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    Irak-Krieg: Versuch einer objektiven Betrachtung - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 28.03.03 17:02:47 von
    neuester Beitrag 28.03.03 17:54:07 von
    Beiträge: 5
    ID: 714.116
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      schrieb am 28.03.03 17:02:47
      Beitrag Nr. 1 ()
      Das Lager der „Willigen“ und das Lager der „Zweifler“ werfen ständig mit den gleichen Argumenten um sich. Auf der einen Seite wird richtigerweise Saddam Hussein als einer der schrecklichsten Diktatoren unserer Zeit beschrieben, der auf brutalste Art und Weise sein Volk seit Jahrzehnten unterdrückt und für den Tod von über einer Million Menschen verantwortlich ist. Auch für die arabischen Nachbarstaaten stellt Saddam eine kontinuierliche Bedrohung dar.

      Auf der anderen Seite werden die Motive für den Krieg angezweifelt und eher behauptet, dass es bei dem Krieg nur um die Geschäfte der Öl- und Rüstungsindustrie geht und Krieg wird allgemein als Mittel zum Zweck abgelehnt.

      Den Beweis, dass Saddam immer noch über Massenvernichtungswaffen verfügt, mit denen er die USA ernsthaft bedrohen könnte, ist bis heute nicht erbracht worden.

      Dass die Welt nicht perfekt ist wissen wir alle. Es wird sich sicherlich nicht leugnen lassen, dass es auch Kräfte gibt, die von einem positiven Kriegsausgang für die Amerikaner wirtschaftlich erheblich profitieren würden und daher die „Koalition der Willigen“ stark unterstützen.

      Aber kann man diesen „moralischen Schönheitsfehler“ nicht übersehen, wenn bei der ganzen Aktion ein großes Übel wie Saddam aus dem Weg geräumt wird? Dient der Krieg nicht letztendlich einem „guten Zweck“ und die „schmutzigen Söldner“ erhalten lukrative Öl-, Waffen- und Wiederaufbau-Verträge für ihr moralisch anrüchiges Werk. Muss nicht irgendwer die „Schmutzarbeit“ machen, damit es der Welt besser geht? Hat nicht auch eine bessere Welt ihren „Preis“?

      Die Frage wäre einfacher zu beantworten, wenn es nur gegen Saddam persönlich ginge. Bei einem Attentat auf Saddam wäre der weltweite Schrei der Entrüstung wahrscheinlich sehr klein. Auch wenn bei einem solchen Attentat einige seiner Leibwächter treffen würde, könnte man noch argumentieren, dass sie wussten, worauf sie sich einlassen.

      Aber wo ist die Grenze? Ein Krieg kann nicht einzig und allein gegen ein Regime geführt werden. Es gibt zivile Opfer. Aber auch bei den getöteten und verletzten Soldaten stellt sich die Frage, ob diese Menschen wirklich eine Wahl hatte und ob es gerechtfertigt ist, sie „zu opfern“. Das gilt sowohl für die amerikanischen Soldaten als auch für die irakischen. Ist ein unschuldiges Leben als Opfer schon zu viel? Oder will man 1:1 rechen – Auge um Auge – Zahn um Zahn. Rechtfertigen Saddams Taten aus der Vergangenheit eine gleiche Anzahl von Opfern in der Gegenwart, um sein Grauen zu stoppen?

      Wer will sich das Recht herausnehmen, diese Entscheidung zu treffen? Geht so etwas ohne eine Legitimation der UNO?

      Eine Antwort geben uns vielleicht die Iraker selbst. Es zeigt sich, dass sie viele nicht unbedingt für Saddam kämpfen, sich aber gegen ein durch die USA besetztes Irak wehren.

      Natürlich sind die meisten auf beiden Seiten in gewisser Weise „ideologisch verstrahlt“ und arme Opfer der gigantischen Propagandamaschinen.

      Tatsache ist aber, dass die US-Soldaten nicht unbedingt bei der breiten Masse als Befreier mit Blumen und Tanz empfangen werden.

      Nach der ersten Kriegswoche zeichnet sich ab, dass es den „sauberen Krieg“ gegen den Irak nicht gibt und auch kein schneller Sieg zu erwarten ist, der das Leid, die Toten und Verletzten und nicht zuletzt auch die gewaltigen Umweltschäden für die kommenden Generationen beenden würde.

      Meiner Meinung nach, müsste diese Erkenntnis auch bei der „Koalition der Willigen“ zu einer Neubewertung der Situation führen. Der Versuch eines schnellen Sieges ist gescheitert.

