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    Kommen die Dinos zurück ? - 500 Beiträge pro Seite

    eröffnet am 02.03.00 19:31:59 von
    neuester Beitrag 27.06.00 21:32:02 von
    Beiträge: 17
    ID: 85.835
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      schrieb am 02.03.00 19:31:59
      Beitrag Nr. 1 ()
      Kommen die Dinos zurück ?

      Ich weiß nicht wer es bemerkt hat. Letzte Woche huschte eine Meldung über den Nachrichtenticker: Berkshire-Aktie steht auf 2 Jahrestief.
      So absurd es klingen mag angesichts der Tatsache, daß der NASDAQ von einem Alltime-High zum anderen rast, befinden wir uns seit ca 2 Jahren in einem Bärenmarkt.

      Die Gründe für den NASDAQ-Anstieg sind bekannt: die scheinbar endlose Hausse der Internet/Hightech- und Biotech-Titel a la YAHOO, Cisco, Intel, Amgen um nur einige wenige zu nennen. Auch der DAX wird im Wesentlichen von einer handvoll Unternehmen wie Dt. Telekom, Mannesmann, SAP und neuerdings Siemens hochgezogen während z.B. VW von der Spitze fast 60 % eingebüßt hat.

      Wie geht es weiter ?
      Das wüßte ich auch gern ;). Es sind zwei Thesen zu hören, die sich am besten mit der "Gummiband-Theorie" beschreiben lassen:

      die erste besagt, daß das Gummiband sehr gespannt ist, da die Aktien obiger
      Branchen sehr weit vorausgeeilt sind und deshalb die Tech`s zurückfallen/stagnieren und im Gegenzug die alten Dinos wieder eine Renaissance erleben werden.

      die zweite besagt schlicht, daß das Gummiband reißt, in anderen Worten, die Tech`s fliegen davon und die alten Dinos dümpeln weiter vor sich hin, also die Theorie der zwei Welten.

      Mittel bis längerfristig (2-5 Jahre) glaube ich an die erste These.
      Wie könnte es kurzfristig weiter gehen ?
      Daß der fulminante Anstieg der Tech`s Alan Greenspan ein Dorn im Auge ist, ist allseits bekannt. Deshalb holt er ab und an seine schärfste Waffe aus dem Schrank (neben seinen Reden): den Zins. Das Problem ist nur, daß er nicht die richtigen trifft. Die Tech`s sind relativ zinsrobust im Gegensatz zu Konsumwerten wie Gilette oder Coca Cola, oder den Pharmawerten => NASDAQ steigt weiter, DOW JONE fällt.
      Im Gefolge bringt er auch Wim Duisenberg unter Zugzwang: der Euro unter einem Dollar sieht optisch einfach schlecht aus. Außerdem importiert man sich Inflation. Andererseits möchte man nicht das Wirtschaftswachstum in Europa durch eine Zinsanhebung abwürgen. Vielleicht überlegt es sich Duisenburg noch mit der 8-jährigen Amtszeit ;).
      Ich glaube man braucht kein Diplom-Volkswirtschaftler oder MBA zu sein, um prognostizieren zu können, daß der Euro in der Tendenz noch schwächer wird. Der Grund ist m.E. simpel: die Wirtschaftskraft, die hinter der Währung steht ist in USA stärker als im Euroraum. Hinzu kommt, daß Beitrittskandidaten an die Euro-Tür klopfen, die m.E. die Wirtschaftskraft im Durchschnitt eher schwächen, womit ich nicht sagen will, daß ich nicht für eine Erweiterung wäre.

      Was heißt das alles für mich als Anleger:
      1. sehr starke Übergewichtung des Dollar-Raum (Währungsgewinne), d.h. ich halte nichts von Ländergewichtung.
      2. rein aus dem Bauch heraus glaube ich, daß die Tech-Rally noch nicht vorbei ist, d.h ich halte auch nicht viel von Branchengewichtung. Allerdings gibt es für mich konkrete "stop loss" Marken wenn folgende Aktien in diesem Jahr z.B. nachfolgendes Kursniveau erreichen:
      Cisco > 180
      Intel > 160
      Softbank > 4000
      JDSU > 200 (nach Split).
      CMGI > 400
      Nokia > 300.
      usw.
      Dann werde ich mir ausgebombte Dinos wie Pfizer, Coca Cola, TSB, Mattel usw. und last not least die Berkshire -Aktie wieder genauer anschauen.

      Grüße Andy

      p.s. ob ich es allerdings über das Herz bringe mich von einer Cisco oder JDSU zu trennen, kann ich nicht sagen.
      Avatar
      schrieb am 02.03.00 19:57:47
      Beitrag Nr. 2 ()
      Schöner Beitrag Andy,

      bezüglich Deines letzten Satzes kann ich Dir nur eines sagen aber das aus leidvoller Eigenerfahrung: Der größte Fehler meines Lebens war, als ich letztes Jahr auf den Boardseppel von Kostolany4 gehört habe und meine Cisco zu 61,10 bzw. 65,- verkauft habe. Naja, wenigstens habe ich ja noch JDS.

      hey, joe
      Avatar
      schrieb am 02.03.00 20:49:55
      Beitrag Nr. 3 ()
      Die landläufige Meinung ist wohl, daß Greespan unbedingt das Geld, das er im 2 Halbjahr 99 wegen des völlig falsch eingeschätzten Y2K Problems verteilt hat, wieder einsammeln muß. Wegen des Wahlkampfs hat er aber nur noch einen Schuß in Q2 frei.
      Wenn der danebengeht gibts eh furchtbar was auf die Mütze (ich fürchte noch schlimmer als 94), egal ob blue chips oder high tech investment.
      Avatar
      schrieb am 02.03.00 21:19:54
      Beitrag Nr. 4 ()
      Endlich mal wieder eine richtige Gretchenfragen-Diskussion. Ich habe mich damit in letzter Zeit intensiv mit der Thematik beschäftigt und bin zum Schluß gekommen: "Ich weis es einfach nicht". Deshalb habe ich persönlich die Entscheidung getroffen alles zu verkaufen. Eigentlich etwas was ich nie machen wollte als Verfechter von Langfristanlagen. Aber mein Bauch wurde immer unruhiger - und jetzt schlafe ich wieder besser. Ich werde nun also den Rest der Hausse auf dem Festgeldkonto aussitzen. Es ist wie gesagt ehrlicherweise eine reine Bauchentscheidung, aber der gegenwärtige Optimismus mit der sogenannten "New Economy" ist mir zu abstrus geworden. Klar ist das ein weiterhin wachsender Markt, aber die Firmen werden in durchaus absehbarer Zeit mit normalen Maßstäben gemessen werden. Dann wird man sich erinnern, daß es nur ein Teil der Wirtschaft ist und es insbesondere unter Berücksichtigung steigender Lebenserwartungen und Bevölkerungsentwicklung noch die Wachstumsbranchen Pharma, Konsum, Banken/Versicherungn gibt. Gerade diese Branchen sind bereits wieder auf einem Bewertungsniveau auf dem man sogar wieder teilweise einsteigen sollte . Fazit also: "Die Dinos kommen auf jeden Fall wieder". Ich persönlich glaube jedoch noch an eine allgemeine Korrektur (amerikanisches Zinsniveau) und werde mir dann ein astreines "Dino-Depot" zulegen.
      Avatar
      schrieb am 02.03.00 21:22:44
      Beitrag Nr. 5 ()
      Hallo,

      es scheint wieder an der Zeit, Strategiegespräche zu führen (wie auch in Leonardos Atelier). Das ist ein Hinweis auf eine Korrektur, ebenso, daß die Bildzeitung Aktien zum Titelthema macht, daß Günter Jauch den Hausfrauen-Börsenkreis zum Gespräch lädt, daß meine Mutter angerufen hat; sie wolle jetzt auch mal "an der Börse spekulieren", und wie sie das anstellen solle, und, und, und ...
      Fazit: Es wird eine Korrektur geben, vielleicht schmerzlicher, als in den Jahren zuvor (die hab` ich alle erfolgreich ausgesessen). Ich denke, die Fonds werden etwa Ende Juni aussteigen (wie die Jahre zuvor!). Ich habe mir vorgenommen, Ende Juni einen Großteil der Technologie, insbesondere Telekommunikation zu verkaufen, und im Oktober zu entscheiden, ob ich wieder in Technologie einsteige, oder in die Dinosaurier. Vielleicht aber auch, wie gehabt: Augen zu und durch! Das geht mit den hier diskutierten Werten allemal.

