Internetfirmen wittern erste Gewinne - 500 Beiträge pro Seite
eröffnet am 03.09.02 13:04:15 von
neuester Beitrag 06.09.02 13:04:04 von
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Nun hat es auch Branchenprimus T-Online geschafft. Seit dem zweiten Quartal verdient die Internettochter der Deutschen Telekom operativ Geld. Vorher hatte bereits der Rivale United Internet schwarze Zahlen im operativen Geschäft vermeldet.
Es gibt sie also doch - die Unternehmen, die nach dem Platzen der Internetblase den Weg in die Gewinnzone finden. Die Überlebenden der Krise haben aber allesamt eine zum Teil drastische Sanierung hinter sich. Übrig geblieben sind Firmen, die sich auf ihr jeweiliges Kerngeschäft reduzieren.
Einige Analysten wittern deshalb wieder Morgenluft für die Branche. Ernst Scheerer von Dresdner Kleinwort Wasserstein sprach sogar von einer "Renaissance der Internetwerte". Sein Kollege Joachim Koller vom Bankhaus Merck Finck & Co sagt, er sei "sehr bullish auf den Sektor". Beflügelt von wachsenden Umsätzen, steigenden Kundenzahlen und der Aussicht auf Gewinne geben die Betreiber von Internetportalen sowie Zugangsdienstleister wieder mutige Geschäftsprognosen.
Um gestärkt aus der Krise der Internetwirtschaft hervorzugehen, waren bei den Firmen allerdings drastische Sanierungen nötig. So stieß etwa United Internet Dutzende Beteiligungen ab und schickte Tochterfirmen in die Insolvenz. Der E-Mail-Anbieter Web.de entließ knapp 150 Mitarbeiter.
United Internet baute Schuldenberg ab
Als Erstes schaffte United Internet im Herbst 2001 den Sprung in die Profitabilität. Vergangenes Jahr verabschiedete sich das Unternehmen aus dem Westfälischen von der Idee einer Internetholding und fuhr einen harten Sparkurs. Der Schuldenberg von 86 Mio. Euro wurde innerhalb von sechs Monaten vollständig abgetragen. Heute konzentriert sich United Internet mit vier Tochterunternehmen auf technische Serviceleistungen für das Internet.
Die Angebotspalette erstreckt sich vom Breitbandzugang und E-Mail-Dienst bis hin zum Onlineshop. Nach Ansicht von Klaus Linde, Analyst bei SES Research, liegt hierin das Erfolgsrezept begründet: "United Internet kann Geschäfte bündeln."
Im ersten Halbjahr 2002 erwirtschaftete die Firma ein Ebitda von 39,9 Mio. Euro. Der Umsatz stieg um 27 Prozent auf 145,7 Mio. Euro. Mit 1,85 Millionen, meist zahlenden Kunden und einem erwarteten Jahresumsatz von 300 Mio. Euro ist das Unternehmen hinter T-Online der zweitgrößte Internet-Service-Provider in Deutschland. "Wir denken, dass wir am Anfang eines längeren Aufwärtstrends stehen", sagt Unternehmensgründer Ralph Dommermuth.
Gute Noten für Manager von T-Online
Auch die Entwicklung bei T-Online stimmt Analysten optimistisch. Kai Kaufmann von Dresdner Kleinwort Wasserstein lobt die Führungsriege der Telekom-Tochter. Den Managern rund um Vorstandschef Thomas Holtrop sei es gelungen, "das Unternehmen unter anderem durch die Einführung von Internetzugangstarifen auf Profitabilitätskurs zu bringen", sagt Kaufmann.
Früher als erwartet schaffte T-Online International im zweiten Quartal mit 1,5 Mio. Euro den Sprung in die schwarzen Zahlen. Das Geschäft mit kostenpflichtigen Internetzugängen ist immer noch Hauptumsatzträger, wenn auch rückläufig. Zudem habe es T-Online geschafft, ein Breitbandportal zu entwickeln, das Maßstäbe in Europa setzen werde, wenn es darum geht, unabhängiger von Werbeeinnahmen zu werden, so Analyst Kaufmann.
Trotz der positiven Signale drückt aber vor allem die Skepsis von Unternehmen gegenüber Internetwerbung auf die Stimmung. Der Marktanteil der Onlinewerbung ist mit 1,4 Prozent am gesamten Werbekuchen noch immer verschwindend gering. Immerhin: Laut einer Erhebung von Nielsen Net Ratings investierten Unternehmen in Deutschland im ersten Halbjahr 5,4 Prozent mehr Geld in Internetwerbung als im Vorjahr. Die Ausgaben für Onlinewerbung lagen demnach hier zu Lande bei 114,2 Mio. Euro. Davon profitiert etwa der Zugangsdienst Freenet. Er verdoppelte im Jahresvergleich seine Werbeeinnahmen. Auch T-Online verweist auf steigende Erlöse aus Werbung und Internethandel.
