Lufthansa macht Abflug in den MDAX
Deutsche Wohnen – wallstreet:online stellt den DAX-Neuling vor
Nach 32 Jahren hat sich die Lufthansa am Freitag aus dem DAX verabschiedet. Die durch die Corona-Krise in Turbulenzen geratene Airline findet sich nun vorerst im MDAX wieder. Den freien Platz unter Deutschlands 30 größten börsennotierten Unternehmen übernimmt ab Montag die Deutsche Wohnen.
Das Unternehmen mit rund 164.000 Wohn- und Gewerbeimmobilien im Bestand gesellt sich zum großen Bruder Vonovia, der schon seit 2015 im DAX gelistet ist. Die Deutsche Wohnen ist stark auf den Berliner Wohnungsmarkt fokussiert, hier besitzt der Konzern 111.000 Wohnungen. Die hohe Nachfrage in der Hauptstadt hat der Deutsche Wohnen zu einer guten Performance verholfen – innerhalb der letzten fünf Jahre hat sich der Preis der Aktie verdoppelt.
Der Aufstieg in den DAX bringt Vorteile für das Unternehmen mit sich, denn das Listing in der ersten Börsenliga bedeutet nicht nur eine höhere Aufmerksamkeit und Prestige. Hinzu kommt: DAX-Indexfonds müssen sich nun mit Papieren der Deutsche Wohnen eindecken.
Allerdings sorgt der im Februar in Berlin eingeführte „Mietendeckel“ für Unsicherheit bei Eigentümern und Mietern zugleich. Das Gesetz legt Obergrenzen für Neuvermietungen fest und reduziert ab November auch Bestandsmieten. Das bekommt auch die Deutsche Wohnen zu spüren. In diesem Jahr rechnet der Konzern mit Mindereinnahmen von neun Millionen Euro, im kommenden Jahr sogar 30 Millionen Euro. Laut Deutsche Wohnen sind rund 30 Prozent ihrer Berliner Wohnungen vom Mietendeckel betroffen.
Im Zuge der emotional geführten Debatte über Mieten und Wohnraum in Berlin hat das Ansehen der Deutsche Wohnen gelitten. 77.000 Menschen haben das Volksbegehren „Deutsche Wohnen & Co. enteignen“ unterschrieben. Trotzdem gab Vorstandschef Michael Zahn im Gespräch mit der Berliner Morgenpost ein klares Bekenntnis für die Hauptstadt ab. "Berlin ist und bleibt unser Kernmarkt", so Zahn. Daran ändere auch der Mietendeckel nichts. "Wir sind gerade dabei, die ersten größeren Neubauprojekte in Berlin zu starten."
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Neben den Wohnimmobilien gehören 89 Pflegeheime mit rund 12.000 Betten zum Konzern. Die Sparte steuerte im vergangenen Jahr rund neun Prozent zum Konzernumsatz bei.
Analyst Harald Schnitzer von der DZ-Bank sieht in seinem neuesten Bericht zwar Chancen durch den Ausbau des Pflegesegments, doch strengere Regulierungen trüben den Ausblick für die Aktie etwas. „Wie sich die Regulierungsmaßnahmen mittelfristig auf die Immobilienbewertung auswirken werden, ist aktuell schwierig abschätzbar.“ Er rät zum Halten und sieht das Kursziel bei 38 Euro.
Die Analysten von Warburg Research stellen in Ihrer Einschätzung zwei Szenarien auf. Sollte die Mietpreisbremse vor Gericht bestehen, dann liegt das Kursziel bei 43,70 Euro. Wird das Gesetz für verfassungswidrig erklärt, rechnet Warburg mit einem Kursziel von 49,80 Euro.
An ihrem ersten Tag im DAX hält sich die Deutsche Wohnen (Tickersymbol: DWNI) stabil um den Preis von 40 Euro.
Autor: Julian Schick, wallstreet:online Zentralredaktion