      Darwin

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      Avatar
      schrieb am 04.03.00 10:53:32
      Beitrag Nr. 6 ()
      Hallo

      Habe gerade etwas zum Thema passend in street.com aufgetrieben.

      TheStreet.com

      The Coming Week: Market Seeking Answers to Tech-Rally Puzzlement By Justin Lahart Associate Editor 3/3/00 7:00 PM ET Tech stocks keep running higher, and so does Wall Street`s general sense of bewilderment. That the asset class with the richest valuations is running higher despite the Federal Reserve`s apparent inclination to continue raising interest rates until the economy slows is an entirely new thing. In the past, whenever economic growth has heated up to the point where the Fed feels it needs to crash the party, it`s been a signal to shift into cyclical stocks. This makes sense, because the latter stages of economic growth are usually the time when commodity producers start to get pricing traction. And in fact, this is exactly what`s happened lately -- commodity prices are on the upswing. But cyclical stocks are not. The Morgan Stanley Cyclical Index is down 18.1% this year. Meanwhile, the Morgan Stanley High-Tech 35 is up 16.7%. "We`re in a very interesting situation," said David Bowers, the new chief investment strategist at Merrill Lynch, "where either the old model is breaking down, or the market is chasing the wrong sectors." This, Bowers reckons, is where the battle lines in the market will be drawn in the weeks to come. Some players will adhere to the notion that tech stocks are immune to interest rates, that the demand for technology is so strong that profits in the sector will continue to move ahead at a quick pace even if the overall economy slows. And ranged on the other side will be those who think that even for tech, interest rates will matter. One argument for this is that a major factor in economic growth has been the performance of tech stocks. So to slow the economy, the Fed needs to slow tech stocks. "The stock market continues to see an enormous shift out of traditional, old-economy stocks to new-economy stocks," said Richard Berner, chief U.S. economist at Morgan Stanley Dean Witter. "The rally in the stock market is being primarily driven by that. That means the Fed, quite frankly, will have more work to do." With the Nasdaq Composite Index knocking on 5000, one wonders how much of a role tech-stock gains specifically play in any wealth effect. It seems like a good guess that they have an outsized influence. Many investors may not really think of their tech-stock gains in the same way they think about the money they`ve put in their 401(k)s. Then there are those lucky people who have options in tech companies at a very low cost basis -- they, too, may have more of a penchant to spend freely. Unfortunately, there`s no way to quantify whether tech-stock gains influence spending in any way differently from gains in other stocks. "I have been asking myself that question," said Berner. "It`s a good one. Don`t have the answer." The two big economic events of the coming week should have something for new- and old-economy types alike. On Monday, Fed Chairman Alan Greenspan will give a talk on technology and the economy. If he sticks to recent form, he will probably shy away from the new-paradigm stuff. Yes, the economy can grow more quickly than in the past. No, it cannot safely grow as quickly as it is now. On Tuesday, however, the revised fourth-quarter productivity report is set to come out. Many economists expect that productivity gained upwards of 6% -- a new-era number if there ever was one. © 2000 TheStreet.com, All Rights Reserved.

      Grüße
      Andy

      p.s. ein kleiner Tip aus dem YAHOO board. Viele Artikel von street.com lassen sich lesen wenn man unter www.etrade.com reingeht.
      Avatar
      schrieb am 04.03.00 13:58:17
      Beitrag Nr. 7 ()
      Die Anlagegelder der ganzen Welt fließen in die High Tech-Aktien. Von Oklahoma bis Yokohama haben alle „smarten” Investoren sowie – wichtiger – alle Anlagefonds auf Technologieaktien umgestellt. Denn jeder will und jeder Fonds-Manager muss vom Boom profitieren. Jeder „Experte” fischt nach „heißen neuen Wachstumstiteln”. Das „momentum chasing” (Jagd nach Aktien, die man nur deshalb kauft, weil sie steigen), ist ein „populärer Sport” geworden. ( jeder hat gemerkt , dass er im Moment kein Spezialwissen braucht, um an der Börse erfolgreich zu sein.} Dies hat zu einer massiven und in diesem Ausmaß noch kaum erlebten Divergenz zwischen den High Tech-Aktien und dem Rest der Börse geführt , denn die schlecht rentierenden „alten” Aktien werden verkauft, um noch mehr hochfliegende „neue” Titel zu kaufen. Dies ist der Grund für die „Kannibalisierung” von vielen SAC-Aktien . Ich bin total vorsichtig geworden und habe letzte Woche fast alle meine Hightech-Aktien verkauft . Ich habe zur Zeit kein `eigenes Geld` mehr an der Börse und bin nur noch mit realisierten Gewinnen investiert .(halte nur noch PEB , CREE, AMGN ,SEG,SAP und MANA)
      Was viele unserer Freunde vom NM oder Internet-Board nicht wissen :
      Wirtschaft und Börse sind zwei sehr unterschiedliche Dinge.
      Es braucht keine Wirtschaftkrise, um den Anstieg der Kurse
      umzukehren.
      Anfänger haben Schwierigkeiten sich das vorzustellen, aber
      die Börse hat meist einen enormen Vorlauf. Sie dreht schon
      nach oben, bevor der Wirtschaftaufschwung sichtbar ist. Und
      sie dreht nach unten, bevor die Wirtschaft ihren Höhepunkt
      erreicht.
      Es kann und wird irgendwann der Zeitpunkt kommen, wo alle
      wegen der guten Wirtschaft jubeln, und die Börse ist schon auf
      dem Abwärtstrend - was dann viele erst später einsehen.
      Vorher glauben sie immer noch an eine kurze Zwischenkorrektur.

      Rein theoretisch, wenn die Börse "vernüftig" wäre (OK, wir wissen,
      dass sie das nicht ist und wir tragen unseren Anteil dazu bei), würden die Kurse sich immer allmählich entwickeln und es brauchte nie einen Crash (Ausnahme vielleicht wirklich unvorhersehbare Katastrophen).

      Aber in der Realität übertreibt die Börse immer in die eine oder
      andere Richtung, und je grösser und länger diese übertreibung,
      desto sicherer und stärker dann der "Crash" bzw. Korrektur.
      Das Problem ist ja nicht nur, dass die Börse übertreibt, sondern
      dass es dann auch alle wissen oder ahnen und deshalb ein richtiger
      Wettlauf rein oder raus beginnt.

      Für mich gilt: Ich kann nicht langfristig planen und kurzfristig alles verlieren .

      Bischoff
      Avatar
      schrieb am 05.03.00 12:40:06
      Beitrag Nr. 8 ()
      Hallo

      Danke für eure interessanten Beiträge (von jedem Beitrag lerne ich ein bißchen dazu). In der Tendenz sieht es so wohl aus, daß Ihr euch aus den Tech`s verabschiedet habt/verabschieden wollt oder zumindest ein leichtes Magengrummeln habt angesichts des Auseindanderklaffens der Kursentwicklung zwischen der New und Old Economy.

      Es gibt allerdings noch ein kleines Detail, das mir aufgefallen ist, als ich einen Beitrag zum SAC-Gemeinschaftsdepot geschrieben habe und mir dabei die in der November-Ausgabe enthaltenen Papiere angesehen habe. Ist wahrscheinlich banal.

      Der Begriff von den "zwei Welten" ist etwas mißverständlich, da er suggeriert, daß diese Welten nebenher existieren. In Wirklichkeit ist es etwas komplizierter (make things as simple as possible but not simpler (Einstein) , gibt es doch eine mehr oder weniger große Überlappung dieser Welten. Da ich bekanntermaßen ein großer Anhänger von Trends bin - ich befinde mich damit in guter Gesellschaft mit O`Neils (24 Essential Lessons for Investment Success) - versuche ich das mal an vier konkreten Beispielen kurz darzustellen, damit man sich nicht die m.E. falschen Dinos ins Depot legt.

