeschichte vorhanden. Warum wirkt also die "Geldmenge" nicht so wie sie wirken sollte?

      Geld (Sie dürfen gerne lachen!) gibt es nämlich nicht. Jedenfalls nicht in dem Sinne, den die Ökonomen-Kaste uns immer einzureden versucht: Nämlich als "netto". Als "Menge", so wie es eine Menge ieselsteine gibt.

      Nehmen wir als Beispiel nur das Geld "schlechthin", die Banknoten. Die existieren zwar als Scheine physisch netto, aber nicht als etwas, das es netto auch als Summe gäbe. Banknoten sind zwei Mal verbucht. Einmal als Aktiva in unseren Firmen- oder Privatbilanzen und ein zweites Mal als Passivposten in den Notenbanken.

      Die Notenbanken geben neue Banknoten auch nicht etwa "netto" aus, obwohl sie das so gern beteuern: Auf ihren Aktivseiten sehen wir den schönen Posten "Kredite an Finanzinstitute" (MFIs wie das modern heißt), aber keine Bank der Welt verbucht eine Schuld gegenüber irgendeiner Notenbank. Also wer beherrscht die doppelte Buchführung nicht?

      Jede Geschäftsbanken bilanziert im Gegenteil als obersten Bilanzposten unter Kassa Banknoten oder "Forderungen gegen Zentralbanken" und einen Kredit, den man angeblich bei einer Notenbank aufgenommen hat, kann man nicht gleichzeitig als Forderung verbuchen.

      Banknoten werden von den Notenbanken nur vergeben, und dies auf Zeit, indem die Geschäftsbanken (die Bundesbank nennt sie ihre "Geschäftspartner") ihrerseits der Notenbank Sicherheiten (Pfandbriefe, Staatspapiere, Bankschuldverschreibungen, Wechsel usw.) verkaufen, die sie ihr wieder gegen just die Banknoten abkaufen müssen, die sie selbst erhalten hatten. Nirgends lässt sich eine Banknote entdecken, die irgendwo "netto" herumschwirrt.

      Daher gibt es auch so etwas wie einen "Zinssatz" einer Notenbank mitnichten. Denn auf welchen Kredit, welchen Leihvorgang sollte sich dieser Zinssatz wohl beziehen? Auf die Vermietung von Banknoten etwa? Unsinn!

      Alles Hoffen auf "Zinssenkungen" seitens einer Notenbank ist daher auf die Dauer zwecklos. Japan hat es bestens durch dekliniert. Der "Zinssatz" der BoJ lag schon bei 0 % (derzeit 0,25 %), aber Geld kam eshalb nicht "netto" und zusätzliche, sozusagen als neue Kaufkraft, die endlich entfesselt wurde, in Umlauf.

      Die Notenbanken können ihre Sätze, die oft so geheimnisvolle Namen wie "Rate" oder gar "Target Rate" tragen, zwar über die Sätze am Geldmarkt anheben, und dadurch Liquidität verteuern, aber sie können niemals Geld netto schaffen und deshalb einer nach unten driftenden Volkswirtschaft nimmer helfen.

      Was den Sturz in die Tiefe jetzt nur noch verhindern könnte, wäre zusätzliches Schuldenmachen - durch Konsumenten, Firmen oder durch den Staat. Gekauft wird niemals mit "Geld", das immer schon verbucht und ergo verbraten ist, sondern nur mit Hilfe zusätzlicher Kredite.

      Die Verbraucher aber halten sich mit ihren Käufen auf Kredit zurück, ihr Vertrauen schwindet, siehe USA. Die Firmen fahren ihre Investitionen deutlich zurück, die Beispiele gorgonischen Schuldenmachens wie bei der UMTS-Auktion waren schreckliches Beispiel genug. Der Staat bliebe als letzter übrig.

      Um die Weltwirtschaft zu retten, müssten also Konjunkturpogramme, voll auf Pump finanziert, in Billionenhöhe aufgelegt werden. Ob das helfen wird, ist aber durchaus fraglich. Japan hat es trotz mehr als einem Dutzend solcher Konjunkturprogramme nicht geschafft, aus seiner Misere zu finden.

      Anleger müssen sich darauf einstellen, dass es noch viel schlimmer wird, bevor es besser werden könnte. Für den Aktionär heißt dies bei der bewährten Strategie zu bleiben: Alles shorten, was sich noch bewegt, am besten die Aktien direkt (ohne dabei zu hebeln, damit man ruhig schlafen kann) oder Calls auf überhoch bewertete Aktien zu schreiben.

      Dass die Aktien nicht etwa niedrig, sondern geradezu irrwitzig hoch bewertet sind (immer noch!), hat eben erst das "Wall Street Journal" höchstselbst bescheinigt. Die P/E Ratio des S&P 500 liegt, korrekt berechnet, mit über 37 (!!!) höher als jemals zuvor in der Geschichte.

      Ja, jetzt, aktuell! Da ist also noch jede Menge Stoff nach unten. Der auf uns zukommende Ablauf kann durchaus mit einem Crash gewürzt werden à la 1929 oder er verläuft just so wie er in Japan abgelaufen ist - von 39.000 auf fast 10.000. More to come. Kursziel: 1000.

      Ergo: Enough time to make all kind of money. Also mein Rat: Mit ruhiger Hand die Aktien auf ihrem weiteren Weg nach unten begleiten. Und sich von "Ökonomen" nicht mehr den Unfug von wegen "Geldmenge" und "Zinssenkungen der Notenbanken" einreden lassen.

      Paul C. Martin

      30.08.2001

      Quelle: Boerse.de
      Avatar
      schrieb am 31.08.01 10:44:02
      Beitrag Nr. 46 ()
      Hans Bernecker: Augen zu!
      Mails/Nachrichten vom 31.08.2001, Bernecker & Cie.

      --------------------------------------------------------------------------------
      Guten Morgen, meine Damen und Herren,
      am besten, Sie machen die Augen zu. Für schwache Gemüter ist das jetzt nichts. Geradezu verstört riefen mich heute morgen schon einige Damen und Herren an, "geht jetzt die Welt unter" und: "Sollen wir rausgehen"? Natürlich nicht, obwohl es sehr sehr knapp geworden ist. Ich hatte das gestern schon erwähnt. Bitte nehmen Sie die Actien-Börse Nr. 33, einen spitzen Bleistift, und zeichnen Sie die letzten 10 Börsentage für den Dow Jones in die Grafik ein. Ob nun 10.000 oder etwas weniger, der wichtigste Trend-Indikator liegt noch immer im angemessenen Rahmen. Da die Markttechnik eine deutlich überverkaufte Lage zeigt, ist ein sofortiger Durchrutsch nicht
      möglich oder zumindest sehr unwahrscheinlich. Andererseits bleibt klar, und darin wiederhole ich mich: So lange die fairen Preise für die Technologie-Werte nicht erreicht sind, haben die Märkte ihre Probleme.

      Gestern war Sun Microsystems dran. Gewinnwarnung, und damit sind die ursprünglich genannten 9 - 11 $ schon greifbar nahe. Schluß gestern 12 1/2 $. Für alle anderen gilt das gleiche und so lange dies so ist, ist eine Labilität der Gesamtmärkte nicht zu vermeiden. Ob Sie jetzt noch verkaufen und 2 $ niedriger wieder reingehen, möchte ich nicht entscheiden. Nokia ist ein weiterer Fall. Ich hatte 16 E. (!) als möglichen ersten Kurs bezeichnet, gestern wurden es 16,70 E. Die Range für die mögliche Stabilisierung liegt zwischen 14 und 16 E., und das ergäbe einen Börsenwert von immer noch 65/70 Mrd E. gegen aktuell 77 Mrd E. für einen Umsatz von vermutlich 25 - 26 Mrd E. Also immer noch ein Kurs, der nicht gerade preiswert ist. Diese Redimensionierungen, wie ich sie nenne, sind weniger substantiell, als psychologisch ein wesentliches Handicap. Auch dann, wenn alle anderen sich überhaupt nicht bewegen würden. Apropos Psychologie: Eine Schlagzeile von heute ist im Handelsblatt: Broadvision riß den Nemax mit - 20,6 % in die Tiefe.

      Oh Schreck. Das ganze waren 36 Euro-Cents. Tun Sie mir daher einen Gefallen:

      Lesen Sie die Zahlenangaben sorgfältig und stellen Sie sie in die richtige Relation.

      Fazit aus allem: Es hat keinen Sinn, jetzt gegenzuhalten. Rutschende Kurse sind für die nächsten 2 - 3 Tage kein Handlungsbedarf für Sie. Auf die überverkaufte Lage weise ich aber hin, so daß in der Regel daraus sehr heftige Positiv-Korrekturen erwachsen.

      Frankfurt marschiert natürlich im Rhythmus der Wall Street. Daran ist nichts zu ändern. Die hohen Umsätze bei Dt. Telekom um 18 - 24 Mio Stück pro Tag bleiben vorerst eine Belastung. Auch daran ist nichts zu ändern. Wie weit SAP dem Ganzen noch widersteht, bleibt ebenfalls offen. Die Basiswerte für die Technologie-Aktien hatte ich schon genannt. Erfreulich und ein Beispiel für Bargain Hunting, obwohl sich daran eine ganze Reihe Leute stören, war gestern Springer: + 20 % nach Vorlage der schlechten Ergebnisse, und ich hatte Ihnen vor zwei Wochen gesagt, daß diese Aktie eigentlich nur in einer schwachen Börse gekauft werden kann. Den gestrigen Sprung nehmen Sie bitte nicht ganz ernst, weil er das Resultat der Marktenge ist. Doch es bleibt die alte Erfahrung: In schwachen Börsen kauft man grundsätzlich gut ein.

      Gegenüber den Bau-Aktien gibt es nun neue Vorbehalte. Die Ankündigung eines roten Abschlusses bei Hochtief widerspricht in der Tat meiner Einschätzung der 3 Bauaktien Hochtief sowie Bilfinger & Berger und der Besonderheit Holzmann. Hahaha, so tönte es gestern auf dem Board. Das zeugt von Kurz-, aber wenig Weitblick. Halten Sie fest: Auch hier gibt es Goodwill-Abschreibungen und ferner die ominöse Position: Nicht abgerechnete Bauleistungen. Das ist eine Besonderheit für alle deutschen Bau-Unternehmen und eine Bilanzfrage. Wer das Geschäft kennt, weiß, wie man über diese Positionen die Gewinne sehr gekonnt steuern kann. Dennoch ist die kürzliche Hochtief-Warnung insofern eine Enttäuschung, als Essen vor 4 Monaten eine ganz andere Prognose veröffentlicht hat und dann kann niemand behaupten, daß sich das ansich langfristige Baugeschäft innerhalb der kurzen Zeit so dramatisch verschlechtert. Der neue Tiefstkurs von 15,70 E. kam bei einem Umsatz von rd. 116 000 Stück zustande, und das sind 1,8 Mio E. ausmachender Betrag. Nicht gerade gewaltig bei einer Börsenkapitalisierung von 1,12 Mrd E.

      Anmerkung zum Euro: Was Duisenberg gestern von sich gab, lag eigentlich unter der Gürtel-Linie eines Noten-Bankers. Selbstverständlich hat die Zinssenkung einen Null-Effekt für die Konjunktur. Das habe ich gelegentlich schon dargelegt. Wenn der Euro "uns ein großes Zuhause gibt", so Duisenberg, so halte ich dies schon für ein erschreckend niedriges Niveau, über Währungsdinge in dieser Form zu polemisieren.

      Machen Sie also die Augen zu, schauen Sie sich die Kurse an, aber nicht zu intensiv, denn Sie verderben sich das Wochenende. Mehr ist aber wirklich nicht zu sagen, denn einen Verkauf halte ich für falsch.

      Herzlichst Ihr

      Hans A. Bernecker
      Avatar
      schrieb am 31.08.01 15:23:46
      Beitrag Nr. 47 ()
      Amen.
      Avatar
      schrieb am 31.08.01 16:23:53
      Beitrag Nr. 48 ()
      @ Bobadilla

      Wie man deutlich sieht, hat Hans A. Bernecker doch wohl mehr zu sagen als Du. Sonst hättest Du vielleicht auch mal einen eigenen Thread auf die Beine gestellt.
      Avatar
      schrieb am 31.08.01 23:42:02
      Beitrag Nr. 49 ()
      Eigentlich sollte dies hier ja ein Diskussionsforum sein und keine Sammlung von mehr oder weniger interessanten
      Beiträgen von Börsendiensten oder Pressemeldungen zum Thema
      "Das Ende der Baisse".

      Das Posting # 44 von gestern mit der schockierenden Kolumne
      von Paul C. Martin sollte eigentlich genügend Zündstoff für
      eine interessante Diskussion enthalten.
      Oder hat er so sehr schwarz gemalt, daß es niemand mehr ernst nimmt?

      Müssen wir tatsächlich mit japanischen Verhältnissen rechnen?

      Hier noch einmal ein Auszug:

      "Die Verbraucher aber halten sich mit ihren Käufen auf Kredit zurück, ihr Vertrauen schwindet, siehe USA. Die Firmen fahren ihre Investitionen deutlich zurück, die Beispiele gorgonischen Schuldenmachens wie bei der UMTS-Auktion waren schreckliches Beispiel genug. Der Staat bliebe als letzter übrig.

      Um die Weltwirtschaft zu retten, müssten also Konjunkturpogramme, voll auf Pump finanziert, in Billionenhöhe aufgelegt werden. Ob das helfen wird, ist aber durchaus fraglich. Japan hat es trotz mehr als einem Dutzend solcher Konjunkturprogramme nicht geschafft, aus seiner Misere zu finden.

      Anleger müssen sich darauf einstellen, dass es noch viel schlimmer wird, bevor es besser werden könnte. Für den Aktionär heißt dies bei der bewährten Strategie zu bleiben: Alles shorten, was sich noch bewegt, am besten die Aktien direkt (ohne dabei zu hebeln, damit man ruhig schlafen kann) oder Calls auf überhoch bewertete Aktien zu schreiben.

      Dass die Aktien nicht etwa niedrig, sondern geradezu irrwitzig hoch bewertet sind (immer noch!), hat eben erst das "Wall Street Journal" höchstselbst bescheinigt. Die P/E Ratio des S&P 500 liegt, korrekt berechnet, mit über 37 (!!!) höher als jemals zuvor in der Geschichte.

      Ja, jetzt, aktuell! Da ist also noch jede Menge Stoff nach unten. Der auf uns zukommende Ablauf kann durchaus mit einem Crash gewürzt werden à la 1929 oder er verläuft just so wie er in Japan abgelaufen ist - von 39.000 auf fast 10.000. More to come. Kursziel: 1000."

      Eure Meinung dazu?
      Avatar
      schrieb am 03.09.01 00:22:48
      Beitrag Nr. 50 ()
      @NOBODY_III

      Richtigstellung der Aussage P/E-Ratio des S&P500 aus Beitrag von #44 von "Paul C. Martin" :

      Nicht 37 (!!!) sondern 24.85 (!!!!)

      zu lesen unter:

      quelle: http://www.nasdaq.com

      S&P 500 Price/Earnings Ratio At 24.95, Up From 24.85

      NEW YORK -(Dow Jones)- The price/earnings ratio of the Standard & Poor`s 500 index at the close of trading Friday, Aug. 31, was 24.95.
      Thursday, the ratio was 24.85.

      A year ago, the ratio was about 29.57.

      The lowest price/earnings ratio on the S&P 500 came in the second quarter of 1949, when the reading slipped to 5.9. Over the last decade, the low was 15.77 in the first quarter of 1995. The P/E ratio rose to 36.43 in the second quarter of 1999, a new high on a quarterly basis, topping the previous high of 34.42 in the first quarter of 1999.

      The price/earnings ratio, known as the multiple, is a measure of the average stock price divided by the average earnings per share.

      (This story was originally published by Dow Jones Newswires)




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      All Rights Reserved





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      Avatar
      schrieb am 03.09.01 00:31:30
      Beitrag Nr. 51 ()
      @ F50

      Danke für die Korrektur. Kam mir auch ziemlich hoch vor.

      Erfährt Paul C. Martin unter boerse.de auch davon?
      Oder kommt die Korrektur sogar von dort?

      Gruß

      N.
      Avatar
      schrieb am 03.09.01 00:39:27
      Beitrag Nr. 52 ()
      Warum Optimisten einen Börsenkrach herbeisehnen

      Kolumne von Frank Mella

      Seit 18 Monaten fallen die Aktienkurse. Einigen Börsianern ist inzwischen ein Ende mit Schrecken lieber als ein Schrecken ohne Ende. Sie hoffen auf einen Börsenkrach - zum Teil aus durchsichtigen Motiven. Ein finaler Ausverkauf beschert Maklern hohe Umsätze und satte Provisionen, short positionierte Hedge-Fonds machen fette Beute und institutionelle Strategen kommen zu günstigen Kursen an hohe Stückzahlen, wenn sie die zittrigen Anleger abfischen und die letzten Standhaften zur Kapitulation zwingen. Nach dem Gewitter wäre die Luft wieder rein, und man könnte konstruktiv an die nächste Hausse herangehen. So weit die optimistische Variante.
      Pessimisten befürchten einen Strukturbruch, also einen tief greifenden Wandel im wirtschaftlichen Umfeld, einen allmählichen Klimaumschwung, der sich erst im fortgeschrittenen Stadium zu erkennen gibt. Während sämtliche Börsenkräche dem Aufschwung der Aktie seit 1982 nichts anhaben konnten, geht ein Strukturbruch mit einem Wechsel der dominanten Anlageform einher. Zudem kommt er selten vor, der letzte liegt schon 20 Jahre zurück. Was war passiert?

      Die dominierende Anlage war Gold. In einer neunjährigen Hausse hatte sich der Preis verzwanzigfacht, und in der letzten Euphorie wurde eine weitere Vervierfachung prognostiziert. Am Ende hieß es, der Preis könne gar nicht fallen, da niemand ein Interesse daran habe. Als er trotzdem fiel, war das Vertrauen in die Analysten gestört, die Gold-Gurus stürzten.

      Zum jeweils dominierenden Anlagemedium wird eine Philosophie entwickelt, eine Story, wie man heute sagt. Gold ist allen Anlagen überlegen, weil es nicht beliebig vermehrbar ist. Oder die Aktie ist allen Anlagen überlegen, weil sie eine Beteiligung am Produktivkapital verbrieft; nur dort entsteht Wohlstand. Solche Parolen entfalten enorme Marktwirkung, und sie haben ein erstaunliches Beharrungsvermögen. Aber wenn der letzte Kleinanleger sie nachbetet, gelten sie schon nicht mehr. Ein Jahrzehnt hatte Gold von der Geldentwertung profitiert; die Hausse brach zusammen, als die Inflation nachließ. Die höchsten Aktienkurse bezahlte man, als das Wachstum am stärksten war. Mit der Abkühlung der Wirtschaft ist es auch am Aktienmarkt frostiger geworden.

      Irrationaler Überschwang geht einher mit einer gigantischen Fehlallokation von Kapital. Erst hat man das Gold tief aus der Erde gekratzt, anschließend verschwand es in den unterirdischen Tresoren der Banken. Und wie viel Unfug ist am Neuen Markt finanziert worden? Was bleibt, sind Abschreibungen und Schulden. Die Beseitigung der Schäden dauert Jahre.

      Seit August 1982 dominiert die Aktie als Anlageinstrument. In diesen 19 Jahren hat sie allen Gefahren getrotzt: Krisen, Krächen, Baissen, ja sogar Rezessionen. Ist dieses Mal alles anders?

      Haupttreibsatz der Dauerhausse war die reichliche Geldversorgung durch die Notenbank. Immer wenn es brenzlig wurde, hat sie die Zinsen gesenkt und einen neuen Aufschwung entfacht. Fast zwei Jahrzehnte hat das funktioniert, wobei jeder neue Zyklus auf einem niedrigeren Zinsniveau begann als sein Vorgänger.

      Nun hat vor 70 Jahren John Maynard Keynes die Theorie der "Liquiditätsfalle" entwickelt. Es gebe einen kritischen Zinssatz, unterhalb dessen jede weitere Ausdehnung der Geldmenge wirkungslos bleibe. Unternehmen investieren nicht mehr, Konsumenten verlegen sich aufs Sparen. Genau das ist mit Strukturbruch gemeint. Die Folgen wären verheerend. Die Trümmer sind seit elf Jahren in Japan zu besichtigen.

      Für eine solche Diagnose ist es in den USA freilich viel zu früh. Nicht wegen der üblichen Wirkungsverzögerung der Geldpolitik, sondern weil alle Welt seit acht Monaten auf die falschen Zinsen starrt. Geldmarktsätze sind für Investitionsentscheidungen ziemlich belanglos. Wichtig sind die langfristigen Zinsen; die aber sinken erst seit wenigen Wochen.

      Hoffen wir also, dass alles so sein wird, wie es immer war. Die Liquidität fließt erst durch den Rentenmarkt, ehe sie am Aktienmarkt ankommt. Bis dahin bleiben Anleihen höchster Bonität die beste Anlage.

      Frank Mella ist der Erfinder des Deutschen Aktienindex.


      Quelle: DIE WELT
      03.09.01
      Avatar
      schrieb am 03.09.01 00:47:10
      Beitrag Nr. 53 ()
      Pessimismus-Indikator sendet Kaufsignal

      Wall Street - Kolumne

      Von Martin Halusa

      New York - Mit dem heutigen Labor Day geht in den USA offiziell der Sommer zu Ende. Doch die Sommerrallye - von der die Wall Street noch vor ein paar Monaten romantisch geträumt hatte - ist in diesem Jahr ausgeblieben. Der Dow Jones beendete die Woche sogar erstmals seit April unter der 10.000-Punkte-Marke. Seit Jahresanfang hat das wichtigste Börsenbarometer der Welt damit 7,8 Prozent an Wert verloren. Im internationalen Konzert ist dies allerdings sogar vergleichsweise wenig: Die Börsen in Frankfurt und Paris sind mit rund 20 Prozent im Minus, der Londoner FTSE hat 14 Prozent verloren; der Hang Seng in Hongkong gab 26 Prozent nach, und der Nikkei notiert 22 Prozent niedriger.
      Sorgen bereitet den Börsianern vor allem, dass nicht einmal eine ganze Serie von Zinsschritten der Fed, die den Leitzins von 6,50 auf nun 3,5 Prozent heruntergefahren hat, den Märkten Impulse geben konnte. Die Zahl der Skeptiker ist in den vergangenen Monaten kräftig gewachsen. Doch wie so oft während der zurückliegenden Kurstalfahrt werden auch in diesen Tagen an Wall Street auf der anderen Seite wieder Stimmen laut, die von Einstiegskursen sprechen. "Die beste Zeit, Aktien zu kaufen, ist es, wenn jeder unbeschreiblich bärig ist", heißt es. Die Geschichte zeige, dass sich der Markt immer dann zum Guten wende, wenn fast alle Analysten und sonstige Gurus am pessimistischsten sind. Und beim derzeitigen intensiven Pessimismus liege die Vermutung nahe, dass das Tal an der Börse nun tatsächlich erreicht sei, orakelt der Investmentberater Don Hays.

      Als Beweis graben Auguren den so genannten Arms-Index aus, der die Schwankungen aller an der New York Exchange gelisteten Aktien misst. Der Index, der vom technischen Analysten Richard Arms erstellt wird, berechnet den Optimismus und Pessimismus anhand von Kauf- und Verkaufsaufträgen. In den vergangenen Tagen hat der Arms-Index - selten genug in seiner 34-jährigen Geschichte - ein klares "Kauf"-Signal ausgesendet.

      Das Volumen der Verkaufsorders sei ungewöhnlich hoch gewesen, hieß es. Dies sei zum einen zwar ein Hinweis auf einen großen Pessimismus, zum anderen aber könne dies auch bedeuten, dass der Tiefpunkt durchschritten sei. Derzeit stehe der Index auf einem Stand, der in der Vergangenheit Indiz für einen unmittelbar bevorstehenden Aufschwung gewesen sei. Dies - so räumt Richard Arms allerdings selber ein - könne jedoch noch ein paar Wochen dauern. Die derzeitige Laune am Markt gibt jedenfalls vorerst keinen Grund zu Euphorie.

      Denn nach wie vor befindet sich die Börse in einem Zustand höchster Unsicherheit. Ökonomen fragen sich nun vor allem, ob der Produktivitätszuwachs der Industrie, der in den neunziger Jahren einen nie da gewesenen Boom genährt hat, weiterhin anhält. Bei einem Treffen führender Volkswirte und Banker in Jackson Hole/Wyoming hieß es jetzt, dass nur durch eine anhaltende Verbesserung der Produktivität Aussichten auf eine Erholung der Konjunktur bestünden. "Sollte die Produktivität zurückgehen, bedeutet dies: höhere Inflation, mehr Arbeitslosigkeit, langsameres Wachstum, Schwäche an der Börse und einen Rückgang des Dollar", warnte Martin Baily vom Institute of International Economics.

      Die Schwäche an der Börse haben insbesondere die New Yorker Investmentbanken schon deutlich zu spüren bekommen: Die Zahl der Übernahmen ist um 45 Prozent, die Zahl der Börsengänge sogar um 75 Prozent zurückgegangen - und beides sind die Haupteinnahmequellen der Investmenthäuser. Ihr Umsatz hat sich im ersten Halbjahr 2001 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf 6,96 Mrd. Dollar halbiert. Goldman Sachs, Morgan Stanley & Co haben darauf mit Entlassungen reagiert. Im ersten Halbjahr mussten an Wall Street 6000 Mitarbeiter von Wertpapierhäusern ihren Job quittieren - und an der Börse gibt es keinen Zweifel: In den kommenden Wochen wird sich dieser Wert noch um einiges erhöhen.


      Quelle: DIE WELT
      03.09.01
      Avatar
      schrieb am 03.09.01 00:57:27
      Beitrag Nr. 54 ()
      Börsianer glauben nicht an Richtungswechsel

      Der Dax nimmt neue Tiefststände ins Visier. Strategen erwarten weiter fallende Kurse. Von Seite der Unternehmen gibt es jedoch kaum Impulse

      Von Annette C. Müller

      Berlin - Nach den kräftigen Kursabschlägen der vergangenen Woche nimmt sich Amerika heute eine kleine Auszeit. Es ist Feiertag in USA, und Anleger und Börsianer erholen sich von den teils heftigen Verlusten. Damit dürfte nach Einschätzung von Analysten und Händlern in Deutschland zumindest der Start in die Börsenwoche eher ruhig ausfallen.
      Doch mehr als eine kleine Verschnaufpause ist wohl nicht zu erwarten. Eine Trendwende sehen die Experten noch lange nicht. Im Gegenteil: Die Börsianer sind für diese Woche pessimistisch eingestellt. "Die Märkte sind unberechenbar, gehen rauf und runter, das ist an der Börse derzeit eher ein Glücksspiel", sagt Friedrich Henne. Der Portfoliomanager der Hypo-Vereinsbank rechnet damit, dass die Kurse in dieser Woche weiter fallen werden: "Es ist zu befürchten, dass wir neue Tiefstände sehen werden. Denn wir befinden uns eindeutig im Abwärtstrend."

