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    Pro und Contra  39311  0 Kommentare Megatrend Wasserstoff: EU-Investitionen von bis zu 470 Milliarden Euro in den kommenden drei Jahrzehnten

    Das Thema Wasserstoff elektrisiert zahlreiche Börsianer. Jürgen Büttner erklärt im Smart Investor, warum dem so ist, wo die Gefahren schlummern und mit welchen Investments man auf dieses Megathema setzen kann.

    Damit der Rubel rollt, suchen die Akteure an den Börsen stets nach spannenden neuen Themen. Besonders beliebt sind dabei Megatrends, die naturgemäß langfristig strukturelle Verschiebungen bringen. Ist das nächste große Ding gefunden, springt die Verkaufsmaschinerie an. Salopp heißt es dann im Anlegerjargon dazu, dass wieder eine „neue Sau über das Börsenparkett getrieben wird“.

    Ein Mangel an Ideen besteht in dieser Hinsicht momentan nicht. Erwähnt seien zum Beleg nur Schlagwörter wie 5G, Cloud, Cyber-Security, Digitalisierung, E-Commerce, Elektromobilität, Internet of Things und künstliche Intelligenz. Mit dem Wasserstoff stellt in Sachen Anlegerinteresse allerdings ein Megatrend alles andere in den Schatten. Die Nachfrage ist hier so groß wie selten seit dem großen Hype um Technologie, Medien und Telekom zur Jahrtausendwende.

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    Das Segment haussiert

    Wie heiß die Investoren auf Wasserstoffaktien sind, zeigt der Solactive Hydrogen Top Selection Index – denn dieser hat seit Auflage Anfang April von 97,19 auf 164,50 Euro zugelegt. Wie viel Kurskraft in dem Thema steckt, zeigt sich noch eindrucksvoller auf Einzelaktienebene.

    Als Paradebeispiel dafür bietet sich Nikola Corporation an: Handelte das US-Start-Up für E-Autos und Wasserstofflaster doch nur drei Handelstage nach dem Börsenstart am 4. Juni 2020 mit in der Spitze 92,98 US-Dollar um fast 150 Prozent über dem Auftaktkurs von 37,56 US-Dollar.

    Inzwischen hat der Kurs zwar spürbar korrigiert; bei einer Notiz von 45,96 US-Dollar ergibt sich aber immer noch ein Börsenwert von 17,4 Milliarden US-Dollar – eine Menge Geld für ein Unternehmen, das noch Verluste schreibt und laut Analysten 2021 nur einen Umsatz von gut 72 Millionen US-Dollar generiert.

    Bestandsaufnahmen wie diese spiegeln die Hoffnung der Anleger auf eine rosige Zukunft in dem Bereich wider. Auch sonst lautet das Motto in dem Segment allgemein „Klotzen und nicht kleckern“. So schätzt die Investmentbank Morgan Stanley, dass sich die Kosten zum Aufbau ausreichender Kapazitäten zur Herstellung von klimafreundlichem Wasserstoff bis zum Jahr 2050 auf rund 20 Billionen US-Dollar summieren könnten. Der Plan der EU zum Ausbau der Wasserstoffwirtschaft könnte in den nächsten 30 Jahren Investitionen von bis zu 470 Milliarden Euro freisetzen.

    Hohe Wachstumserwartungen

    Viel Fantasie bergen auch die von der Unternehmensberatung Roland Berger in einer Studie genannten Zahlen: Demnach betrug die globale Wasserstoffnachfrage 2015 rund 2.200 Terawattstunden (TWh) des Endenergiebedarfs. Bis 2030 ist laut dem Hydrogen Council ein Anstieg auf rund 3.900 TWh zu erwarten.

    Im Zuge der anschließend an Fahrt gewinnenden Entwicklung hin zu einem Massenmarkt sollen dann 2050 rund 21.700 TWh drin sein – das würde 18 Prozent des globalen Endenergieverbrauchs entsprechen.

    Diese Entwicklung der Wasserstoffnachfrage soll zudem mit einem starken Umsatzwachstum einhergehen. Dazu zitiert Roland Berger erneut das Hydrogen Council, wonach sich das Volumen des globalen Wasserstoff- und Brennstoffzellenmarkts (inkl. Equipment und Anwendungen) 2030 auf rund 125 Milliarden Euro belaufen soll. Das größte Umsatzpotenzial sei dabei auf Ebene der Wasserstoff- und Brennstoffzellenanwendungen zu erwarten. Danach folgen die Herstellung und Infrastruktur, das heißt Lagerung, Transport und Verteilung von Wasserstoff. Langfristig soll der globale Massenmarkt bis 2050 dann sogar eine Marktgröße von bis zu 2,3 Billionen Euro erreichen.

    Stütze bei der Energiewende

    Dabei fallen die Prognosen nicht zuletzt deshalb so optimistisch aus, weil Wasserstoff (chemische Formel: H2) über zahlreiche vorteilhafte Eigenschaften verfügt. Einige davon nennt Michael Salcher, Regionalvorstand Ost bei der KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft:

    Gut zu transportieren, lange speicherbar und die Möglichkeit, ihn klimaneutral zu erzeugen und zu nutzen: Das sind nur einige der erstaunlichen Merkmale von Wasserstoff. Er ist zudem das häufigste Element im Universum, ein äußerst guter Wärmeleiter und verfügt über eine hohe massebezogene Energiedichte.