      1.Pharma
      Old Economy: traditionelle Medikamente
      New Economy: Gentechnologie
      Es gab im EX-SAC board bereits schon relativ früh mahnende Stimmen (z.B. der gute Biotech-thread), die die magere Kursentwicklung der Pharma-Giganten voraussahen.
      Grund: man kann für Arzneien nicht beliebig viel Geld ausgeben. Mir ist es egal ob das Medikament von Amgen oder Pfizer entwickelt wurde. Mich interessieren in erster Linie nur Wirksamkeit und Preis.
      D.h.die noch relativ kleinen und innovativen Biotech-Firmen klauen den großen Pharma-Konzernen Marktanteile ("die Schnellen fressen die Großen").
      Fazit: ich bin skeptisch, daß die großen Pharmafirmen noch mal so eine Performance wie Mitte der 90-er Jahre hinlegen können. Also ich würde weiterhin z.B. keine PFE oder SGP kaufen.

      2. Einzelhandel
      Old Economy: z.B. Wal Mart, Metro, ...
      New Economy: Amazon
      Man kann zu den Bewertungen der B2C Unternehmen stehen wie man will. Tatsache ist, daß sie den etablierten Retailern Marktanteile wegnehmen. Was aber noch dazukommt, ist, daß B2C-Unternehmen eine weitaus günstigere Kostenstruktur aufweisen. Vielleicht "hacken sich die B2C-Unternehmen gegenseitig Arme und Beine ab". Der konventionelle Einzelhandel wird auf jeden Fall stärker negativ betroffen sein.
      Fazit: auf mittel- bis langfristige Sicht würde ich mir z.B. keine Wal Mart ins Depot legen auch wenn sie noch so viele strong buys bekommt.
      Nebenbei bemerkt glaube ich, daß der geschätzte Bernd Niquet seinen Volkswagen/Amazon Index verlieren wird.

      3. Banken
      Ich betrachte hier nur einen kleinen aber lukrativen Ausschnitt und berücksichtige z.B. nicht Immobilienfinanzierung, ...
      Old Economy: Großbanken, Repräsentanzbanken (heißt das glaube ich)
      New Economy: Direktbanken
      Hier werde ich mal sehr privat:
      Ich habe zwei Depots: eines bei einer deutschen Großbank, eines bei einer Direktbank.

      Depotgebühren:
      Als ich vor Kurzem die Abrechnung der Depot-Gebühren von der Großbank bekommen habe, hat es mich fast umgehauen. Telefonische Nachfrage ergab, daß pro ausländischem Depot-Wert vier Promille Depotgebühren verlangt werden. Das klingt nicht viel. Ich mache aber mal folgende Rechnung auf.
      Unterstellen wir mal ein Kunde X (das bin nicht ich) hat ein Depot-Volumen von sagen wir mal 1.000.000, DM, alles ausländische Titel, dann folgt:
      pro Jahr: 4.000 DM
      in 10 Jahren: 40.000 DM
      Diese 40.000 DM kann Kunde X aber z.B. in Wachstumswerte stecken und macht daraus vermutlich 80.000, DM wenn er es konservativ z.B. in den Investa-Fond steckt, bei Wahl der richtigen Wachstumsaktien wahrscheinlich noch viel mehr. Das ist kein Pappenstiel.
      Aus der 1.000.000, DM hat Kunde X aber in 10 Jahren wahrscheinlich 3 oder 4 gemacht, ....
      Zum Vergleich: bei meiner Depot-Bank haben sie jetzt sämtliche Depot-Gebühren abgeschafft.

      Effektenkredit oder wie trade ich:
      Ich habe mich schon des öfteren als Trader ge-outet. Ich schaue mir wenn die Spekulationsfrist abgelaufen ist, meine Aktien an und frage mich, ob ich selbige zu diesem Preis heute noch kaufen würde, oder ob es eine vermeintlich interessantere Anlage gibt. Ich tausche also Aktie A oder Teile davon in Aktie B.
      Wie mache ich das:
      Ich kaufe Aktie B erst mal auf Kredit vor, wenn mir der Kurs günstig erscheint (z.B. CMGI letzte Woche). Aktie A in diesem Fall Nokia lasse ich aber noch etwas weiterlaufen und mache dann statistisch gesehen auch noch ein paar Prozent (z.B. Nokia 10 % letzte Woche). Erst dann verkaufe ich. Falls Aktie B fällt, kann ich bei günstigem Effekten-Kredit ein Tief bei einem Zinssatz von ca 5 % problemlos eine längere Zeit durchhalten. Bei einem Zinssatz von 11 % Dispo- bzw 14 % Überziehungskredit wie bei meiner Großbank werde ich bei dem selben Manöver aber leicht nervös.
      Meine Vorgehensweise möchte ich allerdings nicht unbedingt zur Nachahmung empfehlen.

      Was habe ich also folgerichtig getan: ich bin weg. Die Scheere zwischen den Konditionen ist einfach zu groß geworden, so daß ich mein gesamtes Depot zur Direktanlagebank verschoben habe.
      So ähnlich denken bzw haben natürlich viele gedacht. Die Kursentwicklung der Großbanken im Vergleich mit den Direktbanken spricht eine deutliche Sprache.

      Fazit: mittel- bis langfristig muß man sich keine Großbank a la Deutsche Bank, TSB Lloyds, HSBC,... ins Depot legen.

      4. Print-medien
      Old Economy: Tageszeitungen, Zeitschriften
      New Economy: internet: email, Seiten mit Zugangsberechtigung z.B. SAC, street.com
      Ich habe früher, bevor ich mir einen PC mit Internet-Zugang zulegte, etwa 3-5 Wirtschafts-/Börsenzeitschriften gelesen. Heute kaufe ich mir im Monat vielleicht 1-2 Ausgaben.
      Der Grund: die besten Börsenzeitschriften sind die Internet-boards oder die unzähligen Beiträge der verschiedenen Börsen-Seiten, mehr als ich jemals lesen kann. Warum soll ich mir eine Euro am Sonntag kaufen, wenn ich Tips im Internet nachlesen kann ?
      Allgemeine Informationen lese ich z.B. in den Online-Ausgaben der Welt, oder Wirtschaftswoche oder über meine personalisierte Yahoo-Seite.

      Fazit: ...

      Nicht alle Dinos werden zurückkommen.

      Grüße Andy

      p.s. vielleicht liege ich aber auch total falsch
      p.p.s. schon mein vierter Beitrag am Wochenende. ICA werde ich aber vermutlich in der Anzahl der Beiträge nicht einholen. Ist wirklich langweilig. Zum Glück gibts ja Internet. Wenn ich aus dem Fenster schaue, bin ich schon wieder reif für die Insel.
      Avatar
      schrieb am 05.03.00 16:28:38
      Beitrag Nr. 9 ()
      Hallo
      Nicht alle teilen meine Ansichten. Ich habe lustigerweise gerade einen Artikel von Ted Allrich aufgetrieben, der 3 der 4 von mir angesprochen Bereiche bespricht und genau die konträre Meinung vertritt.

      Guide to Equity Investing

      Feb 27, 2000
      Attention: Sales In Most Sectors
      You won`t find many bargains in the tech or bio-tech stocks. Pick and choose in those sectors carefully. But if you want to get some great buys, look at almost any other industry group and you`ll see some real value. Many investors think value investing is 20th century thinking: this is a new century with a new economy. They`re right for the moment, but don`t let that thinking make you miss out on this great opportunity.

      Sure, there are new, exciting industries forming, including the Internet. And Net stocks along with tech and bio-tech belong in every portfolio. But their valuations are getting very high. Think of one of these great stocks like you would an elevator in a building where the top is covered with clouds. The top might be the 20th floor or it might be the 100th floor. If you`re getting in at the 20th floor, you`ve only got one way to go if you`re in that short building. Again, there are great stocks in those sectors that deserve your attention and investment dollars, but don`t invest in them exclusively at the cost of picking up some real steals.

      Take a look at these industry groups (stocks mentioned only illustate the bargains and are not meant as recommendations to buy):

      - automobiles: Ford is selling at a three year low with a yield over 4.6%, a P/E at 7.25 and cash in the billions. Of course, this sector is very sensitive to interest rates but the pricing on the stock suggests the company will stop making cars for the next few years, not slow its growth if rates go much higher. The same can be said for GM`s stock.