      Noch nicht einmal von einer Bodenbildung wagen die Börsianer daher mehr zu reden. "Charttechnisch sind wir völlig unter Wasser", sagt Richard Zellmann, Leiter der Strategie bei Helaba Trust. Sowohl der Dow Jones als auch der Nemax-50 hätten wichtige Unterstützungsmarken durchbrochen. So stürzte das US-Leitbarometer unter die Schwelle von 10.000 Punkten, und der Nemax unterschritt erstmals in seiner Geschichte die magische Grenze von 1000 Punkten. "Die Stimmung bleibt gedrückt", meint Zellmann. Er sieht den Dax in dieser Woche in einem Korridor von 5000 bis 5400 Zählern schwanken.

      Von den Unternehmen sind dabei nur wenig Kursimpulse zu erwarten, da die großen Dax-Unternehmen mittlerweile alle ihre Zahlen vorgelegt haben. Auf europäischer Bühne warten nun die Blue Chips L`Oreal und Lafarge mit ihrer Halbzeitbilanz auf, in Deutschland stehen dagegen vor allem Werte aus der zweiten Börsenreihe auf dem Terminkalender: Bilfinger + Berger sowie Heidelberger Zement geben ebenfalls Daten für die ersten sechs Monate bekannt, Hugo Boss und Jenoptik haben zu Analystenkonferenzen eingeladen. "Überraschungen sind bei diesen Unternehmen aber kaum zu erwarten, und das Potenzial, den Gesamtmarkt zu beeinflussen, dürften die Nebenwerte schon gar nicht haben", heißt es bei der DG Bank. Selbst gute Zahlen von Titeln aus der zweiten Reihe wurden zuletzt von den Investoren oft ignoriert. "Der Markt wartet nur noch ab. Das ist ein schlechtes Zeichen", sagt Henne.

      Kaum sind die Halbjahreszahlen verdaut, rücken schon die Zahlen für das dritte Quartal, die nach Ansicht von Börsianern nichts Gutes versprechen, immer mehr in den Blickpunkt. "Es wird noch viele schlechte Nachrichten im dritten Geschäftsquartal geben, und die Analysten werden ihre Prognosen weiter revidieren", prognostiziert Henne. Vor allem der Technologiesektor bereitet den Analysten weiter Sorgen.

      "Die Börse bezahlt keine Zukunftshoffnungen mehr", konstatiert Robert Halver, Stratege bei Delbrück. Die Anleger würden sich auf negative Nachrichten fokussieren. Verkauft werde sowohl bei guten Nachrichten, wie der EZB-Zinssenkung, als auch bei Negativbotschaften. "Die Investoren sind zunächst nicht bereit, auf die Hoffnung einer Konjunkturstabilisierung hin zu investieren", beobachtet Halver.

      "Damit sich die Stimmung an den Aktienmärkten wieder bessert, müssen die Unternehmen zunächst wenigstens einen kleinen konkreten Hoffnungsschimmer bieten", meint auch Richard Zellmann von Helaba Trust. Doch danach sehe es vorläufig nicht aus. Sein Rat: "Anleger sollten darum ihr Pulver vorläufig trocken halten und auf die defensive Karte setzen."

      Quelle: DIE WELT
      03.09.01
      Avatar
      schrieb am 04.09.01 07:56:58
      Beitrag Nr. 55 ()
      Hans Bernecker: Ticker 03.09.01
      Mails/Nachrichten vom 03.09.2001, Bernecker & Cie.

      --------------------------------------------------------------------------------
      Guten Morgen, meine Damen und Herren,
      was die Amerikaner am letzten Freitag gerade noch entspannten, setzen die Japaner heute morgen fort. Weiter schwach. Damit stelle ich Tokio nicht nur auf den Prüfstand, sondern an die Wand. Ich glaube, daß ich nicht darum herumkomme, obwohl ich wochenlang nach der Wahl und allen sonstigen Ankündigungen die Hoffnung hatte, daß die Politiker in Japan den Willen haben, die gesetzlichen Voraussetzungen dafür zu schaffen, eine
      wirtschaftspolitische Wende einzuleiten.

      Die massiven Entlassungen bei japanischen Firmen (soeben 10.000 bei Kyocera) sind eine Novität. Sie sind eine Art Verzweiflungsschritt. Bisher galt in Japan der absolute Konsens, solche Dinge nicht anzufassen. Damit addieren sich sämtliche Entlassungen/Freisetzungen auf zur Zeit annähernd 1 Mio Arbeitsplätze, womit die kürzliche Arbeitslosenrate von 5 % mit Sicherheit überschritten wird. Doch auch dies wird in der Statistik mit gleicher Sicherheit manipuliert werden. Somit ist eine einigermaßen zuverlässige Beurteilung der dortigen Situation unmöglich. Mein Rat:

      Räumen Sie das Tokio-Portfolio bis auf die Broker-Aktien. Es entstehen mehr oder minder größere Verluste, teilweise noch gute Gewinne, je nachdem, wann gekauft worden ist. Die Erstkäufer liegen noch meistens im Plus, die
      Zukäufer weitgehend im Minus. Mir ist die freiwerdende Liquidität wichtiger. Das gilt auch dann:

      Sollte sich dieser Schritt als voreilig erweisen, ist ein späterer Rückkauf immer noch zu diskutieren. Vorerst läuft jedenfalls nichts weg.

      Wall Street endete am Freitag in einer Art versöhnlichen Ton, aber vor schwierigem Hintergrund. Die Redimensionierung der Technologieaktien sind das alte und neue Problem, obwohl sich die Markttechnik relativ gut
      darstellt, jedenfalls besser als die Stimmung. Aber wie bereits erwähnt: Am Beispiel Nokia können Sie dies am besten nachvollziehen, obwohl es eine
      Europa-Aktie ist. Börsenwert um 77 Mrd E. für einen Umsatz von etwa 25 - 27
      Mrd E. Das ist immer noch zu viel und eher 50 - 55 Mrd E. wären richtig. Damit ist meine `Prognose` von 16 E. für Nokia schon erfüllt, und ich muß sie sehr wahrscheinlich auf 10 - 12 zurücknehmen, auch wenn mir sehr viele
      Leser damit ins Gesicht springen, wenngleich ich schon ab 50/55 E. immer wieder diese Rechnung vorgetragen habe und natürlich zum Verkauf empfahl.
      Aufschrei auch bei Sun Microsystems, siehe letzten Ticker vom Freitag.

      Wie teuer sind eigentlich die Amerikaner? Im Dow Jones nicht extrem teuer, aber auch nicht extrem billig. Das aktuelle KGV im Dow Jones steht heute bei 25,2. Bezogen auf die Gewinnschätzungen dieses Jahres sind es etwa 23,4 und
      für die Gewinnschätzung 2002 sind es lediglich 18 - 18,5. Das ist keineswegs überzogen, wenngleich ich bei den Gewinnschätzungen noch Abstriche mache.
      Daß es aber am Big Board noch weiterhin steigende Kurse in Blue Chips gibt, zeige ich Ihnen mit meinen diesbezüglichen, wenn auch wenigen und sogar neuen Möglichkeiten in der nächsten AB. Womit klar ist: Wall Street ist nicht Technologie allein.

      In Frankfurt wollen die Analysten die deutschen Gewinnschätzungen zurücknehmen. Schon die Vorankündigung wird für einige Unruhe sorgen. Falsch ist das nicht, doch habe ich den Eindruck, daß dies wieder einmal sehr spät
      erdacht ist. Ursache sind die Gewinnwarnungen einiger großer Konzerne. Ich sehe dies insgesamt mit ungutem Gefühl. Bringt die Banken-Spekulation eine
      Art Gegengewicht? Was Sie in den letzten drei Tage in der Presse lasen, speziell zur Commerzbank, ist nur die halbe Wahrheit. Mit einigen der Akteure habe ich am Wochenende persönliche Gespräche führen können. Das lesen Sie in der nächsten AB.

      Die Linie für heute heißt: Weiterhin zuschauen, aber auch kritisch nachdenken, weil die Nervosität eher steigt und damit natürlich auch die irrationalen Handlungen. Bei der Marktenge vieler Aktien entstehen damit Zufallskurse, die nur schwer zu erklären sind. Das war`s für heute, aber ich
      wünsche Ihnen dennoch eine erfolgreiche Börsenwoche.

      Herzlichst Ihr

      Hans A. Bernecker
      Avatar
      schrieb am 04.09.01 10:05:28
      Beitrag Nr. 56 ()
      Hans Bernecker: Computer-Fusion in den USA
      Mails/Nachrichten vom 04.09.2001, Bernecker & Cie.

      --------------------------------------------------------------------------------
      Guten Morgen, meine Damen und Herren,
      wenn Wall Street geschlossen ist, können alle schlafen gehen. Jede Börse versucht ein gewisses Eigenleben, aber weit reicht es nicht. Doch wie unterschiedlich letztlich die Börsen den ganzen Zins- und mithin auch Konjunkturzyklus überstanden haben oder noch überstehen, zeige ich Ihnen in der nächsten AB auf Seite 1. Mir kommt dies wie ein wirklicher Qualitätstest vor. Also bitte Seite 1 der nächsten AB beachten. Wenn Sie nämlich diesen Zusammenhang nicht verstehen, verstehen Sie einiges anderes auch nicht.

      Die gestrige Schwäche in Frankfurt war vor allem von zwei Dingen gekennzeichnet: Ein Termin für die ausgelaufene Sperrfrist in Sachen Telekom führte die Aktie auf 16,06 E. zurück und damit den tiefsten Kurs seit Januar 1998. Bei 19 Mio Stück Umsatz bleibt also der Verkaufsdruck inkl. der Leerpositionen ein Problem. Ändern kann dies nur Telekom selbst bzw. ein Konsortium, was es offenbar nicht gibt. An sich gilt der Grundsatz: freier Markt. Ob dies allerdings für eine Privatisierungs- und mithin Volks-Aktie richtig ist, möchte ich bezweifeln. Deshalb ist der Kurs dieser Aktie auch ein Politikum. Aber offenbar ist es nicht möglich, einen solchen Market-Maker zu finden.

      Die SAP-Story bekommt weitere Konturen. Ich hatte Ihnen die Eckwerte der ausländischen Analysten kürzlich schon vorgetragen. Lesen Sie sie noch einmal nach. SAP und Dt. Telekom sind die zwei schwersten Titel im DAX. Also: Viel Fantasie, leider nach unten. Alle anderen Technikaktien im DAX bleiben wie bisher eingeschätzt: Die Tiefstkurse sind noch nicht erreicht. Bei Siemens kann es bis 45 E. zurückgehen, für Infineon hatte ich den fairen Kurs zwischen 17 und 20 E. beschrieben und für Epcos eher unter 40, also in der Spanne 37 zu 42 E. Diese Spannen sind deshalb so groß, weil die Volatilität wieder stark angezogen ist. Sie liegt im VDAX übrigens bei rd. 26. Das ist ein Hoch dieses Jahres! Ich gestehe, daß mir das gar nicht schmeckt.

      Auf der Nachrichtenseite gibt es heute keine Besonderheiten. Heidelberger Zement wird die Halbjahreszahlen bekanntgeben und zwei Franzosen von Bedeutung sind eine Art zusätzlicher Gradmesser. Einmal Lafarge als größter Zementhersteller Europas (inkl. Bau) und L`Oréal als bedeutendster Kosmetikkonzern. Ansonsten erwarte ich keine Besonderheiten.

      Große Überraschung gestern: Die "Actien-Börse" zieht sich aus Tokio zurück. Konsequenz muß sein. Mir tut dies auch weh, wie ich gestehe. Aber auch gestern war der Nachrichtenstand aus Tokio ein Tohuwabohu, welches keine Linie erkennen läßt. Die Japaner haben es nun selbst in der Hand, die Weichen zu stellen. Dem würde ich sehr gern folgen, wenn der Weichenstellung auch eine Richtung zugemessen wird.

      Mein Tageseindruck: Sehr wahrscheinlich wird ab Mittag auf eine freundliche Wall Street gewettet. Das drückt sich dann im S&P-Future aus. Mithin gibt es keinen schwachen Tag, aber auch keinen Grund, besonders aktiv zu werden.

      Anmerkung für Paris: Machen Sie Kasse bei den zwei Autotiteln Peugeot und Renault, die noch vor kurzem von einigen Analyseteams hochgelobt wurden. Sie kassieren satte Gewinne, aber die Markttechnik sieht nach Zusammenbruch aus.

      Die Nachricht des Tages kommt soeben rein: Hewlett Packard fusioniert mit Compaq. Synergieeffekte 2,5 Mrd Dollar bei zusammen rd. 87,4 Mrd Dollar Umsatz. Das verändert die amerikanische Computerlandschaft. Beide Titel bleiben für mich ein Kauf, wie beschrieben, und höchst interessant auf dem zweiten Boden von 24 Dollar für HP und rd. 12/13 Dollar für Compaq. Alles Weitere in der nächsten AB.

      Herzlichst, Ihr

      Hans A. Bernecker
      Avatar
      schrieb am 04.09.01 15:55:28
      !
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      Avatar
      schrieb am 04.09.01 16:01:18
      Beitrag Nr. 58 ()
      Kolumne

      von Ronald Gehrt


      Gute Toreros ...

      .... lassen die Bullen erst mehrfach das rote Tuch passieren und so hinlänglich ermüden, bevor sie zum entscheidenden Stoß ansetzen. Eine sinnvolle Methode, um Risiken einzugrenzen, gleichbedeutend mit der alten Börsianerregel, sich eine Herde wildgewordener Bullen nicht einfach ungeschützt in den Weg zu stellen. Wer über hinreichend Phantasie verfügt kann sich leicht ausmalen, wie sich das Ergebnis bildlich darstellen mag.

      Jetzt, hier und heute stellt sich nun die alles entscheidende Frage: Klappt das auch anders herum? Können gelehrige Bullen aus obigen Beispielen lernen und zurückschlagen? Ich behaupte: Ja, zweifellos. Und der Lohn einer erfolgreichen Corrida mit Bären ist ohne Zweifel von höherem (monetären) Wert als ein Rosenregen schöner weiblicher Bewunderer.

      Wie vor einer Woche avisiert, hat sich die Rallye vom vorvergangenen Freitag als häßliche Bullenfalle erwiesen - so man den hineingetappt ist. Clevere Bullen hingegen haben die Warnsignale erkannt und ahnen nun zu Recht, dass dieser Kursanstieg nicht mehr als ein "Schwungholen" vor einem massiven Selloff war. Dem Selloff.

      Denn der laufende Ausverkauf wird der letzte vor der endgültigen Trendwende sein. Es ist dabei durchaus möglich, dass die Nasdaq ihre Tiefs vom April nicht nur anläuft, sondern sogar kurzzeitig unterschreitet. Aber lassen sie die Corrida-unerfahrenen Bären sich ruhig müde toben.

      Wer jetzt sein "Pulver" trockenhält und nicht zu früh in die Arena wirft, wird schon in zwei oder drei Wochen herausragende Aktien zu Kursen einsammeln können, die wir vielleicht für Jahre nicht mehr wiedersehen. Darauf lohnt es sich wirklich zu warten. Olé.

      Mit besten Wünschen Ihr

      Ronald Gehrt

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      04.09.2001
      Quelle: boerse.de
      Avatar
      schrieb am 04.09.01 16:12:35
      Beitrag Nr. 59 ()
      Kolumne

      von

      Roland Leuschel


      Der Ritt auf dem Bullen gleicht einem Rodeo
      Wer einmal die Gelegenheit hatte, einem Rodeowettbewerb in Texas beizuwohnen, bei dem trotz aller Geschicklichkeit der Reiter oft unsanft auf dem Boden landet, der fühlt sich an die Börse erinnert. Ende Juli warnte ich vor einer allgemeinen Aktieneuphorie, die trotz der Nachbeben des grössten Börsencrashs aller Zeiten immer noch stieg (vergleiche Kolumne "Die Nachbeben dauern an, und die allgemeine Markteuphorie steigt" vom 27.7.). Nur ein Teilnehmer scheint diese Euphorie zu ignorieren: der Anleger. Waren es im Juli noch die 2,1 Billionen Dollar (= 2.100 Milliarden Dollar), die in Amerika in Geldmarktfonds schlummerten, und die den Guru Tom Galvin von der Investmentbank Crédit Suísse First Boston "bullish" werden liessen (immerhin repräsentierte dieser Betrag 20% der Marktkapitalisierung des umfassenden Aktienindex Wilshire 5.000), so sind es jetzt 55 Milliarden Euro, die sich in den vergangenen Monaten in Europa nach Schätzungen der Investmentbank Schröder Salomon Smith Barney angesammelt haben. Ihr Chefstratege Mark Howdle machte in dieser Woche allen Anlegern Mut und prophezeite einen Kursanstieg der europäischen Aktien von 20 bis 30% in den nächsten 12 Monaten. Der Eurostoxx, der jetzt unter 3.800 rumdümpelt, stiege dann auf 5.000 und damit über das diesjährige Hoch von 4.787! Howdle empfiehlt für die Depots vor allem Aktien vor Anleihen und Liquidität. Nun das kennen wir ja alle. Einmal ist die Gesamtheit der Anlageprofis überzeugt, dass sich die Konjunktur in Amerika und anschliessend in Europa erholt und zweitens dass die Gelder in Aktien fliessen (vergleiche auch Interview von FTD vom 31.8. mit Gottfried Heller).

      Hierzu möchte ich ganz klar feststellen, dass es keineswegs ausgemacht ist, dass die Steuerrückzahlungen in Amerika in den Konsum fliessen. Angesichts der hohen Verschuldung der privaten Haushalte kann ich mir durchaus vorstellen, dass der amerikanische Konsument zumindest einen Teil der Steuerrückzahlungen dazu benutzt, seine Schulden zurückzuzahlen. Ein kleiner Teil der Konsumenten wird sogar wieder anfangen zu sparen, denn all die Anlage-Profis verschweigen, dass die amerikanische Sparquote zum ersten Mal seit den 30er Jahren negativ geworden ist, und das die amerikanische Wirtschaft ein Rekord-Leistungsbilanzdefizit von über 4% des BSP angehäuft hat. Die meisten Profis wollen sich einfach nicht vorstellen, dass auch der amerikanische Konsument nur ein Mensch ist, der auch gesunden Menschenverstand entwickeln kann, und der seine privaten Angelegenheiten in Ordnung sehen will. Konjunkturprognosen auf der Tatsache aufzubauen, dass eine vorübergehende "nationale Überschwenglichkeit" des Konsumenten zur Norm wird, ist für mich eine zynische Betrachtungsweise.

      Inzwischen warnt selbst der IWF vor einem Einbruch der Weltkonjunktur. Er schätzt zum Beispiel in seiner neuesten Ausgabe das Wachstum in Deutschland auf magerer 1,2% n diesem Jahr. Was schwerwiegender wirkt: Erstmals seit den 70er Jahren dürfte im zweiten Quartal das Wirtschaftswachstum der drei grössten Volkswirtschaften der Welt - USA, Japan, Deutschland - gleichzeitig zum Stillstand gekommen sein. Ein Effekt der so oft gepriesenen Globalisierung, den eigentlich niemand haben will.

      Der zweite Irrtum, vor dem fast alle Anlageprofis ausgehen: Die vorhandene Liquidität wird in Aktien gehen. Da habe ich meine Zweifel. Zwar hat sich weltweit der Anteil der Aktien in den Portfeuilles erhöht, aber viele Neuanleger (man denke an die Aktionäre der Deutschen Telekom) haben mit Aktien denkbar schlechte Erfahrungen gemacht. Sie werden, sobald sie wieder über Geld verfügen, auch nach anderen Anlagebahnen suchen, z.B. Immobilen, die auch langfristig zumindest genauso gute Ergebnisse erzielt haben wie Aktien, es gibt darüber nur weniger Statistiken.

      Renten schlagen Aktien

      Zum heutigen Zeitpunkt erschien am Dienstag, dem 28. August in der Financial Times Deutschland ein kurzer Artikel mit Grafik, der beweist, das Renten seit Januar 1970 (also seit über 30 Jahren) Aktien um fast 4% schlagen. Würde diese Statistik Mitte der 50er Jahre beginnen, wäre das Ergebnis zu Gunsten der Renten erheblich höher. Da anscheinend einige Leser den Artikel nicht bemerkt haben, wurde heute am 31.8. in der Wochenendausgabe der FTD unter Best at "Das Kapital" der Artikel noch einmal abgedruckt (unbedingt lesen!)

      Schon in den letzten Jahren wurde meine Empfehlung, 30 bis 40% eines Portfeuilles in Aktien zu investieren und den Rest in Triple A Anleihen und Cash, vor allem von Anlageprofis scharf kritisiert. Ich bin aber nicht von meiner Linie abgewichen, und ich kann heute nur wiederholen, Aktien nur mit 30% zu gewichten. Wenn eintritt, was ich schon vor einiger Zeit befürchtet habe, und zwar dass ein "Trio Infernale" winkt: Der Dow Jones, der Nikkei 225 und der Hang Seng fallen alle drei unter 10.000 (vergleiche Börse Online Nr. 36 "Eine Schwalbe im Frühherbst oder der Club der gefallenen Gurus"), dann wird es weltweit von Kaufgelegenheiten bei Aktien nur so wimmeln, und dann - und nur dann - sollten Sie Ihren Cash abbauen und den Anteil der Aktien auf bis zu 40% des Gesamtportfeuilles hochfahren.

      Wie lange die augenblickliche Baisse anhält, kann keiner voraussagen. Sie sollten aber nach Erfahrungen aus der unglaublichen Hausse seit 1996 die Worte des Wirtschaftsnobelpreisträgers Paul Samuelson nicht vergessen: "Eine Blase à la hausse nährt sich psychologisch aus sich selbst im Laufe der Hausse. Sobald aber diese Blase geplatzt ist, formiert sich eine Blase à la baisse, die sich ebenfalls psychologisch aus sich selbst ernährt."

      Roland Leuschel

      04.09.2001
      Quelle: boerse.de
      Avatar
      schrieb am 04.09.01 16:47:12
      Beitrag Nr. 60 ()
      16:26 MEZ US-Einkaufsmanager-Index steigt im August stärker als erwartet auf 47,9%

      Der US-Fertigungssektor hat im August den 13. Monat in Folge ein Negativwachstum aufgewiesen. Dies geht aus den August-Werten des US-Einkaufsmanager-Index hervor. Wie die National Association of Purchasing Management (NAPM) am Dienstag mitteilte, stieg der Index im August gegenüber dem Vormonat auf 47,9 Prozent von 43,6 Prozent. Damit lag der Index-Wert deutlich über den Erwartungen von Volkswirten, die laut einer Befragung von CBS MarketWatch mit einem Anstieg auf 43,8 Prozent gerechnet hatten. Werte unter 50 Prozent gelten als Indikator für ein Negativwachstum.

      Allerdings weist der Index einen Anstieg bei Neuaufträgen auf 53,1 Prozent von 46,3 Prozent im Vormonat sowie einen Anstieg der Produktion auf 52,2 Prozent von zuvor 46,4 Prozent aus - die ersten Zuwachszahlen seit Monaten. Der Standardwerte-Index Dow Jones Industrial Average (us:djia) stand fünfzig Minuten nach Handelsbeginn ein Prozent höher bei 10.053 Zählern.
      Avatar
      schrieb am 05.09.01 02:01:47
      Beitrag Nr. 61 ()
      Aus der FTD vom 5.9.2001 www.ftd.de/napm

      Starkes Signal für Wende der US-Konjunktur
      Von Christian Schütte, Berlin, und Wolfram Trost, Frankfurt

      In den USA gibt es das erste deutliche Signal für eine Belebung der Konjunktur. Der wichtigste Frühindikator für die Industrie ist im August so stark gestiegen wie seit Juni 1996 nicht mehr.


      Der Umfrage-Index des Verbands der Einkaufsmanager (NAPM) legte um 4,3 auf 47,9 Punkte zu. Er übertraf die Erwartungen der Analysten deutlich.

      "Das ist eine wirkliche Wende. Der Aufschwung beginnt hier", sagte Ian Shepherdson, Chefökonom bei dem US-Beratungsunternehmen High Frequency Economics. Norbert Ore, Vorsitzender der NAPM, erklärte: "Die Daten zu Produktion und Auftragslage haben sich beeindruckend verbessert. Das gibt Mut, dass in etlichen Branchen die Erholung einsetzt."



      Freude an den Börsen


      An den Finanzmärkten lösten die NAPM-Daten am Nachmittag heftige Kursbewegungen aus. Die Aktienkurse legten zeitweise deutlich zu. Der Dow Jones gewann fast ein Prozent und schloss knapp über der Marke von 10.000 Punkten. Der Dax drehte nach schwachem Beginn ins Plus und stieg binnen drei Stunden um rund 160 Punkte auf 5220 Zähler. Der Nemax 50 kletterte wieder über die 1000-Punkte-Marke.


      An den Rentenmärkten brachen die Kurse hingegen ein, sodass die Renditen in die Höhe schossen. Die Rendite zweijähriger Bundesanleihen kletterte um 18 Basispunkte auf 4,10 Prozent. Bei den übrigen Laufzeiten und in den USA stiegen die Renditen ebenfalls kräftig. Die Terminkontrakte auf Dreimonatsgeld per Dezember preisen mittlerweile keine Zinssenkung mehr in den USA ein. Auch in Europa hat sich nach Ansicht der Märkte die Wahrscheinlichkeit einer Leitzinssenkung bis Dezember verringert.


      Der Euro baute seine Verluste vom Vormittag aus und stürzte nach den NAPM-Daten von 0,90 $ auf 0,8849 $. Er lag damit gut 2 Cent unter dem Eröffnungskurs und erreichte den tiefsten Stand seit einem Monat.