Web.de profitiert von kostenpflichtigen Diensten
Dennoch versuchen Internetfirmen über kostenpflichtige Inhalte und Dienste unabhängiger von den Werbeeinnahmen zu werden. Der Erfolg ist ungewiss. "Es ist noch zu früh, um zu sagen, ob die Internetnutzer tatsächlich anbeißen", sagt etwa Analyst Kaufmann.
Bei Web.de stellen sich jedoch erste Erfolge ein. Das Unternehmen baut auf kostenpflichtige digitale Dienste wie beispielsweise Lottoservice, Kleinanzeigen sowie die Clubidee rund um den Bereich E-Mail. "Täglich entschließen sich 1000 Kunden, die kostenpflichtigen Dienste von Web.de zu erwerben", sagt Vorstandsvorsitzender Matthias Greve. Dennoch bleibt viel Potenzial. Erst 200.000 der zehn Millionen Web.de-Nutzer zahlen.
© 2002 Financial Times Deutschland
Es gibt sie also doch - die Unternehmen, die nach dem Platzen der Internetblase den Weg in die Gewinnzone finden. Die Überlebenden der Krise haben aber allesamt eine zum Teil drastische Sanierung hinter sich. Übrig geblieben sind Firmen, die sich auf ihr jeweiliges Kerngeschäft reduzieren.
Einige Analysten wittern deshalb wieder Morgenluft für die Branche. Ernst Scheerer von Dresdner Kleinwort Wasserstein sprach sogar von einer "Renaissance der Internetwerte". Sein Kollege Joachim Koller vom Bankhaus Merck Finck & Co sagt, er sei "sehr bullish auf den Sektor". Beflügelt von wachsenden Umsätzen, steigenden Kundenzahlen und der Aussicht auf Gewinne geben die Betreiber von Internetportalen sowie Zugangsdienstleister wieder mutige Geschäftsprognosen.
Um gestärkt aus der Krise der Internetwirtschaft hervorzugehen, waren bei den Firmen allerdings drastische Sanierungen nötig. So stieß etwa United Internet Dutzende Beteiligungen ab und schickte Tochterfirmen in die Insolvenz. Der E-Mail-Anbieter Web.de entließ knapp 150 Mitarbeiter.
United Internet baute Schuldenberg ab
Als Erstes schaffte United Internet im Herbst 2001 den Sprung in die Profitabilität. Vergangenes Jahr verabschiedete sich das Unternehmen aus dem Westfälischen von der Idee einer Internetholding und fuhr einen harten Sparkurs. Der Schuldenberg von 86 Mio. Euro wurde innerhalb von sechs Monaten vollständig abgetragen. Heute konzentriert sich United Internet mit vier Tochterunternehmen auf technische Serviceleistungen für das Internet.
Die Angebotspalette erstreckt sich vom Breitbandzugang und E-Mail-Dienst bis hin zum Onlineshop. Nach Ansicht von Klaus Linde, Analyst bei SES Research, liegt hierin das Erfolgsrezept begründet: "United Internet kann Geschäfte bündeln."
Im ersten Halbjahr 2002 erwirtschaftete die Firma ein Ebitda von 39,9 Mio. Euro. Der Umsatz stieg um 27 Prozent auf 145,7 Mio. Euro. Mit 1,85 Millionen, meist zahlenden Kunden und einem erwarteten Jahresumsatz von 300 Mio. Euro ist das Unternehmen hinter T-Online der zweitgrößte Internet-Service-Provider in Deutschland. "Wir denken, dass wir am Anfang eines längeren Aufwärtstrends stehen", sagt Unternehmensgründer Ralph Dommermuth.
Gute Noten für Manager von T-Online
Auch die Entwicklung bei T-Online stimmt Analysten optimistisch. Kai Kaufmann von Dresdner Kleinwort Wasserstein lobt die Führungsriege der Telekom-Tochter. Den Managern rund um Vorstandschef Thomas Holtrop sei es gelungen, "das Unternehmen unter anderem durch die Einführung von Internetzugangstarifen auf Profitabilitätskurs zu bringen", sagt Kaufmann.