      - drug stocks: Merck just announced it`s going to buy back up to $10 billion of its own stock. Pretty strong indication that the board thinks the stock is a good investment. Johnson and Johnson has had some problems in its bio-medical devices, and the stock is trading at the low for the last year. Pfizer, American Home Products....you name a drug stock, and it`s down to a price that is hard to believe. Yes, there is concern about the government getting into the pricing of drugs or interfering in some way but this is standard election year talk. Again, the pricing for these stocks suggests the worst case scenario is expected.

      - financial services: if any sector is expecting the worst, it`s this one. How about a stock selling at less than 7 times this year`s earnings expectations? There are too many to list here. Check out the big banks, regionals, and savings and loans. Again, they`re sensitive to the interest rate hikes but they`re priced like the hikes are going to be 500 basis points up! Now that banks are better matched with floating rate loans, the impact of higher rates is not as strong as it was in the 80`s when they were too long on fixed rate loans. While the adjustment up in the floating rate loans takes a little while to happen, the profitability of the loan will be there.

      - retailing: this is a broad category which includes apparel makers to Home Depot or Wal Mart. Many of these stocks are down 50% or more in the last three months. Part of the concern from investors is whether the new economy is going to wipe out the old line retailers. Some of them won`t make it. But the better capitalized, better managed ones will not only make, they`ll thrive in the Net world. They have what`s now referred to as "Clicks and Mortar"...in other words stores where you can touch, try on, and return the merchandise you see or buy on the web. That`s a competitive advantage, not a going out of business sign. Again, the slowdown of the economy will hurt this sector but most economists believe we`re going to slowdown, not shut down. If the rate of growth goes from 5% to 3.5%, it`s still growth and profits will be made by the best companies. Too many names to list here but the bargains are plentiful.

      This is just a start of the groups to check out right now. Look at Steel, Chemical, Beverages, almost any sector other than tech and bio-tech. You`ll see the bargains are everywhere. Buy the best of the sector, diversify over at least five sectors, and then be patient. This fire sale won`t last long.

      - Ted Allrich

      Grüße Andy
      p.s. Nachtrag zu meinem vorigen Beitrag:
      unter Punkt 3 wie trade ich muß es natürlich heißen:
      Falls Aktie A fällt, kann ich bei günstigem Effekten-Kredit ...
      Avatar
      schrieb am 05.03.00 16:39:24
      Beitrag Nr. 10 ()
      Hallo Andy,

      deine konkreten Beispiele kann ich nicht alle nachvollziehen:

      1.Pharma
      Die kleinen Biotech-Werte sind natürlich innovativ und schnell, insofern haben sie natürlich eine große Zukunft vor sich.
      Aber innovative Technik schafft bei Medikamenten noch keine Marktanteile. Bis zum Verkauf eines neuen Medikaments (auch aus der Biotechnologie) muß eine Menge in Studien, Verfahrensentwicklung, Zulassungsunterlagen, Marketing etc. investiert werden. Ich glaube nicht, daß alle kleinen Unternehmen den hierfür nötigen langen Atem (Geld, Knowhow, personelle Ressourcen) aufbringen können.
      Hier schlägt dann wieder die Stunde der großen Pharma-Dinos mit ihren Entwicklungs- und Testabteilungen und ihren etablierten Vertriebswegen (Pharmavertreter, die jeden Arzt aufsuchen, usw.).
      Viele kleine Biotech-Firmen haben auch gar nicht die direkte Vermarktung im Sinn. So hat z.B. Morphosys mit verschiedenen Pharma-Firmen (u.a. Bayer) Abkommen getroffen, in denen sie im Auftrag der großen Konzerne forschen. Bei Erfolg partizipiert Morphosys natürlich an dem Gewinn, aber das größere Stück vom Kuchen landet natürlich bei den Pharmariesen. Zumal diese derartige Abkommen mit verschiedenen Biotech-Firmen abschließen, so daß der mittelfristige Erfolg für den Pharmakonzern fast garantiert ist.
      Ich denke also, daß auch zukünftig die großen Pharmawerte ihre Gewinne steigern können und deshalb wieder attraktiv werden.

      2.Einzelhandel
      Es gibt mittlerweile einige Wirtschaftsanalysten, die in näherer Zukunft das Platzen der e-commerce-Blase vorhersehen, da ihrer Meinung nach die z. Zt. euphorischen Wachstumsprognosen für den elektronischen Handel bei weitem nicht eingehalten werden.
      Ich persönlich kann mir bezogen auf den klassischen Einzelhandel (Wal Mart, Ahold, Carrefour) auch nicht vorstellen, daß diese Konzerne Umsatzeinbrüche erleben, weil auf einmal so viele Leute ihre Butter per Internet bestellen ...
      Für bestimmte Segmente wie den Buchhandel, Computer u.ä. mag dies anders aussehen.

      4. Print-Medien
      Hast Du sicherlich Recht, aber als leidgeprüfter (Ex-)Elsevier-Aktionär finde ich es nicht einfach, hier die Gewinner der Zukunft jetzt schon auszumachen.

      Grüße
      Beutlin
      Avatar
      schrieb am 05.03.00 18:14:55
      Beitrag Nr. 11 ()
      Hallo Beutlin
      Schön, daß ich heute nicht mit mir alleine diskutieren muß :) .

      Damit wir uns nicht mißverstehen. Ich habe nicht gesagt, daß ich Titel eines B2C-Unternehmens oder von z.B. TheStreet.com kaufen würde, sondern lediglich, daß diese Firmen den entsprechenden Bereichen das Leben schwer machen.

      Zu deinen Anmerkungen:
      1. Die Biotech-Firmen sind auch nicht mehr so ganz klein. Ich habe hier eine kleine Auswahl, die in Merrill Lynch`s Biotech-HOLDRs enthalten sind:
      Genentech
      Amgen
      Immunex
      PE Biosystems
      Biogen
      MedImmune
      Chiron
      Celera
      Human Genome Sciences
      Millennium Pharmaceuticals
      Sepracor
      Affymetrix
      IDEC Pharmaceuticals
      Genzyme
      Alkermes
      QLT PhotoTherapeutics
      Gilead Sciences
      ICOS
      BioChem Pharma
      Enzon
      Die ein oder andere wird durch den Rost fallen. Ich kann auch nicht sagen, dafür bin ich nicht tief genug drin, welche von den oben gelisteten Firmen alles Medikamente herstellt.
      Aber die obige sicher sehr unvollständige Auflistung von Biotech-Firmen führt mich zu meinem eigentlichen Argument (ist nicht von mir) gegen Pfizer:
      Ich habe vor einiger Zeit einen ganz interessanten Ansatz gelesen zur Beurteilung von z.B. Pfizer bei dem man keine tiefgreifenden internen Kenntnisse des möglichen Marktpotientials einzelner Medikament braucht. Leider habe ich den Artikel damals nicht abgespeichert, aber in der Tendenz ist er denke ich auch heute noch richtig und nachvollziebar:
      Und der Ansatz geht so:
      Damals vor weniger als einem Jahr (das hat sich mittlerweile wahrscheinlich geändert) hatte Pfizer eine größere Marktkapitalisierung als alle Bio-Gentech-Unternehmen der Welt zusammengenommen. Während aber Pfizer nur ca. ein Dutzend Arzeien in der Pipeline hatte, waren es bei den Biotech-Unternehmen zusammengenommen einige Hundert. Das ein oder andere Biotech-Unternehmen wird verschwinden, aber in der Summe genommen ist da eine ganz andere Dynamik dahinter.
      Inwieweit das Pharma-konzerne wie Pfizer durch Vergabe von Aufträgen an Biotech/Gentech-Firmen kompensieren können kann ich nicht beurteilen, aber ein Viertel des Kuchens ist für ein kleines Unternehmen möglicherweise mehr, als 3/4 für Pfizer.
      Aber ganz davon abgesehen, sind möglicherweise gar nicht so sehr die Hersteller von Medikamenten so interessant, sondern mehr Unternehmen, die die Werkzeuge dazu liefern wie Qiagen, die ich leider bei 30 Euro knapp verpaßt habe.

      2. da gebe ich dir Recht. Nicht jedes Produkt wird man online beziehen können. Aber du hast es selbst schon angesprochen, Bücher, Computer und z.B. Kinderspielzeug kann man leicht online erwerben. Ein Arbeitskollege von mir hat z.B. das gesamte Kinderspielzeug für Weihnachten (3 Kinder) über das Internet gekauft. Man kann sichs ja vorher mal im Geschäft anschauen. Ob die B2C Blase platzt oder nicht. Unternehmen wie Amazon werden nicht vom Markt verschwinden und in gewissen Sparten wird der Preisdruck auf die Retailer zunehmen, mit der Folge geringerer Gewinne.
      Ich möchte aber damit keine Kaufempfehlung für Amazon aussprechen. Ich habe keinen einzigen B2C-Wert im Depot.