      Positive Nachrichten kamen am Dienstag vom deutschen Arbeitsmarkt. Nach Angaben aus Regierungskreisen ist die Zahl der Arbeitslosen im August saisonbereinigt um 2000 gefallen. Der Rückgang ist aber nur auf Sondereffekte in Ostdeutschland zurückzuführen.
      Avatar
      schrieb am 05.09.01 02:07:08
      Beitrag Nr. 62 ()
      ftd.de, Di, 4.9.2001, 16:17, aktualisiert: Di, 4.9.2001, 22:11
      US-Börsen: Dow Jones kann Gewinne nur mit Mühe halten
      Von Christian Schwalb, New York

      Der besser als erwartet ausgefallene Einkaufsmanager-Index (NAPM-Index) verschaffte dem Handel am Dienstag einen schwungvollen Start in den September. Die Euphorie konnte sich aber nicht durchsetzen.


      Die Gewinne schmolzen im späten Handel dahin. Der Dow Jones legte um 0,5 Prozent auf 9997 Punkte, während der Nasdaq Composite 1,9 Prozent verlor.

      Vor allem die Komponenten Produktion und der Auftragseingang innerhalb des NAPM-Indexes machten zunächst Hoffnung, kommentierte Robert Ore von der National Association of Purchasing Managers (NAPM). Speziell Industriewerte legten auf breiter Front zu. Dass der Zugewinn beim Dow Jones nicht noch deutlicher ausfiel, ging zum einen auf das Konto von Hewlett & Packard . Die Bekanntgabe der geplanten Fusion mit dem Konkurrenten Compaq ließ die Aktien zweistellig abstürzen. Auch Compaq wurde vom Handel bestraft.


      Zum anderen drückten Gewinnmitnahmen, die kurz vor Handelsschluss einsetzten, die Kurse wieder nach unten.


      Johnson & Johnson war größter Gewinner im Dow Jones. Das Papier wurde von Forschungsergebnissen beflügelt, die den Gefäßkathedern aus der Produktion des Pharmakonzerns einen Wettbewerbsvorteil gegenüber den Konkurrenten einräumen. Auch Autowerte standen hoch im Kurs, nachdem die Verkaufszahlen von Ford im August über den Markterwartungen lagen.


      An der Nasdaq bremste der starke Verlust von Ericsson den Trend nach oben. Zudem dämpfte ein trüber Ausblick von UBS Warburg auf 2002 die Stimmung im Telekommunikationssektor. Die Bank reduzierte ihre Erwartungen für die Unternehmensinvestitionen in Telekom-Ausrüstung.
      Avatar
      schrieb am 05.09.01 07:51:14
      Beitrag Nr. 63 ()
      Weißt Du was, Nobody? Das scheint doch hier sowieso keinen zu interessieren. Kommt mit rüber ins Ariva-Board, da bekommt man für seine Mühe wenigstens mal eine Antwort. ;)
      http://www.ariva.de
      Avatar
      schrieb am 05.09.01 08:45:36
      Beitrag Nr. 64 ()
      Hallo,
      wäre schade, wenn Ihr Eure Postings einstellen würdet, sind sehr informativ.

      mfg
      Avatar
      schrieb am 05.09.01 11:58:05
      Beitrag Nr. 65 ()
      Chartanalyst - Der Börsenbrief für Technische Analyse!

      05.09.2001
      US-Börsen Intraday-Kapitulation
      EveryBuddy`s Trade

      Der Dow Industrials stieg gestern mit +232,63 auf 10.182,38 Punkte, so die Experten von EveryBuddy`s Trade.

      Die Ungläubigen hätten ihn von diesem intraday-Hoch mit -202,89 Punkte fallen lassen, so dass er zum Schluss noch mit +47,74 vom Vortag gerade unter der magischen 10.000er Marke bei 9.979,49 Punkten habe schließen können. Das dürfte die 6. Kapitulation gewesen sein. Gestern hätten der Waschmittelhersteller Clorox und der Kosmetikhersteller Avon die Erwartung besserer Quartals- und Jahresergebnisse angekündigt. Aber es scheine, dass die Investoren den September nochmals fürs Tax-Loss-Selling der Technologiewerte verwenden würden.

      Die Folge daraus dürfte eine weitere Divergenz zwischen den Dow und Nasdaq Indizes sein. Jedoch nicht in dem Maße, denn der Dow enthalte ja auch Microsoft, Intel und Hewlett Packard, die gestern durch die Übernahme von Compaq den Dow sehr belastet hätten. Aufgrund des leicht besseren nachbörslichen Nasdaq100 After Hours Indicators und der besseren Index Futures heute Morgen dürfte heute mit einer höheren Eröffnung gerechnet werden.

      Quelle: www.aktiencheck.de
      Avatar
      schrieb am 05.09.01 12:06:15
      Beitrag Nr. 66 ()
      Die Baisse kann gar bnicht zu Ende gehen, da die großen, die Blue Chips, bisher kaum abgegeben haben.

      Schaut euch doch mal den DOW an: 10000 Punkte, wo war er 1983? 1000P.

      An anderer Stelle habe ich schon erwähnt, hier ist noch einiges Abwärtspotential, denn die wirtschaftliche Entwicklung in diesen Jahren rechtfertgit keinerlei Kursanstieg des Indices um 1000 %.

      Weiter auf Baisse.

      DOW auf 4000 Punkte, oder noch weiter unten.

      Schaun mer ma.

      Gruss
      AHCB
      Avatar
      schrieb am 05.09.01 13:15:01
      Beitrag Nr. 67 ()
      Der Index-Stand allein sagt auch nicht alles aus.

      Auch Produktivität und Gewinne sind ja seit 1983 gewachsen.

      Es handelt sich beim DOW JONES deshalb nicht um eine Blase,
      wie z.B. bei Nasadaq/Nemax.

      Wenn das so einfach wäre mit den Prognosen für den DOW, dann
      hätten die shorties sich schon längst mit Begierde auf diesen Bereich gestürzt.

      Aber die wissen auch, was machbar ist und wollen sich nicht
      die Finger verbrennen.

      Mach doch einfach mal den Versuch und zähl ein paar DOW JONES - Werte auf, die Du für derart überbewertet hältst.

      Gruß

      N.
      Avatar
      schrieb am 05.09.01 13:25:27
      Beitrag Nr. 68 ()
      Lass mir nen Moment Zeit, wennschon dennschon richtig!!!
      Avatar
      schrieb am 05.09.01 14:37:00
      Beitrag Nr. 69 ()
      Unternehmen fairer Wert $ akt. Wert Veränd.%
      Alcoa 17,72 38,54 -54
      American Expr. 23,32 36,45 -36
      AT&T 12,00 19,01 -37
      Boeing 26,47 49,95 -47
      Caterpillar 16,50 50,38 -67
      Citigroup 40,00 46,16 -13
      Coca-Cola 12,50 49,50 -75
      Du Pont 36,00 41,16 -12
      Eastman Kodak 12,90 45,27 -72
      Exxon Mobile 20,00 40,75 -51
      General Electr.20,00 40,83 -51
      General Motors 13,65 54,60 -75
      HP 5,66 18,87 -70
      Home Depot 21,00 46,82 -55
      Honeywell Int. 12,00 36,95 -68
      Intel 18,80 26,85 -30
      IBM 25,00 101,49 -74
      Intern.Paper 12,00 41,10 -71
      JP MOrgan Chase20,00 39,83 -50
      Johnson&Johnson22,40 56,15 -60
      McDonalds 12,30 30,78 -60
      Merck 18,00 65,00 -72
      Microsoft 22,75 56,10 -65
      MMM (Min.Min..)32,40 104,55 -69
      Philip Morris 18,00 47,94 -61
      Procter&Gamble 14,35 75,57 -81
      SBC Comm. 17,64 42,00 -58
      United Techn. 32,00 67,85 -53
      Wal-Mart 25,65 48,45 -47
      Walt-Disney 5,00 25,71 -81

      dies ist natürlich eine persönliche Einschätzung nach eigenen Analysegesichtspunkten. Ich habe die Daten aus Forbes.com genommen. Verglichen nach P/E-Ratio und tatsächlim ESP, sowie bdas Book-Value.

      Dramatisch, nicht wahr?

      Grüsse
      AHCB
      Avatar
      schrieb am 05.09.01 14:47:42
      Beitrag Nr. 70 ()
      Na gut.

      Hans Bernecker: Einkäuferindex hat Aussagewert
      Mails/Nachrichten vom 05.09.2001, Bernecker & Cie.

      --------------------------------------------------------------------------------
      Guten Morgen, meine Damen und Herren,
      die Wackelpartie geht weiter. Auch die bemerkenswerte Grossfusion Hewlett Packard/Compaq vermochte die Gemüter nicht aus der Reserve zu locken, die Kommentierung des ganzen Vorganges erscheint mir fast symptomatisch. Zunächst jedoch die ganz aktuellen Daten:

      Wie erwartet legte der Einkäuferindex zu, während der Vertrauensindex der Konsumenten verloren hatte. Gestern kamen die Zahlen heraus und ich hatte in der letzten Woche das Thema schon berührt. Da der Einkäuferindex ein sogenannter vorlaufender Index ist, ist sein Aussagewert höher. Deshalb muß an der Einschätzung der Konjunktur nichts geändert werden.

      Die Art und Weise, wie die Börse die Grossfusion HP/Compaq aufgenommen hat, ist typisch. Natürlich macht dies industriepolitisch Sinn. Das Ergebnis ist aber in frühestens zwei bis drei Jahren sichtbar. So weit denkt natürlich kein Analyst. Sämtliche Kommentare hängen sich an drei Dingen auf: Die Schwäche des PC-Marktes, die möglichen Entlassungen und die Frage, läßt sich das Ganze vom Management so gestalten, daß die nächste Gewinnschätzung für das erste Quartal 2002 deutlich positiv ausfällt. Kleinkarierter kann man kaum denken. Aber es zeigt Ihnen, in welchen Dimensionen die aktuelle Analystenszene zu denken gewohnt ist.

      Sind beide Aktien ein Kauf? Die gestrige Reaktion war negativ. Das ist gut so. HP fiel auf 20 Dollar zurück, während sich Compaq auf knapp über 12 Dollar hielt. Warten Sie ab, bis die Kurzatmigen das Feld verlassen und die Langatmigen zu rechnen beginnen. Im worst case sind für HP auch 15 - 16 Dollar möglich und für Compaq um 9 - 10. Durch das Kaufangebot sind beide Kurse miteinander verkoppelt. Ich komme darauf noch zurück.

      Technisch sieht es deutlich besser aus. Die bekannten Relationen befinden sich für den Big Board eindeutig im positiven Bereich. Dieser reflektiert die so häufig beschriebene Bodenbildung, die sich nun schon länger hinzieht, als ich erwartet hatte. Aber ändern tut sich daran dennoch nichts. Die Schwachstelle bleibt der Nasdaq, obwohl auch hier sehr mühsam aber verträglich ein Gleichgewicht entsteht, wobei ich zum x-ten Mal darauf hinweise: 10 - 15 hochkapitalisierte Titel, die fast in jedem deutschen Depot enthalten sind, enthalten noch immer ein Risiko von 20 - 25 %. Davon gehe ich nicht ab.

      Ein ganz heikles Thema, worauf seltsamerweise niemand schaut: Das ist die Rolle der Hedge Fonds. Vielleicht erinnern Sie sich: Im Sommer 1998 hatte ich deren kritische Rolle erwähnt. Acht Wochen später stand LTCM an der Wand. Dieser Tip kam aus New York. Es war wirklich ein Tip. Die Londoner Hedge Fonds-Szene boomt. Hier wird ein Riesenrad gedreht, und zwar zu 90 % auf der Short-Seite. Was das bedeutet, weiß jeder erfahrene Börsianer. Ich werde Ende der Woche in London sein, um mich näher zu informieren. Demnächst mehr.

      In Frankfurt bleibt der Markt auf den Knien, aber er ist noch nicht umgefallen. Solange Dt. Telekom unter Druck stehen läuft nichts. Die Short-Positionen der Hedge Fonds haben sich sogar erweitert, aber es liegt dazu keine brauchbare Zahl vor. Auch hier wird ein großes Rad gedreht. Die erneute Schwäche der zwei großen Versicherer sind ein Menetekel. Bleiben Sie konsequent. Allianz darf 286 E. nicht unterschreiten, Münchener Rück darf 296 E. nicht unterbieten. An den Zahlen, die ich kürzlich in der AB nannte, ändert das alles nichts. Wirklich erfreulich andererseits: Adidas kurz vor neuem Topkurs und weiterhin ein mittelfristiger Kauf. Puma
      erreichte bereits diesen Topkurs und benötigt eine Verschnaufpause. Doch insgesamt gilt:

      Zuschauen und keine neue Liquidität binden. Aber ich erwähne aus gutem Grund, weil ich täglich danach gefragt werde: Wer in den Titeln der Hochtechnologie noch immer überlastig engagiert ist, lebt gefährlich.

      Auf dem Terminkalender gibt es heute nichts Besonderes. Allerdings ist ein Pressegespräch mit dem BMW-Chef Milberg angesagt. Ferner wird France Télécom die Halbjahreszahlen vorlegen. Den Vergleich ziehe ich morgen zu Dt. Telekom.

      Bleiben Sie gleichwohl zuversichtlich, aber für Euphorie ist zur Zeit kein Anlass.

      Herzlichst Ihr

      Hans A. Bernecker
      Avatar
      schrieb am 05.09.01 14:57:15
      Beitrag Nr. 71 ()
      apropo Hedge-Funds und short-selling, im DOW sind auch anziehende short-positionen zu erkennen, ich werde mal näher darauf schauen, wie sich diese Kennzahlen weiter entwicklen werden.

      Noch sind die short-verkäufe dort nicht so enorm wie an der nasdaq, aber genau das lässt auch wieder befürchten, das diese hedge-funds umschichten, spätestens, wenn die nasdaq wirklich ausverkauft ist und was läge dann nicht näher, als im dow zu shorten? gerade bei den summen, welche diese einsetzen können, kein problem, zumal die gewinne stetig zunehmen durch die gravierenden kursverluste an der nsadaq.

      es wird passieren, da bin ich mir sicher, die shorties werden auch den dow zum einsturz bringen.

      und die wirtschaftliche lage lässt immer noch nicht zur beruhigung hoffen, das sieht man auch an den kennzahlen der unternehmen und deren stetige gewinnwarnungen.

      das schlachtfeld börse ist derzeit ein lukrativer spielball für die bären. und so lange nicht wirkliche tiefs auch bei den großen zu erkennen sind, werden wir keine beruhigung und erholung an den märkten erleben.

      schöne grüsse
      ahcb
      Avatar
      schrieb am 05.09.01 15:04:41
      Beitrag Nr. 72 ()
      Du kannst einen ja so richtig aufbauen, AHCBecker ;) .
      Aber trotzdem, nett dass hier auch mal ein anderer den Mund aufmacht. :kiss:
      Avatar
      schrieb am 05.09.01 15:12:28
      Beitrag Nr. 73 ()
      mach den mund ja nur auf, weil in em Betrieb i.A. im letzten monat nix mehr zu tun ist (für unsere abt.), von daher is mir langweilig und da ich schon seit Jahren, erst als haussier und nun als baissier, tätig bin, denk ich mir, kann ich mein wissen und meine einschätzung auch verbreiten.

      ab oktober wird man mich wohl nich mehr hier vorfinden, da hab ich dann genug anderes beruflich zu werkeln.

      nun denn, gruss
      ahcb
      Avatar
      schrieb am 05.09.01 16:05:05
      Beitrag Nr. 74 ()
      @ AHCBecker

      Danke für die Mühe, die Du Dir gemacht hast.

      M.E. bist Du bei Deinen Prognosen allerdings etwas über die Realität hinausgeschossen, und wie das immer so ist bei Übertreibungen, wird jeder gleich abwinken.

      Wenn Deine Version einträte, würde ein Großteil der Amerikaner, die jahrelang vom Aktienboom gelebt haben, von heute auf morgen regelrecht arm werden.
      Außerdem würde es der älteren Generation mächtig an den Kragen gehen, die sich zum Zwecke der Altersvorsorge mit
      Aktien eingedeckt hat, viel stärker als das bei uns üblich ist.

      In der Folge würden die Finanzmärkte weltweit, die ja den
      amerikanischen leider sklavisch folgen, ins Bodenlose abstürzen.

      Undenkbar!

      Deine Prognosen beruhen auch auf den Zahlen der Vergangenheit. Die Situation ändert sich schlagartig, wenn
      die Unternehmen ihre Gewinne wieder steigern können. Dann
      sind die jetzigen Bewertungen gar nicht mehr so utopisch.
      So langsam kommt auch die Phase, wo die Steigerung der rück-
      läufigen Vorjahreszahlen gar nicht so schwer fallen dürfte.

      Inzwischen greifen auch die Zinssenkungen. Die aufgeschobenen Investitionen werden nachgeholt, und die
      riesigen Steuersenkungen zeigen Wirkung.
      Und die Börse nimmt bekanntlich diese Entwicklung vorweg.

      Trotzdem ist es nicht verkehrt, wenn es unterschiedliche Ansichten zu der künftigen Börsentendenz gibt.
      Das federt die Entwicklung sowohl nach unten als auch nach oben entsprechend ab.

      Wir werden am Ball bleiben und aufmerksam beobachten, was sich tut.
      Alle wollen zurück zur Natur, aber niemand zu Fuß.
      Und von Nachrichtenübermittlung per Trommeln hält man auch nicht so viel. Lieber bleibt man beim Telefon.
      Vielleicht wird ja künftig auch in Amerika mehr mobil telefoniert.
      Vielleicht kommen auch technische Neuentwicklungen heraus,
      die den Markt revolutionieren oder neue Medikamente gegen
      Krebs, Alzheimer und Aids und Mittel gegen Arterienverschluß wie momentan durch Johnson & Johnson.

      Gruß

      N.
      Avatar
      schrieb am 06.09.01 10:32:59
      Beitrag Nr. 75 ()
      Sicher habe ich übertrieben, gebe ich auch gerne zu, und was ja nur allzu verständlich ist, denn wenns mal an der Börse abwärts geht, dann richtig.

      Ausserdem haben wir in den USA wie andernorts eine Menge liquidität. Ich sage ja nicht, das es runter geht und dann unten bleibt. Die Werte sind m.E. nach richtwerte, wo es hingehen könnte, bevor es zu einem endgültigen Ende der Baisse kommt.

      Natürlich wäre es mir lieber, sollte ich mich getäuscht haben und der Markt dreht endlich nach oben, aber ob dies passieren wird ist uns allen nicht klar.

      Schaun mer ma was passiert. (Hat ja schon öfter auch im DOW so richtig gecrasht und es hat die Wletwirtschaft nicht aus den Fugen gerissen, siehe ´87 oder ´89 im Crash ´89 war übrigens meine Börsentaufe)

      Gruss
      AHCB
      Avatar
      schrieb am 06.09.01 16:37:40
      Beitrag Nr. 76 ()
      Axel Retz


      Apokalypse now?
      "BILD-Zeitungs-Indikator" bullish!


      Erinnern Sie sich noch an das erste Quartal des vergangenen Jahres? Der Neuemissionenboom wies Züge krankhafter Hysterie auf, die Telefonleitungen zu den Onlinebrokern waren permanent besetzt, die "Anleger" zeichneten blind Aktien, deren Namen sie noch nicht einmal richtig buchstabieren konnten und ärgerten sich schwarz, wenn sie keine Zuteilung erhielten. Wer damals seinen Bausparvertrag oder seine Lebensversicherung nicht kündigte, um in den "Reichmacher" Neuer Markt zu investieren, wurde als schrulliger ewig Gestriger belächelt und bemitleidet. Und wer im Gegensatz zu den euphorischen Medien- und Bankkommentaren zur Börse gar vor einem nahen Ende der Euphorie und einem nachfolgenden Kurseinbruch warnte, riskierte die postwendende Steinigung oder ähnlich unerfreuliche Aufmerksamkeiten. Denn niemals ist die Anzahl der Optimisten größer als unmittelbar vor dem Ende der Hausse.

      Heute hat sich dieses Bild fast um 180 Grad gedreht: Das Interesse an Aktien ist krass eingebrochen, die IPO-Flut praktisch völlig versiegt und die "klassischen" Formen der Kapitalanlage feiern eine glänzende Renaissance. Gleichzeitig malen viele genau derjenigen "Gurus", die damals den Aufbruch in ein "Goldenes Zeitalter" propagierten, heute blutrote Untergangsszenarien - und finden damit wieder Gehör. Einen vorläufigen Gipfel erreichte der Pessimismus am Dienstag dieser Woche, als viele Nachrichtensendungen den Absturz des Nemax 50 unter die 1.000er Schwelle als DAS Ereignis des Tages feierten und die Tageszeitungen die miese Börsenlage zum Topthema der ersten Seite erkoren. Aber: Wenn die Masse der Anleger vom großen Zittern ergriffen wird und im Einklang mit den Expertenprognosen immer düstereren Untergangszenarien nachhängt, ist der Tiefpunkt erfahrungsgemäß nicht mehr weit. Nur:

      Der massenpsychologische "Tiefpunkt" ist de facto natürlich kein eng begrenzter Punkt, sondern ein Prozess, der sich auf der Zeitachse einige Wochen ausdehnen kann, während die Kurse aufgrund zunehmend widersprüchlicherer Wirtschaftsdaten buchstäblich Achterbahn fahren. Und: Solange der sentimenttechnische Richtungswechsel noch nicht durch charttechnische Trendwendeformationen bestätigt wird, hat es mit Neuengagements keine Eile. Denn der Versuch, die Börse "unten" abzuholen, ist für die meisten Anleger während der letzten 18 Monate ein wiederholt traumatisches Ereignis gewesen. Und:

      Auch wenn die August NAPM-Zahlen jetzt überraschend positiv ausfielen, sollte ihre Börsenwirksamkeit nicht überbewertet werden. Denn selbst wenn sich die Situation des verarbeitenden Gewerbes jetzt stabilisieren sollte, bedeutet das für das derzeit noch kursstützende Verbrauchervertrauen und das Konsumverhalten gar nichts. Kippt das Vertrauen, wird auch die Börse kippen! Das zweite Risikobündel stellen die Unternehmensergebnisse für das 3. Quartal und die mit ihnen einhergehenden Zukunftsperspektiven dar. Sollte sich der Baissetrend der letzten Quartale weiter fortsetzen, droht eine Resignation der Anleger. Denn verglichen mit der realen Wirtschafts- und Gewinnentwicklung sind die Kurse von Dow Jones und S&P 500 zweifellos noch sehr, sehr hoch! Das bedeutet:

      Nur sehr risikobewusste Spekulanten können versuchen, den Nemax 50 auf seinem jetzt erreichten Niveau (vgl. vorletzte Kolumne) von unter 1.000 Punkten mit geringem Kapitaleinsatz und einem lang laufenden, weit aus dem Geld liegenden Call (Juni 2002/Basis 2.000) abzustauben. Aber auch dann darf der Stoppkurs nicht vergessen werden. Alle anderen Anleger sollten zuwarten, bis die Charttechnik die sentimenttechnische Bodenbildung durch Trendwendeformationen bestätigt.

      Beste Grüße

      Axel Retz

      Axel Retz ist leitender Redakteur des Börsenbriefe OPTIONSBRIEF und CHARTANALYST der TM BÖRSENVERLAG AG.

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      06.09.2001
      Quelle: boerse.de
      Avatar
      schrieb am 06.09.01 17:02:23
      Beitrag Nr. 77 ()
      W E L T W I R T S C H A F T



      Der Domino-Effekt

      Heute Amerika, morgen alle anderen - die Weltwirtschaft ist in der Krise. Kritiker der Globalisierung spüren Aufwind

      Von Christian Tenbrock und Wolfgang Uchatius





      Foto[M]: Keystone/Ullstein; ZEIT-Grafik
      Der Kampf geht weiter, aber mit anderen Waffen. Diesmal sollen keine Steine fliegen und keine Schüsse fallen. Am Montag kommt Horst Köhler, der Präsident des Internationalen Währungsfonds (IWF), nach Berlin, bei Kaffee und Kuchen will er mit Antiglobalisierern aus halb Europa diskutieren. Darüber, ob der weltweite Kapitalismus ein System ist, dem man vertrauen kann. Die alte Frage der Globalisierungsdebatte.

      Die sich plötzlich wieder neu stellt. Denn der wichtigste Zeuge hat seine Aussage geändert. Als Ende 1999 bei der Tagung der Welthandelsorganisation WTO in Seattle die Anti-globalisierungsproteste begannen, da hatten die Zentralbanker und Konzernlenker dieser Welt einen mächtigen Verbündeten: die Wirklichkeit. Die Weltwirtschaft boomte, in Amerika ging der Aufschwung in sein achtes Jahr. Der Dow-Jones-Index durchstieß erstmals die Marke von 10 000 Punkten, in Deutschland machte plötzlich nicht mehr Lotto die meisten Millionäre, sondern der Neue Markt. Ein Experte nach dem anderen verkündete das Ende des Konjunkturzyklus, die Abschaffung der Krise. Und hatten sie nicht Recht? Im Jahr 2000 wuchs die Weltwirtschaft um 4,8 Prozent, stärker als je zuvor in 16 Jahren. Der neue, globale, deregulierte Kapitalismus - er schien nicht nur schneller und effizienter zu sein, sondern auch besser. Wohlstandsfördernder.

      Neun Monate später hat die Wirklichkeit die Seiten gewechselt. "Erstmals seit 25 Jahren beobachten wir eine gleichzeitige rasante Talfahrt aller großen Volkswirtschaften rund um den Globus", sagt Robert Hormats, Vizepräsident der Investmentbank Goldman Sachs. Der neue, globale, deregulierte Kapitalismus erlebt seine erste große Krise.

      In Amerika wuchs die Wirtschaft im zweiten Quartal um dürftige 0,2 Prozent. Allein im verarbeitenden Gewerbe gingen in den vergangenen zwölf Monaten 800 000 Jobs verloren. Die Zahl der Arbeitslosen stieg auf 3,2 Millionen - wenig, verglichen mit manchen europäischen Ländern, aber in den USA so viel wie seit 1992 nicht mehr. Die Löhne stagnieren, die Einkommensunterschiede wachsen. Seit Ende 2000 gibt es für drei von vier amerikanischen Angestellten keine Lohnzuwächse mehr. Gleichzeitig bauen die Unternehmen Überstunden ab. Ein Automobilarbeiter in Detroit verliert allein dadurch zwischen 10 000 und 20 000 Dollar im Jahr.