    All diese Eigenschaften könnten Wasserstoff zu einem zentralen Energieträger für die Energiewende machen, ist sich Salcher sicher.

    In ein ähnliches Horn bläst die EU-Kommission: „Wasserstoff kann als Einsatzstoff, Brennstoff oder Energieträger und -speicher mit zahlreichen Anwendungsmöglichkeiten in der Industrie, im Verkehr, im Energie- und im Gebäudesektor genutzt werden. Vor allem aber verursacht seine Nutzung keine Kohlenstoffdioxid-Emissionen und keine Luftverschmutzung. Er ist daher ein wichtiger Teil der Lösung zur Verwirklichung des Ziels der Klimaneutralität bis 2050.“

    Beim Erreichen der Klimaziele kommt es unter den diversen Wasserstoffarten aber primär auf den sogenannten grünen Wasserstoff an. Dieser wird durch Elektrolyse von Wasser hergestellt, wobei ausschließlich Strom aus erneuerbaren Energien zum Einsatz kommt und die Produktion somit Kohlenstoffdioxid frei erfolgt. Bei grauem Wasserstoff aus thermischer Konversion werden hingegen fossile Energieträger verwendet.

    Herstellung noch zu teuer

    Zum Einsatz kommen kann Wasserstoff als Energieträger und Rohstoff dank seiner positiven Eigenschaften auf vielfältige Weise. Er kann laut Union Investment erstens im Vergleich zu anderen Gasen gespeichert werden, was einen Vorteil gegenüber Strom darstellt, dessen Speicherfähigkeit beschränkt ist. Zweitens lässt er sich transportieren, etwa in bestehenden Gasnetzen, aber auch per Schiff und Lkw. Drittens kann er als Vorleistungsprodukt genutzt werden, zum Beispiel in der chemischen Industrie. Viertens lässt sich Wasserstoff zur Erzeugung von Energie, Treibstoffen und großer Hitze verwenden und fünftens ist er in einer Vielzahl unterschiedlicher Industriebereiche einsetzbar, die bislang primär auf fossile Brennstoffe zurückgreifen.

    Bei allen Chancen und Vorteilen existieren derzeit aber auch noch einige Hürden und Nachteile. Zu den Herausforderungen zählt laut der Landesbank Baden-Württemberg, dass Wasserstoff bislang im Vergleich mit fossilen Brennstoffen teuer in der Herstellung sowie ineffizient in der Anwendung ist. Hinzu kommt eine noch fehlende Infrastruktur (Herstellung, Transport, Speicherung, Betankung), und auch ein ausreichend großer Markt bzw. Nachfrage muss erst noch geschaffen werden.

    Die meisten dieser Probleme lassen sich aber vermutlich mittel- bis langfristig dadurch lösen, dass Wasserstoff zuletzt stark in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt ist. Das dokumentieren etliche nationale Wasserstoffstrategien und internationale Allianzen. Der politische Wille, das Thema voranzutreiben, scheint somit vorhanden zu sein. Außerdem hilft ein steigender Einsatz auch beim Wirtschaftlichkeitsproblem. Geht es nach der Landesbank Baden-Württemberg, könnte erneuerbarer grüner Wasserstoff ab 2030 etwas günstiger sein als fossiles Gas.

    Risikostreuung per Zertifikat

    Bei der Zusammenfassung all dieser Aspekte ergibt sich aus Anlegersicht das Fazit, dass das Segment grundsätzlich interessant ist. Wie bei allen Megatrends muss man sich aber einiger Fallstricke bewusst sein. Einer der wichtigsten ergibt sich aus oftmals hohen Bewertungen – denn das rege Anlegerinteresse an Megatrends treibt die Bewertungen nach oben. Zudem dauert es oft länger als gedacht, bis sich ein Megatrend tatsächlich am Markt durchsetzt. Auf dem Weg dorthin bleibt so mancher neue Hoffnungsträger auf der Strecke.

    Dass zu Megatrends zählende Aktien nicht zu jeder Zeit automatisch auf der Siegerstraße fahren, zeigt auch das Wasserstoffthema. Der Kurs eines prominenten Branchenvertreters wie Nel ASA, eines Herstellers von Wasserstofftankstellen und Elektrolysegeräten, ist jedenfalls von Juli 2006 bis Oktober 2014 von 923,00 auf 0,63 Euro gefallen, nur um sich seit dem Tief wieder zu vervielfachen. Bei anderen Sektorpionieren wie dem Brennstoffzellenproduzententrio Plug Power, Ballard Power Systems und FuelCell Energy sehen die Chartbilder ähnlich aus.

    Die skizzierten Kursverläufe dokumentieren, dass Wasserstoffaktien Geduld beim Investieren verlangen. Sinnvoll erscheint es außerdem, Investments zu streuen – das gelingt mit Fonds, ETFs oder Zertifikaten. Allerdings ist die Auswahl diesbezüglich noch sehr beschränkt. Eine Alternative stellt das HVB-Open-End-Zertifikat auf den Global Hydrogen Index dar, der sich aus bis zu 20 im Bereich der Entwicklung und Produktion von Wasserstoffantrieben, Brennstoffzellen oder Anlagen zur Elektrolyse tätigen Unternehmen zusammensetzt.

    Autor: Jürgen Büttner


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    Verfasst vonNicolas Ebert
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