      4. da stimmen wir ja überein :) .

      Grüße Andy
      Avatar
      schrieb am 06.03.00 19:49:19
      Beitrag Nr. 12 ()
      Hallo
      Noch ein Nachtrag zu Punkt 1.
      Gestern erhielt ich den the-bulls Börsenbrief. Hier nur ein kurzer Ausschnitt, der auch auf meiner Argumentationslinie liegt. Der Artikel hat gegenüber meinen Ausführungen den Vorteil, daß er mit konkreten aktuellen Zahlen aufwartet.
      Zusätzlich möchte ich noch auf den Beitrag von Bischoff, der aus dem Handelsblatt zitiert verweisen. Wenn ich den Artikel richtig verstehe, verhält es sich genau umgekehrt zu der Argumentation von Beutlin. Ist nur als Hinweis von mir gedacht (um Mißverständnissen vorzubeugen).

      Hier der Auszug:
      3. Warum ist Biotechnologie die Wachstumsbranche des
      21. Jahrhunderts?

      Im Juni 1998 gab es in den USA rund 300 boersennotierte Biotechfirmen mit einer gesamten Marktkapitalisierung von 130 Mrd. US-Dollar. 18 Monate spaeter notierten von den 1.300 amerikanischen Biotech-Gesellschaften lediglich 330 an der Boerse. Trotz einer Verfuenffachung des Nasdaq Biotech-Index seit Oktober 1999 ist der Biotech-Sektor mit einer gesamten Marktkapitalisierung von gegenwaertig 200 Mrd. US-Dollar noch
      immer vergleichsweise guenstig bewertet, wobei vor allem die beiden Blue Chips Amgen und Genzyme mit einer gemeinsamen Boersenkapitalisierung von rund 64 Mrd. US-Dollar den Loewenanteil zu dieser vorteilhaften Gesamtbewertung beitragen.
      Im Gegensatz dazu sind Genomic-Firmen wie Human Genomic Sciences und Laborausstatter wie Trega Biosciences und Aurora Biosciences nach einem Hoehenflug von bis zu ueber 2.000% innerhalb weniger Monate bereits stark korrekturgefaehrdet, waehrend kleineren Forschungsunternehmen in den naechsten Jahren aufgrund strengerer Zulassungsverfahren bei der FDA sogar vereinzelt der Konkurs drohen koennte.
      Vereinzelte Pleiten koennten dann voruebergehend der Ausloeser massiver Korrekturen sein.

      Langfristig sollte sich der Hoehenflug jedoch fortsetzen, denn die amerikanische Biotechnologiebranche hat bereits ueber 800 Produkte in der Entwicklung gegenueber
      durchschnittlich 20 bei den grossen Pharmafirmen wie Merck und Pfizer.

      Gegenwaertig befinden sich rund 100 Biotech-Produkte am US-Markt. Bis zum Jahr 2001 werden rund 67% aller zugelassenen Medikamente aus den Forschungslabors der Biotechnologie-Unternehmen stammen. Daraus errechneten Analysen bis zum Jahr 2010 ein weltweites Marktpotential von Biotech-Produkten von 1.000 Mrd. US-Dollar. Wenn bis dahin die durchschnittliche Rentabiliaet von Biotechnologie-Unternehmen weltweit bei 25% liegt, errechnet sich bis dahin trotz Annahme eines konservativen KGVs von nur 20 fuer saemtliche Biotechnologie-Aktiviaeten im Jahr 2010 ein gesamter Marktwert
      von 5.000 Mrd. US-Dollar. Doch auch danach geht es noch lange aufwaerts. Sogar bis ins spaete 21. Jahrhundert sollte die Branche jaehrlich zweistellige Zuwaechse erzielen.

      Fazit: ich bleibe dabei:
      die Pharma-Dinos kehren nicht mehr zurück. Um es etwas weniger pathetisch zu formulieren: kurzfristig könnte es m.E. sogar einen sog. "bounce back" geben, aber gerade die mittel- bis langfristige Perspektive sieht trüb aus. Nochmals in diesem Zusammenhang der Hinweis auf den interessanten Biotech-Thread.

      Grüße Andy

      p.s. mancher wird sich vielleicht wundern warum ich Nokia verkaufe, obwohl ich sie schon des Öfteren empfohlen habe. Ich verkaufe natürlich nur einen Teil etwa 30-40 %. Nokia ist eines meiner Basisinvestment. CMGI traue ich aber in diesem Jahr ein größeres Kurs-Potiential bei größerem Risiko zu; deshalb der kleine Trade. Mal schaun.
      Anmerkung: sollte sich Nokia dieses Jahr nochmals verdoppeln, dann wäre es entsprechend der Marktkapitalisierung vermutlich das teuerste Unternehmen der Welt.
      CMGI hat est eine Marktkapitalisierung von ca 30 Mrd US $. Aber ich möchte jetzt nicht über CMGI diskutieren. Einen ausgezeichneten thread dazu gibt es im Motley fool board.

      p.p.s. zum traden:
      Ich habe den Anteil meiner Nokia (Cybergeld), den ich für den CMGI-Kauf vorgesehen habe, immer noch nicht verkauft :). Senkt damit den "Einstandskurs" von CMGI schon um ca 15 %. Das ist aber wirklich "Dusel", kann auch andersrum gehen.
      Avatar
      schrieb am 06.03.00 23:11:09
      Beitrag Nr. 13 ()
      Hallo Andy,

      noch mal zu den Pharma-Dinos:
      Ich glaube man sollte diese Unternehmen nicht unterschätzen. Alle miteinander sind schon lange im Biotech-Bereich engagiert und nutzen diese Möglichkeiten für die Entwicklung neuer Medikamente.
      Du hast natürlich Recht, daß ein neuer Wirkstoff für ein relativ kleines Unternehmen ein ganz anderen Gewinnsprung darstellt wie für eine Pfizer oder Merck. Andererseits gilt dies auch für einen Fehlschlag, wenn schon ein paar Millionen in die Entwicklung geflossen sind.
      Ich sehe ganz einfach ein Problem der Auswahl: Es ist für Außenstehende nicht einzuschätzen, welches Unternehmen vor dem Quantensprung steht. Und ich verlasse mich ungern auf die üblichen Artikel in den Börsenzeitungen ("5x Biotech für jeden Geschmack") - die sind häufig hundsmiserabel recherchiert, meistens sogar nur irgendwoher abgeschrieben.
      Als Anleger steh ich halt etwas in der konservativen Ecke - ich setz nämlich gern auf Gewinner !

      Außerdem bleibt noch immer das Problem der Weiterentwicklung und Vermarktung: Anders als in den Internet-Feldern gibt es hier gewaltige Auflagen der FDA (Food & Drug Administration = amerikanische Gesundheitsbehörde) u.a. Ämter zu erfüllen, bevor man einen neuen Wirkstoff auf den Markt bringen kann. Hierzu gehören langwierige Verträglichkeitsstudien, toxikologische Untersuchungen usw. Dazu ist noch lange nicht jedes kleine Unternehmen imstande.
      Danach muß es dann noch unters Volk gebracht werden (= Ärzte, Krankenhäuser). Die Dinos haben da eine Riesentruppe an Pharmavertretern, die regelmäßig die Praxen und Krankenhäuser abklappern und dabei z.B. auch die eine oder andere Spende liegenlassen ...
      Zur Erinnerung: Vor ein paar Monaten gab es hier in Deutschland einen Prozeß zum Thema "Herzklappenskandal". Angeklagt war der Deutschland-Vertreter eines Unternehmens, der Krankenhäusern sechsstellige Summen zukommen ließ, damit diese sich mit modernen Apparaten ausstatten konnten. Zunächst ist das nicht verwerflich, aber irgendwie kam es, daß diese Krankenhäuser dann tatsächlich die Herzklappen usw. fast nur von diesem Unternehmen bezogen, obwohl die Preise über denen der Konkurrenz lagen ...
      Das Unternehmen dahinter hieß übrigens Medtronic - wird der eine oder andere kennen :-) - und hatte mit diesem Geschäftsgebahren natürlich nichts zu tun ...
      Ich meine halt nur, daß sich ohne oder sogar gegen solche Mechanismen im Pharmabereich nur schwer etwas erreichen läßt.