      In Deutschland wuchs die Wirtschaft im zweiten Quartal dieses Jahres überhaupt nicht mehr. Seit Januar hat die Zahl der Arbeitslosen saisonbereinigt um rund 100 000 zugenommen. Allein bis Juli meldeten 14 500 Unternehmen Konkurs an, zehn Prozent mehr als im ersten Halbjahr 2000. Die Tariflöhne stiegen zwar um rund zwei, die Preise aber um fast drei Prozent. Wer hoffte, den Einkommensverlust durch Aktiengewinne auszugleichen, wurde enttäuscht. Anfang der Woche fiel der Neue Markt erstmals unter 1000 Punkte. Nach einer Forsa-Umfrage für den stern hat der durchschnittliche Kleinanleger an der Börse nicht gewonnen, sondern verloren. Rund 12 000 Mark.

      In Japan ist die Wirtschaft im ersten Quartal 2001 sogar geschrumpft, vermuten Experten, genaue Zahlen werden nächste Woche bekannt. Die Arbeitslosenquote stieg auf fünf Prozent. So viele Menschen ohne Job hat es dort seit 1953 nicht gegeben (siehe Seite 22). Auch die übrige ostasiatische Wirtschaft außerhalb Chinas sackt zusammen. Mexiko steckt tief in der Rezession, Argentinien in einer Finanzkrise. Dort haben manche Arbeitslose schon zu den Waffen gegriffen. Wohlstandsfördernde globale Marktwirtschaft?

      Die Krise könnte länger anhalten - und viel schlimmer werden als erwartet. Ihren Ausgang nahm sie dort, wo die Globalisierung begann: "Was wir unterschätzten, ist die Dauer und Intensität, mit der sich die Wirtschaftsaktivität in den USA verlangsamt hat", räumte der Chef der Europäischen Zentralbank, Wim Duisenberg, vergangene Woche ein. Das amerikanische Rezessionsvirus hat den ganzen Globus infiziert. Seit 1996 hatten die Vereinigten Staaten nicht weniger als 40 Prozent des weltweiten Wachstums erwirtschaftet, schätzt Stephen Roach, Chefökonom der Investmentbank Morgan Stanley - entweder im eigenen Land oder durch Importe aus Übersee, die sich in den neunziger Jahren verdoppelten. Dieses Wachstum bleibt jetzt aus, aber das ökonomische Schicksal der Welt hängt weiter an den Amerikanern.

      Genauer gesagt, hängt es an den amerikanischen Arbeitern und Angestellten, deren Löhne stagnieren und deren Aktien im Minus stehen. Bisher hat sie das wenig beeindruckt. Sie haben weiter kräftig eingekauft und damit die Wirtschaft vor einem noch tieferen Fall bewahrt. Das könnte sich nun ändern. "Es ist wahrscheinlicher, dass sich die Lage in den USA verschlechtert, als dass sie sich verbessert", sagt der Amerikaexperte Ullrich Heilemann vom Rheinisch-Westfälischen Institut für Wirtschaftsforschung. Der vom New Yorker Conference Board veröffentlichte Index des Verbrauchervertrauens zeigt wieder abwärts. Gleichzeitig nimmt die Sparneigung der Amerikaner wieder zu. Der Konsum, die letzte Stütze der US-Konjunktur, könnte also einbrechen, die ohnehin niedrigen Börsenkurse mitreißen, schließlich auch den Dollar und den an die US-Währung gekoppelten argentinischen Peso - und danach die Währungen anderer Schwellenländer. Auch in Deutschland bräche dann wohl die überraschend starke Verbrauchernachfrage ein (siehe Seite 20), in anderen Ländern sowieso. Die jetzige Krise wäre harmlos gegen das, was dann käme: weltweite Massenarbeitslosigkeit, Verteilungskämpfe, neue Armut.

      Manche führende Ökonomen, etwa Rudi Dornbusch vom Massachusetts Institute of Technology (MIT), halten das für ein Horrorszenario und erwarten einen Aufschwung schon für Ende 2001. Aber die Anfang des Jahres große Riege der Optimisten lichtet sich. Geht es in den USA weiter bergab, drohe eine "globale Rezession", schreibt der IWF in seinem Konjunkturbericht. "Woher soll Wachstum kommen?", fragt Dornbuschs MIT-Kollege Lester Thurow: "Japan steckt fest, Europa dümpelt vor sich hin, Amerika erlebt eine harte Landung." Zwischen null und ein Prozent Wachstum gesteht Thurow der Weltwirtschaft in den nächsten 12 bis 24 Monaten zu. Höchstens.

      Wie konnte es zu diesem Einbruch kommen?

      Nicht wenige Globalisierungskritiker mögen die Schuld "dem Kapitalismus" geben, aber das ist so präzise wie die Feststellung, die Existenz des Autos sei schuld an einer Massenkarambolage. Hilfreicher ist die Frage, wie es konkret zu diesem Unfall kam, und da entdeckt man, dass die Ursache eine neue ist. Seit dem Zweiten Weltkrieg waren Rezessionen in den USA typischerweise die Folge von steigenden Preisen und daraufhin steigenden Zinsen. Die führten zu sinkenden Investitionen, Entlassungen und fallendem Konsum - die Wirtschaft rutschte in die Rezession.

      Der irrationale Manager

      Diesmal war alles anders. "Die Ursache waren Überinvestitionen", sagt Thurow - und meint damit vor allem die Unternehmen der Informationstechnik. Im Vertrauen auf endloses Wachstum erhöhten Halbleiterhersteller, Computerfirmen und Telekomausrüster noch im vorigen Jahr ihre Produktionskapazitäten um weitere 50 Prozent. Die Ausrüstungsinvestitionen aller US- Unternehmen stiegen zwischen 1993 und 2000 pro Jahr um durchschnittlich 10,5 Prozent. Keine neue Fabrik schien zu groß, kein Computersystem zu viel, kein Bürogebäude zu hoch. Bis die Konzernchefs merkten, dass sie von alldem zu viel besaßen - und außerdem hohe Schulden. Deshalb schrauben sie jetzt ihre Ausgaben zurück. Die Ausrüstungsinvestitionen in den USA sanken im zweiten Quartal um 15 Prozent.

      Wie die Spekulanten am Aktienmarkt verhielten sich die Manager. "Jedes Gefühl für Disziplin ging verloren", sagt Morgan-Stanley-Ökonom Roach: Kollektive Hysterie regierte nicht nur die Finanzmärkte, sondern auch die Realwirtschaft. Die sekundenschnelle Verbreitung von Gerüchten, Prognosen, echten und vermeintlichen Trends habe den Herdentrieb an den Börsen und in den Büros noch verstärkt, fügt Robert Shiller an, Wirtschaftsprofessor an der Universität Yale und Autor des Buches Irrationaler Überschwang. Die Folge war ein Boom, der wenig mit der Realität zu tun hatte - und ist ein Absturz, der dafür umso wirklicher ist.

      Das müssen auch jene lernen, die für den Wiederaufschwung sorgen sollen. Alan Greenspan zum Beispiel. Siebenmal hat der amerikanische Zentralbankchef seit Januar die Zinsen gesenkt, um die Wirtschaft anzukurbeln. Genützt hat es bisher kaum - und es kann wohl auch nicht helfen. Weil die Ursache der Krise eine andere ist als früher, wirken die traditionellen Instrumente weniger. Da der Schock von der Angebotsseite kam, habe die Geldpolitik geringeren Einfluss, sagt Thomas Mayer, Frankfurter Chefökonom von Goldman Sachs. Soll heißen: Unternehmen, deren Fabriken zu groß und Lagerhallen voll sind, investieren nicht aufs Neue, weil Zinsen sinken und Kredite billiger werden. Erst müssen sie Überkapazitäten abbauen. Und das kann dauern.

      Das gilt umso mehr, als sich Amerikas Krankheit rund um den Globus verbreitet - und schließlich wieder in die Neue Welt zurückkehrt. Auch das unterscheidet die heutige Krise von früheren Abschwüngen. 1990 rutschten die USA in eine Rezession, Japan und Deutschland aber boomten. Selbst 1975, beim letzten Ölschock, stürzten zwar die großen Volkswirtschaften synchron ab, aber dafür blieben Lateinamerika und Asien relativ unbeeinflusst. Heute "gehen zwischen 40 und 50 Prozent der lateinamerikanischen Exporte in die USA", sagt Albrecht von Gleich, Lateinamerikaexperte am Hamburgischen Welt-Wirtschafts-Archiv. Viele Schwellenländer verwandelten sich in den neunziger Jahren in verlängerte Werkbänke amerikanischer Konzerne. Malaysia etwa erwirtschaftete im vergangenen Jahr ein Viertel seines Bruttoinlandsprodukts mit Exporten in die Vereinigten Staaten.

      Der Welthandel hat in den Neunzigern mehr als doppelt so stark zugenommen wie das Weltsozialprodukt. Kaum ein US-Konzern, der heute keine Niederlassung in Europa oder Asien unterhält. Kaum ein großes europäisches Unternehmen, das nicht in Amerika vertreten ist. Geht es der Tochter schlecht, leidet die Mutter, erkrankt die Wirtschaft im einen Land, infiziert sich schnell auch das andere - und die Infektion dort verzögert die Genesung hier. Jeder Prozentpunkt weniger Wachstum in Amerika führt zu 0,5 Punkten Wachstumsverlust im Euro-Raum, schätzt das Institut für Weltwirtschaft in Kiel. Die Globalisierung hat manchem Land großen Wohlstand gebracht. Aber: "Niemand sollte glauben, die zunehmende wirtschaftliche Vernetzung sei ein Weg zu mehr makroökonomischer Stabilität", sagt der Ökonom Bradford DeLong von der amerikanischen Berkeley-Universität.

      Eine durch irrationalen Überschwang ausgelöste Krise, ihre schlagartige Verbreitung über die zu ungeahnter Größe angeschwollenen internationalen Finanz- und Handelsströme - das hört sich neu an, ist aber nur Altbekanntes. Denn was die Welt in diesen Tagen erlebt, erinnert in vielem an Ereignisse vor rund hundert Jahren, an das, was Wirtschaftshistoriker die "erste Ära der Globalisierung" nennen.

      Auch damals flossen Güter und Kapital fast ungehindert um die Welt, glaubten Ökonomen an die Reichtum schaffende Wirkung von freien Handels- und Finanzmärkten. Gleichzeitig begeisterten neue Erfindungen die Wirtschaft. Bis 1925 entstanden in den USA rund 2000 Automobilfirmen. Telefon und Telegraf sorgten für eine ungekannt schnelle Verbreitung von Informationen. Dann platzte die Blase. Die Börse stürzte, die Wirtschaft schrumpfte, Millionen Menschen verloren ihren Arbeitsplatz. Und plötzlich etablierte sich ein neuer Zeitgeist. "Plötzlich galt alles, was sich über nationale Grenzen hinwegbewegt, ob Kapital, Güter oder Menschen, als etwas, das gestoppt oder zumindest kontrolliert gehört", so der Wirtschaftshistoriker Harold James, Professor an der Princeton-Universität und Autor des kürzlich erschienenen Buches The End of Globalization.

      Er wolle nicht behaupten, dass sich der jetzige Abschwung zu einer Depression wie in den zwanziger Jahren auswachse, sagt James. Aber was sich auf erstaunliche Weise gleiche, sei die Art, wie die Welt auf die Globalisierung reagiere.

      Als vor zwei Jahren 40 000 junge Menschen in Seattle protestierten, galten diese Kritiker der Globalisierung den meisten Politikern als verblendete Spinner. Jetzt trifft sich IWF-Präsident Köhler mit ihnen in Berlin. Selbst Regierungschefs beginnen nachzudenken - etwa über die Tobin-Steuer. "Wir können uns vor Gesprächsanfragen kaum retten", sagt Peter Wahl vom Verband Weltwirtschaft, Ökologie und Entwicklung (WEED), der sich seit längerem für eine Tobin-Steuer ausspricht. Eine solche Abgabe auf Devisengeschäfte soll Spekulanten abschrecken und die Währungen stabilisieren. Noch halten es die meisten Wirtschaftswissenschaftler mit MIT-Ökonom Dornbusch, der sagt: "Eine Tobin-Tax kann eine hoch über- oder unterbewertete Währung nicht retten." Aber seit der Asienkrise steigt die Zahl der Experten, die meinen, die Weltfinanzmärkte müssten reguliert werden.

      Neue Regeln, neue Regularien? Der Weltwirtschaftscrash von 1929 brachte nicht nur ein Korsett für die Finanzmärkte, sondern auch Hürden für den Handel. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg wurden sie in kleinen Schritten wieder abgebaut. Anfang November sollte nun eigentlich ein großer Schritt folgen: Auf ihrer Konferenz in Doha (Qatar) will die WTO eine neue Runde globaler Handelsgespräche beginnen - sozusagen ein weiterer Höhepunkt in der zweiten Ära der Globalisierung.

      Neuer Protektionismus?

      Wenn es dazu kommt. Im Moment läuft die WTO Gefahr, dass nach der Tagung von Seattle 1999 auch die von Doha platzt. Zwar sind in dem für Demonstrationsfreiheit nicht gerade bekannten Scheichtum Qatar am Persischen Golf kaum Krawalle zu erwarten. Aber schon Seattle scheiterte weniger an heftigen Protesten als daran, dass sich die Delegierten der WTO-Mitglieder nicht einigen konnten. Gut 60 Tage vor dem Beginn der Konferenz im Sheraton-Hotel von Doha ist die Situation ähnlich: Viele Konflikte sind ungelöst.

      Die Entwicklungsländer argumentieren, vor neuen Verhandlungen müssten die Beschlüsse der 1994 in Uruguay beendeten Handelsrunde umgesetzt werden. Damals hatte sich der Süden bereit erklärt, seine Märkte für Produkte aus dem Norden zu öffnen - dafür versprach der Norden, Importschranken für Textilien und Agrarprodukte abzubauen. Davon sei wenig zu spüren, sagt zum Beispiel Indien. Streit zwischen den Entwicklungsländern, den USA und Europa gibt es auch wegen der Forderung der Europäer, über Umweltschutz oder Wettbewerbspolitik zu reden. Zwar wüssten alle Beteiligten, was auf dem Spiel steht, sagt EU-Handelskommissar Pascal Lamy (siehe Interview Seite 20). Dass man sich einigt, will aber auch er nicht garantieren.

      Ein Scheitern hätte gravierende Folgen. "Dann erlebt der Regionalismus eine neue Blüte", sagt Rolf Langhammer vom Kieler Institut für Weltwirtschaft. Und nicht nur das. "Es würde auch zeigen, dass die Industrienationen trotz schlechter Konjunktur nicht in der Lage sind, an einem Strang zu ziehen", so Goldman-Sachs-Vize Robert Hormats, der befürchtet, dass die Weltwirtschaft dann noch tiefer in die Krise stürzt. Die Angst vor dem befreiten Markt würde wachsen, der Ruf nach Regulierungen lauter werden, und die Globalisierung, dieser scheinbar unaufhaltsame Prozess, er könnte ins Stocken geraten.

      Anders gesagt, die Geschichte könnte sich wiederholen.

      Mitarbeit: Marc Brost, Thomas Fischermann





      (c) DIE ZEIT 37/2001
      Avatar
      schrieb am 06.09.01 17:15:58
      Beitrag Nr. 78 ()
      06.09.2001
      US-Börsen Ausverkauf
      Hornblower Fischer

      Zu einem Ausverkauf kam es gestern bei amerikanischen High-Tech Aktien, so die Analysten von Hornblower Fischer.

      Gerüchte um die vollständige Liquidation eines großen Techfonds (Volumen: rund 500 Mio. Dollar) hätten sich durch die hohen Block-Umsätze und starken Verluste bei einigen bekannten Technologienamen verdichten lassen. So hätten beispielsweise Amazon ohne neue Nachrichten zeitweilig um mehr als 20% nachgegeben. Mit 21 Mio. gehandelten Aktien sei der durchschnittliche Tagesumsatz um das vierfache übertroffen worden.

      Zu den Aktien wo es zu ähnlichen Bewegungen gekommen sei, hätten auch die Tagesverlierer Yahoo oder Veritas Software gezählt. Bedingt durch die starken Verluste dieser Werte habe der Internet Index ISDEX auf neuem Rekordtief geschlossen. Bei den künstlich unter Druck geratenen Aktien könnten sich nach der jetzt erfolgten Liquidation kurzfristige Trading-Chancen ergeben. Das der Markt nach einem Tagestief zum Schluss wieder zurückgekommen sei, könnte eine (zumindest kurzfristige) Trendwende am Markt eingeläutet werden.

      Einigen Faktoren (Große Techfusion HP-CPQ, überraschend starker NAPM und die heutige Liquidation des Techfonds, Stimmung im Keller) könnten diese These unterstützen, zumal auch die technischen Indikatoren eine klar überverkaufte Situation signalisieren würden. Mit Spannung warte der Markt nun auf den heute nachbörslich anstehenden Intel-Conference Call zur Quartalsentwicklung.

      Quelle: www.aktiencheck.de
      Avatar
      schrieb am 06.09.01 17:17:16
      Beitrag Nr. 79 ()
      Ich will ja nicht als Prediger erscheinen, aber ich werde jetzt mal meine persönliche Meinung zu momentanen Entwicklung der anscheinend nicht enden wollenden Baisse geben:

      Ich würde momentan keine Nachkäufe oder Neupositionen eingehen. Wir befinden uns nach wie vor in der Situation, daß bedingt durch psychologische Einflüsse, die sich wiederum aus der schlechten konjunkturellen Situation und Nachrichtenlage ergeben, die Märkte in einer Phase der Verkettung negativer Umstände nach unten übertreiben. Dadurch werden nach und nach durch die sog. "Selffullfilling Prophecy", die sich selbst erfüllende Prophezeiung, auch die negativsten Kursziele und im schlechtesten Falle auch noch niedrigere Kurse wahrscheinlich.

      Ich halte es momentan mit "Jim Rogers", der sagte: "Ich warte nur einfach, bis irgendwo Geld in der Ecke liegt und ich nur hinüber gehen muß, um es aufzuheben. Vorher mache ich nichts."
      "Warten Sie bis die Verzweiflung am größten ist und dann noch eine Weile."

      Gruß F 50!

      P.S. Selbst die Hartgesottenen werden irgendwann weich!
      Avatar
      schrieb am 06.09.01 17:30:34
      Beitrag Nr. 80 ()
      Danke F 50.

      Guter Beitrag.

      Würdest Du denn dem, der zu früh eingestiegen ist, jetzt
      noch empfehlen, wieder zu verkaufen, um später günstiger wieder einzusteigen?

      Gruß

      N.
      Avatar
      schrieb am 06.09.01 17:49:30
      Beitrag Nr. 81 ()
      @NOBODY

      Das ist die Gretchenfrage schlechthin. Es kommt darauf an, wann Du eingestiegen bist und wieviel Prozent Verlust Du aktuell hast und wie dein Anlagehorizont ist.

      Grundsätzlich kann das nur jeder für sich festmachen, weil keiner weiß, wann ein Trendwechsel ansteht.

      Wer mit Verlust verkauft, hat auch den Verlust realisiert. Dreht der Markt läufst Du wieder den Kursen hinterher, wobei das eigentlich weniger dramatisch ist, da es langsamer steigt als fällt.

      Man kann im Grunde momentan kaum etwas richtig machen.

      Aber ich kann nur jedem raten, für sich persönlich eine Strategie zu finden und möchte ausdrücklich darauf hinweisen an dieser Stelle alle Empfehlungen mit großer Vorsicht zu bewerten und selbst seine eigene Entscheidung mit Bedacht zu treffen.

      Ich habe mir zu einem gewissen Anteil ein paar Put-OS auf den DOW gekauft um das Risiko etwas herauszunehmen.

      Gruß F 50!
      Avatar
      schrieb am 06.09.01 17:51:46
      Beitrag Nr. 82 ()
      Das kommt ja wohl darauf an, um welche Werte es sich handelt. Es gibt Werte, die hatten im letzten Dezember ihre tiefsten Kurse. Danach haben die sich kontinuierlisch nach oben entwickelt. Durch die allgemeine Entwicklung haben auch diese Werte in den letzten Wochen kräftig korrigiert. Aber sie haben noch einen ordentlichen Puffer zum ATL (corel und apple z.B.) Diese Werte würde ich nicht verkaufen. Mir ist eher Bange um Werte, die dem Salamicrash bisher ziemlich getrotzt haben. Ob die nun Gewinne schreiben oder nicht, ich bin der Überzeugung, dass diese Werte noch ein ordentliches Korrekturpotential haben (SAP z.B. und viele sogenannte Fluchtitel aus der ersten Phase ses Salamicrashs). Will sagen, wenn auch Nasdaq und Nemax noch nach unten marschieren, größere Gefahr droht im Moment dem Dow und Dax. Solange die Shortseller noch Werte finden die sie shorten können gibt`s keine Ruhe.

      Ps: Ohne Gewähr!
      Avatar
      schrieb am 06.09.01 20:01:58
      Beitrag Nr. 83 ()
      N E U E R M A R K T

      Die Hoffnung stirbt zuletzt




      Es gibt größere Optimisten als Ron Sommer: Die DG Bank sieht eine Herbstrallye.

      Frankfurt - Nach den massiven Kursverlusten am Neuen Markt ist nach Einschätzung der DG Bank im Herbst eine deutliche Kurserholung zu erwarten. "Sowohl aus technischer als auch aus fundamentaler Sicht werden wir bis weit in den Herbst hinein eine Rally-Phase haben", sagte Michael Riesner, Technischer Analyst bei der DG Bank, am Donnerstag der Nachrichtenagentur Reuters.
      "Potenzial von 50 Prozent"

      Auf kurze Sicht erwarten Experten einen Anstieg des Auswahlindex Nemax50, einige sogar auf bis zu 1500 Punkte. Uneinig zeigten sie sich über die langfristige Entwicklung des Wachstumssegments. Sowohl der alle Werte des Segments umfassende Nemax-All-Share-Index wie auch der Auswahlindex Nemax50 fielen am Donnerstag auf neue Allzeittiefs. Auch der All Share Index droht die 1000-Punkte-Marke zu durchschlagen.

      Riesner erwartet bis Mitte Oktober eine Wende am Neuen Markt. Die aktuelle Situation sei im umgekehrten Sinne vergleichbar mit der Boom-Phase im März 2000. "Jetzt wird überall vom Niedergang des Neuen Marktes gesprochen, aber in rund vier Wochen werden wir uns erholt haben", sagte der DG-Bank-Analyst. Beim Nemax50 sieht er Aufwärtspotenzial bis auf 1450 Punkte.

      Auch Invesco optimistisch

      Auch Michael Fraikin, Fondsmanager bei Invesco Asset Management, geht von einer baldigen Erholung des Neuen Marktes aus. "Die gesamtwirtschaftlichen Grundbedingungen für eine Erholung der Märkte sind gegeben. Der US-Einkaufsmanager-Index zum Beispiel ist gut, das müssen die Aktienmärkte nur noch nachzeichnen", sagte der Fondsmanager. Zudem seien die meisten Aktien massiv unterbewertet.

      "Im November und Dezember wird der Neue Markt eine Rally sehen, bei der vor allem die Blue Chips starke Zuwächse verzeichnen werden", sagte Fraikin. "Bis zum Jahresende ist es gut möglich, dass wir wieder 1500 Punkte sehen." Viele der unterbewerteten Firmen seien attraktive Anlageobjekte für die Investoren.

      Quelle: manager-magazin.de
      06.09.01
      Avatar
      schrieb am 07.09.01 00:22:47
      Beitrag Nr. 84 ()
      Die Optimisten sind schuld an der Baisse

      Sebastian Wolff

      Am 7. März 2000 erreichte der Deutsche Aktienindex (Dax) mit 8 065 Punkten seinen bisherigen Höchststand. Genau 18 Monate später hat das wichtigste deutsche Börsenbarometer nun wieder die Marke von 5 000 Punkten nach unten durchschritten - ein Minus von fast 40 Prozent. Damit haben die Anleger allein mit den 30 bedeutendsten deutschen Aktiengesellschaften die beeindruckende Summe von rund 900 Milliarden Mark verloren. Und doch ist der große Börsenkrach ausgeblieben: Der Kursverfall hat sich im Wesentlichen unspektakulär, also scheibchenweise vollzogen. Für dieses Phänomen hat sich die Bezeichnung Salami-Crash eingebürgert.
      Dabei hatten viele Investoren, so makaber es klingt, die ganze Zeit über sehnsüchtig auf einen richtigen Absturz gehofft. So wie im Oktober 1987, als die Kurse an einem einzigen Tag in Deutschland um zehn Prozent einbrachen, in den USA sogar um 23 Prozent. Von einem solchen reinigenden Gewitter versprachen und versprechen sich die Anleger immer noch das Signal für eine schnelle Trendwende. Denn tatsächlich hatte es 1987 nur wenige Wochen gedauert, bis die Kurse wieder deutlich nach oben gingen. Schon zum Jahreswechsel 1987/1988 war der Crash vergessen.

      So ergibt sich heute die paradoxe Situation, dass trotz 40 Prozent Abschlag beim Dax und sogar 90 Prozent Minus am Neuen Markt viele immer noch beklagen, es sei noch zu viel Optimismus unter den Akteuren vorhanden: Erst wenn der letzte Optimist umschwenke und seine Bestände panikartig verkaufe, so das Argument, sei endgültig der Boden gefunden, von dem aus es wieder aufwärts gehen könne.

      Doch gerade weil immer mehr Anleger diese Prognose inzwischen kennen, wird es immer unwahrscheinlicher, dass sie auch eintritt. Denn gerade weil die meisten von ihnen hohe Verluste angehäuft haben, will keiner riskieren, den Zeitpunkt zu verpassen, wenn die Trendwende nach oben einsetzt. Deshalb halten sich die Verluste an jedem einzelnen Handelstag auch immer in Grenzen, denn bei jedem neuen Tief finden sich noch immer Mutige, die dieses als Einstiegschance betrachten - bis sie von den Ereignissen der folgenden Tage eines Besseren belehrt werden.

