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    Zeitarbeit : Kann sich die Branche diesen Tarifabschluß wirklich leisten ? - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 22.02.03 14:21:59 von
    neuester Beitrag 12.07.03 16:47:38 von
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      schrieb am 22.02.03 14:21:59
      Beitrag Nr. 1 ()
      Die DGB-Gewerkschaften und der Bundesverband Zeitarbeit ( BZA ), dem als einer der Großen der Branche auch Adecco angehört, haben sich auf Eckdaten eines ersten Flächentarifvertrages für Zeitarbeit und PSA geeinigt, der bis zum 31.05.03 unterschriftsreif sein soll.

      Wenn man sich die ersten Meldungen über die vereinbarten Eckdaten ansieht, kommen dem Betrachter Zweifel, ob sich die Branche und damit auch die börsennotierten Zeitarbeitunternehmen ( Adecco, DIS, Allbecon, ?? ) einen solchen Abschluß leisten können. Allbecon hat gerade bereits tiefrote Zahlen gemeldet, Adeccos Gewinn ist auch mächtig geschrumpft.

      Gleichwohl läßt sich der BZA, in dem lediglich 200 Unternehmen der Zeitarbeit organisiert sind ( allerdings die größten ), auf Eckdaten ein, wonach der Regelstundensatz für einen nicht aus der Arbeitslosigkeit kommenden ungelernten und angelernten Arbeiter 8,40 € betragen soll, der des Facharbeiters 10,60 €. Hinzu kommen Zuschläge ( oder Abschläge ), wenn der Verleih in Branchen erfolgt, die übertariflich (untertariflich ) zahlen. Lediglich bei "Vorliegen eines Vermittlungshemmnisses kann der Lohnsatz bis auf 6,85 € sinken, was gleichzeitig in der Zeitarbeit der Mindestlohn sein soll."

      Damit haben die DGB-Gewerkschaften den von ihnen im Gesetzgebungsverfahren entgegen den Vorschlägen der Hartz-Komission durchgestzten Grundsatz von "equal pay und equal treatment" weitgehend duchgesetzt.

      Wenn die Zeitarbeitsunternehmen auf der Grundlage dieses Tarifvertrages ihre Mitarbeiter am Markt anbieten müssen, dürfte sich der Markt für die Zeitarbeit erheblich verkleinern. Das, was Hartz wollte, die Zeitarbeit als Hebel für mehr und flexiblere Beschäftigung zu benutzen, wird sich ins Gegenteil verkehren : Der Markt wird nicht größer, sondern schrumpfen ! Die PSA ( Personal-Service-Agentur ) droht gleicherweise ein Flop zu werden. Nicht umsonst wettert Hartz selbst gegen die von den Gewerkschaften im Gesetzgebungsverfahren und offensichtlich jetzt auch in den Tarifverhandlungen durchgesetzten Änderungen seines Konzeptes.

      Gerade die unflexibleren großen Zeitarbeitsunternehmen wie Adecco werden mit rückläufigen Umsätzen rechnen und damit ihre Fix- und Verwaltungskosten umgehend reduzieren müssen. Die mittelständischen Zeitarbeitsfirmen werden sich sicherlich nicht in den Geltungsbereich des Tarifvertrages DGB-Gewerkschaften und BZA bewegen und lieber auf die PSA verzichten.

      Wer bei den börsennotierten Gesellschaften investiert ist, sollte seine Positionen genauestens beobachten.
      Avatar
      schrieb am 22.02.03 14:43:02
      Beitrag Nr. 2 ()
      post :cool:
      Avatar
      schrieb am 22.02.03 15:01:43
      Beitrag Nr. 3 ()
      Wie wird das "Vermittlungshemmnis" definiert?
      Avatar
      schrieb am 22.02.03 15:24:52
      Beitrag Nr. 4 ()
      Zum "Vermittlungshemmnis" heißt es wörtlich in einer DGB-Verlautbarung :

      "...wird die arbeitsmarktpolitische Funktion dieses Tarifvertrages dadurch begründet, daß bei sachlich begründeter erschwerter Vermittlungstätigkeit in den ersten Arbeitsmarkt eine Heranführung dadurch unterstützt wird, daß abweichend vom equal-pay-Ansatz die Mindeststundensätze zeitlich befristet angewendet werden."

      Weitere Einzelheiten sind noch nicht bekannt.

      Da eigentlich Zeitarbeit mit einem Begriff wie "erschwerte Vermittlungstätigkeit" nichts zu tun hat ( der Arbeitnehmer ist ja bei dem Zeitarbeitunternehmen fest eingestellt ), dürfte diese Regelung in erster Linie auf die PSA abzielen, die ja gewissermaßen Arbeitsvermittlung durch Zeitarbeit werden soll.
      Avatar
      schrieb am 27.02.03 15:45:43
      Beitrag Nr. 5 ()
      Es gibt jetzt einen deutlich günstigeren Abschluß eines Flächentarifvertrages : Eine Gruppierung süddeutscher Zeitarbeitsunternehmen ( INZ ) hat ihn mit der Tarifgemeinschaft der christlichen Gewerkschaften geschlossen. Damit ließe sich eher leben. Aber Adecco ist ja Mitglied im BZA und unterliegt daher dem von netbil zitierten Tarifvertrag, wenn er denn zustandekommt. Netbil hat recht, Adecco, Allbecon und wie sie alle heißen, für die der BZA verhandelt, sie alle sollte man auf keinen Fall halten und schon garnicht kaufen.

