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    VERGANGENHEITSBEWÄLTIGUNG - Margot Honeckers Sehnsucht nach dem Winterwald - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 01.10.02 15:33:43 von
    neuester Beitrag 02.10.02 15:35:34 von
    Beiträge: 19
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      schrieb am 01.10.02 15:33:43
      Beitrag Nr. 1 ()
      Ein interessanter Artikel aus Spiegel-online über ein fast vergessenes Gespenst. ;)

      Sie hat m.E. nichts dazugelernt.

      Gruß
      dickdiver
      http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,216291,00.html

      VERGANGENHEITSBEWÄLTIGUNG

      Margot Honeckers Sehnsucht nach dem Winterwald

      Von Alexander Schwabe

      Seit zehn Jahren lebt Margot Honecker, 75, in Santiago de Chile. Die Frau des ehemaligen Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker scheut die "Vertreter des schreibenden Medienkapitals". Doch nun empfing sie einen Journalisten. Die meistgehasste Frau der DDR zeigt sich als überzeugte Kommunistin - führt jedoch ein ganz und gar bürgerliches Leben.

      An ihrem Geburtstag spielte sie keine Rolle. Erich Honecker hielt seine letzte Rede bei einem Empfang der Chilenen in Santiago. Es war der 17. April 1993, der 66. Geburtstag seiner Frau Margot. Drei Monate zuvor war der schwer kranke Honecker aus dem Haftkrankenhaus Moabit entlassen worden und nach Chile eingereist, nachdem das Landgericht Berlin die Haftbefehle gegen ihn wegen der Todesschüsse an der innerdeutschen Grenze aufgehoben hatte. Nun rechnete er mit dem Westen ab, bedauerte seine Genossen, die noch im Gefängnis in Moabit saßen und dem Klassenfeind trotzten. Er schloss seine Rede nicht mit einem Hoch auf seine Frau, sondern mit den Worten: "Unseren schönen Erinnerungen an die deutsche demokratische Republik, denen werden wir immer treu bleiben."
      Ein halbes Jahr später, im November 1993 liegt Honecker am Tropf. Am 29. Mai 1994 stirbt er in einem Reihenhaus im Stadtteil La Reina. Der TV-Journalist Thomas Grimm, der Margot Honecker sieben Jahre nach dem Tode ihres Mannes besucht hat, sagt, sie habe den ehemaligen Staats- und Parteichef der DDR "die ganzen Jahre aufopferungsvoll begleitet und gepflegt". Sie selbst war Ende Juli 1992 von Moskau aus zu ihrer Tochter Sonja nach Santiago gereist, als Russlands Präsident Boris Jelzin Honecker nach Deutschland auslieferte.

      In dem Reihenhaus einer gut gesicherten Wohnanlage führt die "meistgehasste Frau der DDR" heute ein zurückgezogenes Leben. Grimm, dessen Film "Honeckers Flucht - das Ende eines Kommunisten" am 9. Oktober um 21.45 Uhr in der ARD ausgestrahlt werden soll, hatte mehrfach Gelegenheit mit Margot Honecker zu sprechen. Mal gibt sie die charmante Gastgeberin, serviert Kaffee und Kekse, erzählt, dass sie die Wohnung selbst in Ordnung halte, ohne Putzfrau oder Köchin auskomme, sie würde sich sonst wie eine Ausbeuterin vorkommen. Mal lässt sich die ehemalige Volksbildungsministerin (1963 bis 1989) von Grimm nach langem Zögern in ein Restaurant im Viertel Buena Vista einladen, wo sie zum Fisch ein Glas Wein trinkt und sich "offen und freundlich, aber bestimmt in der Sache gibt".

      Überzeugte Kommunistin

      Die Sache, an der sie eisern festhält, ist die: Margot Honecker glorifiziert mehr als zehn Jahre nach dem Zusammenbruch ihres Regimes den DDR-Sozialismus, stempelt den Kapitalismus als Irrweg ab, greift alte Parteigenossen an, die sie für illoyal hält, verdrängt die dunklen Seiten der DDR-Diktatur und ihren eigenen Beitrag daran.

      Kein Wort darüber, dass sie die Ausbildung von Neunt- und Zehntklässlern an Waffen verordnet hat, keins darüber, dass Schüler wegen ihrer christlichen Einstellung diskriminiert wurden, indem sie nicht studieren durften, nichts über angeordnete Zwangsadoptionen von Republikflüchtlingskindern oder von Kindern Spionage-Verdächtigter, nichts darüber, dass sie verfassungsmäßig vorgesehene Beschwerdeeingaben an Staatsorgane an das Ministerium für Staatssicherheit weiterleiten ließ, nichts über die brutalen Zustände in Lagern für so genannte schwer erziehbare Jugendliche, die ihrem Verantwortungsbereich unterstanden. Nichts darüber, dass sie 1988 vier Schüler der Carl von Ossietzky-Oberschule in Berlin-Pankow von der Schule verwies, weil sie öffentlich gefragt hatten, ob die Staatsfeierlichkeiten jeden 7. Oktober unbedingt einer Militärparade bedurften.