      Quelle: Berliner Zeitung
      06-09.01
      Avatar
      schrieb am 07.09.01 10:47:11
      Beitrag Nr. 85 ()
      Händler: Gerüchte um Zwangsliquidationen von Fondspositionen
      Frankfurt (vwd) - Gerüchte um Zwangsliquidationen von Investmentfondsanteilen kursieren am Markt. In ganz Europa halte der Verkaufsdruck von institutioneller Seite unvermindert an, sagten Händler zu vwd. Hier würden große Schieflagen "zwangsbereinigt". +++ Herbert Rude


      vwd/7.9.2001/hru/gos/sap
      Avatar
      schrieb am 07.09.01 13:48:49
      Beitrag Nr. 86 ()
      Hallo Viva2,

      Schau bitte mal in Deine Mail-Box.

      Gruß

      N.
      Avatar
      schrieb am 07.09.01 20:15:40
      Beitrag Nr. 87 ()
      Aktien-Pessimisten haben Konjunktur

      Von Wolfgang Köhler

      Die Börse zeigt es den Anlegern: Es geht noch tiefer, der Pessimismus scheint keine Grenzen zu kennen.

      Inzwischen melden sich sogar Auguren zu Wort, die nach den vielen guten Jahren am Aktienmarkt die biblischen sieben mageren Jahre heraufbeschwören. Sie erinnern daran, dass es nach dem Börsenkrach von 1929 Jahrzehnte dauerte, ehe die Aktienkurse wieder das Vor-Crash-Niveau erreichten.

      Wer sich von solchen Betrachtungen beeindrucken lässt, der sollte sich vielleicht auch einmal an einigen Gegenargumenten versuchen. Vergleichbar mit dem Crash von 1929 ist allenfalls die Entwicklung am Neuen Markt mit einem Kursrückgang von über 80%. Im schlimmsten Falle könnte dieser Kurseinbruch das Ende der digitalen Revolution signalisieren.

      Doch wer von heute aus in die Zukunft blickt, schaut nicht vom Kursgipfel an der Börse herab, sondern von einem Tiefpunkt. Sollte der Nemax-50-Index erst in 20 Jahren wieder die 9500-Punkte-Schwelle überschreiten, so würde dies von heute aus immer noch eine jährliche Kurssteigerung von mehr als 10% bedeuten.

      In einem solchen Szenario machen sich Neuengagements demnach hochbezahlt. Der zweite wichtige Punkt ist, dass derzeit nichts in der Wirtschaft der verheerenden Situation der 30er Jahre gleicht: keine Bankenzusammenbrüche, keine konjunkturschädliche Notenbankpolitik.

      Aktuelle Krisensituationen (Argentinien, Japan) sind beherrschbar. Der dritte Punkt: In vielen westlichen Industrienationen, in denen der finanzielle Reichtum konzentriert ist, beginnt gerade erst das private Sparen für die Altersvorsorge. Und ein großer Teil davon wird an die Börsen fließen.

      Allein in Europa wird bis 2010 mehr als eine Verdoppelung des in Aktien, Beteiligungen und Investmentfonds investierten Geldvermögens erwartet.

      Dabei werden die privaten Anleger kritisch auf die Rendite achten und damit den Wettbewerb zwischen den Institutionen, von denen sie ihr Geld verwalten lassen (Pensions- und Investmentfonds, Versicherungen, Banken), wach halten.

      Zwar wird zuweilen kritisiert, dass die Wirtschaft in zunehmendem Maße den Sharholder-Value-Gedanken überbewertet; dabei wird jedoch gern verschwiegen, dass diese Haltung gerade von denjenigen Institutionen (Pensionsfonds, Investmentfonds, Versicherungen) besonders konsequent gefordert wird, die das Vorsorgekapital von privaten Anlegern verwalten - und zwar in deren Interesse.

      Wenn künftig noch mehr privates Kapital an den Börsen investiert wird, dürfte der Druck auf die Unternehmen, ihre Rendite weiter zu steigern, kaum nachlassen.

      Insofern ist in der Zukunft eher mit höheren Unternehmensrenditen als in der Vergangenheit zu rechnen. So gesehen sind die mittel- und langfristigen Aussichten der Aktienanlage, vom heutigen Kursniveau aus betrachtet, keinesfalls schlecht. Nur muss jetzt auch die Weltwirtschaft wieder den Dreh zu mehr Wachstum finden.

      Quelle: WAZ online
      07.09.01
      Avatar
      schrieb am 10.09.01 11:49:57
      Beitrag Nr. 88 ()
      09.09.2001





      Kommt die Jahresend-Rally?




      Düstere Aussichten - Experten erwarten eine Erholung der Märkte nicht vor dem kommenden Jahr.


      Frankfurt - Mit einer nachhaltigen Erholung an den deutschen Aktienmärkten rechnen Börsenexperten frühestens im kommenden Jahr. "Die Sorge, die ich persönlich habe ist, dass wir keine Jahresend-Rally bekommen", sagt Florian Weber, Chefhändler beim Börsenmakler Schnigge in Düsseldorf. "Im Januar oder Februar werden wir dann vielleicht den Turn-around geschafft haben und auch die Chance, längerfristig nach oben zu gehen."
      Andere Aktienstrategen zeigen sich skeptisch, dass es schon so früh zu einer Erholung kommt. Die Experten sind sich aber einig, dass eine wesentlich bessere Ertragslage der Unternehmen Voraussetzung eines besseren Szenarios am Markt ist.

      220 Milliarden Euro verbraucht

      Seit März 2000 - als der Deutsche Aktienindex (Dax) bei mehr als 8136 Punkten sein Allzeithoch markierte - ist das wichtigste deutsche Kursbarometer um mehr als ein Drittel gefallen. Allein in den ersten acht Monaten dieses Jahres fiel der Dax um rund 25 Prozent, was einer Aufzehrung der Börsenwerte der 30 in dem Index gelisteten Firmen von rund 220 Milliarden Euro entspricht. Insbesondere in den vergangenen Wochen gab der Markt nach anhaltend negativen Firmennachrichten immer weiter nach. In den vergangenen Tagen beschleunigte der Dax seine Talfahrt, die ihn erstmals seit August 1999 unter 5000 Punkte abstürzen ließ.

      Intel zieht den Karren nicht aus dem Dreck

      Für eine Belebung der Märkte muss sich nach Ansicht von Börsianern allerdings erst die Ertragslage der Firmen deutlich verbessern. Eine bloße Bestätigung früherer Prognosen - wie jüngst beim weltgrößten Chiphersteller Intel - liefere keine nachhaltig positiven Impulse für die Börsen mehr, heißt es. "Intel kann jetzt den Karren auch nicht aus dem Dreck ziehen", sagt ein Aktienstratege. Der US-Konzern erwartet nach eigenen Angaben ein Quartalsergebnis am unteren Ende der Prognosen. "Die Gewinnseite ist die große Frage, und da reicht es nicht, dass Intel den Ausblick bestätigt", sagt der Experte.

      Über die voraussichtliche weitere Geschäftsentwicklung marktbewegender Konzerne und Industrien wie der Technologiebranche zeigen sich Analysten und Marktexperten allerdings uneinig. "Die schlechten Unternehmensnachrichten haben wir meiner Meinung nach weitestgehend gesehen", sagt Eicke Reneerkens, Fondsmanager bei Union Investment. "Ich glaube, dass wir im vierten Quartal vielleicht wieder anziehen, vielleicht auch im ersten Quartal 2002, viel später aber nicht."

      Düsteres Marktklima

      Nach Einschätzung eines anderen Aktienstrategen, der namentlich nicht genant werden will, ist eine Erholung der Ertragslage in der ersten Hälfte 2002 derzeit nicht zu erkennen. Firmen wie Alcatel, Hewlett-Packard und Motorola äußerten sich nun auch recht pessimistisch über den Geschäftsverlauf im Jahr 2002. "Der Ausblick bleibt weiterhin fatal", fügt der Aktienstratege hinzu.

      Das anhaltend düstere Marktklima hat nach Einschätzung der Experten den Optimismus vieler Investoren aber noch nicht gänzlich verdrängt. "Die Leute halten an ihren Positionen fest, obwohl sie sehen, dass das makroökonomische Umfeld für Chip- und Handyhersteller schlecht ist", merkt der Aktienstratege an. Anleger gingen davon aus, dass die Wachstumsraten der Vergangenheit zum Teil im kommenden Jahr aufgeholt würden.

      Erst am Donnerstag hatte der weltweit zweitgrößte Handyhersteller Motorola seine Umsatzerwartungen zurückgeschraubt. Auch Fondsmanager Reneerkens meint: "Derzeit ist noch zu viel Optimismus im Markt." Er halte es für möglich, dass der Dax noch bis auf 4400 bis 4300 Punkten falle. "Die Unternehmen sind an der Börse noch zu teuer bewertet. Sonst würden die Aktien nicht fallen."

      Anzeichen für Bodenbildung

      Allerdings könne man erste Anzeichen einer Bodenbildung der US-Konjunktur erkennen, womit eine der Grundvoraussetzungen für die Verbesserung der Gewinnsituation bei Firmen gewährleistet sei, sagen die Experten. "Von der makroökonomischen Seite her gesehen sieht das alles gar nicht so schlecht aus", sagt der Aktienstratege weiter und verweist auf die jüngst veröffentlichten Konjunkturdaten.

      Ähnlich sieht es Aktienhändler Weber: "Vier Mal in Folge hat es in USA in der vergangenen Zeit bessere makroökonomische Daten gegeben. Das lässt aus der Historie darauf schließen, dass es einen Dreh in der Konjunktur geben wird." Bevor man aber mit besseren Zeiten rechnen könne, müssten die Marktteilnehmer erst nochmal Nervenstärke beweisen. "Jetzt fängt erstmal die Ertragswarnungssaison an", sagte Weber.

      Quelle: manager-magazin.de
      Avatar
      schrieb am 10.09.01 12:14:44
      Beitrag Nr. 89 ()
      @Nobody

      Hi, danke für Dein Mail, habe Dir geantwortet. :)
      Avatar
      schrieb am 10.09.01 12:14:58
      Beitrag Nr. 90 ()
      Hans Bernecker: Ohne Crash geht es nicht
      Mails/Nachrichten vom 10.09.2001, Bernecker & Cie.

      --------------------------------------------------------------------------------
      Guten Morgen, meine Damen und Herren,
      heute morgen fällt mir ???`Fair Lady`??? ein. Warum? `Die Sprache macht den
      Menschen, die Herkunft macht es nicht`. Wenn Sie die Presse über das
      Wochenende mit Ruhe gelesen haben, haben Sie den Eindruck, daß die Welt
      untergeht, die große Rezession bevorsteht, alles natürlich von einigen
      Präsidenten oder Premiers abhängt, und die Wortwahl ist derart dramatisch,
      daß ich keinen Vergleich in der Vergangenheit finde. Weder in der Kuba-Krise
      1961, in der ersten Ölkrise 1974 und zuvor natürlich in den verschiedenen
      Berlin-Krisen etc. etc. Damit wird ein Klima aufgebaut, das in keinem
      Verhältnis zur tatsächlichen Lage steht. Am meisten erstaunt bin ich
      darüber, wie wenig differenziert die an sich seriöse Presse sich dieser
      Themen annimmt. Nach einem Freitag wie dem letzten ist einiges richtig zu
      stellen:

      Die erneute Schwäche des Dow Jones hat auch mich überrascht. Sie basiert auf
      einer Art Umkehreffekt zum Nasdaq, der nur 1 % verlor. Ursache ist eine
      Aktie, die mir etwas auf dem Magen liegt, nämlich General Electric. Schon
      unmittelbar nach Ankündigung seines Rücktritts habe ich gesagt: `ex Welch
      ist GE nicht mehr GE`. Ferner erscheint mir die undifferenzierte negative
      Bewertung der Fusion HP/Compaq wie ein Menetekel. Ich habe 20 Artikel dazu
      gelesen und in keinem einzigen eine betriebswirtschaftlich sinnvolle
      Begründung gefunden. 95 % Polemik. Konkret:

      Ohne einen Crash kommen wir aus dieser Marktlage nicht raus. Nun muß es
      nicht gleich ein 1.000-Punkte-Crash werden, aber aus dieser Lage heraus ist
      ein breiter Boden nicht möglich, also eine `Spitze` nach unten, und dazu
      gehört ein saftiger Durchrutscher mit hohen Umsätzen und entsprechender
      Begleitmusik. Was ich dazu aus der Sicht der Hedge Funds in London erfahren
      habe, bestätigt mich in dieser Ansicht. Die Wahrscheinlichkeit eines solchen
      Herganges taxiere ich auf 90:10.

      Konsequenz für Sie: Es mag sein, daß am Freitag bei 1,435 Mrd Stück Umsatz
      dies schon ein Teil davon war. Um so besser. Am schwierigsten ist auch, daß
      einige andere große Titel neben GE in eine technische Schieflage geraten
      sind. Vom Gewicht her macht mir weiterhin Microsoft die größte Sorge. Ich
      hatte das schon mehrfach erwähnt, nachdem der Ausbruch über 70 $ nicht
      gelungen war, was ich als indikativ bezeichnet hatte.

      Heftig umstritten ist mein Rückzug aus Japan. Natürlich kann man daran alle
      möglichen Kombinationen knüpfen und letztlich wird Japan es irgendwie
      `hinkriegen`. Nur: Im Moment halte ich es für nicht mehr akzeptabel, Geld in
      Tokio zu binden. Sie werden es in Kürze wo- anders nötiger und sicherer
      einsetzen können.

      In Deutschland geht das Tohuwabohu um die Verkäufe von Dt. Telekom in die
      nächste Runde. Nach meinen Informationen bereiten zwei weitere `Neuaktionäre
      ` die Plazierung vor. Ungewöhnlich kreativ betätigen sich dabei die
      Rechtsberater, die eine Umgehung der Sperrfristen suchen und natürlich auch
      finden. Motto: `Wo kein Kläger ist, ist auch kein Richter`.

      Für so manchen Neubörsianer ist es schwierig, eine solch kritische Lage zu
      überstehen. Unter den eingangs erwähnten Umständen ist die Panik
      verständlich. Altbörsianer kennen das Thema: In kritischen Lagen wie der
      jetzigen, in der der Markt fundamentale Fakten nicht mehr wahrnimmt oder
      völlig falsch beurteilt, ist es in der Regel richtiger, das Ganze
      `auszusitzen` als hektisch zu verkaufen. Das gilt natürlich nur für die
      fundamental einwandfreien Titel. Nicht müde werde ich aber darauf
      hinzuweisen:

      Aktien, die einwandfrei überbewertet sind, bleiben gefährlich. Ich erwähne
      ausdrücklich keine Namen, aber alle sind in der AB genannt worden. Bevor
      nicht alle diese Titel auf dem Boden der Tatsachen gelandet sind, hat der
      Markt kein Gleichgewicht. Daß angesichts der allgemeinen Labilität der eine
      oder andere Blue Chip quasi mitgenommen wird, ist leider auch eine Tatsache.
      Dabei fällt mir ein besonders interessantes Ereignis ein: 1974 (erste
      Ölkrise) wollte niemand mehr VW kaufen. Die Aktie kostete damals 50 DM für
      nominal 50 DM. VW galt als pleite. Ich habe sie damals wohlbegründet
      empfohlen. In vier Jahren wurden daraus 350 DM.

      Das Ganze klingt wie eine Einleitung für eine schwierige Woche, was es auch
      ist. Doch was Sie daraus machen und wie Sie unverändert auch richtig fahren,
      lesen Sie in der nächsten AB. Nachdenken ist wichtiger als schnelles
      Handeln. Ich wünsche Ihnen damit einen guten Wochenstart.

      Herzlichst Ihr

      Hans A. Bernecker
      Avatar
      schrieb am 10.09.01 12:34:29
      Beitrag Nr. 91 ()
      Tja, hört sich nach einer Bestätigung meiner Worte an!!!

      Schaun mer ma.

      Wer weiß, ob die von mir angedeuteten Ereignisse wirklich eintreffen.

      Ich bin gespannt.

      Heute sieht es ja danach aus.

      Schöne Grüsse
      und eine erfolgreiche Woch euch allen
      AHCB
      Avatar
      schrieb am 10.09.01 22:04:02
      Beitrag Nr. 92 ()
      Hallo AHCBecker,

      Wenn Du Dich in der Rolle des Spökenkiekers wohl fühlst, ist es ja gut.

      Vom heutigen intra-day-reversal könnte man auch ableiten, daß die Bodenbildung unmittelbar bevorsteht.

      Dafür spricht, daß in den letzten Tagen Institutionelle
      auf der Verkäuferseite waren und auch Spitzenwerte auf den Markt geworfen wurden.

      Es hängt natürlich viel davon ab, daß die Gewinnwarnungs-Saison keine neuen Horror-Meldungen mit sich bringt.

      Gruß

      N.
      Avatar
      schrieb am 11.09.01 09:29:50
      Beitrag Nr. 93 ()
      Schaum mer ma!!!

      aber sag, was is Spökenkieker?

      da fällt mir zwar viel dazu ein, aber nichts genaues.
      Avatar
      schrieb am 11.09.01 09:54:14
      Beitrag Nr. 94 ()
      Im Lexikon steht:

      (niederdeutsch) Hellseher, Geisterseher.

      In Norddeutschland nennt man Leute, die Unheil voraussehen
      können, Spökenkieker.
      Avatar
      schrieb am 11.09.01 10:02:40
      Beitrag Nr. 95 ()
      Hans Bernecker: Schwachstellen Im Dow Jones
      Mails/Nachrichten vom 11.09.2001, Bernecker & Cie.

      --------------------------------------------------------------------------------
      Ticker vom 11.09.01
      Guten Morgen, meine Damen und Herren,

      der Verlauf des gestrigen Tages weckte Hoffnungen, aber nur sehr kleine. Die Markttechnik an allen Börsen hat sich jedenfalls nicht verbessert. Die Kardinalfrage lautet:

      Nach einem solchen Verlauf wie in den letzten Wochen ist entweder ein sehr sehr breiter Boden notwendig oder eine dramatische Spitze nach unten, also eine Art Crash oder Ausverkauf. Eine andere Lösung bietet sich nicht an.
      Natürlich ist dies eine Erfahrung und kein Naturgesetz. Doch ich kann mich an einen anderen Verlauf nicht erinnern. Die Aktivitäten der Hedge Funds deuten auf die zweite Variante hin.

      Der Verlauf eines solchen Ausverkaufes ist nicht exakt vorauszusagen. Wer ihn auslöst, ist unwesentlich. Wie weit der Absturz geht, ist ebenfalls nicht sehr relevant. In der jetzigen Situation mögen es noch 10 % im Index sein, mehr ist es nicht. Dazu gehört natürlich Panikstimmung. Genau dies ist dann der Kaufzeitpunkt. Ich meine, Sie sollten sich darauf konzentrieren.

      Der einzige Index, der dies nicht vertragen würde, ist der Dow Jones. Ich halte die Markttechnik von gestern Abend vor mir in den Händen. Eine Spitze nach unten unter 9.500 ist möglich. Sie ergibt sich aber nur aus dem MACD und weniger aus dem Stochastik. Das ist natürlich eine dünne Argumentation, wie ich sehr wohl weiß. Die verschlechterte Relation der beiden bekannten Indikatoren auf 1:1,9 bzw. 1:3 wäre ein Indiz dafür. Also: Einen Unfall im Dow Jones würde ich akzeptieren, aber nicht länger als drei Tage. Die
      Schwachstellen nenne ich Ihnen in der nächsten AB. Schauen Sie auf die Aktien Microsoft und General Electric, aber auch neuerdings auf IBM.

      Ob die Fusion HP/Compaq doch noch zurückgerufen wird, ist im Moment offen. Entsprechende Gerüchte machten gestern die Runde. Handlungsbedarf besteht noch nicht.

      Deutschland ächzt unter der Telekomkrise. Es ist schon beeindruckend, was für ein Rad hier gedreht wird. Seit nunmehr vier Wochen täglich mehr als 22 - 25 Mio Stück, die über den Ticker laufen. Ein solches Riesenrad hat es für eine deutsche Aktie noch nie gegeben. Ich überlasse es Ihrer Fantasie, sich auszumalen, wie eine Baisse-Spekulation dieses Umfanges sich am Ende auflöst. Man muß kein Prophet sein, um sich die folgende Wende vorzustellen.
      Bei SAP schlug gestern Morgan Stanley zu. Die Wette wird also immer spannender: Nach einer Umfrage von Bloomberg raten 30 Analysten noch zum Kauf, 11 zum Halten und 6 zum Verkauf. Meine Meinung kennen Sie. Andererseits höchst aufschlußreich: Hält der Boden bei DaimlerChrysler, die
      gestern mit 45,20 E. das bisherige Tief getestet hatten und bei VW, die das Gleiche absolvierten? Insgesamt aber:

      Der VDAX, also die Meßlatte für die Volatilität, erreichte gestern erstmals 33,88. Nur in den Crashzeiten 1997 und 1998, übrigens jeweils im September, lag sie mit knapp 50 jeweils höher. Ist das ein weiteres Indiz, siehe oben?

      Liquidität ist jetzt das Wichtigste. Setzen Sie sich hin und schauen Sie Ihr Depot durch. Was noch relativ hoch notiert und wo keine Verluste realisiert werden, stellen Sie zum Verkauf. Das gilt auch für die Mehrzahl der Fonds,
      auch wenn Sie hier 15 oder 20 % Kursverlust hinnehmen. Die freie Liquidität ist wichtiger, denn: Nichts ist schlimmer, als am Ende einer Baisse oder gar im Crash über keine Kaufliquidität zu verfügen. Womit klar ist: Ein Crash wäre das Schönste, was uns jetzt passieren könnte. Das ist eine klare Wegleitung und ich wünsche Ihnen dazu eine glückliche Hand. Ich bemühe mich darum.

      Herzlichst Ihr

      Hans A. Bernecker
      Avatar
      schrieb am 11.09.01 11:22:11
      Beitrag Nr. 96 ()
      ah ja, spökenkieker, o.k.

      ich weiß nicht, ob das was zur Sache tut, aber gewisse Dinge habe ich schon vorher in meinem Leben richtig erfasst.

      Aber deswegen bin ich glaube ich noch kein Hellseher.

      und das mit der börse jetzt versuche ich auch einfach nur zu erfassen.

      das tatsächlich hellseherische kommt bei mir zufällig (tatsächlich schon Dinge vorher gewusst, so dass ich bei gewissen Dingen in meinem ((hier gehts dann nur um persönliches)) Leben gerade in dem Moment zum Guten biegen konnte, wers nicht glaubt is selber schuld, gibts jedenfalls)

      aber etwas allgemeines wie die Börse, da kann man wohl kaum wirklich hellsehen, ausserdem kann man meist nicht den Zeitpunkt für etwas dabei bestimmen.

      2 Jahre vor dem Fall der Mauer hab ich Felsenfest behauptet, das diese irgendwann fallen wird.

      und es kann mir keiner weissmachen, da grossartig einen Gedanken dran verschwendet zu haben.

      ich sag mal, einer von zehn erfasst Dinge im Vorfeld richtig, die anderen schwimmen dann auf der Welle mit.

      ob ich hier heute richtig liege, will ich nicht bejahen, ich glaube es einfach, ob es dann auch so kommen wird, werden wir sehen.

      Gruss
      AHCB
      Avatar
      schrieb am 11.09.01 13:13:50
      Beitrag Nr. 97 ()
      Nachfolgend eine Kopie dieser Meldung, die im NEUEN Marktstudien Screen von BoerseGo veröffentlicht wurde.

      03.09. 04:30
      US Investmentfonds - schlimmer als 1974

      Die Angaben des folgenden Beitrags beruhen auf Daten des New Yorker "Fond Trackers" Lippers. Es handelt sich dabei um ein Marktforschungsinstitut, daß sich auf die professionelle Auswertung von Fonddaten spezialisiert hat.

      Im abgelaufenen August 2001 fiel der Wert der US Investmentfonds um etwa 5%. Damit liegt die schlechteste Performance bezogen auf die ersten 8 Monate eines Jahres seit 1974 vor. 1974 kam es im Zuge des arabischen Öl-Embargos zu scharfen Kurseinbrüchen. Durchschnittlich hat ein US Investmentfond in diesem Jahr bisher 13,9% verloren. Fonds mit Schwerpunkt Hightech verloren im Schnitt sogar 41,4%. Laut Lippers ein Wertverlust, wie es ihn bisher in einem vergleichbaren Zeitraum noch nicht gegeben hat. Die Lippers Datenbank erfaßt die Daten seit 1959.
      Unter den Fonds mit der schlechtesten Performance befindet sich der Berkshire Technology Fund mit einem 72%igen Wertverlust, ebenso der Merrill Lynch Focus Twenty Fund mit einem Verlust von 67%.
      Avatar
      schrieb am 11.09.01 13:33:03
      Beitrag Nr. 98 ()
      Kein Wunder, wenn die Fonds glauben, daß sie durch die Aktienleihe die Performance um 0,5 % aufpolieren können und die stark zunehmenden Hedge-Fonds leerverkaufen, was das Zeug hält.

      Hinzu kommen die Zocker, die ihren Job an den Nagel hängen
      und glauben, mit der Spekulation an den Börsen besser zu fahren. Genau das ist schon einmal schief gegangen.
      1929 läßt grüßen.
      Avatar
      schrieb am 13.09.01 20:31:30
      Beitrag Nr. 99 ()
      Dr. Bernd Niquet


      Terrorbaisse oder Terrorhausse?
      Am Dienstag, den 11. September, hat sich die Welt verändert, denn es ist etwas geschehen, was niemand vorher für möglich gehalten hat. Hat sich damit jedoch auch die Börsenlandschaft grundlegend verändert? Die Vereinigten Staaten von Amerika, die politisch und wirtschaftlich führende Weltmacht, sind von einem brutalen Terroranschlag in ihrem Innersten getroffen worden. Die Weltbörsen gingen sofort auf rasende Talfahrt, während die US-Börsen noch geschlossen sind.

      Dieser Artikel ist am Mittwoch Morgen unter dem Schock der Ereignisse geschrieben: Der Dax hat am Tag des Terrors teilweise deutlich über 500 Punkte verloren und erst bei 4.130 Punkten sein Tagestief gefunden. Derzeit pendelt der Index um ein Niveau von etwa 4.200 Punkte. Tokio hat am Morgen über 6 Prozent verloren und was in den USA selbst passieren wird, ist derzeit noch nicht absehbar.

