Kupferpreis setzt zum Rebound an
Der Kupferpreis zeigt sich kräftig erholt. Sinkende Lagerbestände in London und ganz kleine Entspannungssignale im US-Handelskrieg gegen China sorgen für gute Laune. Doch das sind nicht die einzigen Gründe.
Rebound vom Jahrestief
Eine Tonne Kupfer kostet an der London Metal Exchange (LME) wieder mehr als 6.000 US-Dollar. Noch in der Vorwoche hatte der Preis ebenso wie der Metallindex LMEX ein Einjahrestief markiert und litt wie viele Metalle unter den Folgen des US-Handelskriegs gegen diverse Staaten, insbesondere aber gegen China. Die Volksrepublik ist bei allen Industriemetallen der größte globale Verbraucher. Nun aber wird ein kleines Zeichen der Entspannung als Erklärung für den jüngsten Kurssprung herangezogen. So wird eine chinesische Delegation Ende August für neue Verhandlungen nach Washington reisen. Man spricht also wieder miteinander. Immerhin!
Dollar und Lagerbestände helfen!
Dies dürfte aber nur ein Randaspekt der aktuellen Bewegung sein. Zum einen ist der Dollar in Folge der neuesten Trump-Attacke gegen die Federal Reserve in die Knie gegangen, zum anderen sind die Lagerbestände in London deutlich gesunken. Offenbar nutzten einige Händler die niedrigen Preise für einen Einkaufsbummel. Nicht zu vergessen ist, dass vor allem Hedge Funds auf fallende Metallpreise gesetzt haben. Nach der neuerlichen Dollar-Stärke könnnten sie Positionen glatt gestellt haben. Insofern spielen hier technische Aspekte sicherlich eine wichtige Rolle.
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Mittelfristig gute Aussichten
Generell rechnen wir mittelfristig mit weit höheren Preisen. Denn das Angebot an Kupfer sinkt kontinuierlich in den nächsten Jahren. Zum einen liegt das an sinkenden Kupfergraden in den Minen (mehr hier). Zum anderen müssen bis zum Jahr 2035 rund 200 Minen mangels Material schließen, wie Analysten vorrechneten. Gleichzeitig steigt die Nachfrage nach Kupfer rasant. Neben der Elektroautoindustrie ist es das Wachstum der Erneuerbaren Energien, dass zu einem höheren Verbrauch des Industriemetalls führt. Ein Beispiel macht dies deutlich: So prognostiziert SolarPower Europe, dass die weltweit neu installierte Kapazität an Photovoltaik-Anlagen von 2018 bis 2022 bei 621,7 Gigawatt liegen werde. Die Kupfermenge, die typischerweise in einer 1-Megawatt-Anlage verwendet wird, beträgt 3,1 bis 4,8 Tonnen. Rechnet man mit einem durchschnittlichen Kupferverbrauch von 4 Tonnen je Megawatt, so entsteht hier eine zusätzliche Nachfrage nach Kupfer von 496.000 Tonnen pro Jahr, wie eine Beispielrechnung des Deutschen Kupferinstituts zeigt. Insgesamt dürften die Effekte aber noch größer sein, da in Zukunft das Silber auf der Solarzelle weitestgehend durch Kupfer substituiert werden könnte. Analysten schätzen, dass bis zum Jahr 2025 allein durch Erneuerbare Energien und Elektroautos das Angebotsdefizit am Kupfermarkt auf rund 5 Mio. Tonnen pro Jahr steigen dürfte.