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      Avatar
      schrieb am 27.02.03 19:11:21
      Beitrag Nr. 6 ()
      Ein Vermittlungshemmnis könnte das "hohe" Alter von/ab 45 sein, da aufgrund des Alters "schwer vermittelbar", und somit müßte dieser Arbeitssuchende zu einem Stundenlohn von 6 Euro arbeiten.
      Richtig?
      Avatar
      schrieb am 11.03.03 10:45:29
      Beitrag Nr. 7 ()
      Adecco Chef will mittelfristig Marktanteil in Deutschland verdreifachen

      Wenn er sich da mal nicht irrt !!

      Die Prognose von Adecco zielt wohl auf Marktverdrängung : Mit dem ins Auge gefaßten Tarifvertrag zwischen dem BZA und den DGB-Gewerkschaften will der BZA ( der die Großen der Branche vertritt ) die mittelständische Zeitarbeit verdrängen. Sie kann mit dem gesetzlichen "equal payment" nicht leben, die Großen - so Adecco - glauben, sie können es langfristig.

      Meiner Meinung nach hat Adecco die Rechnung ohne den Wirt gemacht : Die mittelständischen Zeitarbeitunternehmen werden die Marktanteile nicht kampflos überlassen. Der erste Tarifvertrag ( mit den Christlichen Gewerkschaften ) zeigt dies. Der Kampf David gegen Goliath kann diesmal durchaus wieder einmal gegen Goliath ausgehen. Und dann sitzt Adecco mit seinem ertragsschmälernden equal payment und tiefroten Zahlen da.

      Es wäre zu wünschen. Also : Weiterhin Finger weg von Adecco ! Ich suche mir schon einmal einen hübschen Put.
      Avatar
      schrieb am 04.04.03 12:40:28
      Beitrag Nr. 8 ()
      Hi, netbil,

      da habe ich doch wirklich gedacht, Du liegst falsch mit Deiner Meinung . Nach Deinem Posting ist adecco nämlich von 23,5 auf 34 € angezogen. Jetzt aber geht es tatsächlich nach Süden : Derzeit wieder 25 €.

      Da sind wohl einige eingestiegen, die gedacht haben, Hartz würde wirklich umgesetzt !

      In der Sache selbst, also fundamental, hast Du recht. Zumindest in Deutschland wird ein solcher Tarifvertrag in der Nähe des equal pay zu einem Rückgang der rot-grünen Hoffnungsbranche Zeitarbeit führen. Aber da ist ja noch die Front der Underdogs, der Tarifvertrag der niederbayerischen INZ mit den christlichen Gewerkschaften.

      Die DGB-Monopolisten spucken Gift und Galle, war es doch ihr regierungsunterstütztes Kalkül, mittels Tarifvertrages in der Zeitarbeit neue Mitglieder rekrutieren zu können : Das sieht jetzt nicht so aus, als ob das klappen würde. Und die Großen der Branche sitzen jetzt auf ihren Eckpunkten mit dem DGB und wissen noch nicht so recht, wie sie zurückrudern sollen. Spannend : Wie war das, hatte im Duell David gegen Goliath nicht auch David gewonnen ?
      Avatar
      schrieb am 12.07.03 16:47:38
      Beitrag Nr. 9 ()
      Der Vollständigkeit halber sei zu diesem Thread angemerkt, daß es nicht so gekommen ist, wie es damals den Anschein hatte : Die kleine Wettbewerbsgewerkschaft des DGB, die Christlichen Gewerkschaften CGB, zogen mit zwei Flächentarifverträgen vor, abgeschlossen mit dem INZ und dem MVZ, zwei Verbänden der mittelständischen Zeitarbeitsunternehmen. Der DGB mußte sein Verhandlungsziel, "equal pay" und "equal treatment" durchzusetzen, wie es noch in den "Eckdaten" festgelegt war, aufgeben. Als zur Zeit nicht durchsetzbar kommentierten die DGB-Gewerkschaften ihre Zielverfehlung in den beiden Tarifverträgen mit den größeren Zeitarbeitsverbänden BZA und IGZ.

      Gleichwohl wird sich die Zeitarbeit um 10-15 % verteuern, wobei die Großen der Zeitarbeit als Mitglied im BZA am oberen Ende liegen dürften.

      Ergebnis : Die großen börsenmotierten Unternehmen der Zeitarbeit ( Adecco, Randstad, DIS, Allbecon ) sollten nach wie vor nur mit äußerster Vorsicht angefaßt werden.


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