      Wie wird nun die weitere Zukunft aussehen? Ich möchte an dieser Stelle eine gewagte Prognose machen: Der schreckliche Terror hat das Ende der Baisse eingeläutet! Es wird eine Phase der psychischen wie wirtschaftlichen Besinnung einsetzen, welche die USA wieder zu der Stärke führen wird, die sie in den letzten ein bis zwei Jahren tatsächlich zu verlieren schienen. Dieses Szenario würde sich zudem vollkommen in das bereits vorhandene Muster einpassen, nach welchem dieses große Land gerade dann, wenn es sich von außen bedroht sah, am stärksten war.

      Das alternative Szenario wäre hingegen ein nicht kittbarer Riss im amerikanischen Wirtschaftsmodell, verursacht beispielsweise durch eine generelle Verhaltensänderung der amerikanischen Konsumenten. Ich habe in der Vergangenheit sehr oft über dieses Thema geschrieben, über die enorme Verschuldung der US-Haushalte und über die Wechsel, die hier täglich auf eine sehr ungewisse Zukunft gezogen werden. Und ich habe über die Angst geschrieben, dass dieses Modell sich nicht bis zum jüngsten Tag aufrecht erhalten lässt.

      Doch der gegenwärtige Schock, unter dem derzeit die USA und mit ihnen die ganze Welt steht, hat prinzipiell nichts mit den amerikanischen Innenverhältnissen zu tun. Natürlich muss man jetzt fragen, wie so etwas überhaupt möglich sein konnte. Doch gleichzeitig kann man sicherlich relativ sicher sein, dass derartiges sich in Zukunft nicht wiederholen wird. Der Schock an den Weltbörsen hat deshalb auch gegenwärtig nichts mit dem amerikanischen Inneren zu tun, sondern es ist eine Reaktion auf die Bedrohung durch einen äußeren Feind.

      Diesen äußeren Feind kennt man zwar noch nicht, doch sobald dies der Fall sein wird, wird man ihm gnadenlos den Garaus machen. Die gegenwärtige Situation ist damit bei aller Tragik für die betroffenen Menschen aus meiner Sicht in keinster Weise mit der ungemein gravierenderen Situation des überwundenen kalten Krieges zu vergleichen. Amerika wird sich wehren - und dem Rest der Welt wird es dabei den Atem verschlagen, welche Stärke sich dabei zeigen wird.

      Unter dem Druck der Weltwirtschaftskrise hat der damalige Präsident Roosevelt den New Deal beschlossen. Der gegenwärtige Schock - in unserer Mediengesellschaft zeitgleich in jedes Wohnzimmer der Welt live übertragen - wird aus meiner Sicht zu einem weiteren New Deal führen, egal wie dieser letztlich genau aussehen mag. Amerika wird noch wehrhafter werden, und die gesamte Bevölkerung wird mitziehen.

      Große Krisen können damit - so paradox das klingen mag - zu großen wirtschaftlichen Leistungen führen. Auch das deutsche Wirtschaftswunder wäre ohne die Zerstörung des Zweiten Weltkrieges niemals denkbar gewesen. Und das amerikanische Staatsbudget hat alle Luft dieser Welt für Investitionen in gigantischem Ausmaß. Ich denke, dass wir nach einer kurzen weiteren Zeit der völligen Verunsicherung dies bald an den Börsen merken werden. Ich habe jedenfalls bereits gestern deutsche Standardaktien gekauft.

      Von Bernd Niquet

      12.09.2001


      Quelle: boerse.de
      Avatar
      schrieb am 14.09.01 10:40:13
      Beitrag Nr. 100 ()
      Aus der FTD vom 14.9.2001
      Leitartikel: Der Markt und die Kanonen

      Kaufen, wenn die Kanonen donnern. Diesen Ratschlag haben einige Banken in den letzten Tagen ihren Privatkunden mit auf den Weg gegeben - wenn auch meist in pietätvolleren Formulierungen. Nach den Kursverlusten infolge der Terroranschläge in den USA seien nun die Kurse zum Einstieg günstig.


      Auf den ersten Blick ist diese Argumentation durchaus plausibel. Doch eine genauere Betrachtung der ökonomischen und politischen Situation zeigt, dass ein Kriegsszenario mit enormen Risiken verbunden ist - das gilt auch für die Aktienmärkte, nicht nur für die Politik.

      Es stimmt zwar, dass sich die Kurse an den europäischen Handelsplätzen nach den ersten Abstürzen am Dienstag inzwischen wieder gefangen haben. Und es ist auch wahr, dass die aktuellen Kurse im Vergleich zu den prognostizierten Gewinnen 2002 günstig aussehen.


      Das heißt aber noch lange nicht, dass die Kurse bald wieder steigen. Was die nächsten Tage angeht, darf man nicht vergessen, dass Europas Börsen oft Vorgaben aus den USA folgen. Der Handel etwa in Frankfurt wirkte seit Dienstag oft etwas orientierungslos. Was tatsächlich der kurzfristige Trend ist, wird sich wohl erst herausstellen, wenn die New Yorker Börse nach der mehrtägigen Handelspause wieder das Parkett öffnet.


      Die nächsten Wochen und Monate sind nicht überschaubarer. Es heißt zwar oft, Krieg sei gut für die Wirtschaft und damit die Aktienkurse. Und US-Präsident George W. Bush hat angekündigt, er werde auf den Krieg der Terroristen und ihrer Unterstützer antworten.



      Nervosität bis es eine klare Perspektive gibt


      Doch so einfach ist die Sache nicht. Zwar machten die Aktienkurse nach Beginn der Offensive gegen Saddam Hussein im Januar 1991 einen Sprung nach oben. Allerdings waren die Notierungen fünf Monate zuvor, beim Einmarsch der Iraker in Kuwait, eingebrochen und hatten bis zum Kriegsbeginn kontinuierlich verloren.


      Oder mit anderen Worten: Die Nervosität an den Börsen hielt an, bis es eine klare Perspektive gab - einen definierten Feind und die Aussicht, dass sich der Krieg angesichts der enormen Übermacht der Alliierten nicht lange hinziehen werde. Zudem war zu erwarten, dass der Ölpreis fallen würde, sobald Kuwait befreit wäre.


      Die Situation heute ist mit der Zeit zwischen dem Einmarsch irakischer Truppen in Kuwait und dem Beginn der alliierten Offensive vergleichbar. Zumindest bis die US-Regierung klar äußert, wen sie wie militärisch zur Rechenschaft ziehen will, wird Unsicherheit vorherrschen.


      Das gilt umso mehr, weil jedwede Kriegshandlung langfristige Risiken mit sich bringt. Der Einsatz militärischer Stärke führt nicht unbedingt zu stabilen Märkten. Ein Krieg, der arabische Ölproduzenten gegen den Westen aufbrächte, triebe die Ölpreise in die Höhe. Das dürfte in der westlichen Welt zu neuem Inflationsdruck führen und könnte die Zentralbanken zu einer restriktiveren Geldpolitik zwingen - Gift für die Aktienkurse.


      Natürlich können Anleger versuchen, die aktuelle Schwäche an den Aktienmärkten zu nutzen. Man kann darauf spekulieren, dass in den nächsten Monaten die negativen Folgen eines Konfliktes ausbleiben. Das aber hat nicht viel mit einem sicheren Schnäppchen an der Börse zu tun - und begründet nicht die Hoffnung, ein neuer Börsenaufschwung könne die Konjunktur stützen.


      Quelle: Financial Times Deutschland
      Avatar
      schrieb am 19.09.01 20:42:15
      Beitrag Nr. 101 ()
      "Handelsblatt":

      Ökonomen warnen vor Konjunkturprogrammen

      Düsseldorf (vwd) - Die Möglichkeiten der Finanzpolitiker, mit Konjunkturprogrammen zur Belebung der Wirtschaft beizutragen, sind eng begrenzt. Vom "Handelsblatt" (Donnerstagausgabe) befragte Ökonomen glauben, dass dies für die Länder der Eurozone wegen der hohen Staatsverschuldung noch in stärkerem Maße gelte als für die USA. Nach Ansicht von Willi Leibfritz, dem Konjunktur-Abteilungsleiter des Münchener ifo-Instituts, sei mit den Zinssenkungen der vergangenen Tage die politischen Voraussetzungen für eine wirtschaftliche Expansion geschaffen, schreibt das "Handelsblatt".



      "Die Finanzpolitik kann in Deutschland dazu keinen zusätzlichen Beitrag leisten", wird Leibfritz zitiert. Auch nach den Anschlägen gelte die Empfehlung, die in Anbetracht der schwachen Konjunktur schon bisher gegolten habe: Das zusätzliche konjunkturbedingte Defizit sei hinzunehmen, Konjunkturprogramme seien laut Leibfritz aber abzulehnen. Eckhardt Wohlers vom HWWA-Institut in Hamburg fügt dem "Handelsblatt" zufolge an, das Vorziehen weiterer Schritte der Steuerreform wäre wegen der mittelfristigen Auswirkungen auf die Staatsverschuldung kontraproduktiv.



      Der frühere Wirtschaftsweise Rolf Peffekoven von der Universität Mainz erinnert in der Wirtschafts- und Finanzzeitung daran, dass der finanzpolitische Spielraum der US-Regierung schon auf Grund des Budgetüberschusses wesentlich größer sei als hier zu Lande. Hinzu komme, dass in Berlin offenbar jeder politische Wille zu Steuersenkungen fehle. "Es ist bezeichnend, dass es die Bundesregierung noch nicht einmal fertig bringt, die zusätzlichen Ausgaben für die innere Sicherheit durch Umschichtungen innerhalb des Bundeshaushalts zu finanzieren, sondern dafür die Steuern erhöhen muss", sagte Peffekoven dem "Handelsblatt".


      vwd/12/19.9.2001/ptr

      19. September 2001, 19:31
      Avatar
      schrieb am 19.09.01 22:01:57
      Beitrag Nr. 102 ()
      Hinter der Panik

      Die Verkaufspanik der letzten Wochen lief so ab, wie derartige Ereignisse üblicherweise ablaufen: Die Kurse sinken unter hohen Umsätzen. Die zittrigen Hände verkaufen aus Angst und die starken Hände, die einen günstigen Moment zum Einstieg erwarten, sind noch nicht da. Sie wollen tiefere Kurse sehen. So ging es bis zu Montag dieser Woche.

      Am Montag waren die Umsätze nach wie vor hoch, die Kurse sanken plötzlich jedoch nicht weiter. Hier zeigt sich, daß auf der stark erniedrigten Basis auf einmal Aufnahmebereitschaft der starken Hände, also der professionellen Investoren bestand.

      Der Ablauf eines solchen Ausverkaufs ist immer derselbe: Am Ende der Verkaufspanik bleiben die Umsätze weiter hoch, die Kurse gehen jedoch nicht weiter zurück. Das ist dann in der Regel das Ende der Verkaufspanik. Denn dann erscheinen professionelle Investoren, die alles Material aufnehmen was auf den Markt kommt.

      Da durch die Katastrophen des Dienstags der Handel jedenfalls in USA in den letzten Tagen nicht stattfinden konnte, kann man dieses Phänomen des Montags nur mit der allergrößten Vorsicht betrachten. Es ist durchaus denkbar, daß angesichts des ganzen Ausmaßes der Katastrophe in USA und möglicher Militärschläge sich das Kursniveau weiter ermäßigt. Sollte aber die Tendenz vom Montag anhalten, dürfte damit der Boden der laufenden Korrektur erreicht sein. Denn hohe Umsätze bedeuten, daß viele Leute zu diesem Niveau kaufen.

      Der langfristige Investor sollte sich das Verhältnis von Umsätzen und Kursrückgängen bzw. Gewinnen in der nächsten Zeit sehr sorgfältig ansehen, unabhängig von weltpolitischen Turbulenzen. Sollte sich herausstellen, daß über einen längeren Zeitraum die Umsätze hoch bleiben und die Kurse nicht mehr weiter sinken, wäre dies das Zeichen für das endgültige Erreichen des Bodens. Sollte diese Entwicklung die nächsten zwei Wochen anhalten, könnten wir tatsächlich ab Anfang Oktober zunächst langsam dann aber zum Jahresende hin verstärkt höhere Kurse sehen.

      Dr. Georg Thilenius

      Quelle: boerse.de

      19.09.2001
      Avatar
      schrieb am 20.09.01 11:02:05
      Beitrag Nr. 103 ()
      20.09.2001 09:30:00:

      Soros: Anschläge beschleunigen Abschwung

      Der Milliadär George Soros ist der Meinung, dass die Terroranschläge auf die USA den Abschwung der Weltwirtschaft beschleunigen würden. Darüber hinaus könnte dies aber den positiven Effekt haben, dass ein Aufschwung ebenfalls früher und in einer stärkeren Version eintrete, als bisher erwartet wurde. Die Rezession wird "steiler, tiefer, aber vermutlich kürzer" sein, so Soros. Kurzfristig werden sich die Anschläge auf die USA die Investitionen der Bürger negativ beeinflussen, die langfristigen Wirkungen hingen alleine davon ab, wie wir die Ereignisse verarbeiten. Soros ist nicht der Meinung, dass die Terroristen im Vorfeld der Anschläge an den Aktienmärkten spekulierten, allerdings hält er es für möglich, dies nach zu prüfen.

      Quelle: BörseGo
      Avatar
      schrieb am 20.09.01 11:31:04
      Beitrag Nr. 104 ()
      Datum: 20.09. 09:05

      Morgan Stanley: Ist der finale Boden erreicht?


      Die Aktienmärkte in den USA könnten in den nächsten Tagen ihre Tiefstkurse erreichen und danach zu einer sehr starken Rally ansetzen, sollten die Wirtschaftsdaten nicht so negativ wie erwartet ausfallen und die internationale Gewalt nicht eskalieren. Dies ist die Meinung von zwei führenden Marktteilnehmern.

      "Mein Gefühl sagt mir dass wir ganz nahe an einen Boden im Markt kommen. Wir haben es bereits heute versucht. Das war ähnlich zum Montag, und wir nähern uns dem ganzen sehr gut," so Barton Biggs, leitender Marktstratege von Morgan Stanley.

      Die Stärke einer Erholung hinge von der Schnelligkeit einer Erholung der Wirtschaft von den Terroranschlägen in der letzten Woche ab.

      Ein weiterer unbekannter Punkt, vor dem sich die Anleger fürchten, ist ein eventuell bevorstehender Angriff von US-Truppen im mittleren Osten. Mehr als 100 Kampfflugzeuge erhielten gestern den Marschbefehl, in den mittleren Osten auszurücken.

      Julian Robertson, Leiter von dem Hedge Fond Tiger Management, sagte folgendes: "Diese Attacken haben die Dinge noch schlimmer gemacht als sie sein sollten. Wir brauchen sozusagen eine Beerdigung, und wenn man eine Beerdigung hat, dann kann man danach wieder weiter machen."

      Quelle: Godmode-Trader.de
      Avatar
      schrieb am 20.09.01 16:55:29
      Beitrag Nr. 105 ()
      Sollen wir jetzt lachen oder weinen?

      Konjunktiv gehört nicht an die Börse!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

      "könnten, sollten, hätten"


      Morgan Stanley: Ist der finale Boden erreicht?


      Die Aktienmärkte in den USA könnten in den nächsten Tagen ihre Tiefstkurse erreichen und danach zu einer sehr starken Rally ansetzen, sollten die Wirtschaftsdaten nicht so negativ wie erwartet ausfallen und die internationale Gewalt nicht eskalieren. Dies ist die Meinung von zwei führenden Marktteilnehmern.
      Avatar
      schrieb am 20.09.01 17:27:34
      Beitrag Nr. 106 ()
      Man sieht daran, daß sich momentan niemand eine genaue Prognose zutraut.

      Glaubst Du, daß eine Aussage ohne Konjunktiv die Situation
      verbessert? Oder kennst Du ein Institut, das in der Lage ist, genaue Prognosen abzugeben?

      Mir wär`s egal, ob mit oder ohne Konjunktiv, Hauptsache, es geht mal wieder nach oben.

      Leider ist die deutsche Börse immer noch etwas extremer als alle anderen Börsen, wenn es nach unten geht.

      Bei Tendenz nach oben hält sie sich dafür etwas zurück.

      Der 3 fache Hexen-Sabbat spielt sicher auch noch eine Rolle.

      Vielleicht gibt es in Amerika irgendwelche Kaufprogramme, die die Börse stützen sollen.
      Hoffentlich kommen die auch mal während unserer Börsenzeiten
      zum Tragen.

      Wie ist denn Deine Prognose?
      Avatar
      schrieb am 20.09.01 22:46:11
      Beitrag Nr. 107 ()
      Hier hat mal jemand eine genauere Prognose abgegeben!

      20.09.2001



      U S - N O T E N B A N K

      Wirtschaft ist "quasi zum Erliegen gekommen"


      Fed-Chef Alan Greenspan hat eingeräumt, dass die Anschläge deutliche Effekte auf die US-Wirtschaft hatten. Noch sei das Ausmaß noch nicht abzuschätzen.


      (© REUTERS)


      Alan Greenspan

      Washington - Die Anschläge in den USA vom 11. September werden nach den Worten von US-Notenbankpräsident Alan Greenspan kurzfristig deutliche Auswirkungen auf die US-Wirtschaft haben. Verbraucherausgaben und Produktion hätten sich danach abgeschwächt, sagte Greenspan am Donnerstag vor dem Bankenausschuss des Senats in Washington.
      Die Anschläge hätten das Potenzial, das Wachstum in den USA zu bremsen, das zuvor am Anfang einer Erholung gestanden habe. Allerdings werde es noch mindestens zehn Tage dauern, bis der Einfluss der Anschläge eingeschätzt werden könne. Die langfristigen Wachstumsaussichten sieht Greenspan aber nicht gedämpft. Der Notenbank-Chef warnte die Politiker vor voreiligen Beschlüssen, so lange die wirtschaftlichen Folgen noch nicht absehbar seien und mahnte zu Haushaltsdisziplin.

      Wirtschaft ist zum Erliegen gekommen




      Zinssenkungen "psychologisch ausgezeichnet"
      Die Entscheidungen von EZB und US-Notenbank sind von Marktbeobachter und Ökonomen begrüßt worden. ...mehr



      "Die wirtschaftliche Tätigkeit ist in der vergangenen Woche quasi zum Erliegen gekommen", sagte der Notenbankchef. Kurzfristig könnten die Anschläge zu einer "ausgeprägten Zurückhaltung" im Hinblick auf das wirtschaftliche Engagement führen. Er sei aber zuversichtlich, dass sich die Wirtschaft erholen werde und wieder zu den Wachstumsraten der Vergangenheit zurückkehren könne.

      Vor den Anschlägen habe es erste Anzeichen für eine beginnende Konjunkturerholung gegeben, so etwa den beschleunigten Lagerabbau. Die Fed habe allerdings noch nicht mit einer Wende im vierten Quartal gerechnet. Während die kurzfristigen Folgen betrachtet würden, dürften die langfristigen Perspektiven nicht vergessen werden. Diese hätten sich trotz der schlimmen Ereignisse nicht wesentlich geändert.

      Der Präsident der US-Notenbank von Dallas, Robert McTeer, wies unterdessen darauf hin, wie schwach die US-Wirtschaft schon im zweiten Quartal war. Das Bruttoinlandsprodukt könnte für diesen Zeitraum bei einer zweiten Revision in der kommenden Woche unter Null herunterrevidiert werden. Die erste Revision hatte noch ein Plus von 0,2 Prozent ergeben.

      Fed hält sich weitere Optionen offen

      Greenspan führte aus, der private Konsum sei nach den Anschlägen unter anderem auch deshalb zurückgegangen, weil die Verbraucher vor den Fernsehern gesessen hätten und den Einkaufszentren fern geblieben seien. Bei dieser Reaktion handele es sich aber nur um einen kurzfristigen Effekt. Die Fed werde in angemessener Zeit die wirtschaftlichen Konsequenzen der Anschläge absehen können. Später nannte Greenspan dafür einen Zeitraum von zehn Tagen. "Das heißt nicht, dass in Zukunft keine Eingriffe mehr notwendig sind", deutete er weitere Handlungsbereitschaft der Fed an. Die Notenbank habe genug Befugnisse, um richtig auf die Anschläge zu reagieren.

      Nach den Anschlägen in New York und Washington hatte die US-Notenbank schnell eingegriffen, um die Folgen für die Märkte zu mildern. Vor der Wiedereröffnung der US-Aktienmärkte am Montag senkte die Fed den Leitzins um 50 Basispunkte auf drei Prozent, um die Börsen zu beruhigen. Die Europäische Zentralbank und andere Notenbanken folgten wenig später. Dem Bankensystem in den USA stellte die Fed kurzfristig zusätzliche Liquidität zur Verfügung.

      Die führenden US-Aktienindizes gaben seit der Wiedereröffnung der Märkte am Montag trotzdem kontinuierlich nach. Seit Anfang der Woche hat der Dow-Jones-Index etwas mehr als 1000 Punkte auf rund 8450 Zähler verloren und lag damit knapp zwölf Prozent unter dem Schlussstand vom 10. September.

      Ob die Fed angesichts der Entwicklung am Aktienmarkt die Leitzinsen weiter senken wird, ging aus Greenspans Äußerungen nicht eindeutig hervor. "Es war eine Standard-Analyse", sagte Dana Johnson, Kapitalmarktexpertin bei BancOne Capital Markets in Chicago. Alle versuchten derzeit mehr oder weniger erfolglos die Frage zu beantworten, wie sich die Wirtschaft weiter entwickeln werde. "Wir haben keine Daten, also können wir nur in allgemeinen Aussagen sprechen", sagte Johnson weiter.

      Greenspan riet den Politikern davon ab, voreilig zu handeln, ehe die Auswirkungen der Anschläge abgeschätzt werden könnten. "Ich würde dringend empfehlen, dass es viel wichtiger ist, richtig als schnell zu handeln, auch wenn rasches Handeln jetzt offensichtlich ein starker Wunsch ist", sagte Greenspan. Ein Abweichen der US-Regierung von Haushaltsdisziplin berge Risiken.
      Avatar
      schrieb am 27.09.01 21:39:47
      Beitrag Nr. 108 ()
      Wie Raimund Brichta soeben nach Börsenschluß auf n-tv
      berichtete, sind die heutigen Kurssteigerungen hauptsächlich
      auf Eindeckungen der Leerverkäufer zurückzuführen.

      Frage an die Experten:

      Wie lange kann die Eindeckung der Leerverkäufer bei massiv
      geshorteten Werten noch dauern?

      Wenn jetzt keiner mehr verkauft, kann das spannend werden.
      Avatar
      schrieb am 27.09.01 22:54:42
      Beitrag Nr. 109 ()
      Konzertierte Aktion vorgeschlagen


      Breuer fordert Ausgabenpaket zur Stützung der Konjunktur


      Von Hermann-J. Knipper und Robert Landgraf


      Europa droht in die Rezession abzugleiten: Deutsche- Bank-Vorstandssprecher Rolf-E. Breuer hält deshalb ein milliardenschweres Konjunkturprogramm für nötig. Auch die Zinsen sollen weiter fallen.





      FRANKFURT/M. Der Vorstandssprecher der Deutschen Bank, Rolf E. Breuer, fordert ein Programm zur Stützung der Konjunktur. „Sondersituationen wie diese erfordern ausnahmsweise Sondermaßnahmen“, sagte Breuer in einem Gespräch mit dem Handelsblatt. Breuer plädiert für eine „konzertierte Aktion“ der öffentlichen Hand, der Privatunternehmen und Gewerkschaften, um die heimische Wirtschaft anzukurbeln. Damit soll den wachsenden Rezessionsgefahren nach den Terrorattentaten in den USA entgegengewirkt werden.

      Die öffentliche Hand solle einen zweistelligen Euro-Milliardenbetrag zur Verfügung stellen, meinte Breuer. Damit sollten vor allem Infrastruktur-Investitionen finanziert werden. Ziel sei es, das Auftragsvolumen aufzustocken. Mit dem gleichen Ziel sollten Privatunternehmen ihre Investitionen erhöhen. Aufgabe der Banken sei es, die nötige Finanzierung zu gewährleisten. Breuer: „Ich kann mir vergünstigte Zinskonditionen vorstellen.“ Der Beitrag der Gewerkschaften wäre eine „Mäßigung bei Löhnen und Gehältern“.

      Breuer will mit der konzertierten Aktion bewusst die üblichen Wege der staatlichen Konjunkturstimulierung verlassen. Zusätzliche Abschreibungsmöglichkeiten oder das Vorziehen der Steuerreform lehnt er ab: „Mir geht es nicht um das Herumdoktern an Details, sondern um etwas Neues.“ Die drei Mrd. Euro, die die Bundesregierung zur Erhöhung der inneren und äußeren Sicherheit beschlossen hat und die mit Steuererhöhungen finanziert werden sollen, reichen nach Meinung des Chefs der Deutschen Bank nicht aus.

      Nach den Worten Breuers sollte sich Deutschland ein Beispiel an den USA nehmen. Dort habe der Präsident vom Kongress 20 Mrd. $ als Krisenhilfe gefordert und 40 Mrd. $ erhalten. Wenn nun ein deutsches Konjunkturprogramm dazu führe, dass das mit den Euro-Partnerländern vereinbarte Stabilitätsprogramm mit der Verminderung des Etatdefizits ausnahmsweise nicht eingehalten werden könne, so würden Märkte und Bevölkerung dies sicher verstehen.

      In den USA funktioniert nach Meinung Breuers auch die Zusammenarbeit zwischen Politik und Notenbank besser als in Europa. Die Zentralbank Fed unterstütze die Bemühungen von Präsident George W. Bush, die Konjunktur anzukurbeln, mit einer „aggressiven Zinssenkungspolitik“. Mit zwei weiteren großen Zinsschritten von jeweils 0,50 Prozentpunkten sei deshalb in den nächsten Monaten zu rechnen, glaubt Breuer. Die Fed hat zuletzt vor elf Tagen den Leitzins (Fed Funds Rate) auf 3,0 % reduziert.

      Für Euro-Land rechnet der Chef der Deutschen Bank ebenfalls bis Jahresende mit einer weiteren Lockerung der Geldpolitik in ähnlichem Umfang. Dies sei eine wichtige psychologische Unterstützung und habe Signalcharakter für die Wirtschaft. Gestern konnte sich der in Frankfurt versammelte Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) noch nicht zu einer Zinssenkung entschließen. Zuletzt hat die EZB den Leitzins unmittelbar nach der Fed auf 3,75 % gesenkt.


      HANDELSBLATT, Donnerstag, 27. September 2001
      Avatar
      schrieb am 28.09.01 00:45:21
      Beitrag Nr. 110 ()
      Denkbar ist vielleicht, daß nicht nur Amerika und vielleicht
      Deutschland, sondern auch andere Länder Konjunkturprogramme
      auflegen, um die Märkte zu stützen.

