Nach der Treibjagd
Warum Wirecard jetzt aufholt
Es scheint so, als ob Wirecard in den letzten Wochen vieles richtig gemacht hat. Der steigende Aktienkurs spiegelt das zurückgewonnene Vertrauen der Anleger wider. Ein Überblick.
Die Strategie des Wirecard-Managements wird, nachdem sich die Wogen nach den Sturmangriffen der Financial Times (FT) gelegt haben, immer deutlicher: Mit aller Macht zurück zum operativem Geschäft und positiven Unternehmensmeldungen. Schaut man sich die News aus dem Hause Wirecard und parallel dazu die Kursentwicklung an, darf man vermuten, dass die Strategie zurzeit aufgeht.
So kam heute Aufwind für den Aktienkurs durch eine Unternehmensmeldung, dass Wirecard als Zahlungsdienstleister kleinen und mittleren Händler europaweit eine erweiterte Version seines Online-Shops-Systems SUPR anbietet. In der Pressemitteilung steht, dass das Online-Shop-Produkt derzeit von "rd. 60.000 registrierten Händlern" genutzt werde und monatlich "800 neue Online-Shops" hinzukämen. Als Beispielkunden führt Wirecard die Biermarke Schneider Weiße, den Senf-Hersteller Händlmaier und die Modemarke Lucky Me an. SUPR wurde 2016 von Wirecard übernommen.
Vier Tage zuvor gab Wirecard bekannt, dass es seine digitalen Zahlungsdienstleistungen für skandinavische Einzelhändler erweitert habe. So wurden "chinesische Bezahlmethoden" in das digitale Zahlungssystem von skandinavischen Einzelhändlern integriert. Wirecard baut auf den Trend, dass immer mehr chinesische Staatsbürger in Skandinavien einreisen. Laut einem Reiseveranstalter, der aber erst seit Anfang 2019 mit Wirecard zusammenarbeitet, sei die Anzahl der Besucher aus China in der skandinavischen Region im letzten Jahr um 82 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Außerdem berichtet Wirecard über eine Nielsen-Studie von 2019, aus der hervorginge, dass 93 Prozent der chinesischen Gäste mehr Geld ausgeben würden, wenn das Geschäft mobile Zahlungen akzeptiert.
Den positiven Trend unterstützen zwei Unternehmensmeldungen aus der Vorwoche: Demnach arbeite Wirecard mit dem indischen Staatsunternehmen UTI Infrastructure Technology and Services Limited (UTIITSL) im Bereich physischer und digitaler Ausweise für Steuerzahler und mit dem türkischen Streaming-Dienst BluTV auf dem Feld der digitalen Zahlungslösungen zusammen.
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Nicht zuletzt deuten die Ergebnisse einer aktuellen Oliver Wyman-Studie (1.500 Teilnehmer) zum Thema Mobile Payment darauf hin, dass sich Wirecard auf Geschäftsfeldern mit erhöhtem Potenzial bewegt: So habe sich laut den Strategieberatern von Oliver Wyman die Nutzung von kontaktlosen Bezahlmöglichkeiten in Deutschland zwischen Mitte 2017 und Anfang 2019 verdreifacht. Außerdem seien Bezahlmethoden über das Smartphone in Deutschland in den letzten Monaten "vermehrt angenommen worden". Jeder Vierte habe mindestens einmal mobil bezahlt.
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