Aktienmärkte
Nur Korrektur, oder doch mehr ...!?
Das Jahr begann aussichtsreich mit neuen Höchstständen an den internationalen Aktienindizes. Mit den positiven Erwartungen aus der US-Steuerreform im Rücken schoben sich vor allem die amerikanischen Aktienmärkte wie an der Schnur gezogen immer weiter nach oben. Seit Anfang 2016 zog der Dow Jones ohne größere Rückschläge sukzessive von damals 15.500 auf über 26.600 Punkte davon – eine Performance von sagenhaften 70 Prozent in gerade mal 25 Monaten, aus Euro-Sicht leider nur auf schwacher US-Dollar-Basis.
Der deutsche Aktienmarkt DAX war im Vergleich dazu viel unentschlossener und wankelmütiger. Immerhin langte es bis Ende Januar für ein neues All-Zeit-Hoch bei knapp 13.600. So hätte es weitergehen können, aber plötzlich hat sich da im Karneval ein ungebetener Gast dazwischen gemischt: das Inflationsgespenst.
Die Börsianer nahmen es als Anlass, Anfang Februar auf den Verkaufsknopf zu drücken. Innerhalb weniger Tagen rauschten die Indizes mehr als zehn Prozent ab; die trübe Bilanz: minus 1.700 Punkte vom Höchststand im DAX und minus 3.000 Punkte im Dow. Alle Anfangsgewinne futsch. Die positive Kursentwicklung der ersten Handelswochen fand damit ein jähes Ende. Durchschnaufen ist seitdem angesagt.
Paradoxerweise findet diese Korrektur zu einem Zeitpunkt statt, in dem die globalen Konjunkturdaten so stark sind wie seit langem nicht mehr. Die US-Wirtschaft wächst mit rund drei Prozent, die Eurozone mit einer Rate von 2,5 Prozent, Japan mit zwei Prpzent, und auch in fast allen Schwellenländern haben sich die Wirtschaftsdaten zuletzt kontinuierlich verbessert. Mit anderen Worten: Die Börsenampel steht weiterhin auf grün. Auf der Unternehmensseite sieht es nach wie vor gut aus. Der bisherige Verlauf der Berichtssaison in den USA ist mehr als zufriedenstellend: 80 Prozent der berichtenden Unternehmen haben sowohl die Gewinn- als auch die Umsatzerwartungen übertroffen.
Am Zinsmarkt jedoch werden die Gesichter länger, die Kursverluste größer. Denn die Rendite für zehnjährige US-Treasuries ist seit Mitte Dezember 2017 von 2,35 Prozent auf 2,9 Prozent angestiegen. Auch andere Staatsanleihen verzeichneten in diesem Zeitraum Kursverluste. So ist beispielsweise die Rendite für zehnjährige Bundesanleihen von 0,30 auf fast 0,80 Prozent angestiegen. Diese Entwicklung könnte die Annahme widerspiegeln, dass sich die Zeit der global expansiven Geldpolitik langsam ihrem Ende nähert.
Andererseits sind steigende Renditen fast immer auch ein Indikator auf ein verbessertes wirtschaftliches Umfeld. Statt Angst vor einer weniger expansiven Geldpolitik zu haben, sollte man sich also eigentlich freuen. Denn es ist auch ein Signal dafür, dass die Weltwirtschaft langsam zur Normalität zurückkehrt. Die Zins-Verzerrung nach unten wird aufgehoben, Verwerfungen in der Vermögensallokation werden wieder korrigiert. Da der ein oder andere vielleicht schon gar nicht mehr weiß, wodurch sich diese Normalität auszeichnet, mag diese Übergangsphase der Geldpolitik holprig verlaufen. Schließlich neigen Aktienmärkte zum Überschießen, und mancher Anleger lässt sich mehr von Angst und Gier leiten als von kühler Ratio.
Lesen Sie auch
Sämtliche Notenbankchefs haben jedoch bereits versichert, dass der Normalisierungsprozess der Geldpolitik sehr behutsam vonstatten gehen wird. Die aktuelle Marktkorrektur scheint daher vielleicht ein erster Warnschuss vor den Bug, aber noch nicht der Vorbote einer länger anhaltenden Abwärtsphase zu sein. Durch den Kursrutsch ist die Bewertung der Aktienmärkte auch wieder gesunken. Der S&P 500 ist auf Basis der Gewinnerwartungen für die kommenden zwölf Monate nun mit einem KGV von 17,4 bewertet. Das ist der niedrigste Wert der vergangenen zwölf Monate. Das DAX-KGV liegt sogar nur bei 12,6. Die allgemeine Aussage „Aktien sind (zu) teuer geworden“ stimmt so also nicht mehr. Auch dies sollte dazu beitragen, dass sich der Ausverkauf nicht weiter fortsetzt.