Früher als erwartet schaffte T-Online International im zweiten Quartal mit 1,5 Mio. Euro den Sprung in die schwarzen Zahlen. Das Geschäft mit kostenpflichtigen Internetzugängen ist immer noch Hauptumsatzträger, wenn auch rückläufig. Zudem habe es T-Online geschafft, ein Breitbandportal zu entwickeln, das Maßstäbe in Europa setzen werde, wenn es darum geht, unabhängiger von Werbeeinnahmen zu werden, so Analyst Kaufmann.
Trotz der positiven Signale drückt aber vor allem die Skepsis von Unternehmen gegenüber Internetwerbung auf die Stimmung. Der Marktanteil der Onlinewerbung ist mit 1,4 Prozent am gesamten Werbekuchen noch immer verschwindend gering. Immerhin: Laut einer Erhebung von Nielsen Net Ratings investierten Unternehmen in Deutschland im ersten Halbjahr 5,4 Prozent mehr Geld in Internetwerbung als im Vorjahr. Die Ausgaben für Onlinewerbung lagen demnach hier zu Lande bei 114,2 Mio. Euro. Davon profitiert etwa der Zugangsdienst Freenet. Er verdoppelte im Jahresvergleich seine Werbeeinnahmen. Auch T-Online verweist auf steigende Erlöse aus Werbung und Internethandel.
Web.de profitiert von kostenpflichtigen Diensten
Dennoch versuchen Internetfirmen über kostenpflichtige Inhalte und Dienste unabhängiger von den Werbeeinnahmen zu werden. Der Erfolg ist ungewiss. "Es ist noch zu früh, um zu sagen, ob die Internetnutzer tatsächlich anbeißen", sagt etwa Analyst Kaufmann.
Bei Web.de stellen sich jedoch erste Erfolge ein. Das Unternehmen baut auf kostenpflichtige digitale Dienste wie beispielsweise Lottoservice, Kleinanzeigen sowie die Clubidee rund um den Bereich E-Mail. "Täglich entschließen sich 1000 Kunden, die kostenpflichtigen Dienste von Web.de zu erwerben", sagt Vorstandsvorsitzender Matthias Greve. Dennoch bleibt viel Potenzial. Erst 200.000 der zehn Millionen Web.de-Nutzer zahlen.
© 2002 Financial Times Deutschland
sieht man sich die Marktkapitalisierung der drei Werte an,
kann schon staunen:
Web.de.... 198 Mio. entspricht.... 704 Tsd. pro Mitarbeiter
United...... 400 Mio. entspricht.... 138 Tsd. pro Mitarbeiter
t-online... 10 Mrd. entspricht.... 3,7 Mill. pro Mitarbeiter
kann schon staunen:
Web.de.... 198 Mio. entspricht.... 704 Tsd. pro Mitarbeiter
United...... 400 Mio. entspricht.... 138 Tsd. pro Mitarbeiter
t-online... 10 Mrd. entspricht.... 3,7 Mill. pro Mitarbeiter
Gediegen grau: Der Anzug, die Krawatte, das Hemd. Wenn Ralph Dommermuth heute im schwarzen Firmen-Benz zum Kunden fährt, versprüht der Chef und Gründer des Internet-Dienstleisters United Internet den spröden Charme eines Westerwälder Sparkassen-Filialleiters. Vorbei die Zeiten als der heute 38-Jährige ganz im Stil der New Economy im feuerroten Ferrari mit wehendem Vertreter-Schlips durch Montabaur bretterte.
Der demonstrative Imagewandel hin zur Seriosität korrespondiert mit der scharfen Kurskorrektur in der Firmenstrategie des Internetanbieters aus dem beschaulichen Städtchen im Westerwald. Denn wie andere Internetunternehmer auch hatte sich Dommermuth während des @-Hypes ganz gewaltig verspekuliert. Nach dem Börsengang im März 1998 blähte er sein bereits 1988 gegründetes Imperium mit Firmenzukäufen zu einer hoch defizitären Beteiligungs-Holding auf.
Eine riskante Strategie, die die Firma nach dem Platzen der Internet-Blase mit in den Abgrund zu reißen drohte. Immerhin summierten sich die Schulden bis Herbst 2001 auf insgesamt mehr als 86 Millionen Euro. Doch während andere Internet-Unternehmen seither in die Pleite stolperten, ist der Westerwälder Web-Manager dem Abwärtsstrudel entkommen, hat sich der Kurs mehr als vervierfacht. Das Unternehmen gehört zu den wenigen Nemax-Werten, die im vergangenen Jahr überhaupt eine positive Kursentwicklung erlebten.
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