      Was da sicherlich schon besser zu kalkulieren ist, sind die Zulieferer à la Qiagen. Hier ist aber wohl im Moment der Zug abgefahren und ich warte darauf, daß sich nach einer Korrektur noch mal `ne Chance ergibt.

      Grüße
      Beutlin
      Avatar
      schrieb am 22.03.00 19:34:40
      Beitrag Nr. 14 ()
      Hallo
      Gestern habe ich "zufällig" einen bemerkenswerten Artikel im Motley-Fool gelesen, der möglicherweise auch den ein oder anderen von euch interessiert.

      Nehmen wir an es gäbe keine new economy oder ich dürfte mein Geld nur in der sog. old economy anlegen, dann gäbe es nur einen, dem ich mein Geld bedenkenlos anvertrauen würde: natürlich W. Buffet.

      Was waren einige seiner letzten Aktionen bzw. Nicht-Aktionen ?

      1. Aktion
      W. Buffet hat sich vollständig von Disney getrennt. W. Buffet ist wahrscheinlich der Prototyp der LTBH (long term buy and hold) - Strategie. Wenn er sich ergo von Disney getrennt hat, dann würden bei mir - falls ich investiert wäre - alle Alarmglocken schrillen.
      Das heißt nichts anderes, als daß er die langfristigen Aussichten von Disney verhalten bis negativ einschätzt.
      Was mir persönlich an Disney immer unangenehm aufgestoßen ist (anders kann ich das gar nicht formulieren), war das Faktum, daß M. Eisner vor allem damit glänzte, jahrelang die Hitlisten der Top-Verdiener angeführt zu haben, oft mit großem Abstand.
      In manchen Jahren hat er mehr verdient wie der gesamte Vorstand z.B. der Deutschen Bank.
      Man mag mir diesbezüglich Neidkomplexe unterstellen, aber m.E. stimmen die Relationen nicht mehr, wenn sich ein CEO die Gelder zehnmillionen-dollar-weise in die eigenen Taschen stopft.
      Ich denke wenn sich der Altmeister W. Buffet von Disney verabschiedet hat, muß man die Aktie nicht unbedingt haben.

      2. Nicht-Aktionen
      Oft genauso interessant wie dei Aktionen sind die Unterlassungen.
      W. Buffet soll angeblich ein Berg von cash vor sich herschieben. Aber warum stockt er dann nicht seine Bestände an Gillette oder Coca Cola auf ? Gillette haben sich immerhin halbiert (ist auch ganz schön scharf der Mach 3) und CO hat sich auch von seinen Höchstkursen deutlich verabschiedet.
      Es gibt kaum wen, der diese beiden Unternehmen besser kennt.
      Die Antwort kann nur lauten, daß selbst auf diesem ermäßigten Kursniveau ein weiteres Engagement nicht attraktiv genug erscheint..
      Aber immerhin hat er (soweit man weiß) diese Titel noch nicht abgestoßen.
      => bestenfalls eine Halte-Position.

      Manchmal frage ich mich, welche Dino-Aktien überhaupt noch übrig bleiben, falls ich mein Depot eines fernen Tages mal umstellen sollte ?
      Vielleicht GAP, Abercrombie ? .
      Ich weiß es schlichtweg nicht. Wahrscheinlich bleib ich doch bei Intel, Cisco und Co.

      Grüße
      Andy

      p.s. Ist Disney eigentlich noch ein 5 Diamanten-Wert ;).
      p.p.s. anbei der link: http://www.fool.com/portfolios/rulemaker/2000/rulemaker00031….
      p.p.p.s NAZ gerade + 2.6 %: zu früh um umzusteigen ;)
      Avatar
      schrieb am 16.05.00 21:38:57
      Beitrag Nr. 15 ()
      Hallo,

      zu dem alten Thema der Dinos habe ich noch mal ein paar Fakten zusammengestellt.

      Der Bayer-Konzern investiert nicht nur in die eigene Pharmaforschung, sondern geht seit mehreren Jahren auch gezielt Kooperationen ein:
      1997 mit Genome Therapeutics (USA), Ziel: Bakterielle Datenbank
      1997 Erweiterung der Kooperation mit Myriad (USA), Ziel: Indikationen Demenz, Depressionen
      1997 Genzyme (USA), Ziel: Aufbau einer Substanzbibliothek
      1998 Oxford Asymmetry (GB), Ziel: Substanzbibliothek
      1998 Millenium Pharmaceuticals (USA), Ziel: Identifikation von therapeutischen humanen Genen, innerhalb von 5 Jahren sollen 225 Targets geliefert werden (das weltweit größte Genforschungsabkommen)
      1998 Cambridge NeuroScience (USA), Ziel: Erforschung Multiple Sklerose
      1999 Lion Bioscience (D), Ziel: Unterstützung Bioinformatik
      1999 ArQule (USA), Ziel: Kombinatorische Chemie
      1999 Morphosys (D), Ziel: Antikörper-Sammlung
      2000 Oxford GlycoScience (GB), Ziel: neue Wirkstoffe für Atemwegserkrankungen wie Asthma
      2000 Incyte Pharmaceuticals (USA), Ziel: Genom-Datenbank

      Derartige Kooperationen gibt es auch im Pflanzenschutzsektor von Bayer:
      Paradigm Genetics (USA), Ziel: Entschlüsselung des genetischen Codes von Unkräutern und Identifizierung von Targets
      Exelixis (USA), Ziel: neue Targets bei Schadinsekten und Fadenwürmern

      Wie andere Wettbewerber beteiligt sich Bayer teilweise an seinen Kooperationspartnern. So hält das Unternehmen an Millenium rund 10 % und an Lion Bioscience ca. 11 % der Anteile.
      Avatar
      schrieb am 28.05.00 16:21:47
      Beitrag Nr. 16 ()
      Nochma Infos von einer Bayer-Pressekonferenz:

      2 Milliarden-Mark-Investition für Wirkstoffsuche in den Life-Sciences

      Leverkusen. Der Bayer-Konzern hat seit 1997 fast zwei Milliarden Mark in Kooperationen und Lizenzvereinbarungen investiert und damit eine internationale High-Tech-Plattform zur Wirkstoffsuche für die Bereiche Gesundheit und Pflanzenschutz geschaffen. Damit rangiert das Unternehmen unter den Topfirmen der Welt. Der Einsatz hat sich gelohnt, denn Bayer erwartet noch in diesem Jahr einen ersten Kandidaten für die Medikamentenentwicklung aus den so genannten Genomics-Technologien. Damit wäre der Leverkusener Konzern weltweit der erste in der Industrie, dem es gelänge, diese neuen Verfahren erfolgreich umzusetzen. "In den Life-Sciences und der biowissenschaftlichen Forschung erleben wir zurzeit spektakuläre Wissenschaftsfortschritte, gepaart mit rasanten Technologiezyklen. Diese gilt es zu nutzen, denn neue Schlüsseltechnologien bewirken derzeit einen Produktivitätsschub in der Forschung", so Bayer-Forschungsvorstand Dr. Pol Bamelis anlässlich eines Pressegespräches in Leverkusen.

      Der Schlüsselfaktor zur Steigerung des Unternehmenswertes sei die Innovationskraft, so Bamelis weiter, deshalb habe Bayer auch im Jahr 1999 4,4 Milliarden Mark für Forschung und Entwicklung (F&E) ausgegeben. Davon entfielen 80 Prozent auf die Life-Sciences. Mit führenden Firmen habe man Kooperationen abgeschlossen und damit praktische Erkenntnisse auf den Gebieten Genomics, Bioinformatik, Kombinatorische Chemie und Hoch-Durchsatz-Screening gewonnen. Das drücke sich auch in dem Anteil der extern investierten Forschungsgelder aus - innerhalb weniger Jahre von 10 Prozent auf jetzt 20 Prozent.

      Dr. Bamelis: "Wir haben internes und externes Know-how Zeit und Kosten sparend miteinander verzahnt. Und das macht die Qualität unserer High-Tech-Plattform aus. Die damit verbundenen Synergieeffekte und die daraus resultierende Effektivitätssteigerung werden zu einem eindeutigen Wettbewerbsvorteil führen."