      Ein militärischer Sieg und die Einnahme Bagdads würden zu vielen weiteren Opfern führen. Diese unausweichliche Entwicklung lässt sich schon jetzt erkennen und die Aussage von Bush „Es dauert solange wie es dauert - aber der Sieg ist gewiß“ bedeutet ein „um jeden Preis“. Ich weiß nicht genau, wo bei mir die persönliche moralische Grenze liegt – bei einem unschuldigen Menschenleben, bei Hunderten, bei Tausenden?

      Aber „um jeden Preis“ ist eindeutig zuviel. Ich muss meine moralischen Grenzen also nicht ausloten, um gegen diesen Krieg zu sein. Jedes weitere Opfer ist zuviel und das letzte was wir wollen ist ein Massaker um Bagdad, weiteren Hass in der Region gegen den Westen, eine Destabilisierung der ganzen mittleren Ostens und ein Zweiteilung der Welt in ein Lager der „Willigen“ und ein Lager der „Zweifler“. Jeder weitere Schritt auf einem Weg, den man als falsch erkannt hat, ist ein Schritt zuviel.

      Ich möchte an diese Stelle gar nicht darüber diskutieren, ob dieser Weg überhaupt eingeschlagen werden durfte. Da kann man geteilter Meinung sein und beide Lager haben in gewisser Weise moralisch Recht. Aber ich frage ernsthaft, ob es nach den Erkenntnissen der letzen Woche eine Rechfertigung dafür gibt, diesen Weg weiter zu beschreiten, der über weiteren Hass und eine Unzahl von Gräbern führen wird? Wie viele Tote wird es aus Rache auch nach einem (blutigem) Sieg der Amerikaner noch in der Zukunft geben?

      Wenn Saddam wirklich über gefährliche Massenvernichtungswaffen verfügt, warum hat er diese dann noch nicht eingesetzt? War Blix nicht auf einem guten, wenn auch sehr langsamen Weg, das Rätsel zu lösen.

      Das traurige ist nur, dass höchsten ein neuer amerikanischer Präsident den Zug des Grauens aufhalten könnte. Bush wird sich niemals eine Niederlage eingestehen können. Bis zu den nächsten Wahlen vergeht aber noch viel Zeit. Die Frage ist, ob bis dahin in Bagdad die amerikanische Flagge weht und ein Tag vergeht, an dem kein Schuss in den Strassen von Bagdad abgefeuert wird.
      Avatar
      schrieb am 28.03.03 17:04:47
      Beitrag Nr. 2 ()
      Hi,
      habe das Gefühl, dass die Amerikaner mit ihren "konventionellen" Waffen "präventiv" mehr Menschen im Irak umbringen als alle "Massenvernichtungswaffen", die der Irak gar nicht besitzt.
      edgar99
      Avatar
      schrieb am 28.03.03 17:11:11
      Beitrag Nr. 3 ()
      #2
      hahahahahahahahaha
      mensch,du weisst ja anscheinend mehr als alle anderen.
      wahrscheinlich haste gerade nen schlechten teppich
      geraucht.
      hahahahahaha
      Avatar
      schrieb am 28.03.03 17:15:14
      Beitrag Nr. 4 ()
      #1 Korrekt,

      Aber hast du schon mal einen Krieg gesehen, der nach einer Woche verloren gegeben wurde. Du hast richtig erkannt, dass nur dass amerikanische Volk diesen Wahnsinn aufhalten kann. Ich habe zwar wenig aber immer noch ein Fünkchen Hoffnung, dass es von dieser Seite ein echtes Aufbegehren gibt, welches Bush und seine Clique stürzt.

      Einen Faktor hast du aber noch vergessen. Die Briten. Behalte Tony Blair im Auge, wenn er noch häufiger von Bush vor den Kopf gestossen wird und die Britischen Truppen weiter so verheizt werden, besteht die Möglichkeit, dass die Briten ihre Truppen abziehen werden. Wer weiß, vielleicht glaubt Tony wirklich an das Gute, von dem er immer redet. Und wenn er erkannt hat, was die Bush-Clique wirklich vorhat, wer weiß:confused:

      Let`s hope

      Grüße
      PS: War übrigens seit einiger Zeit wieder mal ein wirklich guter Beitrag, der wenigstens den Ansatz mit sich brachte, das Problem von beiden Seiten zu betrachten:)
      Avatar
      schrieb am 28.03.03 17:54:07
      Beitrag Nr. 5 ()
      #4
      Ich habe nicht die Illusion, dass Bush und seine Clique das erkennen bzw. akzeptieren. Aber es wäre schon einmal ein Anfang, wenn es der Rest der Welt so sieht und irgendwann einmal der nächste amerikanische Präsident.

      Zumindest hat Tony mehr Druck in seinem Land durch die Bevölkerung. Aber Bush (ich rede hier absichtlich nicht von "den Amerikanern" ) macht auch ohne die Briten weiter!

      --- Das ist nicht Amerika ---


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