      Die Börse nimmt bekanntlich die Entwicklung vorweg.
      Ich kann mir nicht vorstellen, daß sich die shorties noch ernsthaft gegen diesen Trend stemmen.
      The trend is your friend.

      Letztlich müssen auch die institutionellen Anleger incl.
      Fonds aufpassen, daß sie nicht den Zug verpassen.

      Ich bin kein Prophet und kann mich natürlich irren.
      Aber die Chancen nach oben sind jetzt wesentlich größer als
      das Risiko nach unten, immer vorausgesetzt, daß keine
      Schreckensnachrichten mehr kommen.
      Avatar
      schrieb am 28.09.01 08:06:30
      Beitrag Nr. 111 ()
      Die Institutionellen, die noch einsteigen wollen (und das sind mindestens 95%) werden schon dafür sorgen, dass ihre Einstiegskurse niedrig genug sind. Oder glaubst Du, die machen den Fehler von 1999 nochmal? :D
      Avatar
      schrieb am 10.10.01 19:22:51
      Beitrag Nr. 112 ()
      Hans A. Bernecker


      Konzentrieren Sie sich nur auf das Erholungspotential
      Am 11. September 2001 war Stunde Null für die Gefühle der Menschen. Am 21.09.01 war die Stunde Null für die Börsianer, nämlich der Kollaps. Das hat die Situation zweifellos in erheblichem Maße verändert. Alle, die weniger als 15 Jahre Börsenerfahrung haben, müssen völlig neu lernen. Alle diejenigen, die eine längere Börsenerfahrung mitbringen, müssen in ihrem Erfahrungsschatz kramen. Denn:

      60 % DAX-Rückgang von Spitze zu Spitze (8300 und 3600) sind seit dem letzten Kriege noch nicht dagewesen. Das ist der größte Verlust im DAX seit sogar über 70 Jahren, alle Kriege inbegriffen. Es liegt auf der Hand, daß die bisherige Beurteilung so mancher Aktien seitens vieler Analysten obsolet ist. Jetzt zählen keine Storys und fantasievollen Potentiale, die in Produkten, Firmen und mithin Kursen enthalten sind. Jetzt geht es um Fakten.

      1. Jedem Börsenkollaps folgt stets eine gravierende Erholung. Diese hat mit dem langfristigen Trend noch nichts zu tun. Sie ist zunächst eine normale Reaktion auf einen Kollaps, wie mit den eingangs erwähnten Daten beschrieben. Das Erholungspotential errechnet sich für den DAX auf ca. 25 - 30 % oder einfacher gesagt: Es reicht bis zu den Kursen, die Ende August/Anfang September gültig waren.

      2. Eine fundamentale Neueinschätzung ist noch nicht möglich. Dies bestimmen die Unternehmenszahlen, die in den nächsten 2 Monaten darauf abgestellt sind, ob und in welchem Umfange die Konjunktur-Abschwächung auf die Gewinne durchschlägt oder aber auch das New Yorker Attentat im gewissen Umfange Einfluß darauf hat. Ab November/Dezember läßt sich dies besser darstellen.

      3. Das Konjunkturbild ist weniger schlecht, als in den Medien kommentiert. Das europäische Bild folgt allerdings dem amerikanischen Vorbild. Eine Abschwächung der Europa-Konjunktur war schon ziemlich schlüssig im Sommer erkennbar. Ist das Ganze eingepreist?

      4. Die Gewinne der großen Unternehmen sind in Deutschland zu 80 % konjunkturabhängig und nur zu 20 % von spezifischen Eigenleistungen des Managementes. In den USA taxiert man diese Relation auf etwa 60:40 %. Unverkennbar ist also die Dominanz der Rahmenbedingungen beiderseits des Atlantiks. Das hat zur Folge:

      5. Die amerikanischen Gewinnwarnungen haben einen stark hyperzyklischen Charakter, speziell in den Technologie-Sektoren. Das liegt an einer Besonderheit. Im Boom der letzten 5 Jahre wurden Lagerbestände aufgebaut, die bei einer Marktschwäche ohne Rücksicht auf Preisverluste radikal geräumt werden. Darauf beruht ein großer Teil der massiven Gewinneinbrüche. Ein weiterer Bereich entfällt auf die spezielle Art und Weise der sog. Goodwill-Abschreibungen. Demgegenüber ist das eigentliche operative Ergebnis keineswegs so zusammengedrückt worden, wie aus den Statements verlautet. Da die amerikanischen Unternehmen darauf sofort mit Entlassungen reagieren, die kurzfristig realisiert werden können, ist die Erlangung einer auskömmlichen Gewinntendenz viel schneller möglich als in Europa. Resultat daraus:

      6. Die amerikanischen Firmengewinne werden sich im nächsten Jahr schon sehr zügig verbessern. Sie werden nicht explodieren, aber die Positiv-Korrekturen werden deutlich überwiegen. In den Europa-Sektoren schlägt sich dies erst langsamer nieder. Erst mit dieser Einschätzung ist im Jahresverlauf 2002 mithin auch eine längerfristige Börsentendenz zu definieren.

      7. Zunächst geht es also um das Erholungspotential. Ergänzend zu oben: In den amerikanischen Blue Chips ist es kleiner, weil sie weniger stark abgestürzt sind. In den dortigen Technologie-Aktien ist es deutlich größer, weil nach 80 % Kursverlust ein 100 %-Trading-Gewinn auf der Basis der Tiefstkurse fast normal ist. Darin liegt für die kommenden 2 - 4 Monate die interessanteste Chance für alle Privatanleger.

      8. Jede alte Einschätzung vom Sommer sowohl fundamental als auch technisch ist durch die Ereignisse vom 11. bzw. 21.09.01 überflüssig geworden. In diesen Einschätzungen liege ich im übrigen ebenfalls nicht richtig. Festzustellen bleibt allerdings: Die grundsätzliche Beurteilung hat sich nicht geändert, doch es macht eine Baisse zur Baisse, wenn 90 % aller Aktien in der gleichen Weise deutlich nach unten einbrechen.

      Das Fazit für den Anleger im September: Konzentrieren Sie sich nur auf das Erholungspotential. Das ist zu 80 % ein markttechnisches Thema und ohne Charts und die Neben-Indikatoren nicht lösbar. Dazu kommt die eine oder andere Analysten-Meinung, die jedoch von nicht ausschlaggebender Bedeutung ist. Im November/Dezember sehen wir uns wieder.

      Herzlichst Ihr

      Hans A. Bernecker

      10.10.2001

      Quelle: boerse.de
      Avatar
      schrieb am 11.10.01 18:20:21
      Beitrag Nr. 113 ()
      @ 1121

      11.10.2001 14:20:00:

      "Fonds stecken in der Klemme"


      Trackbox Deutschland - GodmodeTrader Meldung aus dem Fonds-Reporter.de "Fonds stecken in der Klemme" 11.10. 11:36 "Die Fonds stecken in der Klemme", so ein Händler. Viele Publikums-Fonds säßen auf hohen Liquiditätsbeständen von knapp zehn Prozent. Schlimmer für die Fondsmanager sei aber derzeit, dass sie ihre Bestände zu 50 bis 60 Prozent abgesichert hätten. Unter Berücksichtigung der hohen Liqudität blieben so von zehn Prozent DAX-Plus bei den Fonds lediglich vier bis 4,5 Prozent hängen, und das vor Kosten, so der Händler. Gemessen an der Benchmark könnten die Manager nun schnell ins Schwitzen kommen. Ein schrittweises Schließen der Sicherungspositionen sollte den DAX dann weiter deutlich nach oben treiben, so der Händler. Zu den Spezial-Fonds sagte er, für diese liege derzeit viel Geld bereit. Dieses sei derzeit am Geldmarkt investiert. Das sei wegen der niedrigen Zinsen längerfristig wenig attraktiv. Bei steigenden Aktienkursen könnte das Geld schnell in Aktien gelenkt werden. Die Marktdaten seien vergleichsweise günstig, so der Händler mit Blick auf den Ölpreis, der trotz der Terror-Krise auf ein neues Zwei-Jahres-Tief gefallen ist.
      Fonds-Reporter.de

      © BörseGo
      Avatar
      schrieb am 12.10.01 00:27:43
      Beitrag Nr. 114 ()
      Hausse hat Anleger auf falschem Fuß erwischt

      Dax legt größten 14-Tages-Gewinn in der deutschen Aktiengeschichte hin. Einige Experten warnen aber vor Bullenfalle



      Von Holger Zschäpitz

      Berlin – Preussag plus 60 Prozent, BMW plus 55 Prozent, Deutsche Bank plus 49 Prozent und Siemens plus 44 Prozent – Zahlen, die es an der Börse schon lange nicht mehr gab. Doch seit Freitag, dem 21. September, scheinen ungeachtet aller politischen und wirtschaftlichen Risiken die guten alten Zeiten gleich in noch schöneren Farben wieder zurück. Der Dax legte seither um fast 25 Prozent zu. Das ist der größte Kurszuwachs in der deutschen Aktiengeschichte innerhalb von gerade einmal 14 Handelstagen.
      Noch eindrucksvoller präsentiert sich die Kursrallye vom Intraday-Tiefpunkt bei 3539,18 Zählern. Von hier schoss das Marktbarometer sogar um ein Drittel in die Höhe. Damit hat der Dax nicht nur die Verluste nach den Anschlägen am 11. September ausgeglichen, sondern steht sogar über dem Vorterror-Niveau. Behielte der Dax sein Aufwärtstempo bei, stünde er schon in 30 Handelstagen wieder auf dem Allzeithoch von 8064,97 Zählern. Und auch am Neuen Markt und den US-Börsen scheinen die Terroranschläge vergessen.

      „Wir haben jetzt den umgekehrten Fall vom Abschwung – es gibt nur Käufer, aber keine Verkäufer“, beschreibt der Händler eines großen US-Hauses die momentane Situation. Bereits kleine Umsätze reichten aus, um die Kurse kräftig nach oben zu treiben. „Nach den konzertierten Zinssenkungen strömt jetzt das billige Notenbankgeld in die Aktienmärkte – womit ehrlicherweise niemand gerechnet hat“, so der Händler.

      Tatsächlich hat die Hausse der vergangenen beiden Wochen die meisten Marktteilnehmer auf dem falschen Fuß erwischt. Viele Profis, die mit Leerverkäufen auf weiter fallende Kurse spekulierten, mussten sich eindecken und schoben damit die Rallye weiter an. Aber auch Fondsmanager wurden von der Hausse überrascht. Einige sitzen noch immer auf hohen Liquiditätsbeständen und werden jetzt erst wieder in den Markt gezogen.

      Mit der Rallye haben sich die Bullen eindrucksvoll zurückgemeldet. Sie hatten schon länger argumentiert, dass die Folgen der Anschläge unter Börsengesichtspunkten gar nicht so negativ seien. „Es klingt pervers, aber der Anschlag hat endlich die nötige Bereinigung für einen schnelleren Aufstieg gebracht“, sagt Thomas Tilse, Stratege der Adig. Die Unternehmen schenkten erst jetzt den Anlegern reinen Wein ein, die Ökonomen führten erst jetzt mehrheitlich das Wort Rezession im Munde. Das habe den Blick für den Ernst der Lage geschärft. „Jetzt werden alle Register gezogen – mit Hilfe der Notenbankpolitiken sowie der staatlichen Konjunkturprogramme ist eine V-förmige Erholung wahrscheinlicher geworden“, sagt Tilse. Gleichwohl glaubt der Stratege nicht an einen glatten Durchmarsch der Märkte bis zu den alten Höchstständen. „Bis zum Jahresende werden wir zwischen 4200 und 5000 Punkte pendeln“, so seine Prognose.

      Denn Tilse findet auch einige Argumente der Bären für plausibel. Die Börsen-Pessimisten verweisen auf die gestiegene Unsicherheit nach den Anschlägen und fordern für Aktien eine höhere Risikoprämie. Das hieße im Klartext, dass Unternehmenspapiere nie wieder in alte Bewertungen hineinwachsen dürften. Pessimistische Börsianer warnen Anleger davor, wieder unbeschwert in den Aktienmarkt zu investieren. Es könne sich beim jüngsten Kursanstieg um eine Bullenfalle gehandelt haben.

      Deka-Fondsmanager Trudbert Merkel setzt dagegen. „Vielleicht werden bestimmte Branchen dauerhaft einen Abschlag bekommen. Der Gesamtmarkt wird jedoch mit dem neuen Risikoprofil leben lernen.“ Er rechnet in den kommenden drei Monaten mit einer Bodenbildung beim Dax zwischen 4500 und 5000 Punkten, sollten nicht weitere Schocknachrichten die Märkte ereilen. "Wenn klar wird, dass es 2002 mit der Konjunktur aufwärts geht, sehen wir sogar noch bessere Kurse."

      Quelle: DIE WELT

      12.10.01
      Avatar
      schrieb am 12.10.01 16:58:35
      Beitrag Nr. 115 ()
      Ein Bullenmarkt hat gute Chancen

      Viele Indikatoren legen nahe, dass wir die Tiefstände gesehen haben

      In den Endphasen von Bärenmärkten wartet die Investorengemeinde gebannt darauf, das Licht am Ende des Tunnels zu sehen. Denn ein Einstieg auf dem Boden der Märkte zahlt sich aus: Im Schnitt sind die Kurse danach innerhalb von zwölf Monaten um 28 Prozent gestiegen. Eine Reihe von Indikatoren sieht einen Aufschwung, doch die Bewertungen sind immer noch hoch. Im S&P 500-Index lassen sich seit 1960 neun größere zyklische Tiefs ausloten, denen jeweils Einbrüche von wenigstens 15 Prozent vorausgegangen waren.

      Im Mittel lagen diese Rückschläge bei 24 Prozent, hat Deutsch-Bänker Ed Yardeni ausgerechnet. Er hat den Verlauf zahlreicher bedeutender Indikatoren aus der Güter- und Finanzwirtschaft untersucht und kommt zu dem Schluss, dass die Panikverkäufe des 21. September vermutlich den Tiefpunkt dieses Zyklus markiert haben. Welche Indikatoren liefern gute Fundamentalsignale?

      Allein sieben mal lag bei den seit 1960 neun betrachteten Tiefpunkten der Märkte das Tief der Aktienkurse und das des US-Einkaufsmanager-Index der nahe beieinander . Noch bessere Ergebnisse ergibt der nominale NAPM. Ebenfalls gut korrelieren die Rohstoffpreise. Mit Ausnahme der Jahre 1987 und 1990 begannen sie auf Basis der Jahresveränderungen dann zu steigen, wenn die Aktien sich von ihren Tiefs erholten.

      Aktien von Investitionsgüterherstellern entwickeln sich offenbar stets parallel zum breiten Markt. Auch der Kfz-Bereich gehört in den Tiefpunkten der Aktienmärkte normalerweise zu den Outperformern. Aktuell gilt dies jedoch nicht, denn die betreffenden Aktien entwickeln sich schlechter als der Durchschnitt. Die Getränkebranche, insbesondere der alkoholische Bereich, läuft tendenziell besser als der Durchschnitt, solange sich der breite Markt seinem Boden nähert. Danach jedoch entwickeln sich die entsprechenden Kurse interessanterweise wieder schlechter. Auch Aktien des Gesundheitswesens laufen nach zyklischen Markttiefs oft schlechter als der Durchschnitt.

      Wie sieht es nun mit dem Zusammenhang der zyklischen Tiefpunkte des S&P 500 mit dem entsprechenden KGV aus? Oft, aber nicht immer harmoniert das KGV auf Basis des Gewinns der zurückliegenden zwölf Monate mit den zyklischen Tiefpunkten. Aktuell haben wir ein zurückliegendes KGV von über 34, während es in der Krise von 1998 bei auch schon hohen 28,5 lag. Im Verlauf dieses Jahres ist der Wert von rund 27 aus noch ganz deutlich angestiegen. Die zurückliegenden Gewinne erreichten ihre Tiefpunkte in der Vergangenheit drei bis 15 Monate nach den zyklischen Tiefpunkten der Märkte.

      Das KGV auf Basis der für die nächsten zwölf Monate vorausgeschätzten Gewinne liegt mit rund 18 leicht unter dem Wert von 1998. Schon durch psychologische Faktoren korreliert es klar mit den Tiefpunkten der Märkte.

      In allen sieben Tiefs seit 1979 hat übrigens das FED-Modell zur Bewertung der Aktienmärkte funktioniert und zeitgleich zyklische Tiefs angezeigt. Das Modell meldet momentan wie 1987/1988 eine etwa 10-prozentige Unterbewertung an. Es setzt das KGV des S&P 500 Index auf Basis der erwarteten künftigen Betriebsgewinne je Aktie ins Verhältnis zum Kehrwert der Rendite der 10-jährigen Staatsanleihen. Nach diesem Modell waren die Märkte im Oktober 1998 mehr als 17 Prozent unterbewertet. 1993 und 1995 wurden übrigens auch ohne zyklische Tiefpunkte der Märkte jeweils Werte von rund minus 20 Prozent erreicht.

      Die Gesamtkonstellation erinnert in mancherlei Hinsicht an 1990. Damals hielt die Unterbewertung gemäß FED-Modell von rund 7 Prozent nicht lange an. Die Kurse brauchten kein Jahr, um wieder an das zyklische Hoch vor diesem Tiefpunkt anzuschließen und einen zunächst bis 1994 dauernden Aufwärtstrend einzuleiten.

      Vor mechanischen Parallelen sei allerdings gewarnt. Es ist zwar durchaus wahrscheinlich, dass die Aktienmärkte ihr Tief gesehen haben. Das könnte aber durchaus noch einmal getestet werden, auch ein tieferes Tief ist noch denkbar. Aber selbst wenn das Tief wirklich hinter uns liegt, könnte die Erholung unterdurchschnittlich verlaufen, weil Aktien nicht so stark unterbewertet sind wie zu Zeiten früherer Böden. Das dürfte – neben der politisch-militärischen Lage - die Nervosität begünstigen. Was weiterer Kursphantasie hingegen ein wirkliches Fundament geben kann, ist das geplante gewaltige Wirtschaftsprogramm der US-Regierung im Volumen von bis zu 100 Mrd. Dollar sowie die Tatsache, dass nun allmählich die ersten Zinssenkungen erste Wirkung zeigen könnten. Auch das mittlerweile erreichte niedrige Zinsniveau erlaubt kaum eine Anlagealternative zu Aktien.

      Autor: Klaus Singer, 16:24 12.10.01
      Avatar
      schrieb am 16.10.01 18:45:55
      Beitrag Nr. 116 ()
      16.10.2001 14:50:00:

      Shortsellers - "Let it rip"

      US Trackbox - Godmode-Trader.de

      Wir weisen bereits seit Wochen darauf hin, daß die Kurserholung u.a. durch ein nicht unerhebliches Maß an Shortcovering getrieben wird. Aus diesem Grund halten wir es nicht für sinnvoll während der kurz- bis mittelfristigen Kurserholung mit fundamentalen Argumenten ins Feld zu ziehen. Einem Short Squeeze kann man mit fundamentalen Argumenten nicht "beikommen".

      Es gilt solange bullish zu sein, wie die Aufwärtstrends intakt sind. Sollte der DOW Jones den Durchmarsch auf die 11.000er Punktemarke machen, dann haben wir das zu akzeptieren. Als Trader ist für uns belanglos, ob der Index damit überbewertet ist oder nicht. Gleiches gilt für den Nasdaq oder den Semiconductor Index. Wenn beide Indizes steigen und nicht mehr aufhören zu steigen, dann weist dies möglicherweise auf Entgleisungen in der Psychologie der Marktmassen hin oder darauf, daß es einen Großteil der "Big Boys" in einem Short Squeeze "verkohlt".

      Solange der Trend intakt ist, gilt die bullishe Haltung. Warum sollte man einem Kurseinbruch vorweggreifen ? Sobald das "Buying on the dips" Pattern nicht mehr zieht, sollte man sich Gedanken darüber machen auf neutral oder bearish zu "switchen". Man wird genug Zeit haben, das Bias zu "switchen". Klicken Sie hier, um die US INDEXCHARTANALYSEN AREA vom GodmodeTrader zu gelangen

      Quelle: BörseGo
      Avatar
      schrieb am 19.10.01 00:34:55
      Beitrag Nr. 117 ()
      Die Stimmung an den Börsen dreht

      Mehrheit der Analysten sieht wieder nachhaltig steigende Aktienkurse

      Von Felix Hüfner

      Mannheim - In den USA und in Europa sollte zu Beginn des nächsten Jahres eine Konjunkturerholung einsetzen. Die Kursgewinne der letzten Wochen könnten deshalb nach Ansicht von Finanzanalysten Bestand haben.
      Dies ist das Kernergebnis des aktuellen Finanzmarkttests des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim. Das Wirtschaftsforschungsinstitut befragte im Oktober 316 Analysten und institutionelle Anleger aus Banken, Versicherungen und großen Industrieunternehmen nach ihren Erwartungen bezüglich der Entwicklung auf den Finanzmärkten. Aus den Ergebnissen der Befragung lassen sich Prognosen für die künftige Entwicklung an den internationalen Börsen ableiten.

      Bodenbildungen am Aktienmarkt während einer Baisse sind extrem schwierig zu prognostizieren. In der Regel weiß man erst Wochen später, ob ein Kursanstieg Bestand hat oder ob es sich nur um eine kurze Rallye in einem Abwärtstrend handelte. Ähnliches kann man derzeit an den weltweiten Aktienmärkten beobachten. Den drastischen Kursverlusten nach dem 11. September ist eine Kursrallye gefolgt. Die Frage ist nun, ob der Boden für den seit Frühjahr letzten Jahres begonnenen Bärenmarkt damit gefunden wurde und ob sich demnach für Anleger ein "Bottom-Fishing", also der Kauf von günstig bewerteten Aktien bereits jetzt lohnt.

      Die Ergebnisse der Finanzmarkttest-Umfrage im Oktober zeigen jedenfalls einen Stimmungsumschwung an. Dieser fällt für den Frankfurter Neuen Markt am stärksten aus. 62 Prozent der befragten Analysten sehen für den Wachstumsmarkt steigende Kurse bis Anfang nächsten Jahres. Für den Dax und den Euro-Stoxx-50 hat sich die Zahl der Pessimisten ebenfalls stark reduziert und liegt jetzt nur noch bei sechs und fünf Prozent. Die Kursziele lauten hier 4900 Punkte und 3600 Punkte auf Sicht von drei Monaten.

      Offenbar herrscht demnach unter Analysten die Meinung vor, dass die Kursrückgänge nach den Terroranschlägen überzogen waren. Zwar mag es noch zu früh sein, die langfristigen Folgen der neuen weltpolitischen Konstellation zu erfassen. Dennoch zeigen die Konjunkturerwartungen keinen übermäßigen Pessimismus an. So ist der Anteil derjenigen, die eine Verbesserung der deutschen Konjunkturlage im nächsten halben Jahr erwarten, gegenüber dem Vormonat zwar leicht gesunken. Nach wie vor überwiegen allerdings die Optimisten die Pessimisten. Die Erholung der Wirtschaft in Deutschland und Euroland sollte demnach im nächsten Jahr erfolgen. Nachdem die Börse als Frühindikator der konjunkturellen Entwicklung vorausläuft, sehen die Analysten nun wohl einen günstigen Einstiegspunkt. Die Bodenbildung beim Dow Jones sollte ihrer Einschätzung nach bereits erfolgt sein. Zudem rät eine alte Börsenweisheit zu "kaufen, wenn die Kanonen donnern."

      Auch die Weltleitbörse in New York hat die unmittelbaren Kursverluste nach dem Attentat mittlerweile verdaut. Obwohl mitunter das Argument angeführt wird, dass die jüngste Kursrallye durch patriotisch motivierte Käufe der Investoren zu Stande gekommen ist, so gibt es doch auch handfestere Gründe, US-Aktien zu kaufen. So ist etwa das Konsumentenvertrauen in der vergangenen Woche überraschend gestiegen. Die Analysten im Finanzmarkttest haben zwar ihre vorherige positive Einschätzung in diesem Monat etwas revidiert. Mit per Saldo 19 Prozent der Befragten, die eine Erholung der US-Konjunktur in den nächsten sechs Monaten erwarten, werden die USA aber auch im Oktober besser beurteilt als der Euroraum. Sollte es US-Politikern wie dem New Yorker Bürgermeister Guiliani tatsächlich gelingen, die Bürger zum Konsum und zur Rückkehr zum normalen Leben zu bewegen, könnte die US-Wirtschaft in 2002 doch stärker wachsen als derzeit noch vermutet wird. Zudem stehen Konjunkturprogramme der Regierung auf dem Programm und 70 Prozent der Analysten erwarten noch weitere US-Zinssenkungen. Da dies positiv für Aktien ist, deutet auch die Lage in den Vereinigten Staaten darauf hin, dass der Boden an der Börse gefunden ist. Der Dow Jones wird von Optimisten bis Ende Januar bei rund 10.400 Punkten gesehen.

      Der japanische Aktienindex konnte sich in den letzten Wochen wieder unbemerkt über die Marke von 10.000 Punkten retten. Einen signifikanten Auslöser hierfür gab es allerdings nicht. Um die Reformbemühungen von Ministerpräsident Koizumi ist es mittlerweile sehr ruhig geworden und die Abkühlung der Weltwirtschaft macht es Japan noch schwerer, aus dem konjunkturellen Tal zu kommen.

      Quelle: DIE WELT
      18.10.01
      Avatar
      schrieb am 31.10.01 16:28:48
      Beitrag Nr. 118 ()
      Herbstrallye - und keiner hat`s gemerkt


      Fast auf den Tag genau geht es nun schon seit fünf Wochen aufwärts. Hand aufs Herz: Haben Sie irgendwo rund um den 21. September gelesen, dass es ab sofort kräftig gen Norden geht? Noch mal Hand aufs Herz: Wann haben Sie zum ersten mal von der Herbstrallye gelesen? Vor ein oder zwei Wochen? Nun ja, hinterher ist jeder klüger....