      Hierzu hat der Leverkusener Konzern mit den weltweit führenden Top-Technologie-Unternehmen Verträge abgeschlossen: Für die Pharmaforschung u.a. mit der amerikanischen Biotech-Firma Millennium Pharmaceuticals Inc.; die Heidelberger Lion Bioscience AG unterstützt die Bereiche Pharma, Pflanzenschutz und Diagnostika mit ihrem Bioinformatik-Know-how; der Geschäftsbereich Pflanzenschutz ist mit Exelixis Pharmaceuticals Inc. ein Joint Venture eingegangen und hat ein Abkommen mit Paradigm Genetics Inc. unterzeichnet; Lieferanten von Substanzen für die Life-Sciences sind ArQule Inc. (USA), Oxford Asymmetry (Großbritannien) sowie ComGenex (Ungarn).

      In den letzten Jahren hat Bayer darüber hinaus sein Engagement auf dem Gebiet der gentechnisch hergestellten Medikamente sukzessive und erfolgreich ausgebaut - dank seiner F.I.T.-Strategie. F.I.T. steht für "Flexible innovative Technologien" und setzt ebenfalls auf ein zielgerichtetes Netzwerk von Kooperationen.

      Nicht nur, dass das erste Bayer-Gentechnik-Medikament Kogenate 1999 einen Umsatz von über 700 Millionen Mark erzielt hat, inzwischen sind Erfolg versprechende Kandidaten zur Behandlung von Asthma, Krebs und Zystischer Fibrose in der Pipeline. Dr. Pol Bamelis: "Dies versetzt uns in die Lage, neue strategische Ziele zu formulieren. Nehmen wir heute Rang zehn unter den Biotech-Firmen ein, so können wir es bis zum Jahr 2005 auf Platz fünf bringen."

      Die Wissensexplosion in der Genomforschung nutzen, um damit eine höhere Forschungsproduktivität und steigendes Wachstum zu erzielen, das ist die Devise von Pharma-Forschungsleiter Prof. Dr. Wolfgang Hartwig. Bei der Neuausrichtung der Forschung im Jahr 1996 sah das strategische Konzept vor, ab 1997 die Produktivität jährlich um über 30 Prozent zu steigern und 20 Entwicklungskandidaten pro Jahr in 2004 zu erreichen. Ziel ist es, zwei neue Arzneimittel im Jahr auf den Markt zu bringen.

      Erste Schritte hierzu waren eine Fokussierung der Forschungsfelder von 23 auf 15 und ein Prozessmanagement, das klare Etappenziele vorgab. Ergänzt wurde dies durch einen Quantensprung beim Auffinden von neuen Wirkstoffen. Dazu zählen die Genomics-Technologien ebenso wie das Hochleistungsscreening und die Kombinatorische Chemie, die eine hundertfache Steigerung der Syntheseleistung ermöglichte.

      "Die Pharma-Forschung", so Prof. Hartwig, "befindet sich zurzeit im Genrausch." Ziel der Pharma-Genomics-Strategie sei daher gewesen, eine umfangreiche Allianz mit einer Experten-Firma einzugehen, um sofortige Wettbewerbsfähigkeit zu erreichen. Die Wahl fiel daher 1998 auf Millennium Pharmaceuticals Inc. - mit einem finanziellen Volumen von 800 Millionen Mark (465 Millionen US-Dollar).

      Nach 14 Monaten der Zusammenarbeit hat die Kooperation die Ziele mehr als erfüllt: Es konnten 36 krankheitsrelevante Gene identifiziert werden und der erste auf Genomics basierende Entwicklungskandidat wird in diesem Jahr erwartet, fast ein Jahr früher als geplant. Prof. Hartwig: "Wenn dies gelänge, wären wir weltweit die Ersten in der Industrie mit einem Entwicklungs- kandidaten aus diesen Technologien."

      Auch die Bioinformatik-Vereinbarung mit Lion Bioscience AG und die Gründung einer Tochtergesellschaft durch Lion in Cambridge/Mass. - das Lion Bioinformatics Research Institute (LBRI) - , die exklusiv für Bayer tätig ist, erweist sich als erfolgreich. Nach sechs Monaten operativer Tätigkeit hat LBRI 85 Targets geliefert - mehr als ursprünglich vereinbart. Erste Patentanmeldungen sind bereits eingereicht.

      Eine zentrale Disziplin, die Bayer als interne Kernkompetenz aufgebaut hat, ist das Hoch-Durchsatz-Screening. Dank Robotertechnologie, computerisierter Analyse und Auswertsystemen ist heute die magische Grenze von 200.000 Tests pro Tag erreicht. Die Substanzen, die hier geprüft werden, stammen entweder aus der Bayer-eigenen Forschung oder aus Kooperationen mit externen Partnern, die bis 2002 zusätzlich 500.000 Wirkstoffe liefern. Dafür wird zur Zeit Platz geschaffen: Ende des Jahres wird ein neues Substanzlager für sechs Millionen Wirkstoffe eingeweiht.

      "Im Jahr 1999 haben wir in der Bayer-Pharma-Forschung eine Spitzenstellung in den wichtigen Schlüsseltechnologien erreicht. Wichtig ist hier, in allen Bereichen stark zu sein, da jede einzelne zum Gesamterfolg beiträgt", so Pharma-Forschungsleiter Hartwig. Die Strategie, mit führenden Technologiefirmen Kooperationen einzugehen, hat auch die Analysten überzeugt. So heißt es in einem Report von Lehman Brothers, "dass die High-Tech-Plattform von Bayer weltweit zu den besten in der Pharma-Industrie gehört."

      Und der Erfolg kann sich nach Prof. Hartwig sehen lassen: "Die Produktivität konnte gegenüber 1990 - 1995 um 350 Prozent gesteigert werden, wir haben die Planziele in 1998 und 1999 übererfüllt und im Jahr 1999 bereits die Vorstellung von neun Entwicklungskandidaten erreicht."

      Seit 1996 konnte die Forschung 26 potenzielle Medikamente aus allen therapeutischen Feldern in die Entwicklung geben. 80 Prozent dieser Wirkstoffe sind innovative Produkte mit neuen therapeutischen Prinzipien. Dazu zählen u.a. Kandidaten zur Behandlung von Angina Pectoris, Bluthochdruck, Krebs, Hepatitis B, Schlaganfall und Asthma.

      Für die kommenden Jahre sieht Prof. Hartwig die Bayer-Pharma-Forschung gut gerüstet, denn "wir nehmen einen Spitzenrang in allen Schlüsseltechnologien ein, haben eine deutliche Verbesserung von Produktivität und Effizienz erreicht, konnten den Output kontinuierlich um 25-30 Prozent steigern und planen für das Jahr 2000 zehn Entwicklungskandidaten ein, zum ersten Mal eine zweistellige Zahl."
      Avatar
      schrieb am 27.06.00 21:32:02
      Beitrag Nr. 17 ()
      Unerwünschte Nebenwirkungen

      Die Entschlüsselung des menschlichen Erbguts legt die Grundlage für neue Arzneien - und drängt die etablierten Pharma-Riesen in die Defensive