      "Schweinehund" Schabowski

      Honecker, die sich zunächst sehr reserviert gibt, versucht viel lieber Wahlmanipulationen in der DDR mit dem Auszählungschaos in Florida bei den US-Präsidentschaftswahlen zu relativieren, versucht den Zeitenlauf nach 1989 als Verfallsgeschichte darzustellen: Die sozialistischen Kräfte müssten warten, bis sie wieder eine Chance bekämen. China und Kuba, wo ihr Enkelsohn Roberto studiert, das seien die Modelle der Zukunft.

      Nach wie vor ist die gebürtige Hallenserin überzeugte Verfechterin der Zustände in der DDR. Von Läuterung keine Spur. Sie zieht über alte Kampfgefährten her, nennt SED-Politbüromitglied Günter Schabowski, der 1989 die Reisefreiheit aus der DDR voreilig verkündete, einen "Schweinehund". Ihren Mann kritisiert sie, weil er "in Kaderfragen" immer nur auf Zeugnisse und zu wenig auf Charakter geschaut habe. Deshalb sei er im Politbüro "gestopft" worden. Leute wie Politbüro-Mitglied Günter Mittag hätten ihn betrogen.

      Honecker hält`s mit Günther Jauch

      Margot Honecker geht fest davon aus, dass ihr Mann vom eigenen Lager gestürzt wurde. Gorbatschow habe den Leuten "den Kopf verdreht". Sie tischt Grimm eine Art Dolchstoßlegende auf. Zudem sei das Politbüro vom Westen unterwandert gewesen. Dass Honecker heute vom subversiven Klassenfeind Rente bezieht, scheint sie nicht weiter zu stören. Und bezüglich ihres eigenen Verantwortungsbereichs innerhalb des Regimes hält sie es mit Quizmaster Günther Jauch, der in der Debatte über die Pisa-Studie ja schließlich gesagt hat, das DDR-Schulsystem sei besser gewesen als das im Westen.

      Offenbar teilen nicht mehr viele Menschen Margot Honeckers Ansichten. Zur Einäscherung ihres Mannes in Santiago de Chile - die Urne mit seinen sterblichen Überresten befindet sich auf dem Grundstück in La Reina - kamen noch etwa tausend chilenische Kommunisten und Sozialisten, um vom ehemaligen Staatsratsvorsitzenden der DDR Abschied zu nehmen. Etlichen hatte er während der Pinochet-Diktatur Unterschlupf gewährt. Seine Witwe aber lebt ein unspektakuläres, zurückgezogenes Leben.

      "Die Rache der Ostdeutschen"

      Sie kümmert sich um die Enkelin, die noch zur Schule geht. Soziale Aktivitäten, Freundeskreis, Konzerte, Theater: Fehlanzeige. Sie sieht die "Deutsche Welle TV", liest den SPIEGEL und das "Neue Deutschland". Von alten Weggefährten wird sie per E-mail mit Informationen aus Deutschland versorgt. Im Bücherregal stehen Werke von Heinrich Heine und Erwin Strittmatter. "Die Rache der Ostdeutschen" hat sie in wenigen Tage verschlungen.

      Deutsche Freunde fehlen ihr, sagt Grimm. Ihren Bruder, der im Norden Berlins lebt, würde sie gerne besuchen, doch sie scheut den Medienrummel, den eine Reise nach Deutschland auslösen würde. Journalisten seien für sie Vertreter des schreibenden Medienkapitals. Sie sehnt sich nach dem Winterwald, wie sie ihn im Urlaub in Oberwiesenthal erlebt hatte.

      Personalausweisnummer 0000001

      Sie kramt in alten Kisten, sucht Dokumente aus der Zeit der DDR und der Flucht vor der westdeutschen Strafverfolgung. Sie zeigt Honeckers Personalausweis mit der Nummer 0000001, seinen roten Diplomatenpass mit der 00004, seinen bundesdeutschen Reisepass L0988888, der vom 8. Januar 1993 bis zum 7. Januar 1994 gültig war. Im Diplomatenpass sind Visastempel für Besuche in der Bundesrepublik zu sehen, ohne die der ehemals mächtigste Mann der DDR "sein" Land offenbar nicht verlassen durfte.

      Der Reisepass enthält einen Ausreisestempel für Chile, ausgestellt vier Tage bevor das Landgericht Berlin Honecker Verhandlungsunfähigkeit bescheinigte. Ein Indiz dafür, sagt Grimm, dass Honeckers Ausreise hinter den Kulissen arrangiert wurde, und man ihn nicht im Gefängnis sterben lassen wollte. Für Margot Honecker sind es Relikte aus der Geschichte eines Systems, dessen Scheitern sie innerlich nicht angenommen hat.
      Avatar
      schrieb am 01.10.02 15:42:49
      Beitrag Nr. 2 ()
      Das ist das Alter.

      Lasst es Euch eine Lehre sein.