      Viel interessanter ist es indes zu analysieren, warum wir die jetzige Situation haben, warum sich keiner so richtig freut, und wie lange dieser Aufwärtstrend noch anhalten könnte. Von besonderer Bedeutung ist dabei meiner Meinung nach der Trendumkehrtag 21. September. Das war ein Freitag - und zugleich der dreifache Verfallstag für September-Optionen und -Futures, in Börsenkreisen schelmisch als dreifacher Hexensabbat bezeichnet. Hier wurden alle Schieflagen abgerechnet, die sich in den Wochen zuvor aufstauten. Und glauben Sie mir: Es waren Massen von Kontrakten, die viele Institutionelle arg bluten liessen - und denjenigen, die sich richtig positionierten, viel Geld bescherte.

      So kurios es klingt: Es war ein Befreiungsschlag. Nichts hasst die Börse - und jeder Anleger, egal, ob kleiner Privat- oder institutioneller Grossanleger - mehr als die Unsicherheit. Aber nach dem 21. September mussten die Verluste in die Bücher genommen werden, und man schaute wieder nach vorne. Geht es Ihnen in Ihrem eigenen Depot nicht manchmal ebenso? Sie sitzen auf einem Titel, der aus welchen Gründen auch immer den Weg gen Süden eingeschlagen hat, Sie haben die Stopploss-Reissleine vergessen zu ziehen, und der Wert schmilzt wie Butter in der Sonne. Irgendwann geben Sie sich trotzdem einen Ruck, schliessen das Debakel mit Herzbluten - aber haben wieder Geld zum Neudisponieren.

      Zu den tragischen September-Ereignissen kam als zusätzliches Mosaiksteinchen, dass sich viele Institutionelle in einer konzertierten Aktien zusammen taten und beschlossen, keine Aktien mehr an Leerverkäufer auszuleihen. Damit ging den sog. Shorties ihre Munition für das Drücken von Kursen flöten. Und der schnelle Anstieg nach dem 21. September sorgte dafür, dass diese Anlegerklientel nun ihrerseits Schieflagen hat, die sie nur durch Aktienkäufe aus der Welt bzw. den Büchern schaffen können. So dürften sich zu einem Grossteil die nach wie vor steigenden Kurse erklären. Alle Ansätze, ein - aus der Sicht der technischen Aktienanalyse - wünschenswertes »zweites Standbein« auszubilden, schlugen fehl.

      Damit sind wir jetzt an einem markanten Punkt: Die Märkte signalisieren zwar ganz klar technisch übergekaufte Zustände. Aber wenn in den nächsten ein bis zwei Wochen keine technische Reaktion nach unten erfolgen sollte, dann bleibt den Shorties nichts mehr anderes übrig, als sich auf Gedeih und Verderb einzudecken - und die Verluste wenigstens etwas über Optionen und Futures zu mildern. Das heisst, wir könnten möglicherweise einen freundlichen Markt ohne grössere Einbrüche bis zum 21. Dezember sehen - das ist der nächste dreifache Hexensabbat, und dann wird wieder abgerechnet.

      Engelbert Hörmannsdorfer

      29.10.2001

      Quelle: boerse.de
      Avatar
      schrieb am 18.11.01 01:11:46
      Beitrag Nr. 119 ()
      17.11.2001



      D I E T H I L E N I U S - K O L U M N E

      Drei Halbe für Aktionäre


      Erstmals hat auch die EZB den Märkten ein positives Signal gegeben. Die Baisse ist noch nicht ausgestanden, aber Anlegern bieten sich jetzt Einstiegschancen, meint Georg Thilenius.



      (© B. EIDENMÜLLER)


      Georg Thilenius, Vermögensverwalter aus Stuttgart, schreibt regelmäßig in manager-magazin.de.


      Drei Halbe: Dieses Zitat ist nicht die Bestellung für Bier im Freundeskreis in der Kneipe an der Ecke, sondern eine sehr ernste wirtschaftspolitische Weichenstellung. Die Notenbanken in den USA, England und Euroland haben innerhalb kurzer Zeit die Leitzinsen um jeweils ein halbes Prozent gesenkt.

      Wege aus der Rezession

      Das bedeutet, dass die europäische Zentralbank nach langem Zögern und nach vielen Bitten aus der Politik und der Wirtschaft nun eingesehen hat, was erforderlich ist, um Europa aus einer Rezession zu ziehen beziehungsweise Europa die Rezession zu ersparen.

      Die europäische Zentralbank hatte sich lange gegen eine Zinssenkung gesperrt, da die Inflation immer noch recht hoch war. Das ist auch richtig, denn die Inflation liegt immer noch bei etwa zwei Prozent im Euroraum. Weiterhin liegt der zentrale Auftrag der europäischen Zentralbank - im Gegensatz zur amerikanischen Notenbank - in der Wahrung der Geldwertstabilität. Und eine Inflation von immer noch zwei Prozent spricht natürlich gegen jede Zinssenkung.





      Zuletzt hat die EZB jedoch eingesehen, dass nicht so sehr das Bekämpfen von Inflation zur Zeit im Mittelpunkt ihrer Bemühungen stehen muss, sondern das Abwenden einer Deflation. Diese ergibt sich dann, wenn ein Land in eine Rezession gerät und die Preise nicht mehr nicht weiter steigen, sondern sinken. Wir erleben das zur Zeit mit schrecklichen Konsequenzen in Japan. Erfreulicherweise hat nun also auch die europäische Zentralbank gesehen, was zu tun ist und entsprechend gehandelt.

      Alle ziehen an einem Strang

      Das bedeutet für den langfristigen Investor, dass zwar die drei großen Wirtschaftsblöcke der Welt, USA, Japan und Euroland, derzeit in der Rezession sind oder knapp daran vorbei treiben. Offensichtlich sind aber alle Zentralbanken gewillt, alles zu unternehmen, um die Rezession kurz werden zu lassen oder sie zu verhindern.

      Der Zinsschritt der EZB ist größer ausgefallen als erwartet und zeigt damit auch die Entschlossenheit der europäischen Zentralbank, der Wirtschaft zu helfen. Das ist das erste Mal in der Geschichte der EZB, dass ein positives Signal für die Märkte ausgesendet wurde.

      Der langfristige Investor kann jetzt schon mit dem Aufbau von Positionen beginnen, sollte dabei aber vor allem Aktien im Auge behalten, die rezessionsfest sind und nicht gar zu starken konjunkturellen Schwankungen unterliegen. Denn noch ist die Baisse nicht endgültig ausgestanden. Zu Rückschlägen kann es immer noch kommen.

      Georg Thilenius
      Avatar
      schrieb am 22.11.01 23:59:32
      Beitrag Nr. 120 ()
      Der folgende Beitrag datiert zwar schon vom 14.11.01;
      dafür läßt sich aber schon absehen, daß Egbert Prior mit seiner Einschätzung richtig liegt.

      14.11.2001



      K O M M E N T A R

      Prior lässt die Bullen los


      Der Dax steigt und steigt. Schon wird wieder eine Jahresendrallye beschworen. Kursziele wie zu besten Zeiten der Neue-Markt-Hysterie kursieren. Zeit, auf dem Teppich zu bleiben, meint Lutz Reiche.


      Pessimisten unter den charttechnischen Analysten haben am Montag dem Dax im Wochenverlauf eine Talfahrt vorausgesagt. Auf bis zu 4500 Punkten könne der Index fallen, nachdem die Standardwerte zuvor die Widerstandslinie von 5000 Punkten nicht halten konnten. Doch wir sehen ein ganz anderes Bild. Der Markt ignoriert schlechte Unternehmensnachrichten und steigt. Mutige nehmen bereits wieder das Wort "Jahresendrallye" in den Mund.



      Psychobörse: Nichts als Stress?
      Nach dem Crash erleben Anleger einen deutlichen Kursanstieg. An Stelle der Verkaufspanik tritt Kaufzwang in der Angst, den Zug zu verpassen. Börsen-Psychologe Lothar Imhof erläutert die Psychobörse. ...mehr


      Andere wissen es noch besser, und dabei schießen die Spekulationen zuweilen auch ins Kraut: Egbert Prior, Provokateur aus Berufung, sieht den Dax zum Frühjahr bereits auf 7000 Punkten und rät seiner Fangemeinde, auf den "fahrenden Zug" aufzuspringen, "bevor es Ihnen Ihr Banker rät". Der Energieschub für deutsche Aktien soll wieder einmal aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten kommen.

      Für das Büro Prior steht fest: Nach zehn US-Zinssenkungen versinken die Märkte in Liquidität, die Anleger werden wie besessen Aktien kaufen, die Unternehmen nahezu besinnungslos investieren, das Wort Rezession wird kurzerhand in die Mottenkiste zurückverbannt. Die Winterrallye werde die deutschen Aktien mit quasi historischer Gesetzmäßigkeit nach oben treiben, die Steuerreform ein "Dax-Monopoly" auslösen und die Unternehmensgewinne im Ergebnis kräftig sprudeln lassen ....

      Das erinnert doch ein wenig an alte Neue-Markt-Hysterie. Bleiben wir auf dem Teppich und Herr Prior bitte bei seinen Leisten. Sollte er dennoch Recht behalten, wird manager-magazin.de Herrn Prior im kommenden Frühjahr natürlich an dieser Stelle als neuen Spekulationsmilliardär gebührend würdigen.

      Von Lutz Reiche

      Quelle: manager-magazin.de
      Avatar
      schrieb am 24.11.01 10:51:47
      Beitrag Nr. 121 ()
      23.11.2001
      Weitere Kursgewinne erwartet
      Berenberg Bank

      Überwiegend behauptet bis freundlich präsentierten sich die globalen Aktienmärkte vor dem Thanksgiving-Wochenende in den Vereinigten Staaten. Dies berichten die Analysten von der Berenberg Bank.

      Vor allem große Liquiditätsströme aus dem Rentenmarkt heraus, der dadurch stark unter Druck geraten, hätten den Aktienbörsen zu einer zufriedenstellenden Kursentwicklung verholfen. Zudem scheine weiterhin in Geldmarktanlagen investiertes Vermögen nach und nach wieder den Weg an die Aktienbörsen zu finden. Besonders beliebt seien in den vergangenen Tagen Aktien aus zyklischen Branchen gewesen. In diesen Sektoren werde eine massive Konjunkturerholung in der zweiten Jahreshälfte 2002 bereits vorweggenommen. Daher würden diese Unternehmen teils bereits recht ambitionierte Bewertungsrelationen aufweisen.

      Die politische Lage sei zwar immer noch brisant, so dass der Markt weiterhin anfällig für deutliche Kursrückschläge sei. Dennoch erwarte man bei der Berenberg Bank, dass bis zum Jahresende die Weltbörsen noch weitere Kursgewinne verbuchen würden, da der Rentenmarkt nur noch über begrenztes Kurspotenzial verfüge. Insbesondere Langläufer dürften unter besseren Konjunkturaussichten leiden.

      Quelle: www.aktiencheck.de
      Avatar
      schrieb am 26.11.01 14:56:25
      Beitrag Nr. 122 ()
      Steht uns ein weiterer Abschwung bevor?

      Verehrter Leser,

      Tendenzen an den Börsen segmentieren sich nicht in Jahresabschnitten. Vielmehr ziehen sie sich wie ein roter Faden über die Jahre dahin und sorgen dafür, dass es einen nahtlosen Übergang von einem Jahr zum anderen gibt. Deshalb fängt man am 1. Januar jeden Jahres auch nicht mit einem leeren Blatt an, sondern baut auf dem auf, was zuvor lief. Nie in den letzten 10 Jahren war diese Erkenntnis so wichtig wie heute. Denn Sie werden in 2002 nachhaltig kein Geld verdienen können, wenn Sie das, was in den letzten 1 1/2 Jahren passiert ist, nicht verstehen. Vor allem das Jahr 2001 hat zu einer völligen Adjustierung der Sichtweise von Anlegern an der Börse geführt. Dabei wurde eindrucksvoll demonstriert, wie sehr Erwartung und Realität auseinander klafften und welche Wissenslücken sowohl bei Profis als auch bei Privatanlegern zu erheblichen Fehlentscheidungen führten. Es gilt also nochmals, die Mechanik der Börsen zu untersuchen, um in Zukunft dieselben Fehler nicht zu wiederholen.

      Über die grösste Kapitalvernichtung der modernen Wirtschaftsgeschichte kann man nicht (Gott sei Dank) alle Jahre schreiben. Wenn sie denn dann stattfindet, muss man sie untersuchen, nicht nur um die Geschehnisse zu verstehen, sondern auch, um die künftigen Tendenzen richtig einzuschätzen. Denn die Baisse an den internationalen Märkten wird die kommenden Jahre nachhaltig prägen, so wie auch der Crash von 1929 oder der von 1987 ebenfalls zu entscheidenden Veränderungen geführt haben. Damit ist nicht gesagt, dass sich nun die Baisse fortsetzen wird oder dass es zu den Schreckensszenarien in der Wirtschaft kommt, die in der Presse dargestellt werden. Im Gegenteil: Bei allen Kursverlusten muss man folgendes hervorheben:

      Sämtliche Marktteilnehmer haben aus den Erfahrungen der Vergangenheit gelernt, seien es die Notenbanken in ihrer Reaktion auf Krisen oder die Privatanleger in ihrer Betrachtung der Aktienmärkte. Es ist beeindruckend, wie „gesittet“ die grösste Kapitalvernichtung vollzogen wurde und wie wenig spektakulär trotz des Terroranschlags vom 11. September die Tendenz an den Märkten verlief. Darin spiegelt sich erstens die deutlich verbesserte Struktur aller Märkte wider und zweitens auch die Erkenntnis, dass die Kapitalmärkte heute nicht mehr ein Spielplatz der Reichen und Spekulanten sind, sondern ein voll integrierter Bestandteil jeder modernen Volkswirtschaft.

      Ein mehrjähriger Bärenmarkt wäre in der derzeitigen Konstellation nichts Ungewöhnliches. Wie Sie wissen, wechseln Bullen- und Bärenmärkte stetig einander ab. Die Einbrüche von 1987 und 1997 werden lediglich als technische Reaktionen in einem intakten Aufwärtstrend gewertet. Insofern wäre der Start eines Bärenmarktes allein aus technischen Erwägungen in diesen Jahren zu erwarten gewesen. Die Geschichte zeigt, dass von 1982 bis 1999 die Tiefststände des Dow Jones in jedem Jahr über denen des Vorjahres lagen. Auch im kurzfristigen Trading-Bereich ein sicheres Indiz für einen intakten Aufwärtstrend. Wenn wir das markttechnische Signal niedrigerer Tiefststände in den Jahren 2000 und 2001 auf die längerfristige Sicht übertragen, könnte sich hier eine Trendwende andeuten. Steht uns also ein weiterer Abschwung, hervorgerufen durch einen Kapitalabzug der Retailkunden, bevor?

      Die Bewertung ist derzeit jedenfalls noch keinesfalls attraktiv. In den vorangegangenen Krisen an den Aktienmärkten fielen die Notierungen auf weit tiefere Bewertungsiveaus, als wir sie aktuell sehen. Im Gegenteil hat sich die Bewertung in Form des Kurs-/Gewinn-Verhältnisses bei den allermeisten Unternehmen kaum ermässigt. Zwar stürzten die Notierungen in die Tiefe, die Gewinne eilten allerdings flugs hinterher. Mathematisch leicht nachvollziehbar: Wenn Zähler und Nenner eines Wertes gleichzeitig abnehmen, bleibt der Wert insgesamt gleich. Die Crux liegt in der Definition von "billig" und "teuer". In der Vergangenheit war die Halbierung des Markt-KGVs auf Werte unter 20 meist noch kein Grund, in den Markt einzusteigen. Umgekehrt war den allermeisten Börsianern Ende der 90er Jahre klar, dass der IT- und Internet-Boom mit Kursgewinnverhältnissen in der Regel im dreistelligen Bereich und Umsatzbewertungen im zweistelligen Bereich eine Übertreibung darstellt, die über kurz oder lang zum Einbruch führen muss. Letztendlich kommt es aber nicht auf das Erkennen einer Übertreibungsphase an, sondern auf die Definition des Zeitpunktes, wann die Übertreibung kippt. Seit 1996 warnte ein Grossteil der Marktbeobachter vor der "irrealen Überspekulation" und riet zum Ausstieg. Wer dieser im Grundsatz richtigen Analyse folgte, verpasste die grössten Gewinne seit 20 Jahren. Das gleiche gilt im umgekehrten Fall der Übertreibung nach unten, wie sie im Sommer 2001 zu beobachten war. Auch hier rieten viele Kommentatoren Woche für Woche wegen der "sehr billigen" Notierungen zum sofortigen Einstieg, was bei den Anlegern herbe Verluste nach sich zog. Das gleiche Missverhältnis war auch schon Ende der 80er Jahre in Japan zu beobachten, als ebenfalls seit 1987 zum stetigen Ausstieg geblasen wurde, während sich die Spitze erst zur Jahreswende 1989/90 ausbildete. In diesem Sinne zeigt sich, dass es für die Investmententscheidung zweitrangig ist (nicht unwichtig, sondern eben nur an zweiter Stelle rangierend), ob Aktien oder ein ganzer Markt teuer oder billig ist. Wichtig ist zu wissen, wann ein Markt auf Grund der hier behandelten massenpsychologischen Phänomene tatsächlich kippt und nicht, wann er (wegen Überbewertung oder sonstigem) kippen müsste. Kapitalmärkte folgen leider selten rationalen Erwägungen. Insofern ist die Charttechnik mit den oft verspotteten Trendlinien und -kanälen das einzig wirklich tragfähige Instrument, um Trendwenden zu erkennen und rechtzeitig, wenn auch nicht an der Spitze, die richtigen Dispositionen treffen zu können. Das Wissen um die Übertreibung allein reicht nicht, um das Vermögen zu optimieren. Das zeigt auch ein Blick zurück zum Ende der 20er Jahre:

      Die Stimulierungsmassnahmen der amerikanischen Regierung, um die Volkswirtschaft aus der Depression zu führen, haben bisher wenig gefruchtet. Im Gespräch sind aktuell Konjunkturprogramme im Umfang von 200 Mrd. Dollar. Für das amerikanische Brutto-Inlands-Produkt, das nur zu 7 % von der öffentlichen Hand bestimmt wird (zum Vergleich: In Deutschland sind es noch immer 52 %), Peanuts. Wie das Wall Street Journal in diesem Jahr publizierte, sind aber gleichermassen die Kosten für kriegerische Auseinandersetzungen auf seiten der USA nicht zu vernachlässigen. Der 2. Weltkrieg kostete die amerikanische Bevölkerung - neben unsäglichem Leid der vielen Toten und Verwundeten - 4,71 Bio. Dollar, der 1. Weltkrieg 577 Mrd. Dollar, der Vietnamkrieg 572 Mrd. Dollar, der Koreakrieg 400 Mrd. Dollar und der Golfkrieg 80 Mrd. Dollar, wovon allerdings 90 % von den Alliierten bezahlt wurden. Weit wichtiger sind die psychologischen Komponenten, wie der Nachfragerückgang verängstigter Konsumenten und die strukturellen Änderungen der Industrieproduktion z.B. hin zu Rüstungsgütern. Fazit:

      Im mittelfristigen Bereich muss schon auf Grund der Liquiditätszufuhr mit einer Erholung gerechnet werden. Diese Erholungsphasen, die 30 bis 50 % Steigerung in den Indizes bedeuten können, gilt es zu nutzen, ohne die Gefahr eines möglicherweise einige Jahre währenden Bärenmarktes aus dem Hinterkopf zu verlieren. So zumindest die Lehre aus einem Vergleich ähnlicher Muster in der Vergangenheit der Börsen.

      Herzlichst Ihr

      Hans A. Bernecker

      26.11.2001
      Avatar
      schrieb am 19.12.01 02:01:14
      Beitrag Nr. 123 ()
      Aus der FTD vom 19.12.2001
      Kommentar: Ein Opfer ist am Aktienmarkt noch fällig
      Von Lucas Zeise, Frankfurt

      Am 21. September war der Tiefpunkt der Baisse erreicht. Dennoch wird sich der kräftige Anstieg der Aktienkurse im letzten Quartal nicht einfach fortsetzen lassen.

      Für den Aktienmarkt waren 2000 und 2001 zwei schlechte Jahre hintereinander. Das ist so selten, dass man mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit für 2002 eine positive Performance voraussagen kann. Barton Biggs, Chefstratege bei Morgan Stanley, hat für den amerikanischen Aktienmarkt darauf hingewiesen, dass es im vergangenen Jahrhundert nur zweimal eine Baisse gegeben hat, die länger als ein Jahr andauerte. Das war einmal der große Crash im Gefolge des Schwarzen Freitags von 1929 und dann der Kursrückgang von 1973/74. Nachdem sich diese großen und ausdauernden Bärenmärkte totgelaufen hatten, war die Kurserholung zwar dramatisch. Dennoch dauerte es in beiden Fällen mehrere Jahre, bis die breiten Indizes sich an das vorangegangene historische Hoch wieder herangearbeitet hatten.

      Aus alledem kann man Lehren ziehen, und die Mehrzahl der Aktienstrategen tut dies auch. Daher werden derzeit relativ moderate Kursprognosen abgeliefert - vermutlich zu Recht. In der monatlichen Umfrage der Financial Times Deutschland wurde für den Dax im kommenden Jahr durchschnittlich ein Indexgewinn von 14 Prozent vorhergesagt. Diesen Prognosen liegen meist folgende drei Thesen zugrunde:


      1. Die Kurse vom 21. September stellen den Tiefpunkt der weltweiten Aktienbaisse dar. Der Zyklus seit 1992, dem letzten weltweit schlechten Aktienjahr, müsste damit beendet sein. Wir beginnen eine neue Zeitrechnung.


      2. Ein so hoch spekulativer Anstieg der Aktienkurse, wie er im Herbst 1999 und Frühjahr 2000 zu einer Superblase der Tech- und Wachstumswerte führte, wird sich so schnell nicht wiederholen.


      3. Der Aktienmarkt muss die in den letzten Jahren aufgebaute Schwankungsanfälligkeit - genannt Volatilität - abbauen. Dann erst ist er zu einer soliden Aufwärtstendenz fähig.



      Kurserholung im Spätherbst


      Die These, dass der 21. September den Tiefstand der Baisse markiert hat, lässt sich auch am Spurt der Aktienkurse vom Oktober und November ablesen. Diese Auffassung einer Vielzahl von Anlegern hat dazu beigetragen, dass die Kurse im Spätherbst förmlich nach oben schossen. Der Dax legte zwischen Ende September und Ende November um ein Drittel zu. Entgegen der alten Börsenregel, dass man alte Höchststände vergessen sollte, übten die einmal erreichten Rekordkurse speziell bei den Tech-Werten eine Anziehungskraft nach oben aus - ein Magnetismus, der aus dem Gedächtnis besserer Zeiten zu kommen schien.


      Zu den alten, guten Zeiten führt aber kein Weg zurück. Und was vor drei oder fünf Jahren über das Funktionieren der Finanzmärkte als richtig galt, muss nicht weiter gelten. Im scharfen Einbruch des Aktienmarktes 2000/01 muss man mehr sehen als lediglich die Tatsache, dass es vordem zu Übertreibungen gekommen war. Da diese jetzt abgebaut sind, sollte man nicht so tun, als wäre nichts gewesen, und sich nur mit etwas mehr Umsicht einfach an den alten Denkmodellen orientieren.


      Ein Beispiel: Der kräftige Anstieg der Renditen am Bondmarkt im November ist - ebenso wie das Comeback der Aktienkurse - als Vorbote des Konjunkturfrühlings zumindest in den USA gewertet worden. Der Aktienmarkt und höhere Risiken schlechthin würden wieder eine stärkere Anziehungskraft auf die Renditen ausüben. Tatsächlich sollte man diesen Renditeanstieg schlichter interpretieren. Investoren beginnen, trotz aktuell sinkender Inflationsraten den steigenden staatlichen Defiziten zu misstrauen. Es sieht nach einer Fluchtbewegung aus. Weniger aus Neigung, sondern eher wegen fehlender Alternativen, fanden sich die Investoren so im Aktienmarkt wieder - vermutlich nur als flüchtige Besucher.



      Außergewöhnliche Unsicherheit


      Das Ergebnis solcher Fluchtbewegungen ist eine insgesamt größere Volatilität. Die Tagesschwankungen des Aktienindex S&P 500 um mehr als ein Prozent haben sich zwischen 1995 und 2000 von lediglich 13 Handelstagen auf 110 erhöht. Diese Tendenz zu höheren Preisschwankungen hat sich in diesem Jahr fortgesetzt und zuletzt auch auf den Bondmarkt übergegriffen. So schossen jüngst an einem Handelstag, dem 5. Dezember, die Renditen zehnjähriger Dollar- und Euro-Staatsanleihen gleichermaßen um 20 Renditestellen nach oben, ohne dass ein Schockereignis vorgelegen hätte.


      Das schnelle Hin und Her zwischen den Anlagekategorien ist ein Zeichen für außergewöhnliche Unsicherheit an den Märkten. Zwar kalkulieren Marktstrategen in der Mehrzahl damit, dass die konjunkturelle Talfahrt der US- und damit der Weltwirtschaft beendet ist. Andererseits lehrt die Erfahrung, dass die Rezession noch Opfer fordern wird. Und zwar im Finanzsektor selbst, der sich abgesehen von einigen kleineren Unfällen bisher bemerkenswert wacker geschlagen hat.


      In Amerika wirkt der Bankensektor noch vollkommen intakt. Und wenn die Diagnose des gesunden Bankensystems richtig ist, kann mit der Konjunkturerholung nichts mehr schief gehen. An den Finanzierungsbedingungen für Investitionen dürfte der Anstieg nicht scheitern. Zudem entschärfen die rekordniedrigen Zinsen, die die Notenbank von den Banken fordert, die Krise. Noch sind die amerikanischen Banken, anders als die japanischen, in der Lage, günstig gewährtes Geld auch günstig weiterzureichen.


      Wahrscheinlich werden Stresssymptome dennoch auch am amerikanischen Finanzsektor nicht gänzlich vorbeigehen. Denn es spricht gegen jede Erfahrung, dass eine volle Rezession keine Opfer im Finanzsektor fordert. Auf diese Opfer muss der Aktienmarkt bislang noch warten. Erst wenn sie gebracht sind, wird sich die Erwartung an die Renditen spürbar reduzieren, und die Aufwärtstendenz im Aktienmarkt hätte bei geringerer Schwankungsanfälligkeit eine festere Grundlage.


      Erst ist noch ein Rückschlag fällig. Der Kursanstieg des letzten Quartals 2001 wird sich im neuen Jahr nicht einfach fortführen lassen.



      Quelle: Financial Times Deutschland


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