      von Ludger Weß ,Hamburg


      Seine Rede unter den Kronleuchtern des Weißen Hauses dauerte nur zehn Minuten. An der Bedeutung, die Bill Clinton diesem Tag, dem 26. Juni 2000, beimaß, ließ er aber keinen Zweifel. "Heute lernen wir die Sprache, mit der Gott das Leben geschaffen hat", sagte der US-Präsident, der kurzfristig ausgewählte Gäste zu sich geladen hatte, um die vollständige Entschlüsselung des menschlichen Erbguts feierlich zu verkünden. "Es ist der Durchbruch zu einer neuen Ära", pflichtete ihm der britische Premier Tony Blair bei, der per Satellit aus der Downing Street live zugeschaltet war.
      Weltweit sparten Forscher und Politiker nicht mit Superlativen und hochtrabenden Vergleichen. Sie erinnerten an die Mondlandung, an Gutenberg und Galileo. Euphorisch schwärmten sie von den Möglichkeiten, die dieser Meilenstein der Menschheitsgeschichte für die Medizin eröffne.
      "Vielleicht", so Clinton, "werden künftige Generationen mit Krebs nur noch ein Sternzeichen, aber keine Krankheit mehr verbinden."
      Ein Durchbruch und eine Riesenchance für die Biotech-Zwerge, die mit einem Mal den Pharma-Giganten zur Gefahr werden könnten. Die Entschlüsselung des Erbguts könnte die fest gefügten Strukturen in der Pharmabranche schon bald kräftig durcheinander wirbeln. Bislang dominieren etablierte Pharma-Giganten wie Bayer, Pfizer oder Novartis das Geschäft mit der Gesundheit.
      Die zahlreichen Biotech-Unternehmen, die in den vergangenen Jahren rund um den Globus gegründet wurden, durften sich vor allem als deren Zuarbeiter verdingen. Diese Aufgabenteilung wird nun aufgebrochen. Denn sobald es möglich wird, Präparate für bestimmte Patiententypen maßzuschneidern, steigen die Chancen für die Biotech-Zwerge, zu eigenständigen Pillenkonzernen heranzuwachsen.
      Bislang ist es oft reine Glücksache, ob eine Therapie anschlägt oder nicht. So reagieren manche Krebspatienten auf Chemotherapie, andere nicht. Für die einen ist die Dosis angemessen, für die anderen zu hoch.
      Wer nun herausfindet, welche Gene warum im Körper zu Fehlsteuerungen führen, der kann Krankheiten gezielt bekämpfen. Biotech-Firmen wie Incyte (USA) oder Epidauros (Deutschland) entwickeln bereits Diagnosemethoden, mit deren Hilfe jeder Mensch seine Genstruktur im Handumdrehen beim Hausarzt analysieren kann. Genjäger und Celera-Chef Craig Venter träumt bereits davon, dass in wenigen Jahren jeder sein Erbgut - gespeichert auf einer Video-CD - im Schrank stehen hat.
      Noch ist es nicht soweit. Zwar geben die Biotech-Startups heute Tempo und Richtung der Innovationen in der Arzneimittelbranche vor. Noch sind sie aber froh über jede Forschungsallianz, die die großen Pharmakonzerne mit ihnen eingehen. Denn solche Kooperationen bringen Geld, das die Gründer in der Kapital zehrenden Frühphase dringend benötigen. Zudem sind derartige Referenzen vor einem Börsengang Gold wert.

      Emanzipation der Zwerge

      Die Emanzipation der Biotech-Industrie könnte jedoch rascher gehen als vielen Pharmamanagern lieb ist. Bernd Seizinger, Chef der deutschen GPC Biotech AG aus Martinsried, hat in den vergangenen Monaten bereits verstärkt auf Allianzen innerhalb der Biotech-Szene gesetzt. Dadurch will der Unternehmer, der mit seiner jungen Firma vor einigen Wochen an den Neuen Markt gegangen ist, verhindern, "dass die Biotech-Firmen als kleine Planeten um die Sonne der pharmazeutischen Industrie kreisen und immer mehr zu Abhängigen dieser Sonne werden."
      Ein solcher Verbund hat für die Pharmakonzerne durchaus Vorteile. Sie müssen sich nicht mehr um die Koordinierung jedes einzelnen Schrittes kümmern und bekommen komplette Lösungen aus einer Hand geliefert. Der Vorteil für die Biotech-Firmen: Sie können sich als gleichberechtigter Partner präsentieren.
      Immer mehr Gen-Unternehmen beginnen zudem, mit Hochdruck eigene Produkte zu entwickeln. So arbeitet die Münchner Firma GPC unter anderem an einem gentechnisch hergestellten Antibiotikum, Nachbar Medigene an Arzneien zur Linderung von Herz- und Krebserkrankungen. Auch das Hamburger Biotech-Unternehmen Evotec gibt sich längst nicht mehr damit zufrieden, Wirkstofftests für die Pharmaindustrie zu entwickeln. Mit dem Geld, das über den Verkauf der reinen Technologie hereinkommt, will der am Neuen Markt notierte Sequenzier-Spezialist künftig eigenständig Wirkstoffe gegen Alzheimer und Krebs suchen.
      Ihr Vorbild ist der US-Biotech-Konzern Amgen, dem es als erstem gelungen ist, einen Bestseller auf den Markt zu werfen und sich so zu einen unabhängigen Pillen-Hersteller zu wandeln. Mit den Blut bildenden Hormonen Neupogen und Epogen setzt der Shooting Star inzwischen Milliarden um.
      Solch eine Erfolgsgeschichte wird in Zukunft keine Ausnahme mehr bleiben. Denn die Möglichkeit, sich als eigenständiges, kleines Pharmaunternehmen am Markt zu etablieren, wird durch das Voranschreiten der maßgeschneiderten Medizin erheblich leichter.
      Bislang war es üblich, bei einem bestimmten Krankheitsbild ein Medikament zu verschreiben - unabhängig von der Genstruktur des Patienten. Doch das Ende der so genannten Blockbuster-Arzneien, die weltweit bei Millionen von Patienten eingesetzt werden und Milliarden in die Kassen der Pharma-Riesen spülen, ist jetzt - bis auf wenige Ausnahmen
      - nur noch eine Frage der Zeit.
      Künftig wird es möglich sein, Präparate gezielter einzusetzen, die Leiden effektiver zu bekämpfen und Nebenwirkungen auszuschließen. Die US-Zulassungsbebörde FDA arbeitet bereits an Regeln für den Umgang mit solchen Mitteln. Die neuen Medikamente lassen sich schneller und kostengünstiger entwickeln, bringen den Firmen aber auch weniger ein.
      Je präziser die Präparate auf einen bestimmten Gentyp passen, desto geringer die Zahl der Patienten, die für dieses Medikament in Frage kommen. Das heißt: Die Zahl der Arz-neien nimmt zu, der Umsatz je Medikament nimmt ab. Da die Medikamente jedoch weniger Risiken und Nebenwirkungen bergen, lassen sich mit ihnen höhere Preise erzielen.

      Gefahr für die Dinosaurier

      Diese Spezialisierung könnte den Dinosauriern der Branche zum Verhängnis werden, so glauben Experten. Denn sie sind nicht in der Lage, so schnell und flexibel wie die kleinen Biotech-Unternehmen auf den fragmentierten Markt zu reagieren.
      Finden sie keine Antwort auf die Trendwende, entpuppen sich die Verheißungen eines Craig Venter als Falle. Sie riskieren, ihre ohnehin schon gefährdete Führungsrolle in der Arzneimittelentwicklung ganz zu verlieren. "Auf lange Sicht werden sie die Rolle riesiger, globaler Marketingagenturen spielen", prophezeit GPC-Chef Seizinger, ehemals Forschungsmanager beim US-Giganten SmithKline Beecham. Auch Jürgen Drews, langjähriger Forschungsleiter bei Hoffmann-La Roche, befürchtet dass die etablierten Konzerne "zu reinen Entwicklungs- und Verteilungsinstituten" schrumpfen.
      Doch es könnte noch schlimmer kommen: Die Biotech-Zwerge, einst Handlanger, könnten den Branchengiganten schon bald über den Kopf wachsen. Friedrich von Bohlen, Chef der boomenden Heidelberger Bioinformatik-Firma Lion Bioscience, glaubt, dass bis spätestens zum Sommer 2001 ein Traditionskonzern von einem Newcomer geschluckt wird - mit Hilfe der Anleger. Ein Unternehmen wie Amgen ist an der Börse bereits zweieinhalb mal so viel wert wie der deutsche Pharma-Riese Bayer.

      Ausgewählte Unternehmen im Vergleich

      Nettoumsätze in Mrd. Euro
      Bayer 25,2 - Schering 3,7 - Amgen 3,3 - Genentech 1,3 - GPC Biotech 0,004
      Marktkapitalisierung in Mrd. Euro
      Bayer 28,6 - Schering 11,1 - Amgen 73,1 - Genentech 41,8 - GPC Biotech 1,0
      Kosten für Forschung und Entwicklung in Mrd. Euro
      Bayer 2,14 - Schering 0,68 - Amgen 0,81 - Genentech 0,36 - GPC Biotech keine Angaben
      Mitarbeiter
      Bayer 120400 - Schering 22509 - Amgen 6400 - Genentech 3883 - GPC Biotech 80

      Financial Times Deutschland, 27.6.00


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