      -SL-
      Avatar
      schrieb am 01.10.02 16:15:34
      Beitrag Nr. 3 ()
      ... und totzdem wundert man sich, das es immer noch leute in deutschland gibt die PDS/SPD wählen.
      Avatar
      schrieb am 01.10.02 16:17:48
      Beitrag Nr. 4 ()
      PDS und SPD ist ja wohl ein grundsätzlicher Unterschied. :eek:
      Avatar
      schrieb am 01.10.02 16:18:34
      Beitrag Nr. 5 ()
      Um der Himmelswillen gibt diesen verschrumpften Apfel auch noch!:eek:



      Hallo dickdiver,

      Gespenst ist das richtig Wort!;)

      Gruß Albatossa

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      Avatar
      schrieb am 01.10.02 19:27:03
      Beitrag Nr. 6 ()
      @Alba: Yep, Gespenst ist m.E. die passende Bezeichnung. ;)

      Gruß
      dick
      Avatar
      schrieb am 01.10.02 20:52:17
      Beitrag Nr. 7 ()
      Hallo dickdiver,

      habe dir eine Nachricht zugesendet!;)

      Gruß Albatossa
      Avatar
      schrieb am 01.10.02 20:56:29
      Beitrag Nr. 8 ()
      ..ich hatte auch gedacht, die wäre lange tot...aber wenn man manche Postings so liest, vielleicht schreibt sie ab und zu auch hier mit....Namen verschweig ich mal lieber ;)
      Avatar
      schrieb am 01.10.02 20:58:11
      Beitrag Nr. 9 ()
      Hallo xylophon,

      nichts ist unmöglich!
      Avatar
      schrieb am 01.10.02 21:00:47
      Beitrag Nr. 10 ()
      Alba: Dich hab ich allerdings eher nicht gemeint...:D
      Avatar
      schrieb am 01.10.02 21:03:58
      Beitrag Nr. 11 ()
      Mehr wollte ich auch garnicht wissen!;)

      Danke @xylophon!
      Avatar
      schrieb am 01.10.02 21:06:35
      Beitrag Nr. 12 ()
      "Der Reisepass enthält einen Ausreisestempel für Chile, ausgestellt vier Tage bevor das Landgericht Berlin Honecker Verhandlungsunfähigkeit bescheinigte."
      Wenn das stimmt dann ist das einSkandal! Ein gerichtsurteil wird vor der verkündung rechtskräftig. Eine Pass und visastelle weis vor verkündung des Urteils schon das Urteil.
      Wir haben eine Gewaltenteilung in der Bundesrepublik. Oder sind wir auch nur eine bananerepublik?
      g.- midas
      Avatar
      schrieb am 01.10.02 21:11:18
      Beitrag Nr. 13 ()
      Holt die dumme Drecksau Honnyfrau zurück und dann:
      Feuer frei!
      Avatar
      schrieb am 01.10.02 21:14:12
      Beitrag Nr. 14 ()
      Möchte mal wissen, was die Tante so an Rente kasssiert.
      Die lacht sich doch kaputt über uns.
      Avatar
      schrieb am 01.10.02 21:20:40
      Beitrag Nr. 15 ()
      Meint Ihr nicht, daß die Margot genug gebüßt hat? Laßt sie wieder in die Heimat kommen.
      Avatar
      schrieb am 01.10.02 21:23:05
      Beitrag Nr. 16 ()
      namibiamichel, die Dame mit den immerblauen Haaren lacht sich bestimmt nicht kaputt. Die realisiert überhaupt nicht, was eigentlich geschehen ist und lebt mit Sicherheit in ihrem eigenen kommunistischen Paralleluniversum, wo die Welt noch in Ordnung ist (ihrer Meinung nach).
      Avatar
      schrieb am 01.10.02 21:26:09
      Beitrag Nr. 17 ()
      wurstmaxe, ich bin mir nicht hundertprozentig sicher, aber meineserachtens liegt gegen sie keine Anzeige vor. Also könnte sie ohne "Gefahr" eines rechtstaatlichen Zugriffs nach Deutschland, wenn sie wollte. Oder hab` ich was übersehen? Bitte korrigieren dann. Aber meinetwegen soll sie bleiben, wo der Pfeffer wächst.
      Avatar
      schrieb am 01.10.02 21:37:23
      Beitrag Nr. 18 ()
      Für meine Begriffe gibt es tatsächlich solche Menschen, Menschen mit einem ausgeprägten Verdrängungsbewußtsein. Sie sind sich Zeit ihres Lebens über die Auswirkungen ihres Tuns nicht im Klaren gewesen oder geworden. Tatsächlich sind sie "Wirklich Überzeugte". Ihr werter Gatte ist bis zu seinem Tod von ähnlicher Ausprägung befallen gewesen. Da ist kein Kraut gewachsen.
      Avatar
      schrieb am 02.10.02 15:35:34
      Beitrag Nr. 19 ()
      Wie heißt der kürzeste Witz? "Dr.Ulbricht..."


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