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    100 Jahre Oktoberrevolution  2556  4 Kommentare Stalin und seine intellektuellen Bewunderer - Seite 3

    Jean-Paul Sartre, der Dramatiker, Philosoph und Hauptvertreter des Existentialismus wird in Wikipedia zu Recht als "Paradefigur der französischen Intellektuellen des 20. Jahrhunderts" bezeichnet. In seinem Aufsatz "Les Communistes et la paix", der 1952 in Fortsetzungen veröffentlicht wurde, leugnete er die Existenz der Gulags in Stalins Sowjetunion. Nach einer Reise in die Sowjetunion 1954 verstieg Sartre sich zu der absurden Behauptung, dass in der UdSSR volle Redefreiheit herrsche. Er und seine Lebensgefährtin Simone de Beauvoir, die durch ihr feministisches Werk "Das andere Geschlecht" zur bekanntesten Intellektuellen Frankreichs wurde, waren glühende Bewunderer von Mao Zedong und priesen die von ihm ausgeübte "revolutionäre Gewalt" als Ausdruck höherer Moral. Sartre bewunderte oder verteidigte alle, die sich irgendwie gegen den Kapitalismus stellten, den Comandante der kubanischen Revolution Che Guevara ebenso wie die deutschen Terroristen von der RAF, die palästinensischen Terroristen, die 1972 in München bei den Olympischen Spielen elf israelische Sportler ermordeten oder den kambodschanischen Diktator Pol Pot, der einen Massenmord am eigenen Volk vollbrachte, dem zwei Millionen Menschen (20 Prozent der Bevölkerung) zum Opfer fielen.

    Dies tat Sartres Bewunderung und Verehrung unter Intellektuellen jedoch ebenso wenig Abbruch, wie etwa die Tatsache, dass Noam Chomsky, der heute bekannteste Linksintellektuelle in den USA, Pol Pots Massenmorde verharmloste oder leugnete. Chomsky meinte, die Zahl der Ermordungen durch Pol Pots Regime beliefe sich bestenfalls auf "einige Tausend", die Berichte über den Genozid seien Ausdruck einer antikommunistischen Hetze und einer überdrehten Medienkampagne, mit der die Amerikaner von ihren eigenen Verbrechen ablenken wollten.

    Die Verharmlosung und Lobpreisungen für den Kommunismus durch Intellektuelle hat Tradition, auch in Deutschland. Es ist nur als Reflex des blinden Hasses auf den Kapitalismus zu verstehen, wenn ein führender Intellektueller wie Lion Feuchtwanger - einer der meistgelesenen deutschsprachigen Autoren des 20. Jahrhunderts -, in seinem 1937 erschienen Reisebericht aus Moskau schreibt: "Man atmet auf, wenn man aus dieser drückenden Atmosphäre einer verfälschten Demokratie und eines heuchlerischen Humanismus in die strenge Luft der Sowjetunion kommt. Hier versteckt man sich nicht hinter mystischen, phrasenhaften Schlagworten, es herrscht vielmehr eine nüchterne Ethik, wirklich ‚more geometrico constructa', und diese ethische Vernunft allein bestimmt den Plan, nach welchem man die Union baut." Und: "Nie wäre bei voller Schimpffreiheit der Aufbau des Sozialismus möglich gewesen." Er schrieb dies unter dem Eindruck der stalinistischen Schauprozesse, die damals in Moskau stattfanden.


    Rainer Zitelmann
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    Dr. Dr. Rainer Zitelmann ist Historiker, Politikwissenschaftler und Soziologe - und zugleich ein erfolgreicher Investor. Er hat zahlreiche Bücher auch zu den Themen Wirtschaft und Finanzen* geschrieben und herausgegeben, viele davon sind in zahlreiche Sprachen übersetzt worden. * Werbelink
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    Verfasst von Rainer Zitelmann
    100 Jahre Oktoberrevolution Stalin und seine intellektuellen Bewunderer - Seite 3 Vor 100 Jahren begann mit der Russischen Oktoberrevolution ein Experiment, das weltweit schätzungsweise 100 Millionen Menschen das Leben kostete - der Kommunismus.

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